Heute war Silvester. Ich stand extra früh auf und putzte meine Zähne. Dabei dachte ich wieder an Loki. Eine ganze Woche war es schon her....Natürlich hatte ich jeden Tag gehofft, dass er mich besuchen kam, aber bisher war er nicht da gewesen. Es war zu still ohne ihn. Klar, manchmal ging seine schlecht gelaunte Art einem auf den Keks, aber eigentlich war er wirklich lustig.

Natürlich kamen heute zu Silvester meine Großeltern, die seit Weihnachten in Deutschland waren und ein wenig umher fuhren. Meine Mutter freute sich schon auf heute. Selbst hatten wir ein paar Knaller, doch nicht so viele. Meist betrachteten wir nur das Feuerwerk von den anderen.

Adrian und seine Familie gaben jedesmal extrem mit ihren großen Feuerwerk an, doch mich störte das herzlich wenig. Sollten Sie Ihr eigenes Werk machen, solange sie uns nicht direkt nervten.

Ja, ohne Loki war der normale Alltag wieder da und ich musste sagen....so langweilig kam mir mein Leben noch nie vor. Loki hatte mir klar gemacht, dass mein vorheriges Leben wirklich langweilig verlief. Um mich abzulenken malte und las ich sehr viel. Sehr viel. Seit der letzten Woche hatte ich mehr gezeichnet, als dem kompletten letzten Monat. Hauptsächlich Bilder von Loki, Sternen, dem Feuerwerk oder generellem Feuer. Dabei hörte ich öfters Musik. Den Ring hatte ich immer an. Außer ich duschte oder badete.

Ich versuche gerade meine Haare zu kämmen, als ich einen Knall hörte und schnell nach unten lief. Mama hatte einen Topf fallen gelassen. Ich erwischte mich dabei, wie ich hoffte das es Loki gewesen wäre. War er aber nicht. Wie schade. „Alles in Ordnung?" fragte ich und setzte mich. Sie nickte. „Ja, bei Dir auch? Du scheinst die letzten Tage so....traurig." „Bin ich nicht. Es ist nur so....mir ist klar geworden, dass mein Leben total langweilig ist." „Was? Langweilig? Niemals. Wir fahren zwar nicht jeden Tag in den Urlaub, aber trotzdem solltest du dein Leben mögen."

„Ich habe nie gesagt, dass ich mein Leben nicht mag. Ich liebe mein leben! Ich hab nur das Gefühl, ich sollte etwas machen, was nicht jeder macht. Mal wieder Adrenalin spüren." Eigentlich wollte ich darauf hinaus, wieder zu den Pfadfindern zu gehen. Es machte Spaß zu campen und Abzeichen zu sammeln. Es fehlte mir. „Ich weiß was du denkst, aber denk mal selber nach." „Ja, schon klar. Keine Zeit und kein Geld....aber soviel Geld brauchen wir auch nicht." „Ich weiß, Schatz, aber die Schule."

Das stimmte. Ich musste in den letzten Tagen oft Vokabeln lernen, da ich sonst nicht hinterher kam. In der Schulzeit war das noch schlimmer. Loki hatte das alles ein wenig abgedämpft. Ich konnte wirklich nicht sagen, dass ich ihn nicht vermisste. Was er wohl gerade machte? Bestimmt saß er in seiner Zelle und las oder redete mit Thor. Thor. Ich wusste nicht recht, ob ich ihn mögen sollte oder nicht. Einerseits war er wirklich nett und hilfsbereit. Anderseits....war er ziemlich grob und vorschnell. Jedenfalls manchmal.

„Ja, dann geh ich wieder nach oben ", murmelte ich und rannte die Treppen hoch. Irgendwie musste man sich ja ablenken, weshalb ich mein Notizbuch herausholte und meine neuen Stifte ausprobierte. Ich wusste nicht was ich malen sollte, aber am Ende entschieden sich meine Finger Loki zu malen.

Ich vergaß fast alles um mich herum und konzentrierte mich auf mein Kunstwerk. Als es endlich fertig war seufzte ich erleichtert. Das war vielleicht anstrengen Loki zu zeichnen. Ich lehnte mich zurück und betrachtete mein Werk. Konnte sich sehen lassen. Gut, die Nase war ein wenig schief, aber egal. „Bei deinem Talent fühle ich mich sehr geehrt das du mich gemalt hast." Meine Augen wurden groß und Ich drehte mich um. LOKI! Ich stand auf und umarmte ihn. Ja, er war normal groß. „Sieht ganz so aus, als ob du mich vermisst hast ", schmunzelte er.

