Eins mit der Natur
Ich begann meine Umgebung zu fixieren und suchten den Garten nach weiteren Tieren ab. Dabei entdeckte ich einen wunderschönen Schmetterling, den ich auch berühren konnte. Er flog direkt zu mir auf die Bank und so konnte ich ihn genau studieren und letztendlich auch aufs Papier bringen. Madam Luna hatte das ganze Schauspiel aus der Entfernung beobachtet und meinte nur: "Du hast wirklich eine Auffassungsgabe. Ich kenne niemanden, der das so genau vermag wie du!". Was für ein Kompliment aus ihrem Mund.
Als nächstes entdeckte ich eine kleine Maus, so eine typische Feldmaus und begann auch diese zu zeichnen. Strich für Strich bannte ich auch sie aufs Papier. Selbst die Barthaare hatte ich original gezeichnet. Ich merkte gar nicht wie schnell dabei die Zeit vergangen war. Vielleicht konnte ich demnächst mal in der Nacht den Mond zeichnen. Doch das erlaubte mir Madame Luna noch nicht, warum sagte sie aber nicht. Ich war natürlich verärgert, fühlte mich wie eine Gefangene. Aber in meiner derzeitigen Situation musste ich mich fügen. Es war ja schließlich zu meinem besten.
Abends bekamen wir Besuch von einer älteren Dame, die mich unbedingt kennenlernen wollte. Wie sich während unseres Gesprächs herausstellte, gehörte sie ebenfalls zu uns, war eine der Obersten unseren Zirkels. Ihr durfte man auch nicht unbedingt widersprechen, denn sie konnte sehr herrisch werden und einen auch mit dem einen oder anderen Zauber bestrafen. Darauf hatte ich erst recht keine Lust. Sie betrachtete meine Handfläche und ich konnte spüren wie sie sich telepathisch mit Madame Luna verständigte.
Emsig kam diese nun zu uns, überzeugte sich ebenfalls von dem Bild, was sich in einer Handfläche widerzuspiegeln schien. Ich konnte noch nicht alles verstehen. Doch es wurde von Tag zu Tag mehr. Es war, als würden wir auf einen ganz bestimmten Tag warten bis sich mein wahres Ich zeigen würde. Endlich war diese komische Sitzung zu Ende und die Alte war genauso schnell verschwunden wie sie erschienen war. "Ich glaube, ich bin in einem falschen Film!" und Madame Luna antwortete mir: "Das ist dein wahres Leben, Kindchen!". Verdammt, ich konnte nichts denken, ohne dass sie es mitbekam.
Auf der anderen Seite konnte ich sie noch immer nicht komplett verstehen. Ihr Zauber war einfach zu mächtig für mich, zumindest jetzt noch. Ich hoffte, dass sich das endlich ändern würde. Dann müsste sie mir Rede und Antwort stehen, ohne Ausflüchte und Ablenkung. Aber wie gesagt, Geduld war bekanntlich nicht meine Stärke. Und die musste ich immer noch haben, entgegen meines derzeitigen Wesens. "Würde ich jemals ein normales Leben mit Sam führen können?", dachte ich und mir wurde recht flau im Magen.
Konnte ich eigentlich jemals wieder normal auf Menschen zugehen oder sah ich hinter jedem Gesicht fortan eine Bedrohung lauern? "Du wirst alles noch lernen!". Man langsam ging mir der Kommentar von Madame Luna richtig auf den Geist, nahm mir vor, ihr es irgendwie heimzuzahlen. Nur daran denken durfte ich nicht, sie würde es ja sofort wissen. Ich vermisste Sam so unsäglich, aber noch immer konnten wir uns nicht sehen. Die Gefahr, die über mir schwebte, war noch immer nicht gebannt. Das erzählte mir dann auch noch meine Freundin Pat, die mich am nächsten Morgen aufsuchte. Sie konnte mir ansehen, wie beschissen ich mich mit all dem zu fühlen schien und nahm mich in den Arm: "Du wirst schon bald wissen, was zu tun ist!" Schon wieder so ein abgedroschener Satz. Ich konnte dies schon nicht mehr hören.
