Als alles in die Brüche ging.



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Liebe besteht nicht darin,

dass man sich anschaut,

sondern dass man in dieselbe Richtung blickt.

Liebe setzt Energien frei, von denen man gar nicht wusste, dass man sie besitzt.

Denn die Summe unseres Lebens sind die Stunden,

in denen wir liebten.

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Mit seinem Griff um die Bierflasche verfestigt, saß der junge Mann an der Bar seines Stamm-Pubs. In einer kleinen Stadt wie dieser, musste er nur den alten Typen, mit der weißen Schütze, die von Flecken übersät war, hinter der Bar winken, um sein Getränk zu bekommen. Er saß da alleine und dachte nach. Dachte darüber nach, was vor nur wenigen Stunden passiert war, was dafür sorgen würde, dass sich sein Leben wieder etwas verändern würde. Und diese Veränderung hieß nichts Gutes für ihn.

Er wusste nicht, wie viele Bier er schon getrunken hatte, wie lange er schon dort saß und es war ihm egal wer ihn sehen würde. Es kümmerte ihn einfach nicht, zu sehr war er, damit beschäftigt seine Gefühle in Alkohol zu ertränken.

Wie lange war er schon hinter diesen Mädchen her? Schon als er das erste Mal ein Auge auf sie geworfen hatte, konnte er nicht glauben, wie schön sie war. Das schöne lange braune Haar und die leuchtend braunen Augen mit einem Stich grün darin, raubten ihn die Sinne. Die Art wie sie seinen Namen sagte und das Gefühl, das sich in ihn breit machte, wenn sie ihn berührte - er hatte so etwas noch nie gespürt. Keine seiner ehemaligen Freundinnen lösten solche Gefühle in ihm aus, wie sie es tat.

Wieder hatte er eine Flasche seines Lieblingsgetränks hinunter gekippt und schon orderte er die Nächste, welches schon kurze Zeit später vor ihm stand. Früher hatte er nie getrunken, wenn er frustriert oder verzweifelt war, da hatte er auch seine Freunde um sich, die ihn immer mit witzigen Aktionen versuchten aufzumuntern. Meistens funktionierte es sogar, da konnte er wirklich für einen Augenblick den ganzen Mist vergessen, indem er verwickelt war und einfach nur Spaß haben.

Aber jetzt saß er allein an der Bar. Er hatte niemanden um sich, der ihn davon aufhalten würde, weiter Alkohol zu konsumieren. Seine Sinne zu benebeln.

Bis er plötzlich ein bekanntes Gesicht neben ihm entdeckte. Eines der Mädchen, wegen der er schon oft schlechte Laune hatte, die ihn schon selbst oft an sich selbst zweifeln ließ. Aber der Alkohol in seinen Körper ließ es ihn vergessen, so ging er auf ihre kleine Flirterei ein, ohne sich Gedanken zu machen, was diese Handlung alles verursachen könnte.

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"Das hat sie dich wirklich gefragt? Die ist wohl hohl im Oberstübchen!" erwiderte Sophie, als ich ihr gerade von meiner Begegnung mit Holly erzählte. An den Tag, als ich erst in der Früh nach Hause gekommen war, während Niall mit Holly auf der Suche nach mir war, hatte Bobby sie nach Hause zurück geordert. Als die Beiden wieder zu Hause ankamen, Niall mir ebenfalls eine Standpauke hielt - dass ich nicht einfach die ganze Nacht wegbleiben könnte, fragte Holly mich doch tatsächlich, warum ich mich nicht mehr mit ihr und Amber treffe. Sie wollte mich sogar einladen auf irgendeine Feier mit ihr und Amber zu gehen, aber ich schlug natürlich ab.

"Sie stiehlt dir deinen Freund und dann will sie auch noch mit dir abhängen, das geht ja mal gar nicht!" setzte Sophie fort. Ich warf ihr kurz einen vielsagenden Blick zu. "Er ist nicht mein Freund!" Sie belächelte mich etwas von der Seite ehe sie antwortete. "Klar, rede es dir nur ein."

Sophie presste ihre Lippen etwas aneinander um ihren Lipgloss, den sie sich gerade aufgetragen hatte, besser zu verteilen. "Was ist jetzt eigentlich? Hast du Niall schon auf die Sache mit Holly angesprochen oder deine Mutter? Immerhin hast du mir ja erzählt, dass du dir nicht sicher bist, ob dir deine Mutter die Wahrheit erzählt hat." fragte sie anschließend nach, während sie sich im Spiegel betrachtete. Ich packte meinen Lippenstift in meine kleine Schminktasche und schloss sie wieder. "Ja, ich habe meine Mum darauf angesprochen und sie hat mir klipp und klar versichert, dass sie die Wahrheit sagt. Sie hat mir aber auch klar gemacht, dass sie es nicht gut heißt, dass ich in meinen Stiefbruder vernarrt bin, denn das könnte die ganze Familienharmonie zerstören. Ich kann sie auch verstehen, denn wenn wir uns ehrlich sind, waren wir noch nie eine diese Vorzeigefamilien."

