Thoughtfull days

Regulus' POV

Wie erstarrt blickte Regulus auf jenen, gelblichen Brief, der auf dem Slytherintisch vor ihm lag. Ein paar kurze Sätze, mit blauer Tinte auf gelbliches Pergament geschrieben. Einige, kurze, nicht sonderlich viel bedeutende Sätze, die doch an ihn gerichtet waren. Einige kurze Sätze, die der jüngste Black sich immer wieder durchlas. Einige, wenige Zeilen, die er immer wieder überflog. Zeilen, die Walburga und Orion Black ihrem Sohn geschrieben hatten. Zeilen, die sie vermutlich vor einigen Tagen, nachdem sie von Regulus' Einsortierung nach Slytherin erfahren hatten, geschrieben hatten.

Regulus

Wie dein Vater und ich vor einigen Tagen erfahren haben, bist du also in Slytherin gelandet. Dem einzig würdigen Haus, unter den Vier. Gut. Pass dennoch auf, dass du dich angemessen deiner Familie verhälst. Und auch, dass deine Noten stimmen. Wir können es uns, nach dem Vorfall mit deinem Bruder nicht erlauben, noch mehr Schande über das Haus Black zu bringen.

Walburga und Orion Black

Seufzend wandte der Junge sich von dem Brief ab, und konzentrierte Sich wieder auf seine unangerührtes Frühstück, das schräg vor ihm auf seinem Teller lag. Besser gesagt, versuchte er zumindest, sich auf dieses zu konzentrieren. Such davon abzulenken, was seine Eltern ihm geschrieben hatten, obgleich er eigentlich hätte stolz darauf sein können.

Regulus wusste, dass Gefühle und Zuneigung in seiner Familie keine große Rolle spielten, weshalb man jenen Brief tatsächlich schon fast als 'liebevoll' bezeichnen hätte können. Und doch war er dies nicht. Nicht wirklich. Und doch steckte hinter jenen, anfangs stolz wirkenden Worten ein mahnender Unterton.

Eine Unsichtbare Warnung, von Orion und Walburga Black an ihren jüngsten Sohn. Eine Forderung, die man dem Text nicht direkt entnehmen konnte, die jedoch mit jedem Durchlesen des Briefes offensichtlicher wurde. Regulus war in das richtige Haus gekommen. Er hatte seine Eltern in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Er hatte keine Schande über die Familie gebracht.

Er hatte das getan, was seine Eltern von ihm erwartet hatten. Er hatte ihre Erwartungen erfüllt, auch, wenn er an Zweifel daran gehabt hatte, ob er überhaupt nach Slytherin passte. Und doch wusste er, dass seine Eltern tief in ihrem Inneren noch immer nicht zufrieden mit ihrem jüngsten Sohn sein würden.

Dass sie jetzt, eben weil er sich in dieser Hinsicht als besser als Sirius erwiesen hatte, mehr von ihm erwarten würden. Dass sie jetzt, wo er sich in die Richtung entwickelte, wie sie es haben wollten, nicht mehr locker lassen würden. Dass er jetzt, wo er eine Sache richtig gemacht hatte, nichts Anderes mehr falsch machen durfte. Seine Leistungen in den Schulfächern würden gut sein müssen.

Er als Black durfte es sich nicht leisten, schlechtere Benotungen als ein E mit nach Hause zu bringen. Vermutlich wäre sogar das noch zu schlecht. Er würde sich anstrengen müssen. So, wie er die Erwartungen seiner Eltern erfüllt hatte, zumindest, was das Haus in Hogwarts anging, würde er ihre Erwartungen auch weiterhin erfüllen müssen. Egal, wie hoch sie waren. Egal, welche Erfahrungen es waren. Er war ein Black. Und als Solcher hatte er eben eine gewisse Verantwortung, wie seine Mutter es ihm so oft erklärt hatte.

Kurz warf er einen erneuten Blick auf die andere Seite der großen Halle, zum Gryffindortisch. Der Tisch, an dem Regulus jetzt womöglich auch sitzen würde, wenn er dem sprechenden Hut die Wahl für das Haus überlassen hätte. Der Tisch, der fast schon überfüllt wirkte, weil so viele Schüler an ihm saßen, die lachten, miteinander sprachen...Im Gegensatz zu jenem Tisch, wirkte der Tisch der Schlangen fast schon tot.

Während Regulus seinen Blick über den Slytherintisch schleifen ließ und diesen mit dem Tisch auf der anderen Seite der Halle verglich, so wirkte dieser erstaunlich ruhig. Ruhig, und in gewisser Weise auch seltsam kalt.

Hin und wieder saßen einzelne Schüler am Slytherintisch, die ebenfalls noch beim Frühstück saßen, während der Großteil von Regulus' Hauskameraden diese Mahlzeit bereits hinter sich gebracht zu haben schien. Fast alle von ihnen, fixierten bloß ihre Teller mit ihren Blicken, sprachen kaum miteinander.