Pat entdeckte meinen Skizzenblock und begann neugierig darin zu blättern. Erstaunt schaute sie sich für Bild für Bild an. Dann stockte sie. Hatte sie da etwas entdeckt, was mir entgangen war? Tatsächlich hatte sich hinter einer de schwarzen Rosen ein kleines Wesen versteckt, was ihr sehr bekannt vorkam. Doch was es war, wollte sie mir noch nicht sagen. Aber Madame Luna musste sich das sofort ansehen. Plötzlich stand sie neben uns und verzog das Gesicht, hatte auch den Eindringling entdeckt.
"Würde mir vielleicht mal jemand erklären, was es hier zu sehen gibt!", sagte ich mürrisch. "Schau dir mal deine Zeichnung genau an, bitte!" Jetzt konnte ich den Eindringlich auch erkennen. Hinter einer der schwarzen Rosen hatte sich ein Spion versteckt. Man musste schon sehr genau hinschauen, um ihn wirklich erkennen zu können. Er hatte die Form eines ganz gewöhnlichen Regenwurm, nur viel größer und er hatte ein Gesicht. Das gab im realen Tierreich nicht wirklich. "Verdammt, wie haben sie dich bloß gefunden?" und Pat zermarterte sich gemeinsam mit Madame Luna das Hirn und jetzt musste schnell gehandelt werden.
Doch Madame Luna und Pat hatten bereits alles gepackt und später im Dunkel Nacht sollte ich zu einer anderen Hexe gebracht werden, ebenfalls einer Verwandten. „Was für eine Aufregung wegen einer Zeichnung!". Doch beim näheren Betrachten entdeckte ich tatsächlich ein fiesen Grinsen im Gesicht dieses Wurms. Das war tatsächlich nicht normal und kam im Tierreich auch nicht wirklich vor. Ich konnte so viel darüber nachsinnen, es würde doch nichts daran ändern, dass ich weiter verstecken musste. Nur warum, das wollte mir noch immer keiner sagen.
Inzwischen war es Nacht und ich wurde mittels Magie außer Landes gebracht. Das ging rasend schnell und wir kamen nach gefühlten fünf Minuten an unserem Reiseziel an: einem alten schäbigen Bauernhof, so dachte ich jedenfalls. Doch das war nur Tarnung. Drinnen wurden wir bereits erwartet. „Ach das ist die junge Dame!", sagte eine dunkle, sehr dunkle, eher düster klingende Frauenstimme, die mir den Schweiß auf die Stirn trieb.
Man stellte sie mir als Madame Sole vor, was so viel hieß wie Sonne. Und so sah sie auch aus. Sie hatte strahlend blaue Augen, die in einem schön geformten Gesicht waren. Ihr langes schwarzes Haar reichte bis weit über die Hüfte. Und in dem Haar befanden sich zahlreiche schwarze Rosen. „Oh, da liebt jemand schwarze Rosen so wie ich!". Gespannt wartete ich auf eine Antwort. „Ja, das tue ich!" und nun wandte sie sich mir ganz zu.
An ihrem rechten Zeigefinger prangte eine Ring in Form einer schwarzen Rose und um ihren schlanken Hals trug sie ein Amulett aus Metall, auf dem ein Rubin auch noch seine rechten Platz fand. An der linken Hand trug sie einen rubinroten Stein, der sich in einer filligranen Ringschiene befand. Ebenfalls an dieser Hand trug seinen Ring, auf dem ebenfalls ein Pentagramm abgebildet war.
Ich stellte fest, dass ich den gleichen Ring trug. Um das rechte Handgelenk trug seine güldene Schlange, deren Augen mit zwei Onyxen besetzt waren. Irgendwie kam mir das bekannt vor. „Ach ja, Madame Luna trug das gleiche um ihr Handgelenk. Noch immer wusste ich nicht, wie ich mich Madame Sole gegenüber benehmen sollte.
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