"Wenn die nur wüsste, dass Niall auch was von dir will..." grinste Sophie und zwinkerte mir anschließend zu. Wir wuschen uns beide noch die Hände, bevor wir aus meinen Badezimmer gingen und es uns einigermaßen gemütlich auf meinem Bett machten.

Ja, ich konnte endlich wieder in mein Zimmer. Als mein Großvater vor zwei Tagen endlich angereist war, ging auch meine Grandma endlich in ein Hotel. Gestern waren dann Sophie und ihre Mutter angereist, sowie einige Verwandt und Freunde von uns. Auch von den Horan's waren schon Verwandt in der Stadt, um sich auf die Hochzeit morgen vorzubereiten. Heute stand erst Mals der Junggesellenen-abschied an. Wir hatten dazu die Männer aus dem Haus verbannt. Meine Mutter wollte nichts Großes veranstalten und daher zu Hause bleiben. Es waren alle ihre Freundinnen aus dem Buchclub eingeladen, Freunde von zu Hause, die extra angereist waren für ihren großen Tag und auch Sophie und ihre Mutter. Was meine Mutter nicht wusste, war das die Frauen aus ihrem Buchclub auch einen Stripper bestellt hatten.

"Was ist jetzt mit dir und Niall? Erzähl mir doch endlich was!" forderte sie drängen, während sie ihren Zopf noch etwas fester anzog. Inzwischen hatte sie sich lange Extensions rein machen lassen und ihre Haare waren blond.

"Na ja, ... nachdem ich mit meiner Mum gesprochen hatte und sie mir versichert hatte, dass sie mir die Wahrheit erzählt hat, wollte ich ihn nicht sehen. Ich hab in so zusagen die kalte Schulter gezeigt." erzählte ich Sophie, die mich unglaubwürdig ansah. "Warum hast du ihn nicht gleich darauf angesprochen?" fragte kopfschüttelnd.

Ich warf die Arme hoch. "Keine Ahnung! Ich wollte, aber jedes Mal, wenn ich auf ihn zugehen wollte, war es, als würde ich einen Knoten in meinen Hals haben, der es mir unmöglich machte, mit ihm zu sprechen. Vermutlich wollte ich die Wahrheit überhaupt nicht wissen. Ich will auch eigentlich gar nicht hören, dass er Holly bevorzugt und ich nur eine kleine Ablenkung für ihn bin. Das will ich einfach nicht hören!"

Während wir sprachen, begann mein Handy zu läuten. Ich unterbrach meine Rede, der Ausreden, und ging zu meinen Schreibtisch hinüber, auf dem es lag. Seufzend drückte ich auf die rote Taste, als ich Nialls Namen sah. "Schon wieder Niall?" fragte Sophie vom Bett aus. Ich nickte und legte es wieder zurück an seinen ursprünglichen Platz. Seitdem die Männer aus dem Haus waren, versuchte er mich ständig zu erreichen. Heute hatte mein Telefon sicher schon um die 15 Mal geläutet. Natürlich suchte er auch das Gespräch mit mir, als er noch zu Hause war. Es ließ ihm einfach nicht locker, dass ich ihn versuchte zu ignorieren.

An den Tag als er aus der Tür gestürmt war, war er dann nämlich mit Holly in Dublin. Überall auf Twitter waren Bilder der beiden wie sie ein Reisebüro besuchten. Wahrscheinlich um ihren ersten gemeinsamen Urlaub als Paar zu buchen. Auf Twitter gab es natürlich wieder all mögliche Gerüchte um die Beiden. Die meisten ließen ihren Hass an Holly aus, aber es gab auch, welche die sich freuten, dass er anscheinend wieder etwas mit ihr hatte. Das Pärchen hatte Fans.

Wir ließen die Korken knallen und füllten unsere Gläser mit überteuertem Champagner, den eine der Frauen mitgebracht hatte. Es war eine lockere Stimmung im Ganzen. Auch die Mutter von Matt und seiner Zwillingsschwester Amber war hier. Meine Mum hatte mir auch gesagt, dass sie Matt nicht gefragt hatte, damit ich ein Date hätte, sondern einfach, weil er ihr sympathisch war und sie auch seine Mutter eingeladen hatte zur Hochzeit. Sie wollte mich nicht verkuppeln, ich fand mich auch total bescheuert, dass ich es ihr überhaupt unterstellt hatte. Meine Mum und ich waren schon immer ein eingespieltes Team. Immerhin gab es auch immer nur uns zwei und dass eine lange Zeit lang.

