Regulus' POV

" Aber-...", stammelte Regulus und blickte seine Eltern, die ihn mit kalten Blicken musterten flehend an. Seine Unterlippe zitterte etwas, und es war nicht schwer zu erkennen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die ersten Tränen seine Wangen hinunter laufen würden. " Er ist ein Verräter, Regulus. Dein Vater und ich haben beschlossen, dass du dich von ihm fernzuhalten hast.", sagte Walburga kalt. Ihre dunklen Augen wirkten nahezu wie schwarze Löcher, ohne jegliche Emotionen darin. " Es tut dir nicht gut."

Der junge Black sah seine Eltern fassungslos an. Zwar war ihm durchaus klar, dass Sirius das genaue Gegenteil von dem geworden war, was Orion und Walburga Black erwartet hatten. Ihm war klar, dass sein Bruder sich bereits auf gewisse Art gegen seine Familie, und somit auch indirekt gegen Regulus selbst gestellt hatte. Ihm war klar, dass Sirius nun bereits auf gewisse Art als Verräter seiner Familie galt. Aber dennoch handelte es sich bei dem Gryffindor noch immer um seinen älteren Bruder. Um die gleiche Person, mit der er früher so oft geredet und gespielt hatte.

Um die gleiche Schule, die früher für ihn da gewesen war, wenn es kein Anderer getan hatte. Die gleiche Person, die zehn Jahre lang mit ihm in jenem Haus gesessen und sehnsüchtig auf das erstes Jahr in Hogwarts gewartet hatte. Die gleiche Person, die der junge Black früher wohl als eine Art besten Freund bezeichnet hatte. Oder?

War Sirius denn noch jene Person? Hatte Hogwarts ihn nicht bereits zu sehr verändert, als dass man ihn wieder erkennen könnte, wenn er in den Ferien zurück kommen würde? War Sirius noch die gleiche Person, wie damals am Gleis 9 3/4, als er hoch und heilig versprochen hatte, in den Winterferien zurück nach Hause zu kommen? Regulus konnte es nicht wirklich sagen. Er wusste es nicht, zumal er den älteren Black schon seit zwei Monaten nicht mehr gesehen hatte. Was Regulus jedoch sehr wohl wusste war, dass jener angespannte Situation ihm ganz und gar nicht gefiel.

Der schwarzhaarige Junge seufzte und senkte den Blick. Die dunkle Atmosphäre, die wie immer von dem alten Haus ausging, passte an jenem Tag prima zu der Situation zwischen Regulus und seinen Eltern. Mittlerweile schien seine Trauer auch seinen eben genannten Eltern aufgefallen zu sein, denn Orion Black räusperte sich kurz, als hätte er etwas Wichtiges zu sagen. " Mein Sohn.", er legte seine linke Hand auf Regulus'  knochige Schulter. " Hör mir bitte zu. Ich weiß, es ist vermutlich schwer für dich, loszulassen. Aber du musst. "

Regulus sah von dem dunklen Parkettboden auf und blickte seinen Vater nun fragend an. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf Orion's dünnen Lippen breit und er sah zu seinem Sohn hinunter. " Du musst loslassen, Regulus. Denn Sirius hat es selbst schon längst getan. Und glaube mir, ihm fiel es nicht einmal halb so schwer, wie dir. " Regulus wirkte nun recht überrascht, ja, fast schon erschrocken. Seine ohnehin schon helle Haut, schien nun noch um einiges blasser geworden zu sein. Unsicher blickte er seinen Vater an. " W- was meinst du damit?", Fragte er mit zittriger Stimme.

Orion seufzte und nahm seine Hand schließlich wieder von der Schulter des grauäugigen Jungen runter. " Weißt du, Regulus...nicht alle Menschen, die so tun, als würden sie sich um dich scheren, tun dies tatsächlich. ", begann er in einem, für ihn viel zu sanften Ton. Seine Worte wirkten schon fast so seidig wie ein frisch gewebtes  Spinnenetz, bereit, das nächste Opfer darin zu fangen und einzuwickeln.

Regulus runzelte die Stirn. " Ich weiß, Vater. Aber was hat das mit Sirius zu tun?", hakte er nach. Man hörte ihm an, dass er sich die Antwort schon fast denken konnte. Doch man sah ihm an, dass er sich auf gewisse Weise weigerte, dies als Antwort zu akzeptieren. Als würde er es erst einmal direkt aus dem Mund seines Vaters hören, ehe er es wirklich auch nur ansatzweise glauben könnte. Als würde er jene Gedanken am liebsten verdrängen. Seine Ohren davor verschließen.

Orion seufzte theatralisch auf und blickte seinen jüngsten Sohn eindringlich an.  " Du bist so naiv, Regulus. ", redete er auf den jungen Black ein. " Du vertraust auf seine Loyalität zu dir. Hat er dir denn nicht schon längst bewiesen, dass eben dies ein Fremdwort für ihn ist? Hat er dir denn nicht schon längst gezeigt, dass ihm an der  Familie nichts liegt? Dass ihm an dir nichts liegt?", Fragte er ruhig.

Regulus schluckte und trat einige Schritte von seinem Vater weg. Leicht schüttelte er den Kopf. " Aber-", Fing er erneut an, doch Orion schien nicht vorzugeben, seinen Sohn zu Ende sprechen zu lassen. " Oh, Regulus. Sei kein Idiot. Denkst du wirklich, dass dein Bruder jetzt, wo er in Gryffindor ist auch nur einen einzigen Gedanken an dich verschwendet? An seinen dummen, nervigen, quengelnden kleinen Bruder?", abwartend sah Orion seinen Sohn an. So missraten Sirius auch war- Regulus würde ein richtiger Black werden. Dafür würde er, Orion Black sorgen.

