Traitor

Regulus' POV

Ein lauter Knall, der aus dem Erdgeschoss zu stammen schien. Kurz darauf folgte ein schrilles Aufschreien, aus dem jedoch eine geballte Wut zu sprechen schien. Die schrille, vor Wut verzerrte Stimme von Walburga Black hallte durch das Haus. Was genau sie sagte, hätte man wohl erst dann sagen können, wenn man sich in jenem Moment im gleichen Raum befand, wie Walburga Black. Doch das tat Regulus nicht, als er in jenem Moment aus seinem Schlaf schreckte.

Zwei Tage war es nun ungefähr her, seit sein Bruder Sirius nach Hogwarts gefahren war. Bis jetzt hatten Regulus und seine Eltern noch nicht wirklich etwas über das Schicksal des älteren Black in Hogwarts erfahren. Bis jetzt nicht. Doch Regulus hatte das Gefühl, dass sich dies an jenem Tag, oder besser gesagt in jener Nacht geändert hatte. An jenem Abend musste wohl der Brief seines Bruders eingetroffen sein...und er konnte an der vermeintlichen Reaktion seiner Eltern erkennen, dass die Neuigkeiten keineswegs erfreulich waren. Was konnte denn passiert sein, dass seine Eltern dermaßen in Aufruhr waren? Hatte Sirius irgendwas angestellt? War er womöglich in ein anderes Haus als Slytherin gekommen? Vermutlich. Eine andere Möglichkeit gab es wohl kaum.

Regulus blinzelte ein paar mal und versuchte dann, sich in seinem dunklen Zimmer zu Recht zu finden. Eigentlich würde er nun das Licht in seinem Zimmer anmachen, jedoch erschien im dies in jenem Moment als keine sonderlich gute Idee. Schließlich könnten seine Eltern jeden Moment in die obere Etage ihres Hauses kommen, und dann bemerken, dass das Licht im Zimmer ihres jüngsten Sohnes noch brannte. Dass das Licht in seinem Zimmer noch brannte, obwohl es bereits vor Stunden schon hätte ausgeschaltet sein müssen.

Regulus wollte nicht ausprobieren, was wohl passieren würde, wenn seine ohnehin schon gereizten Eltern etwas entdecken würden, was sie noch wütender machen würde. Ihren jüngsten Sohn, der mitten in der Nacht noch nicht schlief, zum Beispiel. Schließlich beschloss der dunkelhaarige Junge, sich auch irgendwie ohne Licht in seinem Zimmer zu recht zu finden.

Noch immer recht müde schob er seine Decke zur Seite, stand von seinem Bett auf und tappste mit kleinen Schritten in Richtung Zimmertür. Seine Schritte schienen auf dem dunklen Parkettboden kaum ein Geräusch zu verursachen, was bei der zierlichen Gestalt des Jungen jedoch kein großes Wunder war. Vermutlich hatte er damit auch Glück- denn wer wusste schon, ob seine Schritte nicht womöglich die Aufmerksamkeit seiner Eltern erweckt hätten, wenn sie um einiges lauter wären? Zwar bezweifelte Regulus, dass dies jemals der Fall sein könnte- schließlich befanden seine Eltern sich im Moment ein gesamtes Stockwerk weiter unter ihm- doch sicher war sicher.

" Ich kann es einfach nicht glauben!", hallte nun die tiefe Stimme von Orion Black durch das dunkle, schlafende Haus. Regulus, der nur noch wenige Schritte von der Türe entfernt gewesen war, erschrack und stolperte über seine eigenen Füße. Mit einem nicht gerade leisen Knall schlug er auf dem dunklen Parkettboden auf.

Ein erschrockenes Keuchen entwickelt seinen Lippen, ehe er sich langsam wieder aufrichtete und zu Merlin betete, dass seine Eltern bloß nichts von all dem mitbekommen hatten. Er verharrte noch eine kurze Zeit an der selben Stelle, an der er vor einigen Minuten gestürtzt war. Als er jedoch feststellte, dass keine Schritte auf den Treppen zu hören waren und ebenso keine Schritte sich auf seine Zimmertür zubewegen sollten, tappste er weiterhin auf die Tür zu.

Schließlich, als er direkt vor der Türe in seinem Zimmer angekommen war, ging er auf seine Knie und presste sein rechtes Ohr gegen das kühle Holz. So könnte er vielleicht wenigstens etwas darüber erfahren, wie es mir der Situation seines Bruders denn nun aussah. Das Meiste konnte er sich zwar denken, aber dennoch würde es einen gewissen Unterschied machen, die Bewahrheitungen seiner Befürchtungen direkt aus den Mündern seiner Eltern zu hören. Und so presste der zehnjährige Black sein Ohr weiterhin gegen die dunklen Tür und lauschte aufmerksam. Die ersten Neuigkeiten, die er mitbekommen sollte, ließen nicht lange auf sich warten.

" Ein Gryffindor!", rief Orion Black angewidert und Regulus konnte sich nur zu gut vorstellen, wie der Gesichtsausdruck seines Vaters in diesem Moment wohl aussehen müsste. Die dunklen Augenbrauen stark zusammen gezogen, die Augen weit aufgerissen vor Wut. Vermutlich würde sich vor lauter Zorn sogar eine gewisse Röte auf den blassen Wangen seines Vaters abzeichnen. " Ein widerwärtiger Blutsverräter! Dass er es überhaupt wagt, solche Schande über unseren Familiennamen zu bringen..."