Es war lustig zu beobachten, wie der Stripper auf meiner Mutter saß, mit seiner schimmernden Shorts, wie er sie in den Tanz mit ein integrierte und natürlich ihr Gesichtsausdruck, weil sie sich total schämte. Ich konnte es aber nachvollziehen, denn ich würde total rot anlaufen, vor allem, weil noch so viele Zuschauer dabei waren, die alles mit ihren Handys aufnahmen, während ein halbnackter Mann auf einem saß und sein bestes Teil an einem rieb.

Ein bisschen neugierig war ich ja schon, was die Männer wohl in diesen Augenblick mit Bobby anstellten...

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Zu schnell verging die Nacht, bis wir wieder aufstehen mussten. Ich hatte einen leichten Kater, ich hätte doch den einen oder anderen Kurzen weglassen sollen. Auch Sophie sah verkatert aus. Ihre Haare sahen aus wie ein einziger Fellknäuel, während ihr Mund etwas offen stand. Dass sie auf meinem Polster sabberte, erwähne ich nur beiläufig.

"Soph... Soph... wir müssen aufstehen" raunte ich verschlafen, während ich an ihr rüttelte. "Eine Minute noch..." murmelte sie in den Polster, aber ich verstand es trotzdem. Wenn ich sie nicht gleich aufwecken würde, würde sie überhaupt nicht aufstehen. Ich war genauso müde wie sie, aber eine andere Wahl hatten wir trotzdem nicht, wenn wir heute gut aussehen wollten. Wir hatten heute mit meiner Mum einen Termin beim Frisör, damit unsere Haare heute bei der Hochzeit perfekt sein würden. Und nach dem Frisör wird es direkt zur Kathedrale gehen. Ja, meine Mutter hatte sich wirklich, Bobby zu liebe, wieder in der Kirche einschreiben lassen. Sie war tatsächlich wieder beigetreten! Was man nicht alles für jemanden tut, wenn man ihn liebt, ist schon ein kleiner Wahnsinn.

Irgendwie hatte ich es doch noch geschafft Sophie aus dem Bett zu bekommen. Wir zogen beide unsere rosa Kleider an. Jep, das hat sich meine Mutter tatsächlich ausgedacht. Rosa Kleider - ich war begeistert. Es war nicht extrem Rosa, aber dennoch reichte es mir vollkommen aus. Schon aus dem einfachen Grund, dass ich überhaupt kein Kleider Typ war. Warum musste man sich für solche Anlässe nur immer so auf Brezeln? Beim Brautpaar verstand ich es ja, aber als Gast? Total überbewertet!

Die nächsten Stunden verbrachten wir in den kleinen Frisörsalon in der Stadt. Er war wirklich nicht gerade groß, gerade mal 7 Stühle standen an einer Seite des Raumes, an denen man von einem der Angestellten bearbeitet wurde. Aber dafür hatten sie dort einen Raum, in dem sich eine Braut anziehen konnte, so war es kein Problem, dass sich meine Mutter dort vor Ort in ihr Kleid zwängte.

Der ganze Salon war mit Leuten von unserer Hochzeit besetzt. Meine Mutter, Sophie, ihre Mutter, meine Großmutter und noch Mila und Michelle vom Buchclub waren gerade vor Ort. Eine etwas jüngere Dame, vielleicht nur ein bisschen älter als ich, machte sich gerade in diesen Moment an meine Haare ran. Sie redete ohne Punkt und Komma und außerdem viel zu schnell. Für mich war so gut wie jedes zweite Wort unverständlich und jedes Mal nachfragen, was sie gesagt hatte, wollte ich auch nicht, also sagte ich einfach ab und zu "Ja..." Ich wusste zwar nicht was ich bejahte, aber so gab ich ihr zumindest das Gefühl, dass ich ihr zu hörte. Meine Haare wurden geflechtet und hochgesteckt, die Frau leistete wirklich gute Arbeit, meine Haare sahen super aus! Auch das Make-up das ich verpasste bekam, passte perfekt.

