Vorahnungen
Ich wollte ihn später darauf ansprechen, eine Möglichkeit das aufzunehmen hatten wir ja leider nicht. Aber ich war nicht der Einzige, der das zu hören bekommen hatte. Somit konnte er es auch nicht abstreiten, obwohl er konnte ja auch einfach etwas von sich gegeben haben, wovon er in Wirklichkeit keine Ahnung hatte.
Wir wussten es nicht und wenn ihr nachher nicht fragen, würden wir wohl auch nie davon erfahren, ob er etwas weiß oder nicht.
Schon ein wenig wirr im Kopf machte einem das schon. Der Alte nicht da, wer weiß auf der Welt unterwegs, als alter Mann, als Kind...als keine Ahnung was auch immer.
Wir, genauso schlau wie vor Wochen...als das ganze Drama richtig los ging, obwohl wie lange geht das Ganze hier eigentlich nun schon?
Jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Da kann man mal sehen, wie wichtig eigentlich ein Kalender war, eine Uhr, genaue Uhrzeit...
Nichts mehr war mehr so wie vor meinem Ausbruch zu dieser eigentlichen Weltreise, die nun schon lange keine mehr war. Wohl eher nur ein wahr gewordener fieser Albtraum, aber so einer von der schlimmsten Sorte.
Und was machten wir nun...warteten auf das ganze Verderben. Jeden Tag wurde irgendwas heftiger...Mal war es der Wind und mal war es der Regen, der dann ganz plötzlich umschlug und uns Eiskristalle an die Fenster zauberte.
Das Wetter war vollends aus der Bahn geraten. Und wir waren ein kleiner Haufen, die dem immer noch trotzten. Andere Menschen in unserer Umgebung hatten wir nicht mehr gesehen seit keine Ahnung wie viel Tagen...außer natürlich James, der als Letzter zu unser Gruppe stieß.
Die beiden Kleinsten mussten auch so schnell erwachsen werden, dass es uns schon leid tat. Sie hatten nicht mehr die Möglichkeit, draußen zu spielen – ohne über die vielen toten Tiere zu stolpern. Es war schon ein widerlicher Höllenschlund, der sich aufgetan hatte. Hoffentlich wurde der schnellstens wieder verschlossen und dann für immer.
Aber was ich einfach noch viel wichtiger fand: der ganze Müll und Schmodder musste ja erst einmal nach oben geschleudert werden, damit es endlich wieder klares Wasser geben konnte und nicht mehr solch eine widerlich stinkende Brühe.
Dazu benötigte man aber ein richtig heftiges Unwetter, was nicht alle Menschen überleben werden.
Da war die natürliche Auslese, die solche Katastrophen einfach mit sich brachte. Alte, Schwache und Kranke, die erwischte es meist, da konnten sie noch so lange gekämpft haben. Doch wir wollten das alles überleben, komme was da wolle. Eiserner Wille gegen Naturgesetze. Konnten wir das wirklich überstehen, und zwar alle ausnahmslos?
Das würde sich in den nächsten Stunden zeigen, wie unser gemeinsamer Kampf aussehen würde und ob es wirklich eine Zukunft für alle von uns geben würde.
Wie würde unsere Welt, unsere geliebte Mutter Erde dann aussehen? So wie in einem der schlimmsten Endzeitgeschichten a la Hollywood oder doch ganz anders, so wie es eben noch keiner von uns erlebt hatte, mit Ausnahme von Doris und den Seebären sowie Phylis.
Sie spürte jede Veränderungen in ihren Knochen und konnte uns genau sagen, dass bald der Tag X kommen würde, an dem sich wirklich alles entscheidet.
Und dieser Tag X war nun heute. Schlimm, hatte sie doch solche Vorahnungen. Man hatte zu tun, sie doch ein wenig zu beruhigen, war hier Herz doch geschwächt. Auch wenn sie es nur ungern zugab, sie brauchte keine Aufregung mehr, nur endlich Ruhe und Erholung.
Nur wie würde die wohl aussehen? Doris war die Ruhe und selbst. Was gäbe ich drum, so eine ausgeglichene Person wie sie zu sein und James erst noch. Den schien ja wohl nur eins zu interessieren. Wie schnell er denn, wo auch immer schlafen konnte.
Und noch immer lag er zusammengerollt wie ein Säugling auf seiner Schlafstatt. Wieder brabbelte er unverständliches Zeug. Es würde nicht mehr lange dauern, sagte Doris. Woher konnte sie das denn nun wissen. Die Lösung war eigentlich ganz einfach. Wir mussten einfach alles, was James von sich gab aufschreiben und rückwärts lesen. Manchmal liegt die Lösung doch direkt vor einem.
