Im Paradies (2)

Ich spürte den Sand zwischen meinen Zehen, die anhaltende Wärme an der Haut, die Feuchtigkeit in der Luft und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Die Sonne war kurz davor am Rande des Meers von der Dunkelheit verschluckt zu werden. Der Himmel färbte sich von gelb zu orange, von orange zu rot, von rot zu lila und dann in dunkle Blautöne. Das Meer war still und spiegelte die färbende Pracht des Himmels wider.

Der Moment war einfach viel zu schön um ihn verstreichen zu lassen. Ich schoss ein Foto, zwei Fotos, drei Fotos und ein Selfie, dann eines von Niall, der aus seiner Kokosnuss trank. Ich kicherte, als er sich erschrocken auf sein Herz fasste, nachdem der Blitz meines Telefons ihn geblendet hatte.

Ich legte mein Telefon vor mir auf den Tisch, dann zupfte ich das Stück Ananas von meinem Cocktail Glas und aß es. Die Stimmung war ausgelassen, entspannt und frei von Sorgen. Alles war wie weggeblasen. Und so ging es nicht nur uns, auch die weiteren Paare schienen sich pudelwohl zu fühlen.

"Sag mal, hast du eigentlich vor dich wieder mit Sophie und Tobi zu vertragen?"

Ich runzelte die Stirn. Wie kam er so plötzlich auf diese Frage? Es passte hier in diesen Moment überhaupt nicht zum Thema.

"Ich denke nicht, dass ich im Moment mit einem der Beiden reden möchte. Warum fragst du?"

Er zuckte mit der Schulter. "Nur so." Niall atmete tief aus. "Ich will nur nicht, dass du es später bereust. Ich verstehe schon, dass das alles ziemlich scheiße gelaufen ist, aber na ja ... Freunden kann man doch vergeben." Er sah mich an. "Konntest du doch bei mir auch. Und im Vergleich zu denen fand ich meine 'Tat' schlimmer."

Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ich wollte im Urlaub nun wirklich nicht über Sophie oder Tobi sprechen ... oder den vergangenen Streit von uns. "Niall", seufzte ich. "Ich will jetzt wirklich nicht darüber reden. Könnten wir das bitte lassen?"

"Wenn du es willst. Aber du solltest dich wirklich mit dem Auseinandersetzten. Nimm dir die Zeit, wenn wir zurück in London sind, und rede dich mit ihnen aus."

"Sonst noch etwas .... Dad?" Nach seinem letzten Rat an mich, schwiegen wir. Zu Beginn war es ein unangenehmes Schweigen, da ich mir vorkam, als hätten wir uns erneut gezofft. Das Gefühl verschwand erst, als er mit seiner Hand nach meiner fasste und sie drückte. Er nahm mir damit die Last von den Schultern.

Aus dem Radio an der Strandbar dudelten karibische Klänge. Niall nahm die Gelegenheit am Schopf und zog mich grinsend hinter sich her. Er drehte mich unter seinen Arm durch und ich landete in seinen Armen. In kleinen Bewegungen schritten wir hin und her. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und saugte sein Parfum ein. Er roch so gut.

Umso mehr die Nacht über die Insel zog, umso mehr Passanten tummelten sich auf den Weg aus Holz und Stein. Mehrere Stände mit Ketten, Kleidungen, Ansichtskarten und allem was ein Touristenherz höherschlagen lassen würde, wurde aus dem Boden gestampft.

Eigentlich wollte ich mich nur umsehen, was damit endete, dass ich zwei Tüten voll mit Souveniren gekauft hatte. Schließlich konnte ich nicht wissen, wann ich das nächste Mal die Chance haben würde, auf dieser atemberaubenden Insel Urlaub zu machen. Wenn ich so darüber nachdachte, ist das letzte halbe Jahre wie ein Traum für mich gewesen. Niall tat immer so viel für mich. Er gab mir die Welt - so fühlte es sich zumindest an.

Ich lächelte in mich hinein, während Niall ein Foto mit einer jungen Frau machte. So etwas war zu erwarten. Schließlich ist er nicht ein unbekannter. Aber es störte mich nicht. Das war eben das, was mit seinem Beruf mitkam.

Er strahlt in die Kamera und umarmte die Frau, die mit breitem Lächeln sich bei ihm bedankte und ohne weitere Faxen abzog. Wäre das nur immer so friedlich ...

"Habe ich was ihm Gesicht oder warum lächelst du so?" Er legte den Kopf zur Seite und musterte mich skeptisch.

"Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich die liebe?", fragte ich stattdessen.

Niall zog die Lippen zur Seite und kniff die Augen zusammen. "Ich weiß nicht, hast du das?"

"Bestimmt."

Den Weg zurück zu unserem Bungalow lauschten wir den Wellen. Ich hielt seine Hand und fragte mich, was ihm wohl gerade durch den Kopf ging. Er sah nachdenklich aus, aber im positiven Sinne. Es war nicht, dieser abwesende Gesichtsausdruck, den er immer trug, wenn etwas Schlimmes passiert war. Ich hätte sogar behauptet, dass er leicht lächelte.

Eine warme Brise ließ mein dünnes Kleid im Wind flattern. Ich hatte mich wirklich dazu entschlossen ein leichtes Kleid zu tragen. In meiner Jeans und dem Top von vorhin hatte ich mich in dieser Hitze nicht wohlgefühlt. Den Blick von Niall, als ich freiwillig ein Kleid anzog, nachdem wir von unseren Nickerchen wach wurden, werde ich nie vergessen. Es war eine Mischung aus ist-das-wirklich-meine Freundin und verdammt-lass-mal-ausziehen.

Niall blieb plötzlich stehen. Ich hielt ebenfalls an und stellte mich vor ihn, mit den Tüten in meiner Hand.

"Was ist los?"

Mit einer Hand an meiner Wange sagte er: "Eigentlich wollte ich überhaupt nicht damit anfangen, aber ... mir liegt etwas auf den Herzen."

Mein Herz flatterte bei seiner sanften Berührung. Sein Blick war warm und voll mit Liebe. Ich nickte, um ihn anzudeuten fortzufahren.

Mit der Hand, die an meiner Wange lag, strich er mir lose Haare hinter mein Ohr. Er sah mich an und seine Lippen formten ein Lächeln. "Du wolltest doch, dass wir die .... Unterhaltung ... erst führen, wenn wir wieder bei uns zu Hause sind. Es ist nur ..., dass ich etwas geplant hatte. Ich wollte dir alles erklären und es schaffen, dass alles gut zwischen uns ist. In meiner Vorstellung wärst du zu Beginn an die Decke gegangen, hättest mich aber verstanden. Dann wären alles okay und mir würde dieses Gespräch nicht im Weg stehen, um das zu tun, was ich hier eigentlich wollte."

"Und was willst du tun?" Ich runzelte irritiert die Stirn. Ich konnte mir nicht vorstellen, wovon er sprach. Wollte er einen Tauchkurs mit mir machen? Eine Paar-Massage? Ich hätte damit kein Problem.

"Das verrate ich dir doch nicht", zwinkerte Niall grinsend. "Das wäre doch langweilig. Sag mir einfach, ob du dich darauf einlassen möchtest oder nicht. Bitte bedenke, dass es eigentlich gedacht war, nachdem ich dir von was-auch-immer erzählte hatte."

Mit dieser kurzen Ansprache machte er mich natürlich neugierig. Aber er sagte selbst, dass es eigentlich dafür gedacht war, nachdem wir unser Gespräch hatten. Es war gut zu wissen, dass Niall davon ausging, dass er es wieder hinbekommen würde, wenn ich sehr sauer auf ihn werden würde. Obwohl er doch mal gesagt hatte, dass er sich davon fürchtete mich zu verlieren.

"Denkst du, dass es mir gefallen könnte? Also die Überraschung?"

Niall schwenkte den Kopf hin und her. "Ähm, ich weiß nicht. Ja? Es gäbe bestimmt viele die sich darüber freuen würden, aber ich kann dir das nicht wirklich beantworten."

Na toll, jetzt wusste ich genau so viel wie vorher.

"Na gut, ich lasse mich darauf ein. Schieß los, was ist es?" Ich biss mir in die Wange um nicht zu sehr zu Grinsen. Die Neugier war ein Luder.

Niall schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Nicht so schnell, Kleines." Er ließ die Hände in die Taschen seiner luftigen Hawaii Hose wandern. "Ich hoffe, du hast Hunger."

"Ich könnte etwas vertragen, ja."

****

Nach einer viertel Stunde gehen, und einem kurzen Abstecher in unserem Bungalow, um die Tüten abzustellen, erreichten wir unser Ziel. Es war ein Steg aus Holz direkt am Meer, inzwischen von saftig grünen Gras, Bäumen und Palmen. Wir nahmen an einen alleinstehenden Tisch mit weißem Tischtuch Platz. Es war so lange, dass es den Boden streifte. Mehrere Kerzen und Fackeln gaben der Umgebung eine warme Aura.

