Reiche bleiben reich

Das Wochenende war gekommen, was wiederum bedeutet, dass heute Nialls Geburtstag war. Ich hatte mir lange den Kopf darüber zerbrochen, was ich ihm schenken könnte, fand mich aber mit der Idee ab bei Liam nachzufragen, ob er einen Vorschlag für mich hätte. Es war schwer etwas für Niall auszusuchen, denn was schenkt man jemanden der bereits alles besitzt? 

Liams Vorschlag war, dass es wohl am besten sei, wenn ich ihm Zeit alleine mit mir schenke. Nur für uns beide. Seine Idee gefiel mir und da ich schon mit Niall ausgemacht hatte, dass er mich zurück in meine Heimatstadt Wien, zur Geburtstagsfeier meiner Großmutter begleiten soll, buchte ich kurzer Hand für dieses Wochenende ein Zimmer in einer Therme. Die Idee dahinter war erst in der Nacht, wenn es bereits dunkel war und der Dampf des heißen Wasser die Sicht versperrt, baden zu gehen. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass Nachts relativ wenig los war. Für Niall konnte es die Entspannung sein, die er für die Flicker Sessions benötigen könnte. 

In diesen Augenblick spazierte ich mit Valerie durch die Innenstadt von London. Hinter uns mit ein bisschen Abstand folgte uns ein Bodyguard, den Connor extra zu Valeries - und eventuell auch meiner Sicherheit - bereitgestellt hatte. Fotografen verfolgten uns schon seit einigen Minuten. Sie schrien unsere Namen, riefen uns verschiedene Fragen zu und knipsten Bilder. Erst als wir in ein Geschäft eintraten ließen sie uns in Frieden. Zuvor hatten wir in einer  Boutique halt gemacht und zum ersten Mal sah ich, was es heißen konnte, bekannt zu sein. Die Verkäuferin beriet Valerie die ganze Zeit über, zeigte ich nur die teuersten Sachen und zu meiner Verwunderung musste meine Schwester keinen Cent dafür ausgeben. Alles was sie machen musste, war von sich selbst ein Foto mit dem Teil zu knipsen und auf Instagram mit einer Dankes-rede hochladen. Was auch kein Wunder war, denn vor kurzem hatte ich erfahren, wer diese Party geschmissen hatte, zu der wir Valerie begleitet hatten. Es machte Sinn dort auf Stars wie Taylor Swift, Hailee Steinfeld oder die Jungs von One Direction zu treffen. Cara Delevingne hieß der Übeltäter und irgendwie hatte Valerie es geschafft sich in diese Clique einzunisten. Diese Art von Werbung reicht der Besitzerin vollends als Bezahlung aus. So kam es dazu dass Valerie uns beide zusammen gefühlte tausendmal mit Hüten, Sonnenbrillen, Uhren und noch anderem Zeugs ablichtete. Und auf diese Art blieben die Reichen reich. 

Wir stöberten durch die Shirts und Hosen und blieben schließlich bei der Unterwäsche stehen. Ich fand es unangenehm Unterwäsche zu shoppen, während ein Bodyguard und weiter Fotografen, die mit ihren Gesichter an der Scheibe des Schaufensters klebten, uns beobachteten. 

"Ich fasse es noch immer nicht. Wir werden große Schwestern!", sagte Valerie strahlend. "Und den Namen Annabelle finde ich so süß."

Ich hing einen BH wieder zurück ins Regal. "Ja, er ist niedlich." Erst gestern setzte meine Mum mich darüber in Kenntnis das wir eine kleine Schwester bekommen und Denise erfuhr dass es ein June wird. Niall hatte damals wirklich gut geraten, als er Theo erzählt hatte dass er bestimmt einen kleinen Bruder bekommt. Inzwischen hatte ich mich mit den Gedanken angefreundet Schwester zu werden. Das Leben wie ich es kannte, hatte sich sowieso schon um einhundert-achtzig Grad gedreht, da viel eine neue Schwester auch nicht mehr ins Gewicht. 