Regulus blickte erneut zu Boden und schluckte ein paar mal schwer. " Ich weiß es nicht. ", seine Stimme war nun fast nur noch ein Flüstern.  Es brachte nichts, zu widersprechen. Sein Vater hatte vermutlich ohnehin Recht. Sirius hatte in Hogwarts wohl schon längst neue,  bessere Freunde gefunden.  Sirius, der sich gegen das Haus Black gestellt hatte, würde sich nicht mehr dafür interessieren, wie es Regulus bei der ganzen Sache ging. Er war für den älteren Sohn der Blacks schließlich nur der dumme, kleine Bruder.

" Du bist kein dummer Junge, Regulus. Das weißt du. Du bist nicht dumm genug um zu glauben, dass Sirius auch nur ansatzweise noch etwas an dir liegt.  Er ist ein Gryffindor. Er hält sich für etwas Besseres. Du bist für ihn nun nur noch ein weiteres Mitglied der Familie, die er abgrundtief hasst.", wie die Saat einer giftigen Pflanze, schienen Orion's Worte an seinem Sohn Halt zu finden. Regulus gab ein ersticktes Schluchzen von sich. " Nein-"

" Du kannst es verleugnen, mein Sohn. Doch das wäre dumm und bringt dich nicht weiter. Tief in deinem Inneren weißt du, dass deine Mutter und ich Recht haben.", Orion machte eine kleine Pause. " Jetzt mal ehrlich. Hast du seit dem Anfang des Schuljahres auch nur einen einzigen Brief von deinem sogenannten Bruder bekommen?", damit schien Orion wohl einen wunden Punkt getroffen zu haben.

Denn tatsächlich waren seit dem Beginn des Schuljahres keine Briefe bei Regulus angekommen- abgesehen von jenem, unheilvollen Brief, den seine Eltern in jener Nacht in Empfang genommen hatten. " Vielleicht hatte er keine Zeit, o- oder-", stammelte Regulus, doch kaum hatte er angefangen zu sprechen, fiel Orion ihm auch gleich wieder ins Wort.  " Das glaubst du doch selbst nicht, Junge."

Regulus entgegnete schon längst nichts mehr. Sein Blick war starr zu Boden gerichtet und es schien, als würde er stark gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen. Jeglicher Versuch zu widersprechen war ihm vergangen. Warum sollte er auch? Sein Vater lag wohl doch richtig. " Sie es ein. Dein sogenannter Bruder ist an jenem Tag seiner Hauseinteilung gestorben.  Nun hält er sich für etwas Besseres. Denkt, er wäre über und. Er würde keinen noch so kurzen Blick auf seinen nervigen, kleinen Bruder verschwenden. Und das weißt du genauso gut wie ich, Regulus Black."

Regulus schien nun endgültig nicht mehr in der Lage zu sein, überhaupt irgendwas zu sagen.  Er blickte weiterhin zu Boden, doch nickte stumm, als sein Vater zu Ende gesprochen hatte. " Und nun...ab in dein Zimmer.", Regulus nickte erneut und schlurfte widerstandslos zu der hölzernen Treppe, die in die obere Etage des Hauses führte. Weder Orion, noch Walburga schienen die vereinzelten Tränen bemerkt zu haben, die nun langsam seine blassen Wangen hinunter liefen.

Ich merkte, wie meine Augen sich auch jetzt, wo ich mich an jenes Geschehnis erinnerte anfühlten, als müsste ich im nächsten Moment anfangen zu weinen. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob dies tatsächlich an meiner Erinnerung, oder aber doch an den geballten Wassermassen lag, die noch immer auf mich drückten. 

Wie hatte ich nur so unglaublich leichtgläubig sein können? Warum hatte ich meinen Eltern nach den wenigen Sätzen der Manipulation einfach widerstandslos gehorcht? Warum hatte ich mich ihnen einfach gefügt, ohne über die Dinge, die sie gesagt hatten noch einmal nachzudenken? Warum hatte ich es nicht geschafft, um die Ecken zu denken und zu erkennen, dass meine Eltern ein Ziel damit verfolgten, mich gegen Sirius aufzubringen.

Warum hatte ich damals nicht verstanden, dass sie uns gegenseitig gegeneinander aufbringen wollten, damit ich letzten Endes komplett abgeschottet von Sirius' schlechtem Einfluss gewesen war? Warum hatte ich nicht erkannt, dass sie all dies nur getan hatten, um mich in aller Ruhe manipulieren zu können? Damit sie mich in aller Ruhe so formen konnten, wie sie mich haben wollten? Mich in die Form drücken, die ich ihrer Meinung nach haben sollte? Damit aus mir der perfekte Black werden würde.  

Wieso hatte ich auf sie gehört? Wieso hatte ich bereits damals angefangen, mich von Sirius abzuwenden? Ich war schwach. Ich hatte zu große Angst vor meinen Eltern, als dass ich mich wirklich hätte gegen sie stellen können. Ich habe die Konsequenzen zu sehr gefürchtet, als dass ich wirklich riskiert hätte, dass jene Konsequenzen eintreffen. Ich habe den einfacheren, jedoch falschen Weg gewählt. Und nun? Nun bezahlte ich für meine Entscheidungen.
Zu Recht.

AN: Soo, ich update auch mal wieder XD wie fandet ihr das neue Kapitel? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😊 dann bis bald 😉❤

LG: Reggie_Black710