Am längsten brauchte meine Mum natürlich. Die Frisur sah sehr aufwendig aus. Sie wurden Strähnen-weiße hochgesteckt und eine jede Strähne bekam irgendwie eine Perle aufgesteckt. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie die Frisörin das anstellte, aber es sah toll aus! Bei meiner Grandma allerdings fragte ich mich, warum sie überhaupt zum Frisör ging. Sie trug dieselbe Frisur wie immer, locker luftig gewellt, genauso wie sie immer herum lief. Auch ihre Kleidung wirkte wie eine schlechte Kopie der Kleidung, die, die Queen von England immer trug, aber nur in einem hellen rosa. Grauenhaft! Es fehlte nur noch der Hut!

An der Kathedrale angekommen, begab sich meine Mum in einen dieser Räume, in den sich die Braut vor der Hochzeit aufhielt. Ich und Sophie hingegen wurden am Eingang platziert um die Gäste zu begrüßen.

"Schau dich an! Du siehst heiß aus!" grüßte mich Matt und zog mich daraufhin in eine kurze Umarmung. Wow, als ich hier ankam, hasste ich es Leute in eine Umarmung zu ziehen und was tat ich heute? Ich musste heute schon so viele Leute umarmen, dass ich sie nicht mal mehr auf meinen zwei Händen zählen könnte.

"Ich schau heiß aus? Sie dich doch mal an!" gab ich das Kompliment zurück. Matt im Anzug war ein Augenschmaus. Auch Sophie neben mir teilte meine Meinung und zog ihn in ihre Arme. Sie tuschelten irgendetwas gegenseitig in ihre Ohren, daraufhin hörte ich Sophie kichern und schon verschwanden die Beiden Arm in Arm den Flur entlang zu den Toiletten. Nicht deren ernst, oder?

Ich sah den Beiden nach, bis sie schließlich aus meiner Sicht waren und wandte wieder nach vorne. Viele Fremde Leute kamen mir unter, es handelte sich Großteils um Verwandte von Bobby, die mich anschließend herzlichst in der Familie willkommen hießen, als ich mich ihnen vorstellte.

"Sie dich an mein kleiner Sonnenschein!" hörte ich die Stimme meines Großvaters. "Hey Grandpa!" grüßte ich ihn lächelnd zurück. Er trug seinen besten Anzug und er sah wie immer richtig herausgeputzt aus. "Sag mal hast du deine Großmutter gesehen?" fragte er mich anschließend. Ich deutete in die Richtung, in der ich der Raum lag, in den sich meine Mutter aufhielt und höchstwahrscheinlich schon selig auf die bevorstehende Trauung vorbereitete. "Sie ist bei Mum. Ich weiß aber nicht, ob du hinein darfst. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind da Männer strengstens verboten. Von wegen irgendetwas mit Unglück oder so..." Er nickte nur und meinte anschließend, dass er sich mal umsehen würde.

Wieder sah ich nach vorne, als ich auch schon den Wagen von Niall auf den Parkplatz fahren sah. Er parkte sich in einen freien Parkplatz ein und stieg mit Bobby aus dem Wagen aus. Das Auto, das direkt hinter ihm fuhr, war der Wagen von Gregor und Denise. Mir wurde etwas warm im Gesicht als ich Niall erblickte. Er sah so unverschämt gut aus in seinen Anzug. Niall hatte mich noch nicht gesehen, den er ging zu seinen Bruder und dessen Frau hinüber, um die Beiden - und Theo, zu begrüßen. Bobby hatte mich währenddessen schon auf den Treppen stehen sehen und winkte mir zu, bevor er sich, gerade aus, auf den Weg zu mir machte.

"Ist deine Mutter auch schon hier?" fragte er mich mit strahlenden Augen. Sie funkelten mich regelrecht an. "Ja, ist sie Bobby und sie sieht bezaubernd aus." antwortete ich ihn grinsend. Sein Lächeln wurde durch diese Aussage noch größer. "Amara?"-"Ja?" Bobby legte seine Arme auf meine Schulter uns sah auf mich hinab. Verwundert sah ich ihn an, was hatte er den jetzt?

"Ich möchte dir nur sagen, dass ich so glücklich bin, dass ihr in mein Leben getreten seid. Ich habe es nie als selbstverständlich angesehen, dass ihr euer ganzes altes Leben hinter euch gelassen habt, um hier bei mir zu wohnen. Ich werde dir versichern, dass ich deine Mutter nie schlecht behandeln werde. Ich werde stets bemüht sein, sie glücklich zu machen und auch du sollst wissen, dass ich dich immer als eine Art Tochter ansehen werde. Ja, ich bin nicht dein leiblicher Vater und du musst mich auch nicht Dad nennen, aber ich will das du weißt, wenn du mal über irgendetwas reden möchtest, sei es noch so dumm, dann bin ich immer für dich da."

