Des Gesicht eines Menschen siehst du im Licht- seinen Charakter im Dunklen

Also. Das können jetzt alle lesen, die es interessiert. Das ist das erste Kapitel von Howl, allerdings überarbeitet! Wen es nicht interessiert, kann ja einfach mal ganz runter scrollen, weil ich da ein Bild von Caleb habe, also so wie ich ihn mir ungefähr vorstelle. Nur etwas muskulöser vielleicht...
Viel Spaß an alle, die es lesen ;) Ach ja: es kommen einige neue Charaktere vor, bin mir aber nicht sicher ob das schon im eersten Kapitel war oder im zweiten ;)
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Arias Sicht

Verschlafen richte ich mich auf und schaue dann aus dem Fenster, das nur wenige Zentimeter von meinem Bett entfernt ist. Es wird langsam heller draußen, aber die Sonne kann ich nicht sehen, da der Wald im Weg ist. Was kaufen meine Eltern auch ein Haus am Waldrand, noch dazu in einer so kleinen, schon fast vereinsamten, Stadt? Hier gibt es nicht einmal einen Bahnhof und auch nicht wirklich brauchbare Geschäfte. Ich habe keine Ahnung, was meine Eltern geritten hat, hierher zu ziehen. Ich atme leicht deprimiert aus und streiche meine Haare wieder nach hinten, da sie mir ins Gesicht hängen, bevor ich mich wie in Zeitlupe aufrichte. „Aria! Aufwachen!" Die Stimme von meiner Mom hallt durch das Haus und schon kurz darauf höre ich ein leises klopfen an meiner Zimmertür. „Bin schon wach.", murmle ich nur und reibe mir über die Augen. „Du hast den Karton mit deinen Klamotten unten vergessen.", meint sie fröhlich lächelnd und stellt ihn dann in meinem Zimmer ab, bevor sie wieder geht. Den Karton habe ich nicht vergessen, ich habe ihn absichtlich unten stehen gelassen, weil ich die Sachen, die da drinnen sind, nicht mag, aber das muss ich Mom ja nicht unbedingt sagen. Ich schnappe mir einfach den Karton und stelle ihn ungeöffnet unten in den Schrank rein, da ist ja momentan noch genug Platz. Ich strecke meinen Rücken durch und schnappe mir dann eines der Handtücher. Eine Sache die immer hilft, wenn man nachdenken will, ist es warm zu duschen. Ich schlüpfe aus meiner Boxershort, die ich zum schlafen immer an habe, und dem dunklen Top und steige dann in die Dusche. Kaum ist das Wasser an und läuft über meinen Körper fange ich schon an mich zu entspannen. Ist das schön. Ich schnappe mir mein Mandel-Kokos Shampoo und fange dann an, mir damit den Kopf zu massieren. Es tut nicht nur gut, es hilft den Kopf frei zu bekommen. Kaum habe ich den Schaum ausgewaschen, mache ich das Wasser aus, schnappe mir mein Handtuch und trockne meinen Körper ab. Aus dem Spiegelschrank über dem Waschbecken krame ich dann ein Spray für die Haare, dass wie eine Haarkur wirkt, und neble damit meine Haare ein. Danach schnappe ich mir einen Föhn und meine Haarbürste und fange dann an meine Haare zu trocknen, was nebenbei bemerkt immer ziemlich lange dauert, weil sie immer Probleme machen, da sie mir nach dem Föhnen oft einfach wild vom Kopf abstehen. Sobald meine Haare trocken sind gehe ich wieder in mein neues Zimmer und krame aus meiner Kommode meine Lieblingskette, an der ein kleiner Drache hängt. Jetzt stellt sich nur die Frage, was ich anziehen soll. Nachdenklich kratze ich mich am Hinterkopf, ziehe dann einfach eine Hotpants, die an einigen Stellen absichtlich aufgerissen ist, und ein schlichtes lila Top mit rundem Ausschnitt an. Meine gelockten braunen Haare mache ich dann mit einem Haargummi zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Besonders einfallsreich ist meine Frisur nicht, aber mit offenen Haaren will ich auch nicht gehen, zumindest nicht wenn es so warm ist wie heute. Ich seufze auf und gehe dann wieder in das Bad rüber und hole meine Schminke aus der Schublade unter dem Waschbecken. Viel ist es nicht, nur Eyeliner, Mascara, ein heller Lidschatten, eine Abdeckcreme und Puder. Der Reihe nach wende ich alles an, wobei ich die Abdeckcreme eigentlich nur für meine Augenringe brauche, und betrachte mein Werk dann mehr oder weniger begeistert im Spiegel. Nicht unbedingt eine Meisterleistung, aber damit kann ich leben. Immerhin bin ich keins von diesen Mädchen, die in der früh schon eine halbe Stunde brauchen, bis sie ihr Gesicht zu gespachtelt haben. Es tut mir leid, das so sagen zu müssen, aber es ist wahr. Ich hatte an meiner alten Schule ziemlich viele sogenannten „Schulmatratzen", die der Meinung waren, sie müssten ihre oftmals nicht mal hässlichen Gesichter hinter Tonnen von Schminke verstecken. In meinem Zimmer schnappe ich mir meine Schultasche und packe in diese ein schwarzes Schlampermäppchen , in dem meine Stifte drinnen sind, rein. Zusätzlich packe ich noch je einen karierten und einen linierten Block ein und ziehe dann den Reißverschluss oben zu. Danach schultere ich die Tasche, schnappe mir noch schnell mein Handy und meine In-Ear Kopfhörer und gehe dann aus meinem Zimmer, die Tür werfe ich einfach hinter mir zu. Kaum bin ich dir Treppen runter gepoltert, steht mir schon mein Vater gegenüber. Stumm schaut er auf mich runter, schnaubt dann und geht in das Wohnzimmer weiter. „Hab dich auch lieb", denke ich mir und verdrehe die Augen kaum merklich. In der Küche steht meine Mom am Herd und pfeift vor sich hin, während sie mit einem Holzlöffel in der Pfanne herum stochert. Ein leichtes schmunzeln kann ich bei dem etwas unbeholfenem Anblick nicht unterdrücken, sagen tu ich dazu aber nichts. „Da ja heute dein erster Tag an der neuen Schule ist, habe ich dir ein besonderes Frühstück gemacht.", meint sie dann nach ein paar Minuten und zwinkert mir zu. Aus einem kleinen Schrank holt sie dann einen Teller raus und tut den Inhalt der Pfanne drauf. Lecker, frisch gebratenen Bacon! Wie auf Kommando macht sich nun auch der Toaster bemerkbar, indem er zwei Scheiben dunkelbraunen Toast ausspuckt. Ich will schon den Stuhl zurück schieben, um mir eine der Scheiben zu holen, doch Mom kommt mir zuvor und legt mir eine hin, die andere behält sie für sich. „Ich muss dann los, viel Spaß in der Schule. Lebe dich gut ein." Sie drückt mich noch schnell an sich, schnappt sich ihren Auto- und den Haustürschlüssel und geht dann aus dem Haus. Mein Vater sitzt wahrscheinlich im Wohnzimmer und trinkt schon seine ersten Flaschen Bier, zumindest könnte ich mir das vorstellen. Mein Vater ist nicht wirklich Alkoholiker, da er zu circa 60% nur alkoholfreies Bier trinkt, aber es ist auf jeden Fall nervig, wenn der eigene Vater seinen Tag in seinem Sessel verbringt und am Ende in einem Flaschenmeer liegt, weil er eingeschlafen ist. Das Frühstück ist echt gut, aber trotzdem kann ich mir nicht wirklich Zeit lassen, um es zu genießen, weil ich länger gebraucht habe als ich dachte und mir die Zeit davon rennt. Nur noch 45 Minuten bis der Unterricht beginnt und das wird tatsächlich ein wenig knapp. Ich habe nicht vor, ewig in der Schule zu sitzen, aber es dauert, laut Mom, circa eine halbe Stunde bis ich bei der Schule bin, zumindest wenn ich gehe. Mein Auto konnten wir noch nicht hier her bringen, weil es davor noch in der Werkstatt war, wegen einer Umlackierung und da meine Eltern es ja nicht für nötig gehalten haben, mir zu sagen, dass wir umziehen wird es da wohl auch bis heute Nachmittag bleiben. Aber der Mann, der meiner Meinung nach der Chef von der Werkstatt ist, hat gesagt, er bringt es mir heute Nachmittag, wie genau er das machen will weiß ich aber nicht genau. Jedenfalls brauche ich eine halbe Stunde, bis ich in der Schule bin und dann muss ich noch das Sekretariat, meinen Spind und letztendlich noch den Klassenraum finden. Ich sage ja, ganz schön anstrengend. Ich atme bei dem Gedanken etwas überfordert durch den Mund aus und schnappe mir dann wieder meine Tasche und hole mir aus dem Getränkekasten hinter der Tür noch eine Flasche Wasser, die ich ebenfalls einpacke. „Ciao Dad, ich gehe in die Schule...", murmle ich und verlasse dann das Haus. Kaum durch die Haustür zücke ich mein Handy und stecke meine Ohrhörer an. Wenn die Welt um einen herum nervt, einfach die Ohrhörer rein. Ich lebe oft nach dem Motto 'Musik an, Welt aus', was mich aber nicht wirklich stört. Warum sollte es auch? Der Musik lauschend gehe ich die relativ leeren Straßen entlang und schaue mir die Gegend an. Einige der Häuser schauen aus, als wären sie erst vor kurzem gebaut worden, andere scheinen schon etwas älter zu sein, was ich aber nicht unbedingt schön finde. Mir gefallen moderne Häuser einfach besser als die in die Tage gekommenen Altbauten, die aber trotzdem leider besser zu der Atmosphäre der Stadt passen. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit komme ich dann an der Schule an und schaue mir das Gebäude an. Ein typischer, trister Betonbau in einer schlichten Quadratform und weißen Wänden, die nach unten hin vom Dreck immer grauer werden. Einfallsreich. Ich seufze auf und greife nach den Trägern meiner Tasche und gehe dann über den noch ziemlich leeren Schulhof. Scheinbar kommen hier immer alle erst wenn es nötig ist, da nicht mal die Einserschüler auf einer der Bänke sitzen und ihre Nasen in Bücher stecken. Na gut, nicht jeder gute Schüler macht das, aber es ist eben ein Klischee und diese werden so oder so schon überall gefördert, da kommt es jetzt auf das eine Mal auch nicht an. Da in einem quadratischen Gebäude die Flure nicht all zu verzweigt sein können, gehe ich einfach mal los und versuche, das Sekretariat zu finden. Das ganze unterste Stockwerk habe ich aber schon nach kurzem durchsucht, aber was ich suche habe ich nicht gefunden. Na gut, dann gehe ich eben eins weiter hoch, vielleicht ist es da, auch wenn das ungewöhnlich wäre. Doch kaum bin ich die Treppen hoch gegangen ist gleich auf der linken Seite eine Tür, auf der in großer, schwarzer Schrift „SEKRETARIAT" steht. Warum bin ich nicht gleich hier hoch gegangen? Na ja, wer kommt schon darauf, dass das oben sein könnte? Ich klopfe schwach an und öffne dann direkt die Tür. Hinter einem Bildschirm schauen wilde Locken hervor, mehr kann ich momentan noch nicht erkennen. Mit einem leisen knarzen erhebt sich eine etwas molligere Frau von ihrem Drehstuhl und kommt dann mit einem freundlichen Lächeln auf mich zu. „Du musst Aria Montenegro sein, richtig?" „Ja genau. Ich wollte meinen Stundenplan und die Bücher abholen.", antworte ich mit einer freundlichen Stimme und einem Dauerlächeln im Gesicht. „Gut, dass ich schon aller vorbereitet habe. Das sind deine Bücher, obendrauf liegt der Stundenplan und natürlich deine Spind Nummer mitsamt Code. Den kannst du natürlich jederzeit ändern, Hauptsache du stellst ihn am Ende des Jahres wieder zurück. Ach ja, bei jedem Unterrichtsfach steht auf dem Stundenplan die Raumnummer, aber wenn du ihn nicht findest, kannst du gerne wieder hierher kommen und nachfragen." Mit einem dicken Lächeln schiebt sie mir den Stapel mit den Sachen zu, während ich noch versuche, den Wortschwall zu verdauen. Aber eins muss man der Frau lassen: ihr scheint ihr Job wirklich Spaß zu machen. Ich bedanke mich bei ihr und nehme dann die Bücher entgegen. Jetzt muss ich nur noch meinen Spind finden, so schwer kann das ja nicht sein, oder? Zumindest erinnere ich mich daran, nur zwei Gänge vom Haupteingang entfernt einen Flur gesehen zu haben, der komplett voll war damit. Also seufze ich auf und trabe dann mit dem schwankenden Stapel auf den Armen dort hin. Tatsächlich dauert es nicht all zu lange bis ich meinen Spind dann gefunden habe. Meine Bücher habe ich gleich darin verstaut, da ich die, die ich brauche, ja auch später noch holen kann. Jetzt will ich erst mal schauen, ob schon ein paar mehr Schüler hier sind. Ich pausiere die Musik und wickle dann das Kabel meiner Ohrhörer um mein Handy, bevor ich mir dieses wieder in die Hosentasche stecke. Etwas unsicher öffne ich eine der Türen und gehe dann wieder auf den Hof. Inzwischen sind ein paar mehr Schüler da und unterhalten sich schon begeistert über verschiedene Sachen, wahrscheinlich über irgendwelche Kleinigkeiten, die gestern gewesen sind. Über irgendwas muss man ja reden! Etwas unsicher schaue ich mich um. In einer Ecke des Hofes stehen einige eher unscheinbare, normale Jungen und lachen über irgendwas, ziemlich in der Mitte sind ein paar jüngere Mädchen, vielleicht so um die 10 Jahre alt, und spielen Seilspringen, auf dem Sportplatz kicken Jungen und Mädchen gemeinsam einen Fußball durch die Gegend und wenige Meter entfernt werfen einige Jungen einen Stoffball durch die Gegend. Erst nach einer halben Ewigkeit fällt mir die Gruppe in der hintersten Ecke auf. Die Jungen sind eigentlich alle relativ groß, weswegen ich die zwei Mädchen, die um die neun herum wuseln fast nicht gesehen habe. Wenn ich mir das so anschaue, schauen die Jungen nicht wirklich begeistert davon aus, dass die zwei bei ihnen sind, eher so als wären sie lieber unter sich. Während ich die Gruppe mustere, hört man von den Parkplätzen her einen lauten, röhrenden Motor und kurz darauf setzt Getuschel ein. Die wahrscheinlich beliebten der Schulhierarchie drehen sich sofort