Damian

Was war das nur zwischen Damian und mir und warum war er immer irgendwie in meiner Nähe? Ich konnte mir noch immer keinen Reim darauf machen und von ihm würde ich so schnell auch nicht den wahren Grund erfahren. Das hatte er mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben. Also, was denn nun? Immer diese Geheimnisse, in denen ich langsam aber sicher zu ersticken schien.

Und was war mit seinem Cousin ersten Grades, der engelsgleich aussah, aber es überhaupt nicht war, von seinem Wesen her so ganz anders. Wenn man ihn anblickte, konnte man sich schon in ihn vergucken. Doch wollte er das auch oder gehörte das zu seiner eigenen Taktik?

Ich jedenfalls war immun gegen seine Annäherungsversuche, dafür sorgte schon Damian. Und langsam brodelte es in meinem Kopf. Doch ich konnte so viel darüber philosophieren. Eine Antwort bekam ich noch immer nicht. Und auch Pat, meine allerbeste Freundin ließ sich nicht in die Karten blicken.

Sie schaute mich an, als wolle sie fragen: "Wie war es mit deinem Liebsten?" und ich hielt ihr nur meine Hand hin, wo sie den Ring sehen konnte, den ich vor aller Augen verbergen musste. Niemand sollte ihn mir vom Finger reißen können. Dafür hatte Damian schon gesorgt.

Immer wieder Damian? Was war das nur? Dieser Hüne von einem Kerl ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, so sehr ich mich auch anstrengte. Wieder spürte ich seine Nähe und er war schon wieder in meinen Gedanken: "Du wirst alles noch erfahren!".

Etwas wurde hier noch mutwillig vor mir zurückgehalten, aber warum? Ich konnte fragen, wen immer ich wollte. Keine meiner Schwestern gab mir bisher eine vernünftige Antwort. Sie versuchten mich immer in eine andere Richtung zu lenken, schickten mir Gedanken von Klein-Raven.

Ja, Klein-Raven, meinem kleinen Neffen, um den ich mich jetzt wieder kümmern sollte. Lilly brauchte viel Kraft für den bevorstehenden Kampf und so hatten wir vereinbart, dass ich abwechselnd mit Pat die Versorgung des kleinen Mannes übernahm. Gut, stillen konnte ich ihn nicht, aber alles vorbereiten und ihn in den Schlaf wiegen.

Wie würde es erst sein, wenn ich mit Sam mal Nachwuchs haben würde? Konnten wir das überhaupt noch oder würde sich unser Leben fortan komplett anders gestalten? Wir wussten es noch immer nicht. Nur eins, wir vertrauten einander und waren ja nun für immer miteinander verbunden. Die Kraft der ewigen Liebe hatte uns vereint.

Und diese ist eine allmächtige Kraft, die man nur schwer überwinden konnte. Selbst mein Großvater wusste das, aber noch immer war weder von ihm noch von seinen gedungenen Schergen etwas zu sehen. Es war ruhige See, zu ruhig für meinen Geschmack.

Irgendwie rechnete ich immer mit dem Schlimmsten, hatte man mich ja inzwischen so gelehrt. Und nun musste ich wieder Zauberformeln üben. Den Part von Lilly übernahm mal wieder Damian. Er war langsam wie mein unsichtbarer Schatten. Und er trieb mich an, zu Höchstleistungen.

Immer wieder ließ er mich bestimmte Dinge aufsagen, allerdings unhörbar für alle anderen. Wir kommunizierten einfach telepathisch. Schon eine tolle Sache, wenn man so eine Gabe hatte. Und Damian war es dann auch, der uns nach außen hin abschirmte, wie auch immer das von statten ging.

So konnte keiner in unsere Gedanken eindringen und irgendwelche Formeln, Zaubersprüche entwenden. Damian hatte wirklich an alles gedacht. Er musste schon eine ganze Weile länger seine Fähigkeiten haben, konnte sie so perfekt nutzen, schlich sich in meine Gedanken, wann immer er Lust dazu hatte.