Ich musste zweimal tief ein und aus atmen, um den Druck meiner Tränen zu unterdrücken. so etwas hatte mir bisher noch nie jemand gesagt. Wir waren Bobby sichtlich wichtig. Statt ihn zu sagen, dass ich mich verdammt darüber freute, nahm ich in einfach fest in den Arm. Es tat gut von Bobby umarmt zu werden." Das bedeutet mit viel, Bobby. Dankeschön." wisperte ich in unsere Umarmung hinein.

In diesen Augenblick war ich mir sicher, dass Bobby die männliche Bezugsperson werden würde, die mir schon immer gefehlt hatte.

Unterdessen hatten und auch Gregor, Denise, Theo und Niall erreicht. Sie hatten nichts von dem Gespräch zwischen Bobby und mir mitbekommen und sahen uns daher etwas fragend an. Ich unterhielt mich noch mit ihnen - bis auf Niall, der stillschweigend da stand und seine Hände in den Taschen seiner Hose vergrub.

"Wir werden jetzt mal rein gehen. Kommst du mit?" fragte mich Gregor. Ich schüttelte den Kopf. "Glaub mir, das würde ich gerne, aber ich würde zum Empfangsmädchen verdonnert. Nur keine Sorge ich werde die Hochzeit sicher nicht verpassen, es ist ja noch Zeit."

Er nickt und machte sich anschließen mit seiner Familie auf den Weg nach drinnen, auch Bobby war mit ihnen mitgegangen um die Gäste zu begrüßen. Nur Niall blieb bei mir stehen. Ich hatte es schon geahnt.

Erst als alle außer Hörweite waren, sprach er das erste Mal. "Du siehst wunderschön aus, Amara." Etwas unbeholfen kratze ich mich an meiner Stirn und sah zum Boden hinab.

"Danke." Wir standen eine gefühlte Ewigkeit schweigend nebeneinander, bis er laut seufzte. "Ich weiß wirklich nicht, was ich dir getan habe, dass du mir nicht mal mehr ins Gesicht schauen kannst. Sag mir doch einfach, was los ist? Was habe ich falsch gemacht?" Er hörte sich verletzt und verzweifelt an. Es tat mir ja schon leid.

Ich hob meinen Blick und sah ihn direkt an. Etwas in mir wollte ihn nur zu sich ziehen und ihn umarmen - eventuell sogar Küssen, aber der andere Teil wollte ihn einfach nur anbrüllen, warum er was mit Holly am Laufen hatte, während er mir Hoffnung machte. 

"Ja, wir müssen reden, Niall. Aber lass und doch erst Mal diese Hochzeit überstehen. Danach bin ich bereit dieses Gespräch mit dir zu führen."

Er spielte noch immer den Unwissenden und strich sich verzweifelt durch sein Haar. "Ich habe echt keine Ahnung. Kannst du es mir nicht einfach sagen?"

Ich schnaufte. "Halltest du mich eigentlich für komplett bescheuert? Ich bin mir sicher du weißt, um was es geht!"

Gerade als Niall seinen nächsten Satz ansetzen wollte, wurden wir von der Unruhestifterin selbst unterbrochen. "Niall! Hallo!" kam es von Holly, die sich mit ihren Eltern gerade auf den Weg zu uns machten. Genervt rollte ich mit den Augen. Die ist aber auch überall!

Genervt von der Situation räumte ich den Platz am Eingang und ließ Niall alleine stehen. Seinen Blick spürte ich nur regelrecht an meinen Rücken, als ich mich ins Innere der Cathedrale begab.


Die Zeremonie war traumhaft schön und gelassen. Alles hatte seine Ordnung und wir hatten auch eine Menge zu lachen, da man meiner Mum die Nervosität nur so anzusehen war und sie sogar direkt in Bobby Arme gestolpert war. Da musste auch meine Grandma neben mir mal mitlachen, etwas sehr seltenes. Erst als Bobby alle Dinge aufzählte die er an meine Mum liebte, blieb kein Auge mehr trocken. Sogar Niall konnte sich seine Tränen nicht unterdrücken, als er die Worte seines Vaters hörte. Ja, es war wirklich schön meine Mutter so glücklich zu sehen. Sie hatte es verdient und die Zwei passten wie Faust auf Auge zusammen.

Anschließend verließen wir die Räumlichkeiten und machten und auf den Weg zu den Autos, den wir hatten im Mullingar Park Hotel den Bankettsaal gebucht und noch dazu einige Zimmer, falls es später werden würde - was es sicher werden würde. Und wie das Pech es so wollte, musste ich tatsächlich in Nialls Wagen mitfahren. Zum Glück waren wir nicht alleine sondern hatten auch Matt und Sophie am Rücksitz, sonst hätte er sicher wieder das Gespräch mit mir aufgenommen.