um, während die anderen eher in sich zusammen schrumpfen. Irritiert beobachte ich das Spektakel und gehe dann ein paar Schritte Richtung Parkplatz, damit ich etwas sehen kann. Ein glänzend schwarzer Audi R8 biegt um die Ecke und fährt dann in einen Parkplatz, auf dessen beiden Seiten keine Autos stehen. Mit ein bisschen Glück sind die Plätze morgen auch noch frei, dann könnte ich mein Auto quasi perfekt parken. Na ja, nicht unbedingt da, aber es ist wahrscheinlich, dass noch zwei Plätze frei sind, wenn hier noch welche frei waren, obwohl manche so spät kommen. Ehrlich gesagt habe ich, als ich hier her gegangen bin nicht wirklich darauf geachtet, wie viele Parkplätze frei sind. Die Fahrertür geht auf und dann herrscht schweigen. Man könnte meinen, die ganze Welt wäre stehen geblieben und das nur, weil irgendjemand diese Autotür geöffnet hat. Doch nach ein paar Sekunden steigt ein weiterer Riese mit rabenschwarzem Haar aus und ich kann sofort verstehen, warum alle so still geworden sind. Seine Schultasche, die irgendwie ganz schön leer wirkt, trägt er mit seiner linken Schulter, während seine rechte einfach nutzlos an ihm herunter hängt. In seiner linken Hand hält er ein schon fast überdimensionales Handy und auf seinem Kopf ist eine schwarze Snap Cap. Wegen seiner Größe kann ich nicht sehen, was dort drauf steht aber ich gehe mal davon aus, dass da nicht unbedingt 'love' in irgendeiner schnörkeligen, romantischen Schrift drauf steht,. Trotzdem herrscht absolutes Schweigen auf dem gesamten Schulhof als er schon förmlich auf seine Gruppe zu schreitet. „Hi Caleb.", meint ein Junge mit orangen Haaren und eisig wirkenden goldenen Augen und grinst. Ich dachte eigentlich immer, Gold wäre eine warme Farbe, aber mir wurde soeben das Gegenteil bewiesen. Der Kerl mit den schwarzen Haaren nickt ihm als Begrüßung nur zu, hebt dann mit seiner rechten Hand die Snap Cap von seinem Kopf und fährt sich dann durch seine Haare, damit sie vorne wieder ein wenig nach oben stehen, bevor er den Blick von seinem Handy löst. Ohne ein Wort steckt er sein Handy in eine Hosentasche und wendet sich seinen Freunden zu. Also ist das Caleb und der mit den orangen Haaren... der Junge mit den orangen Haaren. Als sich eine kalte Hand auf meine Schulter legt, wirble ich erschrocken herum und hebe eine Hand an meinen Brustkorb, der sich durch den mittelgroßen Schock schnell hebt und senkt. „Wenn ich du wäre, würde ich ihn mir nicht anlächeln.", meint die freundlich lächelnde Blondine mit strahlend blauen Augen und deutet dabei unauffällig auf Caleb. „Äh... habe ich auch nicht.", antworte ich nervös und schaue auf den Boden. Unglaublich, dass ich einem Mädchen gegenüber schüchtern bin, das ich nebenbei bemerkt nicht einmal kenne, weil sie mich dabei erwischt hat wie ich einen Kerl mustere! Sie fängt an zu lachen und wischt sich dann mit dem Handrücken eine Lachträne weg. „Na klar." meint sie dann und mustert mich schmunzelnd. „Ich bin Caroline und du?" „Aria.", antworte ich schlicht. „Du bist neu, oder?" Ich nicke leicht mit dem Kopf, woraufhin sie mich von oben bis unten mustert. Während sie mich so anschaut verlagere ich nur mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und versuche mich zu beruhigen. „Komm mal mit, ich stelle dich den anderen vor!", meint sie dann auf einmal enthusiastisch und zerrt mich dann hinter sich her. Leicht überfordert von dem plötzlichen Wechsel lasse ich mich ohne Gegenwehr von ihr mit ziehen. Eigentlich ist es ja ganz cool, dass ich direkt ein Mädchen gefunden habe, dass mir irgendwie sympathisch ist, auch wenn sie vielleicht etwas aufgedreht ist. Bei vier anderen Mädchen angekommen bleibt sie dann stehen und schaut begeistert von einer zur anderen. „Leute, das ist Aria. Sie ist neu hier." Kurz darauf kommt eine gemurmelte Begrüßung von ihnen zurück, weswegen ich auch nicht mehr sage. „Seit wann bist du denn hier?" Scheinbar hat das Mädchen mit den braunen Locken doch ein wenig Interesse, aber auch sie mustert mich erst einmal komplett. „Seit gestern.", antworte ich schlicht und lächle leicht. „Am Anfang sind sie immer ein wenig verklemmt, das hat nichts mit dir zu tun.", meint Caroline freundlich, aber ich reagiere nicht wirklich darauf. Meine Aufmerksamkeit hängt wieder an Caleb, der mit emotionslosem Ausdruck im Gesicht den Blick über die Menge schweifen lässt. Kurz bleibt er an mir hängen, legt den Kopf leicht schief und scheint zu überlegen, ob er mich hier schon einmal gesehen hat. Nachdem er sich entschieden hat, richtet er sich wieder zu seiner vollen Größe auf und steckt seine Hände in die Hosentaschen. Seine Tasche liegt ein paar Meter neben ihm auf dem Boden, hat sich quasi zu den Taschen der anderen gesellt. Ich kann sehen, dass sich seine Brust ruckweise senkt, was wohl bedeutet, dass er geschnaubt hat. Als ich ihm ins Geicht schaue, fällt mir sein spottender Gesichtsausdruck auf, weswegen ich mich sofort abwende. „Was hast du jetzt für Fächer?", meint dann ein asiatisch aussehendes Mädchen auf einmal, während sie auf den Füßen vor und zurück wippt. Sie hat lange, schwarze, glatte Haare und hellgrüne Augen, blasse leicht gelbliche Haut und schmale Augen. Durch ihr rundliches Gesicht hat sie irgendwie was kindisches und auch ihr breites Lächeln sorgt dafür, dass ich sie, wenn ich nur ihren Kopf sehen würde, vielleicht als 8-jährige Einstufen würde. Das meine nicht böse, eigentlich sogar im Gegenteil. Sie wirkt irgendwie unbeschwert, als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen. „Ähm... da muss ich nachschauen, den Stundenplan habe ich im Spind. Aber jetzt mal was anderes: wie heißt ihr eigentlich?" Caroline schaut mich verdutzt an und lacht dann verlegen. „Ups! Da habe ich wohl etwas vergessen. Also, die mit den schwarzen Haaren ist Elena, unser kleines Goldlöckchen heißt Emily, die die dir so ähnlich sieht heißt Bonny und zu guter Letzt: die Haselnuss hier heißt Charli." Als erstes zeigt sie auf das Mädchen, das mich gefragt hat, was ich jetzt habe, danach auf eine kleine Puppe mit blonden Korkenzieherlocken und eigentlich grauen Augen, die aber durch die Sonneneinstrahlung einen blauen Schimmer haben, dann auf ein Mädchen mit dunkelbraunen lockigen Haaren und grellen, grünen Augen, in die sich immer mal wieder dunkelbraune Punkte verirrt haben und am Schluss auf ein Mädchen mit haselnussbraunen glatten Haaren und glanzlosen blauen Augen, die irgendwie nicht so ganz zu ihr passen zu scheinen, da sie mich anlächelt. Sie alle sind ungefähr gleich groß, bis auf die, die mir Caroline als Emily vorgestellt hat, die ist circa um einen Kopf kleiner als der Rest. „Du solltest eventuell mal schauen, welche Kurse du hast, damit wir wissen, welche du mit einer von uns hast.", meint Emily dann und legt den Kopf leicht schief, weswegen ihr ein paar Strähnen ins Gesicht fallen, was sie aber nicht zu stören scheint. „Dann gehe ich schnell und hole ihn.", schlage ich vor und hoffe, dass ich nicht alleine gehen muss, weil ich zumindest eine von ihnen gerne näher kennenlernen würde, aber die fünf nicken nur fast synchron und wenden sich dann einander zu. Na ja, ich habe sie eben erst kennen gelernt, da kann ich das wohl noch nicht erwarten. Ich seufze, gehe dann schlurfend zu meinem Spind und öffne diesen, als ich davor stehe. Es dauert zwar ein wenig, da ich mit dem Schloss nicht so gut zurecht komme, aber letztendlich bekomme ich ihn dann doch auf. Sobald ich das Blatt aus dem Chaos raus gekramt habe schaue ich erst mal flüchtig darauf und gehe dann wieder nach draußen. Bevor ich nur ein Wort sagen kann reißt mir Caroline den Zettel aus der Hand und liest ihn sich durch. „Mathematik und Geschichte hast du mit mir, Deutsch und Englisch mit Bonny, Physik mit Emily, Erdkunde mit Elena und Chemie mit Charli. Dann hast du zumindest am ersten Tag deine Kurse immer mit einer von uns.", meint sie dann, nachdem sie meine Fächer überflogen hat. Etwas erleichtert lächle ich sie an, als sie mir meinen Stundenplan zurück gibt. „Wie soll ich das mit Sport machen? Ich habe keine Sachen dabei!", frage ich dann leicht geschockt, nachdem ich mir meine heutigen Stunden angeschaut habe und entdeckt habe, dass in den letzten beiden Stunden Sport eingetragen ist. „Du müsstest ungefähr meine Größe haben, ich kann dir was leihen. Ich darf heute nicht mit machen, weil ich mir gestern das Handgelenk verstaucht habe.", meldet sich dann Charli zu Wort, die inzwischen kein Lächeln mehr im Gesicht hat. „Danke." „Wir sollten rein gehen, gleich fängt die erste Stunde an", meint dann Caroline nach einem kurzen Blick auf eine an der Außenwand hängenden Uhr und wirkt ihre Haare nach hinten, die ein leichter Windstoß nach vorne geweht hat. „Komm mit, da lang." Bonny winkt mich zu sich und geht dann direkt los, ich folge ihr schnellen Schrittes ihr. „Kennst du dich hier aus?" Bonny schaut mich fragend an, woraufhin ich mich frage, ob sie mich vielleicht lieber loswerden will. Es könnte ja sein, dass sie es blöd findet, dass ich mich in ihre Gruppe hinein gedrückt habe. „Nein. Ich war bis jetzt nur kurz im Sekretariat. Davor bin ich ein wenig durch die Gegend geirrt", antworte ich dann aber ehrlich. „Unsere Schule ist nicht wirklich einfallsreich aufgebaut, also ist es leicht sich hier zurecht zu finden, wenn man weiß, wo man hin muss." Ich nicke nur stumm und gehe ihr weiterhin hinterher, während ich die Leute um mich herum mustere. Wie an jeder anderen Schule auch gibt es auch hier alle möglichen verschiedenen erkennbaren Gruppen, bei manchen Schülern bin ich mir aber nicht sicher, zu welcher Gruppe sie gehören. Zum Beispiel habe ich jetzt endlich die guten Schüler entdeckt, die vor einer verschlossenen Tür sitzen und sich Schulbücher anschauen, während die anderen aus ihrer Klasse ihren Spaß haben, aber ein Mädchen steht nur unbeteiligt da. Ihre dunkelblonden Haare fallen ihr auf einer Seite vor die Augen, die andere Seite hat sie hinter ihre Ohren gestrichen. Weder lernt sie, noch lacht sie mit den anderen über den Witz, den ein Junge gerade erzählt hat. Da ich langsam geworden bin, als ich so gestarrt habe, mache ich einige große Schritte, damit ich wieder bei Bonny bin, die nicht gemerkt zu haben scheint, dass ich zurück gehangen habe, da sie konzentriert auf ihr Handy schaut. Beim Klassenzimmer angekommen stolziert Bonny wie selbstverständlich hinein und ergattert zwei freie Plätze in der letzten Reihe am Fenster, bevor sie mich zu sich winkt. Unsicher gehe ich zu ihr hinter und bin mir dabei der Blicke der anderen mehr als nur bewusst. Ich spüre förmlich wie sie sich in meinen Rücken bohren!

Englisch mit Bonny und Mathematik mit Caroline gingen ziemlich schnell vorbei, aber nur, weil wir nicht wirklich Unterricht gemacht haben. Die jeweiligen Lehrer waren die ganze Zeit damit beschäftigt, mir zu erklären, was die Klasse bis jetzt so gemacht hat und die anderen Schüler haben diese Zeit genutzt, indem sie sich unterhalten haben. Jedenfalls haben wir jetzt Pause, die anderen haben schon auf Caroline und mich gewartet, als wir überhaupt raus gekommen sind. „Und. Wie war Mathematik?" „Eigentlich ganz lustig. Wir haben gar nichts gemacht." Kein Wunder, dass Caroline so gut gelaunt wirkt, immerhin war es für sie ja wirklich entspannend „Du nicht, aber mir dröhnt von den vielen Informationen langsam der Kopf.", murmle ich und seufze dann auf. „Ihr wurde der ganze Stoff erklärt, sowohl in Englisch als auch in Mathematik. Wobei ich nicht ganz verstehen kann, dass man dir Englisch erklären musste.", klärt Caroline dann die anderen auf, da sie mir verwirrte Blicke zugeworfen haben. „Mir ist klar, dass das meine Muttersprache ist, aber wir hatten diese Art von Aufsätzen noch nicht und deswegen habe ich eben Hilfe gebraucht!", verteidige ich mich und verschränke dann die Arme vor der Brust. Die fünf lachen nur, bis sich Charli immer noch schmunzelnd zu mir dreht. Ich weiß auch nicht warum, aber ihr Lächeln schaut irgendwie erzwungen aus, als würde sie etwas verstecken. Fragen was los ist will ich aber auch nicht, weswegen ich dieses kleine Detail einfach übersehe. „Chemie haben wir zusammen, richtig?" „Ähm... ich glaube schon." „Jep. Aria hat mit dir.", mischt sich dann Caroline ein, die scheinbar alles im Griff hat. Ehrlich gesagt habe ich mir das nicht wirklich merken können, als sie im Schnelldurchlauf alle Fächer aufgezählt hat, in denen eine von ihnen dabei ist, aber wirklich schlimm finde ich das nicht. Irgendwann wird es sich schon einprägen und bis dahin werde ich einfach Caroline fragen. Trotzdem wundert es mich, dass sie sich das sofort merken konnte! Vielleicht hat sie ja ein photographisches Gedächtnis oder sowas. „Komm Aria, bei Fuß. Wir sollten zu Chemie gehen." Erst schaue ich mich verwirrt nach dem Ursprung der Stimme um, bis mir klar wird, dass es Charli war. Ups. Na ja, ich war ja auch in Gedanken versunken. Trotzdem ziehe ich eine Augenbraue hoch, als mir klar wird, dass sie nach mir gerufen hat wie nach einem Hund.