Derweil hatte Regulus, der so gut wie alles von seinem Zimmer aus mitbekommen das Gefühl, als würde er soeben von einem Elektroschock durchzuckt werden. Die Erkenntnis, was gerade, in jener Minute über seinen Bruder gesagt worden war, traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Gryffindor. Einer der Feine der Slytherins. Sein Bruder sollte es akso wirklich getan haben? Sein älterer Bruder, den er vor zwei Tagen noch traurig am Gleis 9 3/ 4 verabschiedet hatte, sollte sich plötzlich gegen seine Familie gestellt haben?

Er sollte die Familie und somit auch seinen kleinen Bruder im Stoch gelassen haben? Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein.

Und dennoch wusste Regulus tief in seinem Inneren bereits, dass es eben genau so war. Dass sein Bruder sich von der Familie abgewandt hatte und vermutlich auch nicht wirklich vor hatte, dies jemals wieder zu ändern. Regulus schluckte schwer, zwang sich jedoch trotzdem, seinen Eltern bei dem, was sie im Salon so von sich gaben weiter zu zuhören.

" Orion, ich bitte dich. Hör auf zu schreien. ", mischte sich nun die etwas ruhigere Stimme von Regulus' Tante Druella Black ein. " Er-.", doch Orion schien keine Zeit zu verlieren und unterbrach seine Schwägerin auf der Stelle erneut. " Ich will aber schreien!", rief er. Einen Moment später konnte man hören, wie ein Glas an der Wand zerschellte. Regulus zuckte zusammen. Am liebsten wäre er jetzt auf Abstand zur Tür gegangen und hätte sich zurück in sein Bett gelegt. Am liebsten hätte er sich die Decke über den Kopf gezogen, sich darin eingewickelt und gehofft, dass dies alles nur ein böser Traum war.

Am liebsten hätte er versucht, wieder einzuschlafen, in der Hoffnung, am nächsten Morgen wieder aufzuwachen, nur um festzustellen, dass er all dies, was sich nun im Salon der Blacks abspielte nur ein Albtraum gewesen war. Doch irgendwo wusste er bereits, dass dies nicht passieren würde. Er befand sich in einem Albtraum. Oh ja, das tat er. Doch es gab einen Unterschied. Aus jenem Traum würde er nicht aufwachen.

Dieser Traum würde kein Ende nehmen, an dem er alldem einfach entkommen könnte. Bei diesem Albtraum würde es keinen Morgen mehr geben, an dem man aufwachte und fest stellte, dass alles in Ordnung war. Das hier war ein Albtraum. Und Regulus war nun ein Teil davon. Es war ein Albtraum. Und der junge Black steckte nun mittendrin.

Lustig, wie mir erst jetzt wirklich auffiel, dass mein Leben in Wahrheit ein einziger Albtraum gewesen war. Lustig, wie mir erst jetzt klar wurde, dass ich jetzt, hier wo ich im Sterben lag endlich einen Weg gefunden hatte, jenem Albtraum zu entkommen. Wie ich erst jetzt erkannte, dass es sehr wohl einen Weg aus all dem Schrecken, all der Angst gab. Und ich war gerade, jenen Weg zu gehen. Tatsächlich hatte es eine weitere Ähnlichkeit mit einem Albtraum. Sobald man in ihm stirbt, endet er.

Und doch steckte einem auch nach einem Albtraum noch der Schock in den Gliedern. Trotz allem dauerte es eine gewisse Zeit lang, bis man den Albtraum und seine Schrecken endgültig hinter sich hatte. Man könnte sagen, dass ich mich eben in jener Phase befand, in der man sich noch einmal an den Traum erinnerte und versuchte, das Geschehene einigermaßen zu verarbeiten. Erst dann würde ich wirklich endgültig los lassen können...

Und ehrlich gesagt war es seltsam. Selbst jetzt, acht Jahre später verspürte ich einen seltsamen Schmerz in meiner Brust, wenn ich man an jenes Jahr zurück erinnerte. Wenn ich mich an das erste Schuljahr meines älteren Bruders erinnerte. Daran, wie unsere Eltern ihn als Verräter bezeichnet haben. Daran, wie ich ihnen wortlos zugehört hatte. Daran, wie ich ihnen nicht widersprochen hatte.

Daran, wie ich zu feige war, um überhaupt etwas zu entgegnen. Daran, wie der erste Schritt schon vollbracht gewesen war. Wo der Anfang der Zerstörung des Verhältnisses zwischen Sirius und mir bereits angefangen hatte. Und es war lustig. Wenn ich jetzt daran zurück dachte, verspürte ich genau den selben Schmerz wie damals. Vor all den Jahren.

Es tut mir leid, Sirius. Es hätte nie so weit kommen sollen.

AN: Soo, ich lebe auch noch XD viel gibt es dieses Mal nicht zu sagen...das neue Kapitel ist eben draußen 😊😂 wie fandet ihr es so? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und sonst...Bis bald!😊❤

LG: Reggie_Black710

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