Nur warum sagte er nicht endlich, welche Aufgabe ihm anvertraut worden war? Ich war ganz schön ungeduldig und wurde auch recht mürrisch. Und wieder auf seine ruhige monotone Art:

"Du wirst alles noch erfahren, aber nicht hier und auch nicht jetzt!"

Verflixt noch mal, oh nein, ich sollte vielleicht doch nicht unbedingt fluchen und schon gar nicht in Gegenwart eines Säuglings. Aber dieser Kerl brachte mich derart aus dem Konzept...Nun versuchte ich meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, um mich selbst wieder zur Ordnung zu rufen.

Ich erinnerte mich daran, wie ich ständig Streit mit meiner Mutter hatte, weil ich nicht die Kleidung anziehen wollte, die sie mir rausgelegt hatte. Ich war schon störrisches Kind, sicherlich kamen da schon meine ersten Fähigkeiten an die Oberfläche und meine Mutter versuchte sie einfach verschwinden zu lassen, was nur bedingt gelang, wie man ja inzwischen weiß.

Dann sah ich vor meinem geistigen Auge meinen Bruder, der ein Lächeln im Gesicht hatte. Dann kamen Geistesblitze, die ich nicht unbedingt einordnen konnte. Doch wen sollte ich danach fragen. Damian, ganz sicher nicht. Doch diese Erinnerungsfetzen quälten mich auf eine morbide Weise.

So sah ich die letzten Minuten des Lebens meines Bruders. Wie schrecklich musste er gelitten haben. Doch warum musste ich das jetzt ertragen und wer schickte mir diese Bilder, um die ich nicht wirklich gebeten habe?

Und wieder war er da, Damian...mein Schatten. Langsam musste ich glauben, dass er ein weiterer Gefährte von mir war, nur eben dieses Mal kein Tier. Was ich allerdings noch nicht wissen konnte, er hatte auch die Fähigkeit zu einem Tier zu werden. Nur zu welchem hatte ich bisher noch nicht sehen dürfen.

Aber ich erinnerte mich an seine glühenden Augen und bekam diese nicht mehr aus meinem Kopf heraus. Alles hatte irgendwie Sinn, doch welchen, erschloss sich mir noch immer nicht. Und ich sollte wohl noch eine ganze Weile darauf warten müssen.

Klein-Raven lag friedlich in seinem Bettchen und meine Freundin Pat bewachte seinen Schlaf. Ich blickte zur ihr und schaute nun auch auf den Kleinen. Es kam mir so vor, als wäre er schon wieder ein Stück gewachsen. Wie war das denn möglich? Hatte das etwa alles mit seinen Eltern zu tun?'

Dass er etwas ganz besonderes war, wusste ich seit er auf der Welt war. Nur wie besonders würde sich schon bald zeigen. Ich sah wieder ein paar Fetzen eines Kampfes und es fühlte sich so an, als würde dies noch kommen.

Ich konnte in Zukunft blicken, ohne große Anstrengung. Das war mir bisher nicht vergönnt gewesen. Bildeten sich meine Fähigkeiten etwa auch noch weiter heraus? Ich hatte so viele Fragen und keine Antworten. Aber ich wollte allein dahinterkommen, einfach durch Logik.

In meinem Kopf arbeitete es auf Hochtouren., Meine Gedankenblitze schossen durch die Luft und einer war mal wieder auf Empfang. Der, den ich mittlerweile meinen "persönlichen Schatten" nannte. Und er ließ sich das auch gefallen. Also ist wohl auch so.

Ich fand diese Nacht nicht wirklich schnell in den Schlaf. Stattdessen ging ich wieder auf Deck und schaute in den Sternenhimmel. Doch ich war nicht allein, spürte jemanden ganz in meiner Nähe.

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