Aus diesem ganzen Kauderwelsch erfuhren wir nun also, dass das Chaos bald los gehen würde.
Der Höllenschlund war geöffnet und konnte erst wieder geschlossen werden, wenn jeglicher stinkender Morrast daraus verschwunden war.
So etwas ähnliches hatten wir uns ja bereits gedacht. Aber wer sollte das denn kontrollieren?
Wir mussten uns einfach auf unser Gefühl verlassen können, dass es wieder aufwärts geht und darauf, dass James irgendwelche Eingebungen haben würde.
Schwierig war die Situation. Doch im Gegensatz zu anderen hatten wir immer ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und auch zu trinken, saubere Kleidung. Außerdem hatten wir es warm und gesund waren wir auch.
Wir mussten nicht um Umherirren, auf der Suche nach Hilfe oder Ähnlichem.
Und noch hatten wir uns alle so im Griff, dass wir uns ertragen konnten. Immerhin waren wir alle grundverschieden, mussten uns aber unterordnen und einer Gemeinschaft anschließen, die inzwischen sehr zusammen gewachsen war.
Wenn ich mir überlege, dass ich eigentlich auf der Flucht vor Menschen war und irgendwie in dieses Abenteuer hineingezogen worden war, schon ganz schön heftig.
Wie lange konnte ich es noch ertragen, von so vielen Menschen umgeben zu sein? Nichts von meinen Freunden oder Familie zu wissen. Wie sollte ich sie bloß kontaktieren? Keine Ahnung.
Hoffte, dass endlich alles bald überstanden war. Und vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm.
Diese Annahme war natürlich vollkommen falsch, wie sich bereits wenige Minuten später zeigen sollte.
Die Natur hat halt eben ihre eigenen Gesetze, wie sie mit solchen Dingen verfährt. Man denke nur an die Plagen.
Diese Spannung war kaum zu ertragen.
Immer den Rucksack griffbereit, auf alles gefasst. Wie konnte das denn noch lange aushalten? Aber hatten wir denn eine Wahl? Ich denke, nicht wirklich. Claas und Morton hatten es gewagt mal kurz vor die Tür zu gehen, waren aber schneller wieder da als ich dachte. Sie berichteten, dass der Himmel immer dunkler wurde und ein Getöse draußen sei, dass man denken könnte, ganz viele Panzer würden gleich den gesamten Ort überrollen.
Das Grollen wurde immer stärker und es war wirklich ein ohrenbetörender Lärm, der fast nicht mehr auszuhalten war. Hoffentlich würden das die Fenster aushalten?
Zwar waren sie doppelt gesichert von innen und außen, doch würde es wirklich reichen?
Wir mussten darauf vertrauen, dass wir sie gut genug abgesichert hatten.
Denn jetzt war es eh zu spät noch etwas z u unternehmen, um unsere Sicherheit zu verbessern.
Doris und die Kids hatten gerade begonnen wieder eines ihrer Spiele zu veranstalten. Sie tat wirklich alles damit die beiden immer genug Ablenkung hatten. Doch sie waren auch nicht dumm, hatten schon längst mitbekommen was los ist und sich ihre eigene Meinung darüber gebildet, nur eben spielerisch.
Die Altere der beiden wollte endlich mal wieder mit ihrer Mutter sprechen, was leider nicht mehr möglich war. Sie musste sich an uns halten und auf die Erfahrung der Erwachsenen vertrauen."Es wird schon alles gut werden!", sagte ich zu, ob sie das glaubte, keine Ahnung.
Ich selbst, eigentlich ein Einzelgänger, der auf der Flucht vor der Realität war, saß hier fest mit jeder Mengen Menschen, die auf mich zählten...und nicht nur auf mich.
Das Grollen kam immer näher und die Donnerschläge wurden immer heftiger. Bloß gut, dass wir unsere Ohrstöpsel hatten, die wir hier im Haus gefunden hatten.
Der eigentliche Hausherr hatte einen ganzen Vorrat davon, so dass jeder sich davon bedienen konnte und somit sein Gehör geschützt war.
Dieses Haus zu finden war echt ein Glücksgriff. Alles vorhanden, was man zum Überleben brauchte. Und bisher konnten wir die Lebensmittel und Konserven auch zu uns nehmen. Keine Schäden an den Dosen festgestellt.
Selbst jede Menge Brot war scheibenweise eingeforen worden und auch der Belag dazu.
Als hätte wirklich jemand die Anweisung hierzu gegeben, alles für uns vorzubereiten. Doch das konnte ja niemand wissen.
Es sei denn der Alte hatte mal wieder seine Finger mit im Spiel. Wer weiß wo er schon wieder umher streunte, waren mittlerweile immer darauf gefasst, dass er bei uns plötzlich vor der Tür stehen würde.
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