Valerie drehte sich und sah sich auf einen Tisch um. Stapelweise Unterwäsche mit Spitzen und die dazu passenden BHs lagen darauf. Sie ließ ihre Fingerspitzen über das Material streichen. "Ich möchte auch Kinder haben. Eine Mischung von mir und Jacob.", sie seufzte verträumt. "Unsere Kinder werden Bild hübsch!" Danach lachte sie, biss sich auf die Lippe und beugte sich näher an mein Ohr. "Bei dem ganzen Sex den wir haben, wir es wohl nur eine Frage der Zeit sein. Das einzig schlechte daran ist, dass es mir die Figur ruinieren wird."

Ohne diese Information hätte ich bestimmt auch Leben können. 

Wie würde wohl eine Mischung von Niall und mir aussehen? Zumindest müsste ich dazu selbst kein Kind gebären. Unsere keine Schwester wir immerhin aus genau diesen Genen entstehen. Eine halbe Julien und eine halbe Horan. 

"Was ist eigentlich mit dir? Willst du auch mit deinem Freund Kinder bekommen?" Valerie kniff die Augen nachdenklich zusammen. "Jetzt wo es mir einfällt. Du hast ihn mir noch überhaupt nicht vorgestellt. Die Sache mit dem Doppeldate steht nämlich noch immer. Jacob und ich würden uns freuen mal einen Abend mit euch zu verbringen."

Beinahe hätte ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt. Ich räusperte mich und wandte mich ab. "Er arbeitet viel, aber ich werde dir Bescheid sagen. Okay?" Ich nahm meinen ausgesuchten Klamotten und ging mit Valerie im Schlepptau zu den Umkleidekabinen.

"Nur keine Eile. Ich freue mich nur einfach ihn endlich mal kenne zu lernen. Mich interessiert es zu wissen, wer meiner Zwillingsschwester das Herz rauben konnte."

Während Valerie weiter über ihren Kinderwunsch laberte, probierte ich die ausgesuchte Kleidung und überlegte wie ich aus diesem Mist wieder rauskommen sollte. Verdammt! Sie wollte meinen Freund kennenlernen. Ich möchte sie nicht belügen, aber ihr von Niall und mir erzählen wollte ich auch nicht. Ich wusste immerhin nicht, wie sie mit Geheimnissen umging. Vielleicht war sie eine Labertasche, die ihr Mundwerk nicht halten konnte und es, dem nächst besten um die Nase rieb.  Ich musste unbedingt mit Niall darüber sprechen und seine Meinung dazu einholen, schließlich ging es auch ihm etwas an und Valerie hatte mir auch schon zugesagt mit mir und ihm nach Wien zu fliegen. Sie wollte Grandma und Grandpa kennenlernen. 

Ich betrachtete mich im Spiegel. Das Shirt gefiel mir an mir selbst nicht und die Hose war zu eng. Ich bekam sie einfach nicht zu. Seufzend schloss ich die Augen rieb mir die Schläfen. Das Fastfood und die Limonaden der vergangenen Wochen hätte ich mir sparen sollen. Ab jetzt gibt es nur noch Salat und Wasser für mich - zumindest werde ich es versuchen. 

Ich schlüpfte wieder in meine Klamotten und hing die anderen am Kleider hacken zurück. Valerie stolzierte indessen in einen roten knielangen Kleid aus der Umkleidekabine. Sie ließ es sich dabei nicht nehmen wie ein Model zu posieren.  

"Steht dir", gab ich zu und Valerie lächelte zufrieden. Sie drehte sich im Kreis und sah sich in den Spiegel. 

"Ich werde es kaufen. Glaubst du, dass ich es bei der Feier unserer Oma anziehen kann oder ist es zu freizügig?"

Das Kleid hatte lange Ärmel, einen ovalen ausschnitt und einen dünnen Gürtel um die Hüfte. Mit Pumps, einer Haarnadel und einem Wollmantel, würde sie aussehen wie Grandma in ihren jungen Jahren. "Definitiv", antwortete ich nickend. 