"Scheiße, Amara! Niall ist jetzt wirklich dein Stiefbruder ... so ganz offiziell!" kam es von der Rückbank aus Sophie Mund. Wow! Die hat ja wirklich schnell geschaltet!

Ich gab nur ein einfaches "Jep." von mir und sah auf die Straße vor uns. Unsere Eltern wurden von der Cathedrale aus von einer weißen Kutsche abgeholt, während weiße Tauben über unsere Köpfe folgen. Alles schön kitschig.

"Müssen wir jetzt dann nicht zusammen Walzer tanzen?" probierte Matt das Thema zu wechseln.

"Wir müssen uns echt auch noch zum Affen machen, hatte ja schon nicht gereicht, dass mein Vater uns alle zum Weinen gebracht hat!" erwiderte Niall, auf Matts Aussage.

"Freust du dich schon, Amara?" fragte mich Matt und griff anschließen mit einem Arm nach vorne, um mich in die Wange zu kneifen.

"Hey, was soll das werde?" Ich schlug mit meiner Hand gegen seine und rieb mir die Stelle an meiner Wange, in die er mich gekniffen hatte, während Matt zu lachen begann.

"Amara und tanzen. Das sind zwei Dinge, die nicht unterschiedlicher sein könnten!" hörte ich Sophie amüsiert erwidern.

"Beim Tanzkurs hat sie sich aber gar nicht mal so blöd angestellt, Sophie." kam es von Niall, der mich anschließend kurz ansah. "Musstest du das erwähnen? Ich hatte es nämlich schon verdrängt!" Seufzend ließ ich mich in den Sitz sinken, während sich auch Matt nun ausgiebig mit den Beiden über meine Tanzkünste unterhielt.


Wie auch schon während des Tanzunterrichtes stieg ich Matt einige Male auf die Füße, während wir versuchten es Niall und Holly nachzumachen. Das Brautpaar hatte den Tanz, wie es sich gehört, eröffnet und holten uns einen nach den anderen Paarweise auf die Tanzfläche. Ich war nur froh, als die Musik wechselte und mit Sophie endlich Matt abnahm und mit ihm das Tanzbein schwang. Meine Pause wäre aber nicht lange, den der kleine Theo forderte mich zum Tanz auf. Ganz Gentlemanlike, bat er mich um einen Tanz - inklusive Verbeugung!

Wir drehten uns wild im Kreis und hüpften umher, genauso wie wir es auch gemacht hatten, als wir bei ihm zu Hause waren und die Plattensammlung seiner Eltern durchwühlten.

Erst als wieder ein Tempo wechselt war und "Thinking out Loud" von Ed Sheeren, der Lieblingssong meiner Mum, zum Spielen begann, hörten ich und Theo auf den anderen unser Spezial-Moves zu zeigen. Der Song war wirklich sehr schön, ich verstand absolut warum es ihr Lieblingslied war.

Gerade als ich die Tanzfläche verlassen wollte, spürte ich eine Hand an meinen Unterarm. Es war Niall. Ich drehte mich zu ihm um und sah ich für einen kurzen Augenblick verträumt an. Er ließ meinen Arm wieder frei, nur um meine Hand ins eine zu nehmen, bevor er mich nach draußen zog. Natürlich nicht grob. Er wollte reden, es stand ihm ins Gesicht geschrieben. Irgendwie hätte ich mir gewünscht, dass er mich einfach zu sich zog und mit mir langsam zu dem Song tanzte, aber natürlich ging das nicht. Da war die Sache mit den Stiefgeschwister sein und die Tatsache, dass er mir etwas verheimlichte.

Ohne etwas zu sagen, gingen wir schweigend nebeneinander nach draußen ins Freie, an den rechteckigen, beleuchten Springbrunnen vorbei und 4 Treppen hinunter zu der kleinen Bank die am Straßenrand, neben einer Laterne stand, aber jedoch setzte sich keiner von uns zwei. Ich nahm meine Hand aus Nialls und stelle mich ihn gegenüber, während er seine Hände wieder in seine Hosentaschen gleiten ließ und mich mit seinen tiefblauen Augen begutachtete. 

Ich wollte nicht mehr um den heißen Brei herumreden, deshalb kam ich gleich zum Punkt. "Gehst du neben mir mit Holly aus? Meine Mum hat euch gesehen. Und ich weiß von Matt, das Holly erst Geburtstag hat. Niall, du hast mich angelogen!"