Ich musste schmunzeln. "Sag mal, was wäre gewesen, wenn ich jetzt Nein gesagt hätte. Also, wenn ich auch keinen Hunger gehabt hätte?"

Niall kratzte sich am Nacken. "Ja, dann ... ähm, hätte ich wohl das alles abblasen müssen. Was schade wäre, denn ich habe schon von vielen gehört, dass das Essen hier spitze ist."

"Na, dann sollten wir das wohl testen", grinste ich.

Ich konnte nicht anders, als viel zu breit zu Lächeln. Es war so schlimm, dass mir meine Wangen wehtaten. Ich ließ mich in meinen Stuhl zurückfallen und betrachtete die Gegend. Ein wahres Paradies.

"Es ist so schön schon hier", seufzte ich glücklich und verträumt.

Ein junger Mann in weißem Anzug und schwarzer Fliege kam auf uns zu. Er sah mir verdächtig nach Kellner aus.

Was er auch war.

"Mr Horan, Ms Julien." Er nickte uns grüßend zu. Und ich war überrascht, dass er unsere Nachnamen kannte, was sicher zu dem Ganzen hier dazugehörte. "Mein Name ist Ronald Eddington und ich bediene Sie heute. Es freut mich sehr, Sie heute hier in unserem Paradies-Garden begrüßen zu dürfen. Ich werde alle ihre Wünsche zu Ihrer Zufriedenheit erfüllen." Ich wendete meinen Blick von Mr Eddington ab und warf Niall einen kurzen Blick zu. Das hier ist echt der Hammer. Es überrascht mich immer wieder, was alles möglich ist. Ein eigenen Kellner - so etwas hatte ich noch nie. "Zur Begrüßung möchte ich Sie auf eine Flasche unseres besten Champagners einladen." Er nahm die Hand hinter dem Rücken hervor. Sie war aus dunklem Glas und mit gemalten Blütenknospen verziert. "Perrier Jouet Elle Epoque" Von dieser Marke hatte ich noch nie in meinen Leben gehört. Mit meinen Fetzen an Fremdsprachen, dass ich beherrschte, hätte ich nicht annähernd gewusst, wie man das überhaupt ausspricht.

Eddington löste die Folie über den Verschluss, fasste in seine Hosentasche und holte einen Korkenzieher heraus. Dann stellte er die Flasche an den Kellnertisch zwei Meter von unserem Tisch entfernt nieder, drückte die geringelte Spitze in den Korken und begann zu drehen. Es ploppte und die Flasche war geöffnet.

Der Champagner prickelte erfrischend auf der Zunge. Es war aber keiner, denn ich ein zweites Mal trinken würde. Höflichkeitshalber tat ich aber trotzdem so, als wäre es der Beste, den ich je getrunken hatte, bat aber trotzdem um ein Glas Wasser zum Nachspülen.

Irgendwie musste ich an unserem ersten Date denken. Die verträumten Blicke, die er mir zuwarf, wie er sich darüber aufregte, weil er die Blumen vergessen hatte, die Tatsache, dass alle Preise aus der Speisekarte verschwunden waren, nur damit ich ihm am Ende des Tages kein Geld zustecken konnte, der Flug mit dem Heißluftballon und meine wunderschöne Kette, die ich jeden Tag seitdem trug. Auch jetzt.

Bei den Gedanken daran musste ich nach meinem A-förmigen Anhänger greifen. Niall beobachtete mich dabei.

"Das ist schon ein halbes Jahr her", sagte Niall. Ich wusste, dass er von unserem damaligen Date sprach.

Ich kicherte. "Ja, aber es kommt mir wie eine Ewigkeit vor."

Niall lehnte sich nach vorne. "Und du trägst die Kette noch immer. Ich scheine wohl etwas gutzumachen."

Unser Kellner kam in diesen Augenblick mit meinem Wasser und zwei Speisekarten zurück. Er ratterte noch die Empfehlung des Hauses herunter und ließ uns anschließend in der Karte schmökern. Wären in dieser Karte Preise gewesen, hätte es mich gewundert.