Während sich Valerie wieder umzog, setzte ich mich auf den Polstersessel, der genau vor den Kabinen stand. Ich stützte meinen Kopf mit meiner Hand ab und schlug die Beine übereinander. 

"Sag mal Amara ... ich will mich ja wirklich nicht einmischen, aber denkst du, dass du mit unserem Vater sprechen könntest?"

Ich schlug die Augen weit auf und setzte mich aufrecht hin. Ich zeichnete mit meinem Finger kleine Kreise auf den Stoff des Polstersessels. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten wollte. Klar wollte ich mit ihm reden, immerhin war meine Mission es ihm kennenzulernen, aber auf der anderen Seite wollte ich auch nicht nachgeben. Er soll sich dafür entschuldigen. 

"Wie geht es ihm?", fragte ich stattdessen. 

"Na ja, wie soll es ihm gehen? Er schmollt." Sie zog den Vorhang beiseite und trat heraus. Das Kleid hing um ihren Arm und die anderen Tüten baumelten an ihrem Handgelenk. "Er hat sich sehr darauf gefreut etwas mit dir zu unternehmen. Dad wirkte sehr aufgelöste nach eurem Streit und ja ... er hat uns davon erzählt." Valerie kam auf mich zu und legte den Kopf zu Seite. "Amara, ich habe keine Ahnung wie du aufgewachsen bist, oder was alles in deinen Leben passiert ist, aber wir sollten versuchen uns nicht mehr auf vergangenes zu konzentrieren. Lass uns beide froh darüber sein, dass wir uns gefunden haben. Dass wir beide endlich die Gelegenheit haben beide Elternteil kennenzulernen. Beide haben ihre Macken und beide haben ihre Fehler damals gemacht ... wir sollten uns auf die Zukunft konzentrieren. Als eine Familie."

Sie meint wohl als eine riesige Familie. Ich räusperte mich und senkte nickend den Kopf. Auch Valerie hatte sich für die Wut entscheiden können, das alles betraf auch sie. Aber sie entschied sich dagegen, wirkte glücklich und zu Frieden. Womöglich hatte sie recht und ich übertrieb schon wieder einmal. Das lag einfach in meiner Natur. Seufzend zuckte ich mit den Schultern." Ich schätze, ich werde ihm demnächst anrufen, um die Wogen zu glätten."

Zufrieden hob Valerie den Kopf. "Gut." Sie hackt ihren freien Arm in meiner ein und schliff mich mit zur Kasse. Danach verließen wir das Geschäft wieder und ging die Straße weiter entlang, gefolgt von Fotografen. Es nervte mich. Und noch schlimmer fand ich es, das ich mir das nicht ausgesucht hatte. Niall zum Beispiel hat sich dieses Leben ausgesucht, er wollte berühmt werden, aber ich? Ich nicht. Bei jeder Bewegung hatte ich angst zu stürzen, in irgendetwas zu treten oder einfach einen Fehler zu machen. Ich wollte nicht zur Lachnummer Nummer eins werden. Es reichte mir schon völlig aus im Web beschimpft zu werden "nur" weil ich Nialls "Stiefschwester" war und nun die verschollene Tochter und Star-Fotografen Connor Davis. Meine Zwillingsschwester hingegen genoss die Aufmerksamkeit und fühlte sich sichtlich wohl in ihrer Haut. Sie warf ihnen spielerische Blicke über die Schulter zu und hielt auch kurz zum Posieren an. Nur unser Bodyguard konnte uns von schlimmeren bewahren. 

Später als ich wieder zu Hause war, fuhr Tobi mich zu Martin und Lydia ins Café. Was Niall nicht wusste war, dass ich ihm eine Torte machen ließ. Er wollte nichts Großes für seinen Geburtstag veranstalten. Er meinte, dass er einfach ein Bier trinken wollte und mit mir einen Film schauen. Sein Pech das ich und Liam da etwas anderes im Schilde führten.

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