"Hör zu, Amara..." er räusperte sich kurz, "Ja, ich gebe zu ich habe da etwas geflunkert, aber ich wusste selbst in diesen Moment nicht, wie ich mit der Situation mit Holly umgehen hätte sollte."

Ich runzelte die Stirn. "Wie meinst du das? Und bitte sag es mir jetzt einfach. Egal was es ist. Wir müssen reinen Tisch machen, sonst sehe ich schwarz für uns Beide."

Etwas unbeholfen sah er zum Boden hinab, ehe er mich wieder ansah. "An den Tag, an dem wir von der Verlobung erfuhren, hatte ich eigentlich ein romantisches Date für uns geplant. Ich wollte dich sogar fragen, ob du mir einen Chance geben würdest, damit ich dir zeigen könnte, was für ein guter Freund ich für dich gewesen wäre. Aber dann kam die Verlobung und es wurde irgendwie ... komisch." Nickend hörte ich ihm zu. Ich verstand, was er meinte. Nicht nur er hatte sich mir gegenüber distanziert, sondern auch ich ihm gegenüber. Wahrscheinlich, weil es sich im ersten Moment komisch für uns angefühlt hatte. 

Er zog die Luft ein, "Ich bin an diesen Abend nicht dazu gekommen dich auf dieses Date einzuladen, also bin ich ins Pub gegangen und habe mich betrunken und irgendwie bin ich dort dann auf Holly gestoßen." Ich hatte schon so eine Vorahnung was er mir erzählen wollte, aber ich unterbrach ihn nicht.

"Wir hatten in den darauffolgenden Wochen immer wieder Mals was. Ich war so blöd und das ist mir auch bewusst! Es tut mir leid, Amara..." seufzte er. Niall raufte sich, wütend auf sich selbst, sein Haar. "Aber ich habe es einige Tage, bevor deine Großmutter ankam, beendet. Ich habe ihr klar gemacht, dass sie nicht diejenige war, die ich wollte. Den ich kann an niemand anderes denken als dich."

Ich verschränkte unglaubwürdig die Arme vor meiner Brust. "Eine Woche, bevor meine Grandma ankam. Ja? Was ist dann mit der SMS von Holly an dich, dass du hättest vorbeikommen sollen irgendwann in der Nacht?"

Niall sah mich fragend und zugleich ein bisschen sauer an. "Hast du in meinen Handy geschnüffelt?" Zögerlich nickte ich. "Ja, tut mir auch leid. Eigentlich mache ich so etwas nicht, aber ich wollte wissen, was dazwischen euch ab geht. Und wenn ich dir wirklich so wichtig bin, dann hättest du um mich gekämpft, anstatt mit deiner Ex ins Bett zu springen!" Beim letzten Satz war ich wieder mehr entschlossen ihm meine Meinung zu geigen. Es hörte sich vielleicht kitschig an, dass ich wollte, dass er um mich kämpfte, aber es hat ja auch was Romantisches an sich und welches Mädchen wurde so etwas nicht wollen? "Also erzählst du mir jetzt endlich um, was es in der Sms ging? Oder soll ich einfach mal zu Holly gehen und sie fragen?"

Wieder raufte Niall sich sein Haar und brabbelte dabei etwas Unverständliches vor sich hin. "Okay, aber flipp nicht aus." verlangte er von mir. Das waren genau die Worte, mit denen man eine Frau zum Ausflippen brachte, wusste er das denn nicht?! "Tut mir leid, aber das kann ich dir nicht versprechen Niall." erwiderte ich anschließend und sah ihn ernst an. Niall nickte. "Okay."

Er leckte sich noch ein letztes Mal über die Lippen, bevor er wieder auf seine Füße hinuntersah und zu erzählen begann. "Das 'Date' von mir und Holly, das deine Mutter beobachtet hat, war kein Date. Holly bat mich vorbeizuschauen, weil sie mit mir über etwas reden wollte. Ich wollte eigentlich nicht, aber sie beharrte stur darauf, dass es wichtig sei. Sie ... Sie hat mir gesagt, dass sie überfällig war."

Mit leicht aufgeklappten Mund sah stand ich nun vor Niall. "Überfällig?" wiederholte ich ihn leicht hibbelig, aber leider nickte er.

"Holly hat dann anschließend einen Frauenarzttermin ausgemacht und der Termin war an den Tag, an dem du wohl meine Sms gelesen hast. Sie war so nervös und aufgeregt, dass sie mich gebeten hatte, ob ich nicht bei ihr schlafen könnte. Aber ich war nicht bei ihr in dieser Nacht, sondern ich war bei dir, Amara. Jedenfalls bin ich nach dem Aufsehen zu ihr gefahren und habe sie abgeholt."

