Ein alter Freund

Klar er durfte nicht mehr mit raus, aber trotzdem hielten wir weiterhin Kontakt. Und seine Frau ist eine Freundin von meiner Doris und heißt Maria. Auch nicht wirklich typisch für hier oben. Nein, sie war auch eine Zugereiste, die dann nicht mehr wegkam. Sie fand in Horst ihre großeLiebe und bald darauf wurde geheiratet und Tochter Susanne wurde geboren.

Sie ist genauso alt wie unsere Finja jetzt. „Okay, dann seid ihr ja eigentlich eine richtig gute Truppe und wie man sieht, helft ihr auch einander?", fragte ich nach. „Na klar, wir gehen durch dick und dünn!" und somit wussten wir jetzt, wer der Mann war, der total fertig oben in einem Bett lag und sich von den Strapazen der letzten Tage erholen musste.

Später wollte ich ihndann noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen, nicht dass er noch irgendwelche unerkannte Überraschungen für uns bereithielt. So waren jetzt also in dem kleinen Häuschen: Matthies und Phylis mitihrer Enkelin Hope; dann Claas und Morton, die von Dänemark gekommenwaren und eigentlich nur Urlaub machen wollten.

Dann noch Freunde von Matthies und Phylis, die ihr Haus gerade noch rechtzeitig vor Einsturz verlassen konnten: Thiess und Doris; Tammy und ihre kleineTochter Sam, die sich inzwischen mit Morton angefreundet hatten; nun noch Horst, ein Freund und früherer Arbeitskollege von Matthies und meine Wenigkeit: Tim Burke, der eigentlich nur auf eine lang geplanteWeltreise gehen wollte, zu der es aber wohl in nächster Zeit nicht kommen würde.

Langsam wurde es wirklich eng, aber man rutschte einfach enger zusammen. Die kleine Sam und Hope schliefen in einem Zimmer. Die kleine Maus ging Hope nicht mehr von der Pelle und Hopekonnte beweisen, dass sie nicht nur Unsinn im Kopf hatte. Matthis und seine Frau Phylis im nächsten. Morton und Claas in einem weiteren. Doris und Thiess im Zimmer von Finja, der Mutter von Hope.

Tammy schlief mit im Zimmer der beiden Mädchen. So hatte sie immerein Auge auf die beiden. Horst wurde rasch ein Zimmer zurechtgemacht, eigentlich war es nur eine Abstellkammer. Aber in der Not konnte man darin schon schlafen. Claas und Morton hatten geholfen,das Zimmer schnell notdürftig herzurichten und kurzerhand das wassie für Gerümpel hielten in blaue Säcke gepackt. Später wolltensie da noch einmal nachschauen. Vielleicht konnte man ja noch wasdavon gebrauchen.

Inzwischen waren wir nun also elf Leute, die sich so eigentlich nie begegnet wären. Aber wir hatten uns inzwischen aneinander gewöhnt, hatten ja auch keine Wahl. Weg kamen wir hier sowieso nicht mehr rechtzeitig. Und wir wollten auch nicht weg. Ich machte mir Gedanken, wie schlimm es noch kommen würde und dachte auch kurzzeitig mal wieder an den alten knochigen Mann, den ich am ersten Tag am Strand sitzen sah.

Was war mit ihm passiert? Gesehen oder gehört hatte ich bisher noch nichts wieder von ihm. War er nur in meiner Einbildung, in meinen Gedanken entstanden oder gab es ihn wirklich? Wenn das alles hier überstanden ist, wollte ich dem nachgehen. Schließlich wollte ich ihn noch so vieles fragen. Doch jetzt hatten wir andere Probleme zu bewältigen.

Ich machte mich auf in das oberste Geschoss des Hauses und klopfte an die Tür des Zimmer, in welchem Horst noch seelenruhig schlief. Nachdem nichts von ihm gehört hatte, trat ich ein. Da lag er wirklich zusammengerollt wie ein Baby und schlief noch immer. Ich vergewisserte mich, dass es ihm gutging und schloss die Tür wieder hinter mir.