Nachdem ich auch Chemie und Physik überstanden habe, übrigens auf die gleiche Art wie die ersten zwei Stunden, haben wir zehn Minuten Pause und danach Sport. „Emily? Wo gehen wir hin? Ich dachte wir gehen wieder nach draußen.", frage ich sie, als sie nicht den Pausenhof ansteuert, sondern in einen Gang geht, in dem ich bisher noch nicht war. „Du kannst auch einfach Em zu mir sagen, das ist leichter. Jedenfalls gehen wir jetzt direkt zu den Turnhallen und ziehen uns um, weil es später sonst so voll ist, dass man sich kaum bewegen kann. Außerdem haben wir dann unsere Ruhe und können reden, ohne uns Gedanken über Mithörer machen zu müssen." Während sie mir das erklärt hat sie einen Unterton in der Stimme, den ich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit deuten kann, aber ich würde fast sagen, dass sie vor irgend etwas Angst hat, kann aber auch sein, dass e etwas anderes ist. Ich nicke einfach nur um ihr zu zeigen, dass ich sie verstanden habe und gehe dann mit ihr in die Umkleide, während ich mir fast den Kopf darüber zermartere, warum die fünf doch nicht so sind, wie ich sie am Anfang gesehen habe. Wie das wäre? Offen, freundlich und normal, würde ich sagen. Als wir die Umkleide betreten, sehe ich die anderen schon in Sportsachen vor mir sehen, irgendwie sind die immer früher da als wir, egal mit wem ich gehe. Na ja, Charli hat keine Sportsachen an, aber dafür liegt eine Tasche neben ihr, die sie vorher noch nicht hatte. „Da, das sind meine Sachen. Musst schauen, ob das so geht, aber im Normalfall müssten sie dir passen." Charli drückt mir ihre Sachen in die Hand und setzt sich dann wieder auf die komische Bank. Nachdem ich sie aus der Tasche geholt habe, beäuge ich die Sachen kurz und schlüpfe dann hinein, nachdem ich mich aus meinen Klamotten geschält habe. Die Sporthose von Charli ist schwarz, kurz und relativ weit und dazu hat sie mir ein dunkelgraues Top mit der Aufschrift Hawaii gegeben. Die Schuhe sind genauso wie die Schrift des Tops mit Farbverlauf von lila zu orange und passen wie angegossen. „Gehen wir in die Halle, ich kann die anderen schon hören. Dann haben wir unsere Ruhe und sie ihre.", sagt dann Elena und zieht uns hinter sich her. Ich bin ein wenig perplex, die anderen schauen sie nur leicht mitleidig an. „Was ist denn jetzt los?", frage ich Bonny irritiert, die neben mir her geht. „Elena hatte erst vor kurzem einen Streit mit Annabell und wird seitdem ein wenig nervös, wenn sie in der Nähe ist.", flüstert mir Bonny zu und schaut dabei immer wieder zu Elena um sicher zu gehen, dass sie es nicht gehört hat. Kann es sein, dass Emily keine Angst hatte sondern einfach möglichst schnell sein wollte, um Elena einen Gefallen zu tun? Ich glaube, dass ich diese wild zusammengewürfelte Gruppe langsam ein wenig besser verstehe! „Wer ist Annabell?", frage ich dann weiter. „Sie ist eine der beliebteren hier und hält sich selbst für den Mittelpunkt unseres Sonnensystems. Na ja, sich und ihre Zwillingsschwester Galaxina, aber das ist eine andere Sache." Etwas erstaunt schaue ich sie an, weil das nicht wirklich normale Namen sind, gehe dann aber mit ihr zu den anderen, die sich an eines der Fenster gestellt haben, die eine Seite der Halle von oben bis unten komplett bedecken, und raus schauen. Nach und nach kommen immer mehr Mädchen aus der Damenumkleide und langsam wird es voller und somit auch lauter in der Turnhalle. „Die Jungs können immer erst in die Umkleide, wenn ein Lehrer aufsperrt, weswegen wir immer auf sie warten müssen. Die Mädchenumkleiden sind im Gegensatz zu ihren immer offen.", werde ich von Caroline und Emily aufgeklärt, als sie sehen, dass ich verwirrt schaue, als ein Junge herein kommt und sich den am Boden liegenden Schlüssel neben der Tür schnappt. Logischerweise ist er nicht durch die Mädchenumkleide gegangen, sondern durch eine Tür, die die Halle direkt mit dem gang verbindet. Moment mal! Wir haben Sport mit den Jungen? Ach du heilige! Bitte nicht, das wird richtig peinlich! All zu schlecht bin ich nicht in Sport, aber auch nicht wirklich gut. Wie die zwei gesagt haben kommen tatsächlich einige Jungen rein, aber viele sind das nicht. Zumindest Anfangs. Die Hallentür öffnet sich und zwei Sportlehrer kommen rein, ein Mann und eine Frau, zumindest vermute ich, dass sie Sportlehrer sind, da sie in Jogginghosen herum laufen. „Wo sind denn Caleb und seine Freunde? Weiß jemand von euch wo sie stecken?" Die Stimme des männlichen Lehrers hallt in der großen Halle, aber statt einer Antwort bekommt er nur einheitliches Kopfschütteln. Wir haben also mit diesem Caleb Sport? Na ganz toll, ich gehe mich dann mal begraben! „Sie haben uns gesucht?", meint dann der Rotschopf mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen. Wie auf Kommando kommen er und die anderen, nur wenige Sekunden nachdem der Lehrer das gesagt hat, in die Halle. Alle haben ähnlich geschnittene dunkle Hosen an, nur die Oberteile sind komplett Unterschiedlich. Tanktops, die bei ihnen sogar annehmbar ausschauen, T-Shirts und Muskelshirts in schwarz, weiß, grau und einem ziemlich dunklem sind vertreten. Natürlich kommt nicht jede der vier Farben bei allen Oberteilarten vor, weil das nicht einmal aufgehen würde, da sie nur neun sind Als ich mir das so überlege, fällt mir auf einmal bewusst auf, dass da einer fehlt, weswegen ich mich umschaue, aber ich kann ihn nirgendwo entdecken. „Warum sind die auf einmal nur noch neun?" Bei meiner Frage beuge ich mich leicht zu Bonny rüber, die sich daraufhin von dem Fenster abwendet und mich kurz verwirrt anschaut, bevor sie meinem Blick folgt. „Nick ist eine Klasse unter uns und den anderen. Er ist übrigens der Bruder von Cole, also dem Kerl mit den blonden Haaren.", sagt Bonny. „Da hat nicht nur einer blonde Haare.", antworte ich dann mit hochgezogener Augenbraue, als ich versuche, diesen Cole aus der Gruppe raus zu filtern. „Na gut. Dann eben der, der neben Alaric, also dem Rotschopf, steht." Also ist das Cole. Jetzt fehlen mir nur noch die Namen der sechs anderen, Nick kenne ich ja auch schon, zumindest vom Namen her. Wahrscheinlich kann ich mir das aber sparen, da ich die Namen morgen schon wieder keiner Person mehr zuordnen könnte. Was schauen die sich auch alle so ähnlich? Ja okay, so ähnlich jetzt auch wieder nicht, aber von hinten könnte jeder blonde aus dieser Gruppe Cole sein! Jedenfalls schauen sie recht sportlich aus. Bei manchen von ihnen kann man sogar ein Sixpack durch den Stoff schimmern sehen , aber man sieh bei allen von ihnen muskulöse Arme, muskulöse Beine und breite Schultern. Mein Blick fällt auf Caleb, der ausschaut, als würde er jede freie Minute im Fitnessstudio verbringen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass er ein Tanktop an hat, das natürlich seine Muskeln betont. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er ziemlich arrogant ist, ganz sicher bin ich mir aber noch nicht. „Dann sind wir ja alle.", stöhnt der Lehrer genervt und erntet für den Ton einen vernichtenden Blick von der Lehrerin. „Ihr geht jetzt erst mal raus und lauft euch ein paar Runden ein.Von euch neun erwarte ich, dass ihr ein paar mehr Runden lauft als die anderen, als Strafe dafür, dass ihr zu spät gekommen seid." Sobald er gesagt hat, dass wir uns einlaufen müssen, hätte ich kotzen können. Ich finde es irgendwie dumm, dass wir um ein Fußballfeld herum laufen, damit wir warm werden. Als würde es keine anderen Möglichkeiten geben! Mit sich zufrieden schaut der Lehrer Caleb an, der inzwischen übrigens keine Cap mehr auf hat. Als er rein gekommen ist, hat er sie noch auf dem Kopf gehabt. Die Strafe, die ihnen aufgedrückt wurde, scheint keinen von ihn wirklich zu stören, was mich ehrlich gesagt wundert. Während wir alle leise vor uns hin fluchen nach draußen schlurfen, gehen die Neun feixend mit einigen Metern Abstand hinter uns her. Immer mal wieder kann ich Wortfetzen hören, aber aus einzelnen Silben kann ich schlecht einen ganzen Satz zusammen bauen, weswegen ich mich nicht weiter auf ihr Gespräch konzentriere. Sobald wir bei der Bahn ankommen, fangen die sportlichen sofort an, auf dem leicht federnden Boden zu laufen, während wir anderen unmotiviert die Laufbahn betreten und weiterhin wie Zombies vor uns hin schlurfen. „Na los! Laufen!", kommt es dann auf einmal von einer ziemlich tiefen Stimme. Ich schaue über meine Schulter zurück und sehe, wie sich Charli neben einer Bank auf den Rasen setzt. Ja, genau neben einer Bank. Was für eine Logik ist das denn bitte? Als sich dann aber die Lehrer auf die Bank setzen, kapiere ich, warum sie es so gemacht hat und muss leicht schmunzeln. Die Frage ist nur, wer gesagt hat, dass wir laufen sollen, weil es keiner der Lehrer war. „Hör auf Kommandos zu verteilen!", ruft der Lehrer dann, woraufhin die Lehrerin aber nur „Eigentlich hat er aber recht!" sagt. Trotzdem weiß ich nicht, wer das gesagt hat, aber eigentlich ist es ja egal. Bonny und ich fangen an zu laufen, während die anderen drei schon einige Meter weiter vorne sind. Da Bonny ungefähr so schnell beziehungsweise langsam ist wie ich, joggen wir neben einander her, reden aber nicht miteinander, weil ich die Luft brauche, damit ich richtig atmen kann. Als ich mich umdrehe, um zu schauen, wo die anderen so sind, fällt mir auf, dass Caleb, Alaric, Cole und der Rest noch auf der Stelle stehen, da sie irgendwas diskutieren, zumindest schaut es von hier aus so aus. Was wird das denn? Die müssen ja sogar ein paar mehr Runden laufen als wir und trotzdem fangen sie nicht an. „Was machen die denn da?", frage ich dann Bonny, weil mir diese Logik einfach nicht einleuchtet. „Wirst du früh genug sehen. Jetzt komm! Im Normalfall reicht es, wenn wir einmal an den Lehrern vorbei kommen und danach können wir einfach hinter die Hecke gehen, neben der wir schon die ganze Zeit her rennen." Der Sportplatz wird durch eine circa 1 Meter hohe Hecke von den Sitzplätzen abgetrennt, die wahrscheinlich für die Sportfeste oder sowas gedacht sind. Jedenfalls ist alle paar Meter eine Lücke in dem dichten Geäst, in die man Tore eingebaut hat, sodass man vom Sportplatz ganz einfach auf die Tribüne kommt. Wir beide joggen daraufhin ein wenig schneller, damit wir den unangenehmen Teil hinter uns haben und tatsächlich dauert es nicht lange, bis wir an den Lehrern und Caleb und seinen Freunden vorbei gekommen sind, die immer noch tatenlos an der gleichen Stelle stehen. Mich wundert es ja, dass die Lehrer noch nichts dazu gesagt haben, dass sie da faul herum stehen. In dem Moment, in dem wir unauffällig durch eines der Tore schlüpfen, beginnen die neun zu rennen. Statt wie Bonny, ich oder jeder andere normale Mensch auf dieser Welt zu joggen, laufen sie, als würden sie vor irgendeinem Monster aus einem Horrorfilm wegrennen! Ich weiß nicht, ob sie noch schneller laufen können, als sie es jetzt tun, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie beim Sprinten deutlich schneller sind. Schon nach wenigen Sekunden rennen sie an uns vorbei, scheinen sich aber nicht einmal daran zu stören, dass wir hier außen sitzen obwohl ich mir sicher bin, dass mindestens einer von ihnen uns gesehen hat. Genauer gesagt der mit den hellblonden Haaren und stechend grünen Augen, die einen förmlich durchbohren. „Starr ihn nicht so an!", meint Bonny leise lachend, um unentdeckt zu bleiben. „Warum sind die so schnell?", frage ich dann ohne auf ihr Kommentar zu reagieren vollkommen verwirrt. Ich bekomme es einfach nicht in meinen Kopf rein, dass man zum aufwärmen so schnell rennt! Wenn sie so dafür sorgen wollen, dass sie ein paar mehr Runden zusammen bekommen, ist das eigentlich richtig dumm, da sie ja nur etwas früher hätten anfangen müssen! „Keine Ahnung warum die so schnell sind, da musst du sie selber fragen." „Danke, ich verzichte. Im Normalfall halten sie das aber sowieso nicht lange durch, oder?" „Na ja, je nachdem wie du 'lange' definierst. Sie schaffen das auf jeden Fall deutlich länger, als ich joggen kann. Und jetzt komm, wie ich Herrn Giebler kenne, wird er jetzt dann pfeifen und wenn er gepfiffen hat, merkt er mit Sicherheit, wo wir uns versteckt haben und ich habe eigentlich schon vor, mir die Idee noch eine Zeitlang zunutze zu machen!" Ich nicke als Zustimmung und luge dann um die Ecke. Der Sportlehrer, der anscheinend Herr Giebler heißt, schaut in die andere Richtung, weswegen ich mal davon ausgehe, dass wir aus unserem Versteck raus können. „Wir müssen noch einmal herum laufen, dann sind wir fertig.", meint Bonny dann, als würde sie sich selbst motivieren vollen. Also schleicht wir uns aus unserem Versteck und fangen dann unauffällig an weiter zu rennen. „Ich hasse Sport! Das ist einfach nichts für mich!", murmelt Bonny schon nach kurzem und hält sich die Seiten, wahrscheinlich hat sie Seitenstechen. Besorgt schaue ich sie mir an, da sie ziemlich laut atmet und das auf die Strecke nicht unbedingt normal ist. Trotzdem wende ich mich ab, damit sie sich ein wenig erholen kann und schaue mich um. Caroline, Emily und Elena laufen mit wehenden Haaren ziemlich weit vorne. Um genauer zu sein, sind sie fast bei Herr Giebler und er Lehrerin angekommen, von der ich immer noch nicht den Namen weiß. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie zwei bis drei Runden mehr gelaufen sind als wir! Hinter ihnen laufen einige Mädchen und Jungen, die eindeutig zu faul sind, um sich schneller zu bewegen als sie müssen und vor ihnen ist eigentlich der ganze Rest. In einer großen Gruppe rennen sie neben einander her und reden, während sie weiterhin vor sich hin joggen, als gäbe es nichts einfacheres. Caleb und eine Freunde sind aber nicht bei der Gruppe dabei, weswegen ich mich verwirrt umschaue. Als ich sie dann doch entdecke, sehe ich, dass sie hinter den Faulen sind, aber allein von der Geschwindigkeit, die sie schon die ganze Zeit an den Tag legen, würde ich sagen, dass sie alle anderen schon mehrmals überholt haben. Als Bonny mir gesagt hat, dass die Jungs länger laufen könne als sie hatte ich irgendwie erwartet, dass sie weiter als 200m kommt, bevor sie Seitenstechen bekommt, aber wenn ich mir da so überlege, ist es eigentlich nicht sonderlich schwer, so lange schnell zu rennen wie sie joggen kann. Um diesen fiesen Gedanken wieder los zu werden, mustere ich dann aber einfach Caleb von oben bis unten. Keine Ahnung warum, aber der hat es mir irgendwie angetan, auch wenn ich noch kein Wort mit ihm geredet habe. Mal ganz davon abgesehen, dass ich ihn überhaupt noch nicht habe reden hören. Die neun ziehen die Geschwindigkeit an, sodass sie wieder vor allen anderen sind und lassen es dann wieder etwas langsamer angehen, fangen dann aber auf einmal an, wie kleine Kinder herumzuspielen! Sie rennen teilweise rückwärts, gehen ein bisschen auf den Händen – sie machen also einen Handstand und bewegen sich dann trotzdem noch nach vorne, ich schaffe nicht einmal einen Handstand zu 100%- oder schubsen sich ein wenig herum. Das ist echt unglaublich! Während Bonny hechelnd Pause macht laufen die schon circa 10 Minuten völlig entspannt in meiner Höchstgeschwindigkeit! Können die mir zufälligerweise ein wenig von ihrer Energie abgeben? Ich will mich nämlich keinen Millimeter mehr bewegen, muss aber irgendwie zu den Lehrern hin kommen. „Schau dir das an. Caleb ist so süß!", fängt Bonny dann auf einmal an zu schwärmen. Als ich mich zu ihr umdrehe steht sie mit vor Anstrengung rotem Kopf vor mir und drückt sich eine Hand immer noch in ihre Hüfte, aber ihr scheint es langsam wieder besser zu gehen. Als sie sagt, dass er süß ist fallen mir da aber eher andere Adjektive ein. Hundewelpen sind süß, Caleb ist eher sportlich, attraktiv, hübsch und von seiner Ausstrahlung her auch arrogant, aber auf keinen Fall süß! „Schau mich nicht an als wäre es ein Verbrechen, in ihn verliebt zu sein!", murmelt sie dann auf einmal, weswegen ich mich verwirrt zu ihr drehe. Ich habe sie doch nicht einmal angeschaut! „Mache ich doch gar nicht, eigentlich habe ich dich gar nicht angeschaut! Aber wenn du meinst, bestaune ich jetzt diese wunderhübsche, saftig grüne Hecke, die ist nämlich auf der anderen Seite von mir, also kannst du dann nicht behaupten, dass ich dich angeschaut habe." „Na komm, laufen wir lieber weiter!", meint sie dann lachend und schaut mich mit belustigt funkelnden Augen an.. Wenigstens wurde mir heute schon erklärt, was ich tun sollte, wenn ich dieses laufen zum Aufwärmen vermeiden will, was ja an sich eigentlich ein Sieg auf ganzer Linie ist. Langsam fangen wir an zu rennen, als sich die große Gruppe nähert, sodass wir bei ihnen mitlaufen können, weil ich es nicht so genial finde, wenn uns alle anstarren, weil wir als welche der Letzten ankommen. Wie Bonny vorher gesagt hat, kommen wir fast genau dann bei den Lehrern an, als die Lehrerin pfeift. Wie heißt sie eigentlich? Manchmal würde ich es praktisch finden, wenn Lehrer, genauso wie Verkäufer im Supermarkt, ein Namensschild an ihre Klamotten hängen müssten. „Du musst die Neue sein, oder?" Die Lehrerin schaut mich fragend an, nachdem sie mich in der Menge entdeckt hat, weswegen ich einfach stumm nicke. „Aria richtig? Vielleicht solltest du dich in Sport nicht an Bonny halten. Sie mag ja ein nettes Mädchen sein, aber nicht unbedingt sportbegeistert", meint sie dann und schaut dabei Bonny an, die berechtigter Weise empört schnaubt, während ein allgemeines Kichern durch die Klasse geht. Als Bonny auf einmal schneller und flacher zu atmet, drehe ich mich zu ihr um, weil ich schon fast erwarte, dass ihr Kreislauf kollabiert und sie ohnmächtig wird, aber als ich sehe, dass Caleb und die anderen gerade nur knapp hinter ihr vorbei gehen, kann ich mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen. Wahrscheinlich hat sie ihn aus dem Augenwinkel gesehen und dann sofort kaum noch Luft bekommen. Vielleicht sollte ich ihr für solche Begegnungen ein Asthmaspray schenken, nur für Notfälle. „Also Aria, willkommen in dieser Klasse, auch wenn du mir fast leid tust in diesem wilden Haufen. Normalerweise müsstet ihr an deiner alten Schule die Sachen, die wir momentan machen, auch schon gemacht haben, falls nicht sag mir bitte einfach bescheid." Wiedermal nicke ich nur und gehe dann wieder zu Bonny, da ich mich ein wenig nach vorne gedrängelt habe, weil ich sie nicht wirklich gut verstanden habe, da das Tuscheln um mich herum lauter geworden ist. Dummerweise muss ich mich neben Caleb stellen, wenn ich zu Bonny will. Ich habe ja nichts gegen ihn, aber ich habe irgendwie Angst, dass ich nach Schweiß stinke und das wäre echt richtig peinlich! Da er sich etwas weiter von Bonny entfernt hält, keine Ahnung warum, habe ich aber genug Platz und mit ein bisschen Glück bemerkt er mich nicht einmal. Wobei wenn ich seinen Geruch wahrnehmen kann, kann er wohl oder übel meinen auch riechen. Verdammt! Oder liegt das jetzt einfach am Wind? Ach keine Ahnung, aber Caleb riecht auf jeden Fall gut, irgendwie nach einer Mischung aus einem Aftershave, Minze und auch minimal nach Zigarettenrauch. Ich seufze auf und versuche dann, mich wieder auf die Stimme des Lehrers zu konzentrieren, was mir aber nicht wirklich gelingt, da meine Gedanken immer wieder abschweifen. Scheinbar ist es aber ziemlich offensichtlich, dass ich nicht ganz bei der Sache bin, da schon kurz darauf die Herr Giebler mit mir schimpft. „Aria? Du bist neu hier also konzentriere dich wenigstens! Es kann doch nicht so schwer sein mir kurz zu zuhören, damit du verstehst was du zu tun hast!"Der scheint echt schlecht gelaunt zu sein, weswegen ich mich leise entschuldige und den Blick senke. Als ich ein leises, kaum hörbares fieses Lachen von meiner linken Seite höre, drehe ich mich natürlich um und sehe Caleb mit einem gemeinen Funkeln in den Augen. Ungefähr so, als würde er mir sagen wollen, dass er das unheimlich amüsant findet. Eigentlich würde ich ihm jetzt gerne eine Beleidigung an den Kopf werden, aber mir fällt keine ein, die auf ihn zutrifft, höchstens, dass er gerade eine Teufelsvisage hat, aber um das laut auszusprechen ist es eindeutig zu peinlich. Ich kann ihm ja nicht sagen, dass er dick ist, weil er wahrscheinlich kein Gramm überschüssiges Fett an seinem Körper hat. Versteht mich nicht falsch, es ist vollkommen normal, dass man Fett am Körper hat, weil das Nährstoffreserven hat und wenn man diese Reserven dann an unpassenden Stellen tarnt oder einfach von selbst an den richtigen Plätzen hat, stört mich das nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass ich diese Skelett-Menschen so oder so nicht hübsch finde und auch gegen ein paar Gramm zu viel habe ich nichts. Wenn dann aber ein Junge oder Mann ausschaut, als wäre er schwanger und als kleinen Bonus sogar die richtige Körbchengröße hätte, finde ich das dann nicht unbedingt vorteilhaft. Warum denke ich eigentlich darüber nach? Ich habe Caleb gemustert und nicht den Nerv, mich jetzt über Gewichtsprobleme auszulassen, weswegen ich meine Aufmerksamkeit einfach wieder auf das Thema davor lenken werde. So einfach ist das. Wo war ich? Ach ja, Caleb hat eine Teufelsvisage. Im Normalfall eher weniger, aber im Moment kommt das eigentlich recht gut hin. Während ich ihn weiterhin mustere, dreht er auf einmal seinen Kopf ganz langsam in meine Richtung. Irgendwie bekomme ich dabei eine leichte Gänsehaut, wahrscheinlich weil es durch diese langsame Bewegung einfach bedrohlich wirkt. Oder es liegt daran, dass Calebs Kopf auf einem riesigen Körper festgewachsen ist. Als er es dann endlich mal fertig gebracht hat, einen Kopf weit genug zu drehen schaut er mich mit vor Wut loderndem Blick an, für einen kurzen Moment dachte ich sogar wirklich ich hätte eine kleine Stichflamme in seinen braunen Augen gesehen. Trotzdem kapiere ich nicht, was ich gemacht habe, damit ich so einen Blick verdient habe. Kann es vielleicht sein, dass ich ungewollt meine Gedanken ausgesprochen habe und er von dem gesamten Gedankengang nicht wirklich begeistert ist? Aber wenn ich es laut ausgesprochen hätte, würde nicht nur er mich anschauen, da bin ich mir sicher. „Kannst du nicht mal zur Seite gehen? Beweg dich, du Nilpferd!", zischt dann Caleb auf einmal und schaut mich genervt an. Seine Stimme ist relativ tief und rau. Eigentlich genau wie die Stimme, die uns befohlen hat, dass wir rennen sollen. Moment mal! Kann es sein, dass das tatsächlich er war? Unglaublich, dass das mein einziges Problem ist, während er mir eine Beleidigung an den Kopf wirft. Erstens mal bin ich nicht dick, ich habe nur Kurven und das ist jetzt kein dummer Spruch, das ist wirklich so. Zweitens haben ihm weder ich, noch die Nilpferde etwas getan, also soll er gefälligst damit aufhören und drittens frage ich mich, wo er sich das Recht her nimmt, das zu sagen, obwohl ich einen ganzen Meter von ihm entfernt stehe. Ist dann nicht eigentlich eher er das Nilpferd? Halt nein, das Thema hatten wir. Nilpferde haben mir nichts getan und noch vor einigen Minuten habe ich festgestellt, dass er kein überschüssiges Fett am Körper hat, also zieht das wohl nicht. Trotzdem weiß ich nicht wirklich, was ich davon halten soll, aber meine Mom hat mir damals schon erzählt, dass man dummen Menschen einfach nicht zuhören soll. „Wenn sie dich nerven, musst du nichts mit ihnen zu tun haben. Wenn sie was dummes sagen, ignoriere sie einfach und gehe weg." war immer ihr Kommentar, wenn ich mich über einen Jungen aus der Grundschule aufgeregt habe. Anscheinend habe ich ihn ziemlich gut ignoriert, da ich inzwischen nicht einmal mehr sein Namen weiß. Also unterdrücke ich auch Caleb gegenüber jetzt den Drang, ihm meine Faust in die Magengrube zu jagen, da das so oder so nichts bringen würde. Wahrscheinlich würde ich mir dabei nur selber weh tun und so wie ich das sehe, ist er es sowieso nicht wert. Warum sind die hübschen eigentlich immer Idioten oder schwul? Wenn ich mir das so überlege, fallen mir jede Menge Menschen ein, die ich zu 'hübsche Idioten' und 'hübsch aber schwul' packen könnte. Eigentlich ist das ja traurig. Jedenfalls gehe ich, den Rat meiner Mutter immer noch im Kopf, einfach ein paar Schritte zur Seite, um mich möglichst weit von ihm zu entfernen. Dummerweise stoße ich dabei an Bonny, die mich kurz mit genervtem Blick mustert, bevor ihr Blick auf Caleb fällt. Ohne ein Wort packt sie mich am Arm und zieht mich aus der Menge raus und einige Meter von den anderen weg, sodass