Five

Five:
das Angebot, mir meine Zukunft zu verbauen

Ich bemerkte, wie ich langsam wieder zu Bewusstsein kam. Nur das mir schwindlig war, war mir direkt klar – noch bevor ich meine Augen öffnete. Es war das Gefühl, als würde sich alles sogar mit geschlossenen Lidern drehen.

„Wann wacht sie auf, Alice?", ertönte ohne Zweifel Jaspers Stimme im nächsten Moment.

>Jasper? Alice? Was machen sie hier?

„In ein paar Sekunden wird sie die Augen aufschlagen." Alice seufzte unverkennbar. „Sie kann uns bereits hören." Ich zuckte zusammen als man meine Hand ergriff, sie mit einer anderen verschränkte. „Nur ob das gut ist, weiß ich nicht."

Es war nicht gut, dass ich hören konnte?

Nach sieben Sekunden des gespannten Schweigens schlug ich langsam die Augen auf, kniff sie aber mehrfach wieder zusammen, weil es so hell war. Mir starrten Alice und Jasper entgegen, nachdem ich mich an die Helligkeit allmählich etwas gewöhnt hatte. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass sie hier waren.

„Hey", meinte ich mit einer etwas kratzigen Stimme und bekam sogleich ein Glas Wasser gereicht.

„Na, Kleine, wie geht's dir?", fragte Jasper, legte seinen Kopf schief.

„Ganz okay?" Ich verzog meine Miene. „Nur mein Kopf, er-", ich wollte ihn berühren, doch fassten nur an einen dicken Verband.

„Ja, wissen wir", meinte Alice nickend. „Ginny, mach langsam", bat sie im nächsten Moment als sie mir beim Hinsetzen helfen wollte. „Du hast Verbrennungen erlitten."

„Sind die anderen auch hier?", lenkte ich ab.

Jasper schüttelte den Kopf. „Sie konnten leider nicht alle kommen. Nur wir beide und Carlisle und Esme sind hier." Ich seufzte. „Hier ist gutes Wetter, verstehst du?" Ich nickte leicht.

„Ihr müsst euch verstecken", sagte ich.

Alice seufzte, strich mir übers Gesicht und sah weg. „Mach dir darum keine Sorgen, Ginny. Wichtig ist, dass du wieder gesund wirst."

„Wie lange seid ihr schon hier?"

Jasper seufzte, verschränkte seine Arme vor der Brust. „Wir sind so schnell gekommen, wie wir nur konnten", sagte er mir. „Doch da warst du bereits im OP."

„OP?", fragte ich verwirrt, zog leicht meine Brauen zusammen. „Aneurysma?", scherzte ich.

„Ja... nein", meinte Jasper zögerlich und zeigte mit einem Kopfnicken in Richtung meines rechten Fußes.

Ich seufzte, wollte dann auf meinen Fuß blicken. Doch stattdessen klappte mir meine Kinnlade hinunter und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

„Was ist passiert?", fragte ich leise, starrte meinen Fuß an.

Das konnte einfach nicht sein. Nein. Er tat gar nicht weh. Nix. Und das obwohl er hätte schmerzen sollen bis zum Abwinken.

„Naja, man hatte es uns so erklärt", seufzte Jasper, massierte sich kurz die Nasenwurzel. „Die Überwachunskameras ergaben, dass ein paar Männer den Flughafen in Gewahrsam nehmen wollten. Später warst du irgendwie mit drei von ihnen dort unterwegs und dann brach die Verbindung der Kameras. Das nächste was man weiß, ist, das alle herauskamen, nur du nicht."

„Und das Feuer ausbrach", sah Alice wieder auf. „Du hast bei dieser Dummheit deinen Fuß verloren", sagte sie. „Also mach das nie wieder", schüttelte sie ihren Kopf als mir Tränen übers Gesicht liefen. „Man bekam dich nur mit Mühe über die Runden. Du wärst im Krankenwagen fast verblutet, also lass es, demnächst nochmal Dummheiten anzustellen."

