Neue Unterkunft
„Vielleicht sollten wir endlich mit offenen Karten spielen und nicht nur aus Eitelkeit vielleicht die anderen noch in Gefahr bringen!", sagte Morton und in seiner Ansage schwang eine leichte Scham mit.
Wir schauten uns alle drei an und nickten. Somit war klar, dass ab sofort offener über alles geredet werden musste. Schließlich waren wir die jüngeren Männer, die zusammen mit James eine gewisse Verantwortung für alle hier hatten.
Und der schlief noch immer den Schlaf der Gerechten. Wer weiß wie lange er das schon nicht mehr gekonnt hatte.Doch wir sollten ihn auch nicht zu lange schonen, brauchten schließlich auch seine Hilfe, um das tun zu können, was wir vor hatten. Morton und Claas sagten mir nur, dass unten im Keller alles in Ordnung war. Kein Leck, kein Eindringling...nichts und auch alle Vorräte waren noch ordnungsgemäß verstaut.
Auch unser Reservebenzin noch genug da, nur irgendwann wären auch die letzten Reste aufgebraucht. Für diesen Tag brauchten wir definitiv noch eine Alternative.
Noch war es möglich, uns noch einen anderen Unterschlupf zu besorgen, wenn wir schnell handelten. Doch darüber mussten wir auch mit den alten Seebären reden.Sie waren hier zuhause und kannten den Ort wie ihre Westentasche. Sicher würden sie uns anhören und vielleicht auch alle in Frage stellen oder ihnen geht es ähnlich und sie sind dergleichen Meinung wie wir.
Noch hatten wir Zeit...nur wie lange noch, wusste keiner und ob es klug war, dass was wir vor hatten...
Keiner wusste es, aber es war eine Alternative...Man wollte einfach auf alles vorbereitet sein und ich war sowieso jemand, der eigentlich lieber ein kleines Ass im Ärmel hatte, als jemand der ins kalte Wasser geworfen wurde.
Ein klein wenig Planung, so lange es noch möglich war...
Was war daran denn falsch, meine Überlebensinstinkte waren geweckt und wohl nicht nur meine. Denn ich konnte sehen, wie sehr es in den Köpfen von Claas und Morton zu arbeiten schien. Man konnte förmlich den Rauch riechen, vom vielen Denken der beiden.
Was war es nur, was mich gerade so antrieb, keine Ahnung...keine Erklärung. Nur es war jetzt so...
Inzwischen hatten wir alle jegliches Zeitgefühl verloren, Uhren gingen ja schon längst nicht mehr, Strom ging nur stundenweise und in dieser Zeit versuchten wir unsere Handys zu laden, was eigentlich zwecklos war. Sie funktionierten ja doch nicht, schließlich war das komplette Netz zusammengebrochen.
Aber irgendwie hofften wir noch auf ein Wunder, damit wir jemanden von außerhalb erreichen konnten. Wollten doch eigentlich nur wissen, ob es überall so war oder nur hier.
Doch vergebens. Keine Verbindung möglich, waren auf uns allein gestellte, mussten eben das Beste daraus machen, aus dieser Situation, dem Ganzen hier.
Bloß gut, dass unsere Maschinen noch funktionierten. So konnte wenigstens das wichtigste noch gewaschen werden. Wenn das nicht mehr funktionieren würde, keine Ahnung...
Wir hatten außerdem für alle Fälle noch eine Alternative geschaffen und eine handbetriebene Maschine für die Kleinwäsche gebaut. Besser das waren Claas und Morton, ja sie waren Tüftler durch und durch. Das war echt ein großer Gewinn. Auch konnten wir noch immer wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag zu uns nehmen. Das war wichtig, damit wir bei Kräften blieben und auch unsere Medikamente würden noch eine Weile reichen.
Wir hatten echt Glück, bei den alten Seebären Unterschlupf gefunden zu haben. Ihre Erfahrung war jetzt unser Überleben. Und trotzdem konnte man merken, dass auch sie mit der Situation langsam aber sicher überfordert waren.
Sie hatten sich auf einen ruhigen Lebensabend gefreut und was bekamen sie...
ein Haus voller fremder Menschen, die unterschiedlicher einfach nicht sein konnten.
Aber ihre Erziehung verbot es ihnen, irgendjemanden wegzuschicken. Sie wollten helfen und hatten ein großes Herz.
Ob wir ihnen das jemals genug danken konnten... Wer wusste schon , was morgen war...was in ein paar Stunden sein würde?