wir nur noch leise hören können, was die Lehrer gerade besprechen. „Hör mal Aria. Ich finde dich echt nett, aber Caleb ist meins.", erklärt sie mir dann und fuchtelt dabei wild mit einer Hand herum, da sie mich mit der anderen immer noch unsanft festhält. Ich lege den Kopf leicht schief und lächle sie dann an. „Keine Sorge, ich habe nicht vor ihn dir streitig zu machen. Du kannst meinen Arm jetzt wieder loslassen..." Sie nickt zufrieden, schaut dann kurz auf ihre Hand runter und öffnet langsam die um meinen Arm gelegten Finger, als würde sie überlegen ob sie mich wirklich loslassen kann. Nachdem sie sich dann wohl dazu entschlossen hat, dass ich verstanden habe, was sie mir sagen wollte, geht sie zu Caroline, die auch eher am Rand steht. Nachdem ich meinen Arm gemustert habe, der jetzt am Oberarm einen feuerroten Ring hat, weil sie so fest zugedrückt hat, folge ich ihr und stelle mich neben Charli, die auf der anderen Seite von Caroline steht. Irgendwie hat Bonny ja eine minimal verdrehte Ansicht von dem, was sie als ihr Eigentum bezeichnen kann. Vielleicht klebt sie ihm ja ab und zu ein „Reserviert"-Schild auf den Rücken, um auch ja sicher gehen zu können, dass niemand sagen kann, er hätte nicht mitbekommen, dass sie ihn liebt. Zumindest hat sie bei mir jetzt grade den Eindruck vermittelt, dass sie das auf jeden Fall machen würde, wenn sie eine Chance dazu hätte. Entschuldigung, aber ich meine das nicht böse. Das sind einfach so Sachen, die mir in den Sinn kommen, wenn mich jemand wegen sowas anfährt. Und das, obwohl ich sogar von ihm weg gegangen bin! „Ich habe keine Lust auf den Mist!", murmelt Charli dann, was mich aus meinen Gedanken reißt. Ich habe keine Ahnung was sie meint, weswegen ich nur mit den Schultern zucke. Eine ausdruckslose Geste, die anderen das Gefühl gibt, man hätte ihnen zugehört. Man kann nichts falsch machen und selbst wenn einem Fragen gestellt werden, passt es. Ob es ja oder nein bedeutet, kann die Person dann selber interpretieren, wenn es aber nicht so „passend" ist, kann man sich damit raus winden, dass man eigentlich das Gegenteil gemeint hat. „Was müssen wir überhaupt machen?", kommt es dann von Bonny, die sich anscheinend wieder beruhigt hat. „Volleyball. Wir sollen erst einmal eine Zeit lang immer zu zweit spielen, damit wir uns wieder ein wenig daran gewöhnen. Bis jetzt sind ja nur unsere Beine warm, also zählt es wohl auch irgendwie zum Aufwärmtraining." Warum denn Volleyball? Ich hasse diese Art von Sport, am liebsten würde ich jetzt einfach schreiend im Kreis rennen. Na ja, ich will ja ehrlich bleiben. Ich spiele gerne Volleyball und im allgemeinen habe ich auch nichts gegen andere Ballspiele, ich habe nur etwas gegen Ballspiele im Unterricht. Keine Ahnung warum, aber da macht es meiner Meinung nach nicht so viel Spaß, wie wenn man beispielsweise mit ein paar Freunden oder im Verein spielt. Könnte aber auch daran liegen, dass wir in Bodie, also in der Stadt, in der ich bis gestern Abend gewohnt habe, zu dritt waren und ich dann oftmals mit Leuten machen musste, die ich nicht wirklich mochte. „Wenigstens sind wir jetzt zu sechst, dann geht es wenigstens auf. Wer macht mit wem?" „Dann mache ich mir Aria und ihr teilt euch noch den Rest ein", meldet sich Bonny und geht mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen zu mir. Wahrscheinlich lächelt sie mich so an, weil ihr ihre kleine Aktion leid tut, also will ich mal nicht nachtragend sein und lächle sie auch an. Vielleicht finde ich es auch einfach nicht so schlimm, weil ich mit Bonny mehr geredet habe als mit den anderen und ich sie deutlich besser einschätzen kann als jetzt beispielsweise Charli, wobei ich trotzdem auch nicht behaupten würde, dass ich Bonny wirklich kenne. Ist ehrlich gesagt auf so kurze Zeit auch eher unwahrscheinlich. „Halt! Charli macht ja gar nicht mit! Leute, es geht doch nicht aus." Mit Elenas Ausruf ist meine Euphorie dabei, weil ich mal davon ausgehe, dass Bonny dann mit einer anderen machen wird. „Okay, dann mache ich mit Elena.", kommt es tatsächlich nach nur wenigen Sekunden von Bonny, die an mir vorbei geht und zu Elena hüpft. So schnell bin ich also wieder draußen. Na ja, eigentlich klar, immerhin bin ich erst seit heute hier und hab mir vor ein paar Minuten aus Bonnys Sicht wohl einiges geleistet. Also macht Bonny jetzt mit Elena und Caroline mit Emily und ich stehe da und weiß nicht, was ich machen soll. Wenn ich mich jetzt einfach hinter der Hecke verstecken würde, würde das auffallen, weil ich mal davon ausgehe, dass die Lehrer sehen wollen, wie gut oder schlecht ich bin. Also schaue ich mich um, um zu sehen, wer noch alleine da steht, aber das Ergebnis ist nicht unbedingt vorteilhaft. Es ist zwar nicht Caleb, denn das hätte mich jetzt wahnsinnig gemacht, aber einer aus seiner Gruppe und irgendwie reicht mir diese Verbindung zu Caleb gerade, um ihm eher weniger begeistert gegenüber zu treten, immerhin sucht man sich ja immer Freunde, die einem ähnlich sind und wenn Caleb dumme Bemerkungen aus dem Nichts macht, kann man eigentlich davon ausgehen, dass es bei seinen Freunden ähnlich ist. Der Junge hat jedenfalls hellblonde, fast weiße, Haare und ungewöhnlich braune Augen. Ungewöhnlich aber nicht wegen der Farbe selber, sondern weil sie einen so großen Kontrast zu seinen Haaren darstellen. Auch wenn es irgendwie ungewohnt ausschaut, finde ich noch lange nicht, dass er deswegen schlecht ausschaut. Er ist eben ein Blickfang der anderen Art. Wenn ich mir seinen Ansatz so anschaue, könnte es aber auch sein dass seine Haare eigentlich ein paar Nuancen dunkler sind und einfach von der Sonne gebleicht wurden, da er auch relativ braune Haut hat. Ist eigentlich nicht einmal so abwegig. Letztendlich ist es auch egal, weil das nicht zur Sache beiträgt. Er scheint sich inzwischen ebenfalls umgeschaut haben, scheint aber von dem Endergebnis nicht all zu begeistert, da er mich von oben bis unten mustert. Glaub mir, mir geht es genauso wie dir, ich könnte mir jetzt auch besseres vorstellen. „Können wir nicht zu dritt spielen?", frage ich schon fast jammernd in die Runde, aber Caroline schüttelt mit dem Kopf. „Wenn es Zahlenmäßig ausgeht, dürfen immer nur zwei zusammen spielen, tut mir leid..." Ich presse die Lippen auf einander und beschließe dann etwas widerwillig, dass mir wohl nichts anderes übrig bleibt. In dem Moment, in dem ich mich umdrehe und zu ihm gehen will, will r mir auf die Schulter tippen. Das Problem dabei ist aber, dass ich mich umgedreht habe und dadurch kein Ziel mehr vorhanden war, besser gesagt nur ein anderes, das leider mein Schlüsselbein war. Statt also seinen Finger auf meiner Schulter zu haben, habe ich ihn direkt zwischen den zwei Knochen und eigentlich würde das ja nicht weh tun, aber seine Fingernägel sind echt merkwürdig. Erschrocken springe ich ein Stück nach hinten und hebe abwehrend meine Hände. „Was soll der Mist?", brülle ich aufgebracht und funkle ihn wütend an. „Himmel, reg' dich doch nicht so auf! Ich fürchte, wir müssen zusammen Volleyball üben." Er fürchtet es? So ein Idiot. Ich seufze auf, sehe aber nicht ein, dass ich ihm meinen Namen sage, wenn er mir seinen nicht sagt, und folge ihm deshalb einfach, ohne ein Wort zu sagen. Er stellt sich ziemlich weit abseits hin, fast als würde er dafür sorgen wollen, dass niemand sieht, dass er mit mir spielt. Ich finde es nur merkwürdig, dass er keinen Ball geholt hat, da ich immer dachte, man bräuchte einen um Volleyball zu spielen. Kann ja auch sein, dass ich mich getäuscht habe,! Ok, eigentlich nicht. Jedes kleine Kind weiß, dass man einen Ball braucht, um Ballspiele spielen zu können. Taylor pfeift einmal laut, woraufhin sich seine Freunde genervt umdrehen, wahrscheinlich sind sie knapp davor ihm irgendwelche Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Ach ja, ich glaube ich würde mich gleich anschließen, verdient hätte er es. „Sind wir deine Köter oder was?", brüllt der Rotschopf, ich glaube Alaric, und dreht sich dann wieder weg, Caleb einzige Reaktion ist ein kurzer Blick in seine Richtung bevor er den Ball wieder in die Luft spielt und danach selber wieder ran geht, da Alaric damit beschäftigt it, mit einem anderen aus der Gruppe zu diskutieren. Manchmal frage ich mich, wer der Kopf von der Gruppe ist. Caleb wirkt mit seiner verschwiegenen Art im Vergleich zu Alaric eher weniger so, als würde er eine bedeutende Rolle in ihrer „Gang" spielen, dafür bringt Caleb es aber fertig, einen nur mit seinen Blicken einzuschüchtern und das ist wiederum fast eine Kunst! Dummerweise entscheidet sich dann offenbar doch jemand dazu, dass wir einen Ball brauchen könnten, aber ich kann nicht sehen, wer ihn her geworfen hat, das der Blondschopf ihn schon fast in der Hand hat, als ich bemerke, dass da ein Ball fliegt. Das bedeutet dann wohl, dass ich mich jetzt doch hinstellen und mit dem Typen, von dem ich nicht einmal den Namen kenne, Volleyball spielen. Ohne ein Wort spielt macht er einen Aufschlag, der ewig weit in die Höhe geht und würde ich Wert darauf legen, dass er mich mag, würde ich jetzt zugeben, dass ich das beeindruckend finde, aber da ich ihm gegenüber eigentlich eher weniger Sympathie empfinde, werde ich ihm das jetzt nicht sagen. Wahrscheinlich würde es ihn nicht einmal interessieren. Ich messe mit den Augen ab, wo der Ball ungefähr landen würde und renne dann dort hin, um ihn wieder zu ihm zurück zu spielen, was ihn scheinbar erstaunt. Stell dir vor, ich kann tatsächlich einen Ball treffen! Na ja, genau genommen hatte ich auch echt viel Zeit, um zu überprüfen, ob es auch wirklich da ankommen wird, wo ich stehe. Jedenfalls geht das eine ganze Weile so weiter, auch wenn er es mir immer schwerer macht, da er die Bälle immer flacher und weiter spielt. Theoretisch könnte ich einfach jedes Mal, wenn der Ball auf seiner Seite war ein paar Schritte zurück gehen, aber so einfach macht er es mir nicht. Wenn ich mir seine Berechenbarkeit zunutze machen will, ist er auf einmal unberechenbar und macht den Schlag wieder kürzer. Wobei, eigentlich ist das ja dann auch wieder berechenbar, oder? Wie auch immer, logischerweise wird es irgendwann zu kompliziert, weswegen mir der Ball runter fällt. „Gar nicht mal so schlecht.", meint er dann kalt und läuft zu dem Ball. Wenn ich es mir so überlege musste er sich vorher nicht mal wirklich bewegen, zumindest nicht laufen. Ich bin gerade echt stolz auf mich! Aber jetzt mal was anderes: dieser Typ hat ja von der Ferne aus nicht schlecht ausgeschaut, aber jetzt, wo er nur mit ein paar Metern Entfernung vor mir steht, muss ich zugeben, dass er besser ausschaut als vermutet. Gut, Model wäre er nicht unbedingt was für ihn, weil seine Haare und seine Augen einfach nicht zusammen passen, das schaut merkwürdig aus, aber so im allgemeinen, wenn man über diesen Makel hinweg sieht. Langsam sollte ich diese Art von Gedanken wirklich los werden, sonst endet das noch richtig peinlich, aber sobald ich mir über eine Person meine Meinung gebildet habe und sie eingeordnet habe, kann ich auch wider ruhig sein. Jedenfalls steht er wieder ungefähr da, wo er vorher war und spielt dann den Ball wieder zu mir. So geht das noch eine Weile weiter, bis ich einen lauten Pfiff höre. Natürlich war es wieder der Lehrer mit seiner merkwürdigen Pfeife, wer denn sonst. Also schlurfe ich mal wieder zu ihm hin und stelle mich dann zu den anderen vier, die schon in der Nähe stehen. „Na, wir war es so mit Ty?", meint Charli dann mit einem blöden Lächeln im Gesicht. „Äh... Ty? Wer ist Ty?" „Taylor. Der Junge, mit dem du gerade Volleyball gespielt hast." „Ah! So heißt er! Ich würde sagen, man kann ihn in die gleiche Kiste stecken wie Caleb." „Die da wäre?" „Idiot." Die vier lachen und drehen sich dann zum Lehrer, der gerade die Teams für das richtige Spiel einteilt. Dürfen wir die nicht selber aussuchen? Normalerweise macht das doch jeder Lehrer so, dass sich zwei bis vier vorne hinstellen und sich dann die Leute aufrufen, die sie in ihrem Team haben wollen, warum hier nicht? So ein Mist. „Wir werden vier Teams machen, immer 16 in ein Team. Caleb, Alaric, ihr seid in einem Team, die anderen aus eurem Team teile ich