Nachdem ich möglichst leise die Stufen wieder hinab kam, fragten mich die anderen, wie es ihm geht. Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte, dass er noch immer schlafen würde. „Dann lassen wir ihn noch schlafen!" und ich sagte: „Später werde ich noch einmal nach ihm schauen!". „Hoffentlich reichen unsere Lebensmittel aus?", hörte ich die Bedenken von Phylis und ich versicherte ihr, dass wir genug zu essen und auch zu trinken hätten.

Wenn es sie aber beruhigt, würde ich Claas und Morton nochmal mit zum einkaufen nehmen. Gesagt, getan. Claas und Morton waren in dem einen Auto und ich fuhr zusammen mit Thiess in dem anderen Auto. Den Weg kannte ich inzwischen auswendig und so erreichten wir schnell unser Ziel. Der Einkauf zog sich in die Länge.

Denn andere hatten den gleichen Einfall wie wir, sich noch einmal mit dem Nötigsten einzudecken. Für elf Leute braucht man nun mal mehr als für zwei oder vier. Ich zahlte alles aus meiner Tasche. Das war das mindeste was ich tun wollte. Schließlich konnten wir nicht verlangen, dass Matthies und Phylis alles alleine zahlen müssten.

Dann packten wir die Autos voll und unterwegs ging es noch mal schnell tanken. Einen Ersatzkanister hatten wir für alle Fälle mit dabei. Und auch an der Tankstelle zog sich alles in die Länge. So erreichten wir erst gegen ein Uhr mittags wieder unser Domizil auf Zeit.

Tammy, die sichinzwischen recht gut wieder erholt hatte, war gerade dabei einenriesigen Topf Kartoffeln zu schälen.
Phyllis putzte Gemüse und Doris war damit beschäftigt zwei große Schüsseln Salat vorzubereiten. Sie waren also alle mit schnippeln oder schälen beschäftigt. Matthis bereitete jede Menge Schnitzel zum Braten vor.

Ja, man merkte, dass er nicht hilflos war in der Küche. Es war wirklich ein Hand in Hand arbeiten. Und so konnten wir dann nach einer knappen halben Stunde gemeinsam essen. Auch Horst war inzwischen aus seinem Tiefschlaf erwacht und nachdem er sich ein wenig zurecht gemacht hatte, stand er plötzlich in der guten Stube.

Endlich war er ansprechbar. Er half mit die eingekauften Lebensmittel und Utensilien zu verstauen und auch die neu gefüllten Benzintanks in einer Nebengarage sicher unterzubringen. Jetzt waren also nicht nur beide Autos voll betankt, sondern auch zwei Mopeds und ein Quart. Wir konnten also alle schnell weg, wenn es nötig werden würde.

Der Tisch war inzwischen nebenbei von Tammy gedeckt worden, liebevoll wie man sehen konnte. Sie war recht schnell mit Kartoffel schälen fertig geworden, so als würde sie das öfters machen, was ja auch stimmte. Tammy hatte viele Jahre in einer Großküche gearbeitet und scheute sich daher vor keiner Küchenarbeit hier. Es gab also lecker Kartoffeln mit frischen Gemüse, Soße und Schnitzel und einen leckeren gemischten Salat.

Zu trinken war auch reichlich vorhanden. So hielten sich nun also mehr also mehr als fünf Mal so viele Leute in dem kleinen Häuschen auf und gingen sich komischerweise noch immer nicht auf den Senkel. Wenn ich daran denke, wie sehr mich sonst so viele in einem Raum nervten. Oh, da war ich ja sowas von tiefenentspannt inzwischen.

Aber bald würde meine Geduld auf eine harte Probe gestellt werden, nur wusste ich das noch nicht. Die nächsten Vorboten des drohenden Unheils waren bereits auf dem Vormarsch. Meterhohe Wellen, begleitet von unbändigen Stürmen und vielen tausend toten Tieren, die nun auch noch vom Himmel stürzten. Sie hatten ihr ureigenstes Radar verloren, waren durch die herannahende Katastrophe von ihrer Flugbahn geschleudert worden. Doch woher wussten wir das?

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