Ich grinste und sah zu ihm hoch. Er war etwas größer als ich. Aber nur etwas! „Und wie ", gab Ich zu und umarmte ihn gleich nochmal. Er klopfte mir, wie einem kleinen Kind auf den Kopf und lächelte mir zu, als ich mich von ihm löste und wieder setzte. „Ich kann nicht glauben, dass du da bist." Loki nickte. „Ich auch nicht. Der Allvater ist doch sehr stur, was Ausflüge angeht ", überlegte er. „Aber du hast ihn anscheinend überredet." Ich musste lachen. „Was soll man machen? Ich finde man sollte seine Fähigkeiten nutzen ", schmunzelte er.

Ich grinste. „Setzt dich doch ", sagte ich und zeigte auf den Stuhl, auf dem ich vor drei Sekunden noch gesessen hatte. Er setzte sich ohne Umschweife. „Möchtest du was trinken? Jetzt da du normal groß hier bist, könntest du Kakao probieren ", schlug ich vor. „War das nicht diese braune und heiße Flüssigkeit?" „Genau die." Er hob eine Hand und ich konnte den silbernen Ring an einen seiner Finger sehen. „Nun denn, probieren kann man sie ja mal." Ich lief schnell nach unten und kramte Milch heraus. Dann holte ich zwei Tassen und schüttete Kakaopulver herein. Ich stellte beide in die Mikrowelle und wartete kurz.

Zum Schluss packte ich zwei Löffel hinein und war gerade dabei wieder hoch zu laufen. „Kakao? Für zwei?" fragte Mama. Ich blieb abrupt stehen. „Eigentlich hab ich ziemliche Lust Kakao zu trinken und hab mir deshalb zwei Tassen gemacht ", erklärte ich. „Wieso hast du nicht die große Tasse genommen?" „Weiß ich nicht, aber jetzt kann ich es nicht mehr ändern ", trällerte ich und versuchte meine Tür aufzumachen. Ohne Hände die geschlossene Tür aufzubekommen war schwer.

Plötzlich ging die Tür auf und ich stolperte herein. Loki stand da und schloß sie wieder. Zum Glück hatte ich nichts verschüttet. „Puhh, gerade so ", murmelte ich und übergab Loki eine Tasse, dann setzten wir uns auf den Teppich und ich warnte Loki, dass es heiß seih. „Was ist passiert als du in Asgard angekommen bist?" fragte ich und sah ihn gespannt an. Er schlürfte kurz an der Tasse und schluckte. „Möchtest du alles hören?" fragte er und nahm noch einen Schluck. Ich nickte.

„Erzähl schon ", drängte ich. Er verdrehte die Augen. „Wie du möchtest. Nachdem Thor mich grob aus deinem Zimmer gezogen hat und mit mir davon geflogen ist -ich möchte hinzufügen, dass mein Handgelenk immer noch wehtut- hat der Bifröst uns nach Asgard gebracht." „Ich möchte definitiv NICHT von Thor nach Asgard gebracht werden....", berlegte ich. Er schmunzelte. „Nein, dass tut man niemanden an." „Nein, außer vielleicht Adrian ", schmunzelte ich. Loki grinste.

„Dann wäre er auf jeden Fall still." „Aber sowas von. Egal, erzähl weiter ", forderte ich. Loki nippte wieder ganz entspannt an der Tasse. Ich hatte meinen Kakao fast vergessen. „In Ordnung. Thor hat mich darauf zum Palast geflogen." „Mit Mjölnir?" fragte ich und rutschte ein bisschen näher. „Genau. Ich hatte nicht einmal Zeit zum Atmen, Freya. Kaum waren wir da, hat er mich schon wieder gepackt und zu Odin gebracht. Dieser Hohlkopf." „Odin? Wieso musstest du zu Odin?" „Weil ich ihm sagen sollte, was ich so alles gemacht hatte, naja, dass war mir etwas zu blöd." „Etwas? Wahrscheinlich viel zu blöd. Vor allen, diese Frage." „Ja, ich...sagen wir mal so: ich habe den Allvater wütend gemacht. Sehr wütend," Er schmunzelte bei dieser Erinnerung,„ Nun, Thor hat mich in die Zelle gebracht. Ich dachte, ich wäre ihn endlich los, aber er hat sich einfach auf mein Bett gesetzt. Er wollte, dass ich ihm alles erzähle. Als ob ich das machen würde." Ich musste lachen. „Wie sieht es in deiner Zelle denn aus?" „Weiß. Ich besitze ein Bett, einen Tisch und ein Stapel Bücher." „Klingt sehr...langweilig. Was liest du denn so?" Ich nahm endlich wieder einen Schluck.