euch später zu. Bei den anderen ist es das Gleiche! Ethan und Minho, ihr seid in Team zwei und Cole und Jax ihr Team drei. Newt, Matt und Taylor, ihr seid in einem Team, aber wehe ich sehe euch drei auf einmal im Feld!" Ehrlich gesagt ist mir vorhin nicht einmal aufgefallen, wie viele wir eigentlich sind, weil ich mich entweder auf Caleb, Bonny oder diesen Taylor konzentriert habe, aber als ich mich jetzt umschaue, vergesse ich fast zu atmen. Das wird deutlich peinlicher als erwartet! Das muss die ganze Jahrgangsstufe sein, nicht nur eine Klasse! Die neun teilen sich in ihre Gruppen auf, aber trotzdem hilft mir das nicht wirklich weiter. Außer, dass ich jetzt weiß, wer Jax ist. Woher? Na ja, Bonny hat mir ja vorher erst Cole beschrieben, zumindest mehr oder weniger, und da ich ihn ja erkenne, kann ich durch logisches Denken erkennen, er Jax ist, weil er mit Cole in einem Team ist und die neun sich quasi auf Kommando in ihre Gruppen aufgeteilt haben. „Aria? beweg dich! Frau Minski hat dich jetzt schon drei mal aufgerufen!", zischt Emily mir dann zu und schmunzelt leicht. Wenigstens weiß ich jetzt wie die Lehrerin heißt, dass ist ja schon einmal was. „Bei welchem Team bin ich?", frage ich Emily immer noch etwas neben der Spur, die daraufhin nur mit einem leichten Nicken in Alarics Richtung zeigt. Ja, ich denke bewusst nicht Caleb, weil mir der Kerl minimal auf den Geist geht und ja, manchmal bin ich nachtragend. Kann aber auch daran liegen, dass er mich einfach grundlos Nilpferd genannt hat. „Ich bin auch bei ihm im Team, komm gehen wir.", meint Bonny dann begeistert und zieht mich mit sich. Kann man das, was sie da macht, eigentlich schon besessen nennen? Normal wirkt das auch mich jedenfalls nicht mehr! Trotzdem gehe ich einfach hinterher und schaue Caleb immer mal wieder missbilligend an, was er aber nicht zu bemerken scheint. Mit uns sind acht Mädchen und sechs Jungen mit ihm und Alaric im Team, von denen ich im außer Bonny und den beiden niemand kenne, aber zwei der Mädchen kommen mir immerhin bekannt vor, die sind, so weit ich mich erinnere heute in der Früh bei der Gruppe gestanden und haben mit Taylor, Alaric und den anderen geflirtet, als Caleb noch nicht da war. Ich befürchte nur, dass die nicht unbedingt zu den Leuten gehören, die ich mag. „Na, wen haben wir denn da? Dick und Doof?" Sage ich doch! Halt nein, denke ich mir doch. Ich ignoriere ihr Kommentar einfach und stelle mich mit einigen Metern Entfernung hin, einfach zu Bonny, die wohl in weiser Voraussicht Sicherheitsabstand zu den beiden gehalten hat.. „Warum so weit abseits? Ihr habt doch nicht etwa Angst?" Caleb verzieht das Gesicht während seiner dämlichen, witzig gemeinten Frage zu einem fiesen Grinsen, was mich nur die Augen verdrehen lässt. „Doch. Ich habe schon irgendwie Angst davor, mich an eurer Dummheit anzustecken." Sobald ich das gesagt habe, drehe ich mich von ihnen weg, verdrehe die Augen und sehe dann Bonny, die mich nur geschockt anschaut. „Was denn?" „Ich gebe dir jetzt mal einen Überlebenstipp für unsere Schule: wenn du deine Ruhe haben willst, lass Caleb einfach in Ruhe!", flüstert sie mir zu, doch ich zucke nur die Schultern. So schlimm kann es ja nicht sein, wenn er mich nicht mag. Mal ganz davon abgesehen, dass ich auch vor dem Spruch in diese Richtung gegangen bin, also ist es ja eigentlich egal. Trotzdem murmle ich ein „Entschuldigung" und hoffe einfach mal, dass er mich gehört hat, weil ich es mit Sicherheit nicht wiederholen werde. „Als erstes spielt Team Eins gegen Team Vier, also ab ins Feld." Wenn ich jetzt wüsste, welches Team wir sind, könnte ich mich auch entweder freuen oder traurig sein. Ich will nicht spielen, mal ganz davon abgesehen, dass so oder so nur sechs ins Feld können. Also kann ich mit etwas Glück sogar verhindern, dass ich eingewechselt werde. Man könnte aus einem Team fast drei Teams machen! Gut, hier ist nur ein Feld, aber man könnte rein theoretisch ja auch drinnen spielen! Also warum zum Geier haben wir nur vier Teams? „In welchem Team sind wir?", frage ich Bonny, weil mir diese Gedanken nicht unbedingt dabei geholfen haben, heraus zu finden, wo wir dazu gehören. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht hätten wir aufpassen sollen, als es uns erklärt wurde." „Eventuell" Also bleiben wir einfach da stehen, wo wir gerade sind und warten darauf, dass die anderen aus unserem Team irgendwas machen, dass uns zeigt,welches Team wir sind. Als Caleb und Alaric, gefolgt von zwei Mädchen, die heute in der Früh bei ihnen gestanden haben, sich in Bewegung setzen und auf das Feld zu gehen. Also sind wir wohl entweder Team eins oder Team zwei, würde ich sagen. „Welche sind das denn eigentlich?", frage ich Bonny flüsternd und deute dabei auf die zwei identisch aussehen Mädchen, die sich wie Zecken an Caleb und Alaric geklebt haben. „Galaxina und Annabell. Die beiden sind Zwillinge und machen so gut wie alles gleich, nur stehen sie auf unterschiedliche. Galaxina schmachtet nur Caleb an und Annabell kann sich nicht wirklich entscheiden. Mal ist es der, mal der, aber immer einer von den Jungs." Ich nicke nur und schaue mich um. Im Feld sind bis jetzt nur die vier, die anderen haben sich alle ohne ein Wort hingesetzt. Ich bin also nicht die Einzige, die eher weniger begeistert ist vom Volleyball spielen. Bonny und ich schauen uns kurz an und gehen dann zu ihnen ins Feld, was uns aber nicht unbedingt Bonuspunkte einzubringen scheint, da weder Caleb, noch Alaric, noch die Zwillinge sonderlich begeistert wirken, als sie uns sehen. Trotzdem schauen die Jungs nach kurzem einfach wieder auf die andere Hälfte des Feldes, mustern also das andere Team. „Hey Taylor, nicht gehört was Herr Giebler gesagt hat? Nicht alle drei im Feld!", schreit Caleb, als er gemerkt hat, dass drei aus seiner Gruppe auf einmal im Feld des anderen Teams stehen, und lacht dann. Wow, wer hätte gedacht, dass es ihn interessiert, was die Lehrer sagen, oder ist das in dem Fall nur Eigennutz? Vielleicht sind die drei ja besser als er oder sowas. Wir stellen uns alle auf unsere Plätze und dann wird auch schon angepfiffen. Taylor hat den Ball und macht einen Aufschlag, an den eigentlich ich hin gehen hätte müssen, aber Caleb hat ihn schon davor abgefangen, indem er gesprungen ist. Wenn das ganze Spiel so verläuft, setze ich mich jetzt einfach in eine Ecke und feile meine Nägel, auch wenn ich nicht weiß, wo ich jetzt auf die Schnelle eine Nagelfeile herbekommen soll. Jedenfalls spielen wie vermutet wirklich nur die zwei und wir anderen stehen herum und schauen zu. Aber dann macht Taylor einen Schlag, während Caleb gerade sein Tanktop irgendwie merkwürdig herumwedelt, wahrscheinlich um sich Luft zuzufächeln, und Alaric steht auf der anderen Seite des Spielfeldes und wird wohl nicht an den Ball ran kommen, außer er kann sich teleportieren, also muss ich jetzt wohl an den Ball. Tatsächlich treffe ich, wenn auch knapp, den Volleyball, der dann in hohem Bogen in das andere Feld fliegt. Okay, jetzt gehe ich eine Party feiern! Ich bin gerade echt stolz auf mich, auch wenn ich beim Üben die meisten Bälle erwischt habe, ist es doch etwas anderes, wenn man bei einem Spiel einen Ball erwischt.. „Gut gemacht", höre ich eine leise Stimme und merke, als ich mich umschaue, dass das doch tatsächlich Alaric gesagt hat. Okay, ich glaube ich neige gerade zu Halluzinationen! Aber jetzt mal was anderes: wie laut flüstert Alaric bitte, dass ich ihn über unsere ganze Seite hinweg trotzdem verstehen kann? Okay, einfach auf etwas anderes konzentrieren, vielleicht hilft das ja. Zum Glück ist nach Sport die Schule aus, dann kann ich mich auf etwas anderes konzentrieren, zum Beispiel... keine Ahnung. Ich seufze auf und wechsle dann einfach eines der draußen sitzenden Mädchen ein, dann habe ich meine Ruhe, auch wenn ich quasi gelobt wurde. Wenn sie mich schon für sowas loben, als hätte ich die Welt gerettet, was passiert wäre, wenn ich ihn nicht erwischt hätte und bevor das passiert, beuge ich dem lieber vor. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Allerdings komme ich gar nicht so weit, dass ich mich entspannen könnte, weil sich gerade entweder Annabell oder Galaxina hat auswechseln lassen und sich jetzt neben mich setzt, weswegen ich Bonny entsetzt und hilfesuchend anschaue, aber sie bemerkt das nicht einmal, da sie lieber Caleb dabei zuschaut, wie er sich mit seinem Oberteil den Schweiß von der Stirn wischt. „Du bist die Neue, richtig?", spricht mich eine der Zwillingsschwestern dann an, woraufhin ich nur knapp verkneifen kann, dass ich genervt aufstöhne. „Nein, ich tu nur so.", murmle ich und verdrehe dabei die Augen. „Wie witzig! Ich bin Annabell, das da ist meine Schwester Galaxina." Sie deutet auf ihre Schwester, die genauso wie sie einen relativ dunklen Ansatz, dunkelblonde Haare und dann hellblonde Spitzen hat. Die Augenfarbe von Galaxina kann ich aus der Entfernung nicht sehen, aber da Annabell grüne bis braune Augen hat, gehe ich mal davon aus, dass es bei Galaxina genauso ist, immerhin sind sie ja eineiige Zwillinge. „Aha." „Willst du mir nicht deinen Namen sagen?" „Wozu. Damit du dich drüber lustig machen kannst? Sorry, aber ich glaube, ich will mit dir nichts zu tun haben." Ich gebe ja zu, dass das ihr gegenüber nicht unbedingt fair war, aber sie hat mich ja auch Dick oder Doof genannt, keine Ahnung was an wen gerichtet war. Empört atmet sie aus und reißt dann die Augen auf. „Ich wollte nett zu dir sein und du lässt mich so abblitzen! Das kann doch nicht dein Ernst sein!", schreit sie dann hysterisch, weswegen sich alle zu uns umdrehen, Taylor bekommt sogar den Ball fast an den Kopf Dummerweise scheint er ziemlich gute Reflexe zu haben, da er ihn doch noch knapp auffängt.. Am liebsten würde ich jetzt im Erdboden versinken und ich finde es extrem schade, dass das nicht so einfach ist. Sogar die sonst so ausdruckslosen Mienen von Caleb und seinen Freunden haben sich bei allen zu einem nicht unbedingt nett gemeinten Grinsen verzogen. „Da siehst du Annabell, selbst die Neue hat die Nase schon von dir voll!", meint dann ein Junge mit braunen Haaren und fast gleichfarbigen Augen. „Caleb, du musst meine Schwester verteidigen!" Galaxina klammert sich an seinen Arm, doch er schüttelt sie nur ab und schnaubt dann. Er murrt, schnaubt dann spottend und nickt mir leicht zu, bevor er seine Freunde zu sich winkt. Sie schauen sich gegenseitig an und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie sich unterhalten, aber ihre Lippen bewegen sich nicht. Vielleicht unterhalten sie sich ja per Mimik oder sowas? „Er hätte dafür sorgen sollen, dass wir von ihr erlöst sind...", höre ich jemanden murmeln. Kaum hat er das ausgesprochen, bricht eine wilde Diskussion darüber aus, ob er das hätte sagen dürfen oder nicht, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass sich das mehr gedacht haben, als es jetzt zugeben. „Die Stunde ist noch nicht vorbei!", schreit Herr Giebler, doch Caleb reagiert nicht einmal darauf, als er mit seinen Freunden abzieht. Er geht einfach entspannt weiter, seine Freunde in einer v-Formation, wie bei Gänsen, hinter ihm. Ob das wohl einstudiert ist? „Somit ist Sport wohl für heute beendet, letztendlich wären es so oder so nur noch 15 Minuten. Aria, mit dir würde ich gerne reden", meint Frau Minski dann und winkt mich mit undefinierbarem Blick zu ihr. Wie jetzt? Werde ich jetzt ernsthaft schon am ersten Schultag angeschrien? Ich beschwere mich aber trotzdem nicht, wäre wohl auch eher ungeschickt, und gehe einfach zu ihr hin, wenn auch mit mulmigem Gefühl. „Du spielst gut, dich könnten wir in unserem Schulteam gebrauchen." Das kam jetzt irgendwie plötzlich. Bis vor ein paar Sekunden dachte ich noch, ich würde ärger kriegen, auch wenn ich nicht wüsste weswegen, und jetzt sagt sie mir, ich soll beim Volleyballteam dabei sein! Okay, wenn ich es mir so überlege, gibt es doch einen Grund, mich in den Boden stampfen zu wollen, immerhin habe ich das Aufwärmen geschwänzt und da drehen manche Lehrer wirklich durch, ich habe da Erfahrung. „Ähm... okay.", antworte ich immer noch irritiert und gehe dann einfach, um Frau Minski weiterhin zu