Kapitel 15

Langsam zog ich mich an der Leiter nach oben. Zu dumm, dass mein Bauch so groß war, dass ich gefühlt eine Ewigkeit dafür brauchte. Gandalf saß auf der Bank und las in einem Buch. „Bist du schon einen Schritt weitergekommen?", forschte ich nach. Er sah auf und trat zu mir hinüber. Mit seiner Hilfe schaffte ich es die Plattform zu betreten. „Tatsächlich wurde es einmal erwähnt, aber nur am Rande. Hier, pass auf: Unter den gewaltigen Schätzen des Herrn von Bruchtal gab es ein Amulett, das die Elben besonders liebten. Ein Amulett, welches, so erzählte man sich, das Licht der Sterne einfangen konnte. Niemand glaubte daran, doch es war sehr lieblich anzusehen und gefiel der Tochter so sehr, dass sie es am Liebsten gar nicht mehr ablegen wollte", las mein Gemahl mir vor. „Wie heißt das Buch?", hakte ich nach und nahm auf der Bank Platz. Gandalf drehte es, so dass ich den Titel lesen konnte. Verlorene Geschichten des Zweiten Zeitalters. So lautete er. „Scheint, als hättest du recht gehabt", lächelte ich. „Vorhin kam übrigens eine Taube und sie hatte einen Brief dabei." Mit diesen Worten holte ich den versiegelten Briefumschlag aus meiner Tasche. Gandalf nahm ihn und öffnete ihn. „Der Brief ist von Legolas", teilte er mir mit, nachdem er den Inhalt kurz überfolgen hatte. „Sie haben nichts über dieses Sternamulett herausgefunden, aber etwas über die Nachtalben. Diese Geschöpfe wurden von Morgoth gefunden und dazu verpflichtet Sauron zu helfen. Nach dessen Niederlage flohen sie nach ... Minas Morgul. Er schreibt, dass er und Gimli dort waren und sie gesehen haben. Sie gleichen den Elben, nur ist ihre Haut leicht gräulich und ihre Augen blutrot. Ihr Haar schneeweiß und sie riechen nach Wald und Blut. Ihre Sprache haben sie nicht verstanden, aber es klang äußerst unschön, was die Nachtalben besprachen." Seine blauen Augen huschten zu mir. „Es gibt sie also wirklich", hauchte ich. Etwas in mir sackte in sich zusammen. Mein Traum fiel mir wieder ein. Hatte ich etwa meine Zukunft gesehen? Bitte nicht. Meine Unterlippe zitterte. Mein Mann legte eine Hand auf meine Wange. „Nienná, Liebling, ich lasse nicht zu, dass sie dir etwas tun", versicherte er mir. „Um mich mache ich mir nicht so viele Sorgen, sondern um unser Kind", wisperte ich und berührte sanft meinen Bauch. Kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen, als ich schon einen Tritt spürte. „Das verstehe ich, Liebling. Legolas wird diesen Brief sicherlich auch zu Aragorn geschickt haben. Vermutlich kommt es zu einer Beratung, wie wir mit dieser neuen Bedrohung umgehen sollen. Bis dahin ruhst du dich einfach aus und ich bin bei dir. Radagast dürfte bald in Bruchtal ankommen", schlug Gandalf vor. „Einverstanden", nickte ich und lehnte mich an ihn.


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