„Mal dies, mal das. Was Thor mir so bringt." „Das klingt wirklich sehr langweilig." „Derweilen ja, aber weiter in der Erzählung. Thor ist irgendwann gegangen. Anscheinend habe ich ihn aufgeregt. Zu meinem Glück. Niemand hält diesen Idioten ganze fünf Minuten aus. Naja, mehr ist nicht wirklich passiert." „Und wie bist du wieder hier her gekommen?" „Thor. Er hatte Erbarmen und mich auf die Erde gelassen. Sogar in normaler Größe." „Aber dich kann doch niemand sehen, oder?" fragte ich panisch. Er schüttelte den Kopf. „Keine Sorge."

Wir tranken unseren Kakao, dann erzählte ich ihm von Silvester. „Feuerwerk? Das kann ich auch." „Wie jetzt? Du kannst Feuerwerk machen?" „Allerdings. Es ist nur ein großer Kraftaufwand." „Machst du das heute Abend?" „Eventuell ", schmunzelte er.

Ich lachte und nahm die leere Tasse entgegen. Loki so groß war schon was anderes. Naja, ich hatte nur ein wenig mehr Respekt vor ihm. Schnell stellte ich die Tassen in das Waschbecken, in dem schon hunderte von Tellern und Gläsern waren, danach rannte ich wieder hoch und sah auf die Uhr. Es war Mittag. „Wann beginnt denn euer Silvester?" fragte Loki und stand auf. „Also meine Großeltern kommen um sieben, aber Silvester ist erst Mitternacht." „Wieso kommen sie dann so früh?" „Weil wir davor noch essen und Bleigießen. UND ich hoffe Opa hat Tischfeuerwerk mitgebracht." „Interessant. Dürfte ich nachfragen was das ist?" „Siehst du noch. Dauert sonst zu lange."

„So, womit können wir die Zeit verbringen ", murmelte ich und überlegte. Loki ging nachdenklich durch mein Zimmer und blieb am Bücherregal stehen. Er hockte sich hin und las die Buchtitel. „Was ist Harry Potter oder Herr der Ringe?" Entgeistert blickte ich ihn an. „Im ernst? Das sind die bekanntesten Bücher der Welt! Ok, eigentlich weiß ich nicht, ob sie auf der ganzen Welt bekannt sind, aber ich liebe diese Bücher! Oh! Ich hab gerade eine Idee bekommen! Wieso spielen wir nicht irgendein Brettspiel?" schlug ich vor und wedelte mit meinen Armen herum.

„Du scheinst sehr aufgeregt ", stellte Loki fest. „Ich weiß! Keine Ahnung wieso!" trällerte ich. „Ich würde zum Schachspiel nicht nein sagen." „Schach? Keine Ahnung, ob ich es noch kann." „Dann probier es aus." „Okay, dann mach ich mich mal auf die Suche."

Ich sprintete durchs ganze Zimmer und fand es schließlich unter meinen Schreibtisch. Loki beobachtete mich. „Ich hätte dir sagen können wo genau es ist." „Und wieso hast du nicht?" „Du hast nicht gefragt ", schmunzelte er. Ich verdrehte die Augen und baute das Spiel auf dem Teppich auf. Loki zog Herr der Ringe aus meinem Regal und betrachtete es. „Kannst du ruhig nach dem spielen lesen ", sagte ich. „Wieso nicht während des Spielens?" „Wenn du das kannst." Ich zuckte mit den Schultern.

Es stellte sich heraus das Loki um Welten besser in Schach war, sogar mit Buch in der Hand. Ich versuchte mich zu konzentrieren, aber Loki durchschaute einfach alle meine Spielzüge. Als wir dann fertig waren, hatte ich eine schwarze Figur von ihm und er alle meine weißen, außer einen Bauer. Bei ihm standen noch alle, bis auf die eine. „Och man! Wo hast du gelernt so gut Schach zuspielen?" „Und da fragst du noch?" „Stimmt."

„Soll ich es dir beibringen?" fragte er und legte das Buch bei Seite. „Gern. Und wie ist das Buch so?" „Sehr.....komisch. Aber amüsant." Dann erzählte er von ein paar Strategien. Ich horchte gespannt, aber selbst, als er mir alles erzählt hatte konnte ich ihn nicht schlagen, weshalb er lachen musste. „So schwer ist Schach nicht und du bekommst es trotzdem nicht hin." „Ja, ich bin kein Aß -so wie du- in Schach!" Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust, musste dann jedoch auch lachen und konnte nicht mehr aufhören.

Wir bemerkten garnicht, dass es schon fast sieben war und waren natürlich erstaunt als es klingelte und ich schnell runter rannte. Loki folgte mir langsam. Mama machte die Tür auf. Ich sprang gleich in die Arme von Oma. „Ich freu mich auch, aber vielleicht lässt du mich erst los ", lachte sie. Ich grinste und ließ beide eintreten. „So, heute werden wir's den Schneiders schon zeigen, nicht?" fragte Opa und zeigte uns das Feuerwerk. Die Schneiders waren unsere Nachbarn. Das Feuerwerk war tatsächlich mehr als sonst.