Keiner von uns war ein Hellseher, obwohl so ganz richtig war das wohl doch nicht... Nein, wir reden jetzt hier nicht gerade von mir, sondern von jemanden, den wir völlig falsch eingeschätzt hatten.
Aber so kann man sich manchmal täuschen, wie wir jetzt gerade eines Besseren belehrt wurden.
Endlich waren alle wieder wach und nach und nach begannen wir mit unserem normalen Tagesablauf.
Zumindest war das für die Kleinsten sehr wichtig, auch wenn wir schon lange keine funktionierende Uhr mehr hatten.
Nachdem alle fertig mit ihrer Morgentoilette waren, versammelten wir uns an dem großen Esstisch zu einem gemeinsamen Frühstück. Es war eigentlich ein ganz normales gemeinsames Einnehmen der Mahlzeit und nichts deutete darauf hin, dass sich bald etwas an unserer Situation ändern würde...
Plötzlich sprang James auf und meinte, dass er uns dringend etwas erzählen müsse.Da wir nicht wussten, um was es ging, beschlossen wir mit ihm in einen anderen Raum zu gehen, damit die Kleinsten nicht gleich alles mitbekämen.
Er erzählte uns davon, dass er einen Traum hatte, wir waren alle auf der Flucht, konnten uns aber vor dem Unwetter in Sicherheit bringen. Dann erzählte er noch von einer Werkstatt und einem großen Haus.
James konnte uns genau beschreiben, wo dieses Haus war, wie es von innen aussah, in welchem Zustand es sich befand.
Das war schon sehr merkwürdig und wir holten nun Thiess und Matthis hinzu.
Gemeinsam beschlossen wir, der Sache auf den Grund zu gehen und den Zustand des Hauses zu erkunden. Bisher hatten wir immer noch Glück, konnten kurze Zeit das Haus verlassen. James, der nicht von hier war, konnten uns genau den Weg beschreiben. Doch wie war das denn möglich?
Keine wirkliche Erklärung dafür...
Endlich dort angekommen, betraten Claas, Morton, James und auch Thiess, der mitgekommen war, das Anwesen. Es war verlassen, aber alles war in dem Zustand, den uns James beschrieben hatte. Es war um einiges größer und eilig durchsuchten wir alle Räume. Was hofften wir zu finden?
Keine Ahnung, vielleicht noch eine Menschenseele, die sich hierher verirrt hatte...
Zugegeben ganz so abwegig war das ja nicht, schließlich lag dieser Prachtbau an einer Hauptstraße, doch bisher hatte niemand hier Unterschlupf gesucht. Wir durchsuchten alle Räume, selbst die Vorratskammer, die noch immer gut gefüllt war. Da überlegten wir nicht mehr lange, sondern es war beschlossene Sache, wir wollten hierher umsiedeln und dass möglichst schnell.
Hier waren wir sicherer und laut der Vorhersage von James hatten wir noch ein paar Stunden Zeit dafür. Danach würde eine Flucht für uns nicht mehr möglich sein.
Wir gingen auch in die Nebengebäude. Dort standen einige Autos herum und auch Benzin war noch reichlich vorhanden.
Es war also klar: Zuerst schnell die Autos beladen und die Frauen und Kinder mit allem nötigsten hierher bringen, dann alles an Proviant und wichtigen Dingen. Das wurde eine Tortur, musste aber sein. Schließlich verließen wir uns auf die Vorhersage von James, und dass sie stimmte, hatte er ja gerade bewiesen.
Ohne großes Theater weckten wir alle und sagten was los ist. Und nun wurde es hektisch, laut und alle schwirrten herum wie in einem Bienenstock.
„Stopp, so geht das nicht!" und Morton brachte Ordnung in das Chaos, so dass alles Hand in Hand ging. Schnell waren alle Autos gepackt und die Kinder mit den Frauen wurden zuerst in das große Haus gebracht. Dann fuhren die Männer wieder davon. Keine Zeit sich auszuruhen oder zu lange darüber nachzudenken. Wir mussten einfach handeln...
Jeder wusste was zu tun war und die Frauen hatten bereits begonnen, die vielen Zimmer zu erkunden und herzurichten. Die beiden Kleinsten, die noch immer sehr müde waren, legten sie zum schlafen hin und dann begannen sie alles heimisch zu machen. Ein alter Kachelofen wurde beheizt und in jedem Raum die neue eingebaute Heizung in Betrieb genommen. Alles schien zu funktionieren. Sogar der Strom war mal wieder verfügbar. Was hatten sie doch für ein Glück, dass sie mit James einen Hellseher an ihrer Seite hatten, der von seinen Fähigkeiten selbst überrascht war.
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