Ich musste gestehen, auf den ersten Blick fand ich nichts, dass sich auch nur annähernd lecker anhörte, was wohl daran lag, dass ich mich mit Meeresfrüchten und Tieren nicht anfreunden konnte. Ich mochte keinen Fisch, keine Muscheln, keinen Tintenfisch - nichts dergleichen. Und genau das wurde hier in Hülle und Fülle angeboten. Einfache Spaghetti hätten mir schon gereicht.

"Stimmt was nicht, Amara?", fragte mich Niall und ich legte die Speisekarte ab.

"Ähm, ich ähm", murmelte ich, da ich Niall nicht das Gefühl geben wollte, dass mir das hier nicht gefiel. "Ich weiß nicht, was ich essen soll", entschloss ich mich zuzugeben. "Meeresfrüchte und Fisch ist nicht so meines. Verstehst du?"

Er nickte und klappte die Karte zu. "Und auf was hättest du Lust? Was würdest du gerne essen?"

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. "Spaghetti? Oder ... Pizza?"

Ohne Reaktion sah er mich an, bis er lauthals zu Lachen begann. Er schüttelte lächelnd den Kopf. "Wir hatten wohl eben denselben Gedanken. Teilen wir und eine Pizza?"

Etwas verdutzt sah ich Niall nun an. Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet. "Was?"

Er zuckte mit einer Schulter. "Ich hätte mich sicher irgendetwas von der Karte bestellt, da ich ein schickes Date wollte, aber ich schätzte, wir beide bevorzugen Pizza gegenüber", er nickte auf die geschlossene Speisekarte, "dem hier."

"Das heißt, wir gehen in eine Pizzeria essen?" Eigentlich war es schade, denn hier war es traumhaft.

"Nein", unterbrach Niall meine Gedanken. "Ich will ja nicht angeben, aber ... ich bin reich. Und wenn meine Lady eine Pizza will, dann bekommt sie die überall." Niall lehnte sich lässig an den Stuhl zurück und deutete den Kellner. Er sah uns etwas komisch an, als Niall eine große Pizza mit Schinken, Käse und Pfefferoni bestellte. Aber er schlug uns unseren Wunsch nicht ab. Er selbst hatte doch zu Beginn gesagt, dass er uns heute alle unsere Wünsche erfüllen würde.

Anstellte von edlem Wein oder weiterem Champagner hatten wir uns zu unserer Pizza Cola bestellt. Ich glaubte wirklich, schon lange nicht mehr solchen Spaß mit Niall gehabt zu haben. Wir rülpsten um die Wette, machten einen Wettkampf darauf, wer am meisten von der Pizza, die so groß wie ein Autoreifen war, schaffen würde und versuchen den anderen mit lustigen Geschichten aus dem Alltag zum Lachen zu bringen, während der andere von der Cola trank.

Nachdem ich mich in einem Häuschen mit WC Einrichtung und Waschbecken sauber gemachte hatte, ging ich zurück an unserem Tisch. Er war bereits abgeräumt und Niall wartete auf mich. Wir wollten spazieren gehen, an den Sandstrand der von dieser Plattform direkt hinunter an das Meer führte. Fackeln beleuchteten den Weg entlang des Ufers. Es war schön, wie aus einer Romanze.

Wir hielten an, um uns zu küssen. Wir waren wie gemacht füreinander und nichts und niemand konnte und das nehmen.

Er hielt meine Hände und lehnte seine Stirn an meine. "Wie ich vorhin schon erwähnt habe, habe ich geplant gehabt, zuvor mit dir über Holly und dieses eine Thema zu sprechen ..."

"Was auch immer es ist Niall ... ich liebe dich", unterbrach ihn ihm mitten im Satz. Es war die Wahrheit. Er ist der Mann, der mein Herz besitzt.

Er trat einen Schritt von mir weg. "Ich liebe dich Amara. Mehr als jeden anderen." Er sah auf seine Füße hinab, versteckte seine Hände in den Hosentaschen seiner Shorts, biss sich auf die Unterlippe und atmete tief durch, als sei er nervös.

Dann ging er auf die Knie.

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Hallo!

Ich muss mich wieder mal bei euch entschuldigen. Ich brauche momentan immer ewig, nicht weil ich eine Schreibblockade oder etwas in dieser Weiße habe, es ist einfach nur mein Job, der mich im Moment abhält produktiv zu sein. 

Geplant hatte ich eigentlich dieses Kapitel am Mittwoch hochzuladen, an meinen Geburtstag, aber das ging sich dann leider nicht aus. 

Ich hoffe, ihr könnte mir verzeihen. 

Vielen lieben Dank für alles, eure Sabrina. 







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