„Werden wir ja heute Nacht sehen ", sagte ich und umarmte Opa ebenfalls. Loki stand daneben und begutachtete das Feuerwerk. „So wenig? Bei den Göttern, ihr braucht dringend Verstärkung ", staunte Loki. Ich grinste ihn an. „Ja, dich."

Kurze Zeit später saßen wir am Tisch und Mama fing an zu kochen. Ich und meine Großeltern bereiteten das Bleigießen vor. Mama machte das Radio an. Loki setzte sich auf den Stuhl von Mama. „Das ist Bleigießen. Sieh zu ", flüsterte ich. Oma packte das erste Stückchen Blei auf einen Löffel und hielt es über eine Kerze. Das Blei wurde flüssig. Opa blinzelte mir zu, dann warf Oma es ins kalte Wasser. Das Blei erstarrte.

Das machten wir, bis wir alle vier eins hatten. Ich fragte Loki, ob er auch eins wollte, aber er schüttelte nur den Kopf darüber. „Das ist gefährlich und Gesundheitsschädlich ", erklärte er. „Wissen wir, deshalb machen wir das nur an Silvester." Meine Figur konnte ich nicht einordnen. „Es sieht aus wie eine Ziege." Lachte Oma. „Oder zwei Elefantenzähne ", sagte Opa.

Dann war das Essen fertig. Loki wich schnell vom Stuhl, als Mama sich setzte. Ich schob unauffällig einen Hocker heran, auf diesen konnte er sich setzten. Als Vorspeise gab es Omas leckere Suppe und als Hauptspeise Salat, Pizza und Brötchen. Es war sehr lecker. „Jetzt bekomme ich auch Hunger ", murmelte Loki. Ich stibitzte ein Brötchen und gab es Loki unterm Tisch.

„So! Wie spät?" fragte Opa. Mama sah auf ihre Uhr. „Gleich elf." „Ich sag nur eins:.....Tischfeuerwerk!" rief Oma und kramte es heraus, dann ging ich in Deckung. „Ihr tut so, als würde die Klorolle gleich explodieren ", sagte Loki. Ich zog ihn unter den Tisch. „Tut es auch." „Bereit?" Opa ließ das Feuerwerk los. Es knallte kräftig und die Bonbons flogen durch die ganze Küche. „Nächstes mal, machen wir das draußen ", sagte Mama. „Dann wäre es kein TISCHfeuerwerk mehr ", lachte Oma.

Endlich! Wir zählten den Countdown im Fernseher mit und jubelten fröhlich als es zum neuen Jahr klingelte. „Frohes neues Jahr!" rief ich. „Wenn du meinst, dass es gut wird ", grinste Loki. „Seih nicht so ", lache ich.

„Und jetzt müssen wir die Schneiders besiegen." Opa nahm das Feuerwerk, dann gingen wir raus und sahen zu unseren Nachbarn. Diese zündeten eins nach dem anderen. Adrian grinste mir zu. Ich ignorierte ihn, dann zündete Opa das Feuerwerk. Staunend sah ich nach oben. Die bunten Funken flogen über unsere Köpfe hinweg. Loki sah ebenfalls hoch, doch dann war alles gezündet und die Nachbarn hatten immer noch was. Wie viel Geld die nur für Feuerwerk Ausgaben! „So, jetzt bin ich dran." Loki rieb sich die Hände.

Erstaunt sah ich ihn an, dann sprudelten Funken aus seinen Händen und ich stellte schnell einen alten Feuerwerkskörper unter ihn. Nur damit nicht jeder dachte, es würde einfach aus dem nichts kommen. Dann knallte es und im Himmel explodieren tausende, bunte, glitzernde Kugeln. Der ganze Himmel, über unserem Haus war bedeckt von bunten Lichtern. Die Schneiders hatten nun auch alles gezündet und sahen verwirrt zu uns rüber. Dieses Mal grinste ich Adrian zu.

Das Feuerwerk war das schönste was ich jemals gesehen hatte. „Wow, dass alles kommt aus dieser alten Schatulle?" fragte Opa. Ich nickte schnell, dann staunten alle. Selbst die aus der anderen Straße kamen kurz schauen.

Als Loki fertig war umarmte ich ihn. „Das war das schönste Feuerwerk der Welt." Loki lächelte.

Schon mal frohes neues Jahr! Ich hoffe, dass Kapitel kommt zur rechten Zeit. Bisschen lang das Kapitel, aber ist ja auch das vorletzte. Bei mir kommen jedenfalls gerade die Gäste. Fröhliches Silvester und einen guten Rutsch! Morgen kommt dann das letzte Kapitel und eine Danksagung. ❤️