zuhören fehlen mir im Moment die Nerven. In der Umkleide angekommen ziehe ich Charlis Sportsachen aus und packe ihre Klamotten in ihre Tasche, komischerweise bin ich als einzige hier drinnen. „Caleb, gib mit meine Sachen zurück!", höre ich dann auf einmal eine laute Stimme, weswegen ich schnell in meine Hose und mein Top schlüpfe und dann raus renne. Caleb hält die Sachen von Galaxina in die Luft, weswegen sie eigentlich keine Chance hat, da sie ungefähr zwei Köpfe kleiner ist und er ihre Sachen ja nicht auf dem Kopf hat sondern noch ein ganzes Stück weiter hoch hält. Na ja, er hat seinen Arm eben nach oben gestreckt und hebt ihn immer ein Stück an, wenn Galaxina nach oben springt. So gesehen ist das eigentlich richtig gemein, weil er ihn immer so tief hält, dass sie mit ein wenig Glück dran kommen könnte und dann hebt er seinen Arm um einige Zentimeter und schon hat sie keine Chance mehr. „Man Caleb! Hör auf damit!", beschwert Galaxina sich dann Lautstark. Irgendwie finde ich ihren Namen ein wenig merkwürdig, aber Annabell ist auch nicht unbedingt ein Allerweltsname. Vielleicht haben ihre Eltern ja einen Fimmel für ungewöhnliche Namen. „Bring mich dazu.", kommt es dann von Caleb, der daraufhin die Tasche leicht in die Luft wirft und mit der gleichen Hand wieder auffängt. „Komm schon Caleb! Bitte!" „Hm... nein." Er lacht und wirft die Tasche wieder nach oben, aber diesmal so, dass er sie nicht auffangen kann. Stattdessen landet sie auf eine Strebe, die dafür sorgt, dass das Dach sich nicht durchbiegt. Eigentlich hätte ich erwartet, dass die Tasche wieder runter fällt, aber stattdessen bleibt sie nach der Landung auch direkt obendrauf hängen. Alaric gibt Caleb ein High Five und lacht dabei fies, bevor sie sich selbstzufrieden wegdrehen und mit den anderen sieben verschwinden. Es gibt echt dumme Menschen auf der Welt, aber Caleb toppt sie alle! Wie soll Galaxina ihre Tasche seiner Meinung nach da runter bekommen? „Und jetzt? Da sind meine Sachen drinnen!" Galaxina jammert vor sich hin, während sich die Traube, die sich um das Spektakel gebildet hatte, langsam wieder auflöst. Scheinbar ist sie nicht unbedingt beliebt, da Annabell als einzige bei ihr bleibt. „Komm, gehen wir in die Umkleide, ich habe keine Lust hier weiter herum zu stehen." Charli greift sich meinen Arm und zieht mich hinter sich her. Wo ist die denn jetzt hergekommen? Ich habe weder sie, noch eine der anderen vier gesehen, aber sie mich offenbar schon. In der Umkleide greift sie sich ihre Taschen und will gleich wieder verschwinden, aber ich will auf die anderen warten, damit ich mich nicht unbeliebt mache. „Was wollte die Minski denn noch von dir?" „Sie hat mich gefragt, ob ich beim Volleyballteam dabei sein will.", antworte ich schlicht und setze mich dann auf die Bank, meine Tasche stelle ich auf meinem Schoß ab. „Und, was hast du gesagt?" „Das ich dabei bin.", sage ich dann und würde mich am liebsten hauen. Warum habe ich eigentlich zugestimmt? „Ui! Ich bin auch bei dem Team dabei!", meint sie begeistert, springt auf und dreht sich dann im Kreis. Schon irgendwie lustig, dass sie sich mehr darüber freut als ich es tue, weswegen ich einfach nicht anders kann. Lachend lege ich den Kopf in den Nacken und beobachte sie dann kopfschüttelnd, während sie weiterhin vor sich hin tanzt. „Wann ist das dann immer?", unterbreche ich sie dann nach einiger Zeit, woraufhin sie in genau der Position stehen bleibt, in der sie vor meiner Unterbrechung gestanden hat. „Ähm... dieses Jahr ist es immer Dienstags am Nachmittag. Von 14:00 bis 16:00, glaube ich." „Wie? So lange?" „Jep. Wenn wir schon nur einmal in der Woche haben, dann wenigstens richtig.", meint Charli leicht verlegen lachend, wahrscheinlich weil sie gemerkt hat, wie albern ihre Tanznummer war, und setzt sich dann auch wieder hin. „Ich kann zwar erst nächste Woche wieder mit machen, aber ich werde morgen trotzdem hin gehen, damit ich es dir ein wenig erklären kann.", meint sie dann aufmunternd, als sie meinen Blick sieht. Ich nicke ihr dankbar zu und schaue dann zu den anderen drei, die inzwischen fast fertig umgezogen sind. „Bevor die Frage kommt: weder Caleb noch einer aus seinem Gefolge spielt da mit, tut mir leid dich enttäuschen zu müssen. Die sind sich für Volleyball im Normalfall zu gut." „Warum sollte ich wollen, dass einer von denen beim Volleyballteam dabei ist?", frage ich sie irritiert, doch sie zieht nur eine Augenbraue hoch. „Du hast sie heute angestarrt. Alle!" „Ja, weil ich neu bin und ich mir immer alle anschaue." Okay, das glaube ich mir selber nicht wirklich, aber das ist ja jetzt egal. „Außerdem war das mit der Tasche von Galaxina eben eher friedlich, Caleb hat schon größeres angestellt." Auch wenn ich jetzt neugierig geworden bin frage ich nicht nach, was sie damit meint. Das kann ich ja vielleicht morgen machen, wenn ich mich dann noch daran erinnere. „Können wir?" Caroline steht vor uns zwei und schaut uns abwartend an, die anderen stehen grinsend hinter ihr. Kann es sein, dass wir beide gerade so tief in Gedanken versunken waren, dass wir unsere Umwelt nicht registriert haben? Inzwischen ist die Umkleide ziemlich voll, weswegen ich nichts dagegen habe, wenn wir jetzt gehen. „Ja, ich bin jedenfalls fertig" Ich stehe auf und schultere meine Tasche, um ihnen zu zeigen, dass ich auch so weit bin. Kein wunder, dass Charli fertig ist, sie musste sich ja auch nicht umziehen und nichts. Wir gehen zusammen aus der Umkleide und der Schule raus und bleiben dann bei den Parkplätzen stehen, wahrscheinlich weil sie noch etwas besprechen wollen, bevor sie sich aufteilen. „Wo wohnst du eigentlich?", fragt mich Bonny, während die anderen über irgendeine Party oder so diskutieren, und legt den Kopf leicht schief. „Nicht all zu weit weg. Ich gehe dann mal, bis morgen!" „Soll ich dich mitnehmen?", bietet sie mir dann an, weswegen ich mich auf den Absätzen zu ihr umdrehe. Die Tatsache, dass meine Schuhe keine Absätze haben, lasse ich jetzt einfach mal außen vor. „Ähm... ja gerne. Danke Bonny." „Nichts zu danken." Sie hakt sich bei mir unter und zieht mich zu ihrem Auto, einem dunkelbraunen Tesla Model S. Das Zeichen von Tesla ist eines der wenigen, die ich erkenne, aber nur weil mein Vater früher total begeistert war von Tesla, inzwischen kann er sich aber nur noch für Bier begeistern. Tut mir ja leid, das so sagen zu müssen, aber es ist wahr. Ehrlich gesagt habe ich den Audi R8 ich auch nur erkannt, weil das bis vor zwei Jahren noch mein Traumauto war und nicht etwa, weil ich mich im allgemeinen für Autos interessiere.. „Hast du das Auto jetzt lange genug betrachtet?", meint Bonny dann mit schief gelegtem Kopf und einem belustigtem Lächeln auf den Lippen. „Jep", antworte ich schlicht und schmunzle leicht, als ich ihren Blick sehe. Ich setze mich auf den Beifahrersitz und schaue mir die Innenausstattung an, aber wegen all den blinkenden Knöpfen und Lämpchen kenne ich mich nicht aus. Eigentlich hätte ich jetzt erwartet, dass sie den Motor startet und sofort losfährt, aber stattdessen kramt sie in ihrer Tasche herum und zieht einen kleinen Zettel und einen Stift hervor. Mit ungeschickten Bewegungen schreibt sie mit dem Lenkrad als Untergrund etwas drauf und hält mir dann das Blatt hin. „Meine Nummer, schreib mir später einfach, ich gebe deine Nummer dann den anderen.", meint sie und zwinkert mir zu. Erst schaue ich sie verwirrt an, nehme ihr dann aber das Zettelchen ab und schaue die krakeligen Zahlen an, die sie darauf geschrieben hat. Ich ziehe mein Handy aus meiner Tasche raus, gebe die Nummer ein und will die Nummer gerade als Bonny einspeichern, als sie mir das Handy abnimmt. Sie tippt etwas darauf ein und gibt mir dann mein Handy mit einem Lächeln zurück. Statt „Bonny" hat sie sich jetzt als „Bonbon" eingespeichert, was mich zum lachen bringt. Ich bin also mit einem Bonbon befreundet, mal was neues. Wenigstens fährt sie jetzt los und setzt mich dann, nach nur wenigen Minuten Fahrt, bei mir daheim ab. „Hübsches Haus." „Na ja, geht so...", murre ich nur, verabschiede mich von ihr und winke ihr nach, während sie davon fährt. Meine Mom ist wahrscheinlich noch in der Arbeit und wie ich meinen Vater kenne schläft er in seinem Sessel im Wohnzimmer, während der Fernseher läuft. Mit einem leisen Stöhnen ziehe ich meinen Schlüssel raus und sperre die Haustür auf. Im Haus riecht es nach verbranntem Toast und abgestandenem Bier, weswegen ich die Nase kraus ziehe. Wie schafft man es an einem einzigen Tag, dass es in einem Haus so stinkt? Stumm gehe ich zum Kühlschrank, hole mir einen Joghurt und einen Löffel und gehe dann mit meiner Tasche nach oben in mein Zimmer. Die Tasche werfe ich einfach hin und setze mich dann auf mein Bett, während ich auf meinem Handy herum tippe. Na gut, ganz so wahllos klicke ich nicht herum, aber ich verfolge auch kein Ziel dabei. Ich gebe zum Beispiel bei Google einen oder mehrere Buchstaben ein und schaue dann, was mir vorgeschlagen wird und schaue mir dann ein paar Seiten an, bis es mir zu blöd wird und ich nach was neuem suche. Ich schiebe mir immer mal wieder einen Löffel mit Joghurt in den Mund und versuche danach immer mal wieder, ein Lachen zu unterdrücken, wenn ich die Ergebnisse gesehen habe. Was es nicht alles für Internetseiten gibt! Unglaublich... Allerdings verliert auch das nach einer halben Weile seinen Reiz, weswegen ich mein Handy in meine Hosentasche stecke und den inzwischen leeren Joghurtbecher nach unten bringe. Ich lege ihn einfach neben die Spüle und schaue dann ins Wohnzimmer rüber. Wie erwartet sitzt Dad in seinem Sessel und schnarcht vor sich hin, weswegen ich mich frage, warum ich überhaupt nachgeschaut habe. Hausaufgaben haben wir keine auf, also kann ich genauso gut in die Stadt gehen. Ach kacke, erst muss ich warten bis mein Auto da ist, weil ja sonst niemand hier ist. Zumindest sonst niemand, der nicht schläft. Ich atme durch den Mund aus, wodurch eine kleine Strähne durch die Luft wirbelt. Ich renne noch schnell nach oben, schnappe mir mein Handy und schlüpfe dann in meine Schuhe. In die Stadt kann ich nicht, aber wenigstens hier in der Gegend kann ich mich umschauen. Zwar immer nur ein paar Straßen, damit ich es sehe, wenn mein Mini angerollt kommt, aber damit komme ich vorübergehend klar. Ich ziehe die Haustür hinter mir zu und gehe langsam die Einfahrt runter, als ich ein vertrautes Motor brummen höre. Nur wenige Sekunden später biegt mein inzwischen roter Mini im Schneckentempo um die Ecke, weswegen ich sofort anfange zu winken. Wow, anscheinend bin ich inzwischen schon der Telepathie mächtig! Als mich der Mann hinter dem Steuer erkennt, gibt er Gas und bleibt dann vor mir stehen. Der Motor verstummt und der Mann steigt mit dem Autoschlüssel in der Hand aus. „Und, was hältst du von der Farbe?" Ich bestaune den glänzend roten Lack meines Autos und gehe einmal drum herum. „Schaut echt gut aus, danke. Wie viel kostet das?" „Wir lassen deinen Eltern die Rechnung zukommen.", meint er und zwinkert mir dann zu. Erst jetzt taucht noch ein Auto auf, ein weißer BMW, und bleibt knapp hinter dem Mini stehen. Kurzzeitig hatte ich sogar Angst, dass der Junge hinter dem Steuer den BMW in meinen Mini fährt, aber ich denke mal, dass er durchaus dazu in der Lage ist, ein Auto zu fahren und anschließend auch zu parken, ohne einen Sachschaden von mehreren Tausend Euro zu verursachen. Sobald das Auto endgültig zum stehen gekommen ist, steigt ein Junge, circa 19 Jahre alt, und grüßt mich mit einer Handbewegung und einem freundlichen Lächeln im Gesicht. „Viel Spaß mit dem Auto.", meint der Mann dann und geht zu dem BMW, der Junge bleibt noch kurz stehen. „Hast eine Gute Wahl getroffen." Zustimmend und zugegebenermaßen auch ein wenig stolz nicke ich ihm zu und schaue dann den Schlüssel in meiner Hand an. „Kommst du Tim?" Er winkt mir kurz zu und joggt dann zu dem Mann, wahrscheinlich sein Vater, da die Werkstatt ein Familienbetrieb ist. Die beiden fahren schon nach kurzem wieder weg und lassen mich mit meinem frisch lackierten Auto zurück. Glücklich setze ich mich in mein Auto und starte den Motor. Schön, dass ich wieder einen fahrbaren Untersatz zur Verfügung habe.