"Als du an diesen Morgen wieder nach Hause gekommen bist, hast du gesagt, dass du etwas zu erledigen hattest." unterbrach ich Niall nachdenklich.

"Ist Holly schwanger, Niall?"

"Nein. Zum Glück nicht." die Erleichterung war nur zu deutlich in seiner Stimme zu hören.

Mir fiel regelrecht ein Stein von Herzen, aber dennoch verstand ich es nicht, warum er so eine große Sache daraus machte, wenn sie überhaupt nicht schwanger war. Er hätte gleich mit der Sprach rausrücken sollen, dann hätten wir uns das hier erspart. Vertraute er mir den nicht genug, um mich in die Sache einzuweichen?

"Warum hast du es mir nicht erzählt? Und auch wenn ich es nicht gut heißen kann, aber warum zum Teufel bist du in dieser Nacht bei mir geblieben? Du hättest für Holly da sein müssen! Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was sie durchgemacht hat, auch wenn die doofe Kuh einfach einen Schwangerschaftstest machen hätte können, damit ihr gleich Bescheid gewusst hättet!" Meine Stimme wurde immer lauter, als ich sprach.

Niall war sichtlich erschrocken darüber, dass ich für Holly einstand, zum Teufel, ich war es auch! "Ich hatte Angst, dass du mich hassen würdest. Immerhin warst du nicht gut auf Holly oder Amber, zu sprechen!" gab er im selben Ton zurück.

"Ja klar, ich mag die Beiden nicht! Holly hat sich immer total an dich ran geschmissen und Amber wollte ihr helfen, mich zu sabotieren! Denk doch mal daran, was Amber im Club gemacht hat, sie hat dich gegen mich aufgebracht!"

Niall verzog das Gesicht, er sah mich leicht spöttisch an. "Du meinst, als sie mir erzählt hat, dass du und Matt was hattet. Wenn wir schon darüber sprechen, die Wahrheit zu sagen, könntest du dich genauso an die Nase fassen. Von Matt und dir hätte ich wohl auch anderes nie erfahren! Du bist nicht besser als ich, Amara." Gekränkt schüttelte ich den Kopf. "Matt und ich waren nicht im Bett!" Niall schnaubte. "Ja, ist klar. Ich soll dir das also glaube!"

"Was soll das den heißen! Ich sag dir jetzt mal was, nur weil du der ach so berühmte Niall Horan bist, habe ich keinen Schiss darauf dich hier anzumotzen, wenn du scheiße, über mich redest! Sortiert mal deine Gedanken, auch wenn ich damals was mit Matt GEHABT HÄTTE, dann wäre es dich nichts angegangen, weil wir damals nichts für einander empfanden. Du warst für mich nur der Sohn, des Mannes meiner Mutter. Verstanden?!"

"Dann geht dich das mit Holly, aber auch nichts an, Prinzessin. Immerhin waren wir nicht zusammen, als ich mit ihr geschlafen hatte. Verstanden?!" erwiderte Niall mit ironischen Gesichtsausdruck.

Nein, du hast Unrecht. Denn als du mit Holly geschlafen hast, hattest du mir schon mein Herz gestohlen, Arschloch.

Ich sagte nichts mehr, sondern versuchte mich zu beruhigen, um die folgenden Wort so ruhig wie möglich über die Lippen zu bringen. "Wir sollten da hier vergessen, was zwischen uns lief, ... lass uns nur Stiefgeschwister sein, aber tu mir den gefallen und sprich mich nie wieder an. Ich habe echt genug von dir." schnell drehte ich mich um, ohne auf seine Antwort zu warten. Ich hatte genug gehört. Mein Herz brach genau in der Mitte in zwei Teile, vermutlich konnte er es auch brechen hören. Mit schnellen Schritten ging ich die Treppen hoch, um genügend Abstand zwischen uns zu bringen, damit er nicht sah, wie ich mit den Tränen kämpfte. Ja, an diesen Tag hatte ich nicht nur Freudentränen vergossen. 

Vermutlich war es das Beste, Niall hinter mir zu lassen. Es hätte sicher eh nie funktioniert. Er ein weltberühmter Sänger und ich ein einfaches Mädchen, das versuchte, sich durch ihr Leben zu kämpfen. Mein Leben war eben keines dieser Märchen. 

*****

Als wir uns trafen, hatte ich Angst verletzt zu werden.

Du hast gesagt, das würdest du nie tun. Bitte sag nie wieder nie.

*****

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