„Heißt das, ich habe jetzt mein Leben lang nur noch einen Fuß?", fragte ich frustriert und schniefend.

„Du bekommst eine Prothese", korrigierte Jasper mich. „Glaub mir, so würden wir dich doch nie rumlaufen lassen."

Ich ließ mich mit Karacho wieder in die Kissen sinken. Nur mein Kopf bereute dies gleich wieder, weswegen ich die Brauen zusammenzog. Ich schlug danach Alices Hand weg, wischte mir selbst die Tränen ab als es leise klopfte.

„Das wird ja immer besser", seufzte ich. „Erst als Kind erleide ich Amnesie und nun nochmal das und einen Fuß weniger."

„Du weißt das Carlisle damals sagte, dein Kopf verdrängt die Ereignisse nur, die dir zugestoßen sind. Mit etwas Glück würden sie wiederkommen", sagte Alice vorsichtig.

„Und wie viel Zeit ist seitdem vergangen?", sah ich auf als Mum nähertrat. „Sechzehn verdammte Jahre", beschwerte ich mich und prustete die Luft aus meinen Lungen.

>Das werden lange Tage!

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Die Tage vergingen – und mir ging es von Tag zu Tag besser. Anscheinend hatte ich nur eine Platzwunde am Kopf gehabt. Wenigstens eine Sache, die nicht ganz so schlimm war. Das einzige, was nicht nur für mich, sondern auch für die Ärzte, ein Rätsel blieb, waren meine Verbrennung. Ich hatte mir die äußerste Hautschicht leicht angekokelt, wenn man's so nahm. Mehr war nicht. Und diese war nach ein paar Tagen ruhig am Verheilen. Ich hatte eine Creme, die ich viermal täglich benutzte, das war's aber auch schon.

Nur wieso hatte ich bei all dem Feuer nur leicht Verbrennungen?

Als ich meine Prothese bekam, war ich zunächst etwas skeptisch. Sollten die Wunden nicht lieber erstmal verheilen? Der Arzt meinte, das sei völlig in Ordnung, wenn ich die Prothese schon jetzt bekäme und so übte ich von Tag zu Tag mehr damit zu laufen. Aber ich blieb trotzdem skeptisch und in meinem Rollstuhl. Ich ging nämlich lieber auf Nummer Sicher.

Als ich das erste Mal wieder duschen gewesen war, ohne Mums Hilfe zu beanspruchen, und in mein Zimmer zurückkam seufzte ich, fuhr mir mit einer Hand mit Handtuch durchs Haar und rollte mit der anderen Hand durch den Raum.

Seufzend band ich mir das Handtuch aufm Kopf fest, ehe ich ihn hob und die Augenbrauen zusammenzog, sobald ich den Brief auf dem Tisch entdeckte. Hatte Jasper mir vorhin noch was dagelassen, als er wegging?

Ich rollte zum Tisch vor, ergriff ihn und drehte ihn stirnrunzelnd, um mir alle Seiten davon anzugucken. Es gab keinen Absender. Hä?

Sehr geehrte Miss Cullen,

Wir hoffen, ihre Genesung geht schnell vorüber. Denn wir würden uns sehr freuen, wenn Sie bei uns anfangen würden, zu arbeiten.

„Aha", machte ich skeptisch.

Wir sind Teil einer speziellen Organisation, die sich die Strategische Heimat Interventions, Einsatz & Logistik Division, kurz genannt SHIELD nennt. Wenn sie das Angebot annehmen, rufen sie unter der folgenden Nummer an und geben uns Bescheid. Sie haben eine Woche Zeit um es sich zu überlegen.

Mit freundlichen Grüßen
M.Hill

„Soll das ein Witz sein?"

Ich schaute nochmal in den Briefumschlag, schüttelte ihn danach auf dem Tisch aus. Darin befand sich noch eine Visitenkarte mit einer Nummer. Nur die Nummer und ein M.Hill – mehr nicht.

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Datum der Veröffentlichung: 17.06.2019 17:33 Uhr

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