In der Stadt angekommen parke ich mein Auto einfach am Straßenrand und steige dann aus. Gut, die Stadt ist vergleichsweise klein, aber es gibt trotzdem ein paar hübsche Cafés und unter einem Gasthof ist meines Wissens nach sogar eine Bar. Vielleicht gehe ich da heute Abend rein! Alkohol kann ich zwar keinen trinken, aber das muss ja nicht sein. Vielleicht lerne ich ein paar Leute kennen, während ich an einem Glas Orangensaft schlürfe oder etwas in der Art. Ich schaue mich ein wenig um und gehe dann einfach mal nach links. Die Straße ist mit Kopfsteinpflaster gepflastert und somit recht holprig und da die Steine schon ziemlich alt sind, sind sie noch unebener, als sie es im Normalfall schon sind. Die Häuser wirken alle ziemlich alt, sorgen aber irgendwie für ein schönes Ambiente und das, obwohl ich diese Art von Häusern eigentlich nicht mag. Als wäre man in einer lange vergessenen Zeit oder etwas in der Art, auch wenn es ein wenig langweilig ist. Es hat zwar was märchenhaftes, aber was will man in einer Märchenwelt groß machen? Ich gehe in einen kleinen Laden, in dessen Schaufenstern geschrieben wird, dass sie Sommerschlussverkauf haben. Eigentlich kann es ja dann nicht schaden, wenn ich wenigstens mal rein schaue, oder? Allerdings merke ich schon, als ich den Laden betrete, dass nicht wirklich etwas dabei ist, was meinem Geschmack entspricht. Wie gesagt, hier ist es wie in einer lange vergessenen Zeit und auch die Klamotten, Handtaschen und Schuhe schauen so aus. Nachdem ich noch ein paar weitere Geschäfte aus Neugier durchstöbert habe, gehe ich einfach in ein kleines Café und bestelle mir dort eine Heiße Schokolade, Kaffee ist nicht so meins. Groß shoppen kann man hier ja nicht, es sei denn, man hat nichts dagegen, auszuschauen, als wäre man dem 19. Jahrhundert entsprungen. Ok, ich gebe ja zu, dass das ein wenig übertrieben ist, aber die Sachen wirken alle ziemlich altmodisch. Somit wäre zumindest geklärt, warum einige in der Schule so... ungewöhnlich... ausgeschaut haben. Immer mal wieder nippe ich an meiner Heißen Schoki, bis die Tasse letztendlich leer ist. Inzwischen ist es schon gegen sieben Uhr, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie die Zeit so rennen konnte. Eigentlich merkwürdig, dass das Café noch offen hat, oder? Sieben ist zwar nicht wirklich spät, aber für einen Kaffee zu spät, also gehe ich mal davon aus, dass es in dem Café auch was anderes als Kaffee und Kuchen gibt, sonst würden sich die Öffnungszeiten nicht lohnen. Ich lege das Geld für die Heiße Schokolade unter die Tasse und gehe dann wieder raus. So, wo war nochmal die Bar? Ich habe daheim doch extra noch auf dem Handy nachgeschaut und jetzt weiß ich es trotzdem schon nicht mehr! Schulterzuckend gehe ich in die Richtung, aus der ich gekommen bin, und gehe dann da, wo ich am Anfang nach links abgebogen bin, indirekt nach rechts, eigentlich ja geradeaus. Wenn da nichts kommt, gehen ich eben wieder in die andere Richtung, dann war ich eben etwas spazieren. Allerdings sehe ich zu meiner Erleichterung schon nach wenigen Metern große Fenster, auf denen in schöner, weißer Schrift „Gasthof Schwanenbach" steht. An der Ecke hängt ein Leuchtschild, auf dem Bar steht, also bin ich wohl richtig. Zum Glück, ich dachte schon, ich müsste wirklich umdrehen. Ich bin nicht unbedingt ein Bewegungsmuffel, auch wenn ich heute in Sport etwas anderes vermittelt habe, aber ewig durch eine Stadt zu geistern, nur um eine Bar zu finden, wäre mir dann zu blöd. Wenn ich es mir so überlege hätte ich es mir auch einfach machen können, ich habe mein Handy ja dabei! Dem blinkenden Pfeil folgend gehe ich eine Treppe runter, die ausschaut, als hätte sie schon über hundert Jahre auf dem Buckel, und gehe dann durch eine Holztür, die irgendwie nicht so ganz dazu passt, da sie wirklich schön ist. Sobald ich die Bar betreten habe, finde ich es nicht mehr so schlimm, dass sie im Keller liegt. Ich hätte erwartet, dass es hier nach modrigem Keller riecht, aber auf einer Seite sind sogar Fenster, wahrscheinlich fällt der Boden auf dieser Seite ein wenig ab, sodass sie Fenster mit Aussicht einbauen konnten. Langsam gehe ich auf einer der Fenster zu und schaue nach draußen. Das Erste, was ich sehe, ist ein Fluss, der nur wenige Meter entfernt vorbei fließt. Das Mondlicht spiegelt sich in seiner Oberfläche und wenn ich mir das so anschaue, kann man sogar hier drinnen einige der gespiegelten Strahlen an der Decke tanzen sehen, auch wenn der Mond nur noch zur Hälfte da ist. Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, ob der Mond ab- oder zunimmt. Nachdem ich die Atmosphäre bestaunt habe, schaue ich mich in der Bar selber ein wenig um. Auf einer kleinen Bühne stehen Instrumente und ein Mikrofon, allerdings benutzt sie niemand. Eine Seite des großen Raums ist komplett von einem beleuchteten Regal bedeckt, in dem alle möglichen alkoholischen Getränke und Säfte stehen, die sie zum mixen brauchen. Davor steht eine edel wirkende Bar, an der im Moment eine Frau steht und hektisch Getränke mixt, da sie kaum hinterher kommt. Eine Seite der Bar schließt direkt an die Wand an, an der ein Kühlschrank steht, könnte aber auch ein Eisschrank sein, da sie dort immer mal wieder Eiswürfel heraus holt. An jeder Wand hängen mindestens zwei Bilder. Eins schaut aus, als wäre es vom anderen Ufer des Flusses aus gemacht worden, da darauf der Gasthof und die Bar zu sehen sind. Auf einem anderen Bild sieht man die Luftansicht von einer Stadt, wahrscheinlich von dieser und auch auf den anderen Bildern sind hauptsächlich Bilder von Orten, die hier in der Nähe sind. Mit einem Seufzer lasse ich mich einfach auf einen Stuhl in der Nähe der Bühne sinken und lehne mich dann entspannt zurück. Hier ist es besser als ich es mir vorgestellt hätte. Es ist zwar nicht wie Bodie, hat aber trotzdem was und diese Bar gefällt mir. Immer mal wieder kommen kleine Gruppen von Menschen rein, die sich dann irgendwo hinsetzen. Von den Altersstufen her ist eigentlich von der Jugend an so gut wie alles dabei. Das hier scheint wirklich ein Treffpunkt für alle Generationen zu sein. Langsam wird das Licht runter gedimmt, sodass man das Mondlicht besser sehen kann. Durch eine kleine Tür, die mir bisher nicht aufgefallen ist, kommen drei Männer zusammen mit einer Frau raus und steuern zielstrebig die Bühne an, wahrscheinlich dürfen sie heute hier spielen. Nachdem sie sich alles zurecht gestellt und hergerichtet haben klopft das Mädchen mit einem Finger gegen das Mikrofon, woraufhin die Aufmerksamkeit aller auf ihr liegt. Als sie mit einer kleinen Rede anfängt, erregt etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Ein großer Junge mit einer Cap auf dem Kopf kommt in die Bar, setzt sich aber nicht wie alle anderen auf einen Stuhl oder einen Barhocker, sondern klappt einen kleinen Teil der Bar hoch und geht hindurch. Als er sich umdreht, wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Das ist Caleb! Er fährt sich durch seine Haare, nachdem er seine Cap an einem Kleiderhaken aufgehängt hat und legt sich mit einer schwungvollen Bewegung ein Tuch über die Schulter. Er dreht sich zu dem Regal hinter ihm, als das Mädchen auf ihn zu geht. Als sie zu reden beginnt, beugt er sich ein Stück zu ihr runter, da die Band inzwischen angefangen hat zu spielen und das nicht gerade leise. Als ich auf die Uhr schaue, fällt mir auf, dass es inzwischen sogar schon neun Uhr, also könnte ich mir vorstellen, dass das Restaurant jetzt geschlossen hat. Vielleicht gibt es aber auch irgendeine Vereinbarung zwischen den beiden, damit beide was an dieser Bar verdienen. Theoretisch könnte es ja so sein, dass der Gasthof tatsächlich um neun zumacht, die Bar ihnen dafür aber einen Teil des Gewinns geben muss. Vielleicht einen Teil des Gewinns, den sie zwischen neun und elf machen. Letztendlich kann mir das aber auch egal sein, es geht mich ja nichts an und eigentlich sollte ich mir auch keine Gedanken darüber machen. Ich schaue wieder zu Caleb, der jetzt irgendwas zu ihr sagt, woraufhin sie anfängt zu lachen und auch er lächelt leicht. Hier wirkt er irgendwie ganz anders als in der Schule, irgendwie entspannter. Er geht auf die Knie und holt etwas unter der Bar hervor, was sich später als Nachschub entpuppt. Erst jetzt fällt mir auf, dass einige der Flaschen fast leer sind und das schaut wahrscheinlich nicht wirklich gut aus. Die fast leeren Flaschen schiebt er ein Stück nach hinten und stellt dann die vollere davor. Keine Ahnung, ob sie die Flaschen wirklich leer machen, aber ich gehe mal davon aus. Immer mehr Frauen und Männer stellen sich an der Bar an und bestellen ich etwas, aber da Caleb so groß ist, kann ich ihn trotzdem noch halbwegs sehen. Während eine Kollegin hektisch hin und her rennt, ist er deutlich entspannter, und mischt ein Getränk nach dem anderen, während er sich mit den Kunden unterhält. Man könnte fast meinen, er wäre ein komplett anderer Mensch! Ich frage mich, ob sein Verhalten in der Schule seine Art ist, eine Schutzmauer um sich herum aufzubauen. Helfen tut es auf jeden Fall, also wäre das naheliegend. Trotzdem löse ich meinen Blick wieder von ihm und konzentriere mich auf die Band, die inzwischen echt gute Musik spielt. Die Stimme der Sängerin hat etwas mysteriöses, was wirklich super zu dem Musikstil passt, den sie singt. Inzwischen habe ich fast das Gefühl, ich würde hierher gehören! Das alles wirkt wie eine große Familienfeier, auf der sich alle so viel zu erzählen haben! Doch etwas stört diese Wahrnehmung, nämlich Calebs Blick, als er mich sieht. Davor war er noch deutlich entspannter, aber jetzt, wo er mich an meinem leicht versteckten Ort entdeckt hat, scheint ihm das Gesicht zu gefrieren. Seine Kollegin schaut ihn verwirrt an und wedelt mit der Hand vor seinem Gesicht herum, doch er reagiert nicht darauf. Ich wüsste wirklich gerne, was er sich gerade denkt, aber irgendwie auch nicht, weil ich Angst habe, dass er gerade über mich nachdenkt und damit meine ich nicht im positiven. Vielleicht sollte ich langsam gehen, bevor es hier noch unangenehm wird, aber mein Körper weigert sich, sich einschüchtern zu lassen und wenn ich ehrlich bin, will ich auch noch nicht weg. Also wende ich mich einfach von ihm ab und lege mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken. Ich weiß nicht, wie lange ich so dort sitze, aber die Band hat auf jeden Fall schon aufgehört, weswegen jetzt die Musik aus Boxen kommt, als ich mich wieder normal hinsetze. Mein Blick fällt wieder auf die Fenster, genauer gesagt auf den Fluss dahinter. Das Wasser selber schaut dunkel aus, aber die hellen „Flecken" obendrauf lassen es einladender wirken. Vielleicht sollte ich mal schauen, wie der Fluss bei Tageslicht ausschaut, einfach aus Interesse. Als mein Handy auf einmal in meiner Hosentasche vibriert, schrecke ich aus meinen Gedanken auf und ziehe es heraus. 'Warum ruft Mom mich an?', denke ich mir nach einem Blick auf den Bildschirm. Ohne weiter darüber nachzudenken gehe ich ran und halte das Handy dann sofort einige Zentimeter von meinem Ohr entfernt, da mir Moms laute Stimme entgegenschlägt, sobald sie gemerkt hat, dass ich abgehoben habe. Im großen und ganzen will sie wissen, wo ich bin, warum ich nicht daheim bin und und was ich mir dabei gedacht habe, weil ich ihr nicht bescheid gesagt habe, dass ich weg fahre. Ohne ein Wort zu sagen lege ich einfach auf und schaue dann auf die Uhr. Schon 23 Uhr?, ich sollte wirklich heim. Langsam stehe ich von meinem Stuhl auf, verlasse die Bar und gehe zu meinem Auto. Sobald ich eingestiegen bin, fahre ich auch schon los und bin nur wenige Minuten später daheim, wo ich mich eigentlich nur in mein Zimmer hoch schleichen will, aber ich werde von Mom aufgehalten, die die Hände in die Hüften stemmt und mich tadelnd anschaut. „Ähm... Hi Mom...", murmle ich und senke dann den Blick. „Kannst du mir erklären, wo du gewesen bist und was du gemacht hast?" „Ich habe mir nur die Stadt ein wenig angeschaut und dann wohl die Zeit vergessen." Sie schaut mich eine Zeit lang an, ohne ein Wort zu sagen und scheint zu überlegen, wie sie jetzt reagieren soll. Nach einer Zeit wird ihr Blick weicher und auch ihre Körperhaltung wirkt nicht mehr so, als würde sie mir am liebsten die Hände um die Kehle legen. „Ach Aria, du weißt doch, dass ich dir nichts böses will, aber das nächste mal solltest du wenigstens bescheid sagen, okay?" Ich nicke nur und schaue sie dann entschuldigend an. Am liebsten würde ich ihr jetzt sagen, dass ich kein kleines Kinder mehr bin und sie sich nicht so viele Sorgen machen soll, aber ich verkneife es mir und gehe einfach in mein Zimmer, wo ich mir meine Klamotten ausziehe, bevor ich in meine Schlafsachen schlüpfe. Wenn ich es mir so überlege, war der Tag eigentlich nicht so schlecht. Klar, die Schule war blöd, aber ich glaube, das ist immer so. Auch wenn ich es niemandem gegenüber zugeben würde, hat mich die Aufregung heute ziemlich müde gemacht, weswegen ich mir meine Decke bis unter's Kinn hoch ziehe und mich ein wenig zusammenrolle. Ich bin ja gespannt, was mich morgen erwartet...

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So ungefähr dürfte Caleb ausschauen, wenn auch muskulöser ;D

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