Nur am anderen Ende des Tisches saßen vier Jungen, deren Namen Regulus nicht kannte beieinander und schienen beiläufig ein paar Worte miteinander zu wechseln. Doch das schien an jenem Tag eine Seltenheit am Slytherintisch zu sein, denn selbst die wenigen Schüler, die an dem Tisch, über dem einige grüne Fahnen, auf denen das Slytherinwappen abgebildet war hingen saßen, waren mindestens zwei Sitzplätze von dem jeweils nächsten Schüler entfernt.

Evan Rosier, ein Junge aus Regulus' Jahrgang mit hrllbraunen Haaren, saß bereits den ganzen Morgen neben ihm, doch hatten die beiden Slytherins an jenem Tag noch nicht sonderlich viel miteinander gesprochen. Regulus war viel zu weit weg mit seinen Gedanken gewesen, als das er Evan wirklich hätte zuhören können, und Evan schien den Versuch, ein Gespräch aufzubauen nach einiger Zeit aufgegeben zu haben.

Schließlich war es recht frustrierend, jemanden anzusprechen, der kaum auf sein Gegenüber reagierte, weil er zu beschäftigt mit seinen eigenen Gedankengängen war. Regulus war jemand, der recht oft zu überfordert mit seinen eigenen Gedanken war, und in solchen Momenten wie diesem nicht sonderlich viel von seiner Umwelt mitbekam.

Evan wusste das, immerhin kannten die beiden sich bereits seit dem Kindesalter. Die Familien Black und Rosier waren schon immer recht eng miteinander befreundet, und so kam es, dass die Familie Rosier früher oft bei den Blacks zu Besuch gewesen war. Evan war damals ein recht aufhedrehtes Kind gewesen, dem es schwer gefallen war, still zu sitzen.

Auch schien Evan bereits damals leichte Probleme damit gehabt zu haben, starke Gefühle, wie zum Beispiel Wut zurück zu halten. Obwohl Evan ebenfalls in einer recht strengen Zaubererfamilie aufwuchs, konnte Regulus sich daran erinnern, dass der ältere Junge während einem Besuch bei den Blacks angefangen hatte, seine Eltern anzuschreien, was mit Empörung von Seiten der Blacks und Enttäuschung von Seiten der Rosiers geendet hatte.

Warum genau der junge Evan das damals getan hatte, wusste Regulus nicht mehr genau. Vermutlich war es eine Auseinandersetzung zwischen ihm und seinen Eltern gewesen. Während Sirius Evan nie besonders gut hatte ausstehen können, hatte Regulus lange Zeit lang nicht wirklich gewusst, was er von dem größeren, braunhaarigen Jungen halten sollte, der offenbar leichte Probleme im Thema Selbstbeherrschung hatte.

Das hatte sich mittlerweile geändert. Mittlerweile war er froh, jemanden im gleichen Jahrgang zu haben, den er kannte. Mit dem er sprechen konnte. Den er glaubte, als Freund noch ganz gut gebrauchen zu können. Plötzlich riss ihn die Stimme von eben genanntem Evan Rosier aus den Gedanken.

" Hey. Sollten wir nicht langsam zum Unterricht?"

Ich hätte eigentlich Grund gehabt, stolz auf mich zu sein. Das zumindest, hatte ich mir damals eingeredet. Ich hatte das getan, was meine Eltern gewollt hatten. Wieder einmal. Ich hatte ihre Erwartungen erfüllt, so glaubte ich, und dass sie nun mit mir zufrieden sein würden- zumindest eine Zeit lang. Ich hätte mich nicht mehr täuschen können.

Schon allein anhand von jenem Brief hatte ich gewusst, dass ich selbst als Slytherin noch nicht gut genug für sie gewesen war. Dass ich nie gut genug für sie sein würde. Doch das wollte ich damals nicht wahrhaben, ich wollte nicht zugeben, dass auch ich Schwächen hatte. Dass auch ich Fehler machte, es nicht immer schaffte, genau das zu sein, was meine Eltern wollten, das ich war.

Ich hatte nie gewollt, dass Andere meine Fehler sehen, merken, dass man mich auch schlagen kann. Dass ich auch verwundbar war. Zu oft hatten meine Eltern mir damals eingeredet, Fehler wären Schwäche. Und Schwäche wäre im Hause Black nicht zu gebrauchen.

Und doch kamen mir hin und wieder Zweifel auf. Und doch fragte ich mich manchmal noch immer, was wohl gewesen wäre, wenn ich bei meinem Bruder in Gryffindor gelandet wäre. Ob alles anders gekommen wäre? Ob er mich nicht gehasst hätte, wenn ich im gleichen Haus gewesen wäre, wie er? Ob all die abfälligen, enttäuschten Blicke, die er mir oft zugeworfen hatte dann wohl nicht existiert hätten? Ich wusste es nicht. Doch eines fragte ich mich noch immer...

War es das Alles wert?

AN: Soo, ich bin back mit einem neuen Kapitel 😅😊 da ich mittlerweile Herbstferien habe, werde ich versuchen, regelmäßiger zu updaten😅 wie fandet ihr dieses Kapi eigentlich so? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis 😊 dann bis bald ☺❤

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