Im Paradies (1)

Weihnachten, die schönste Zeit des Jahres, wie es immer überall beworben wurde. Es sind die Feiertage die man mit der Familie verbringen sollte, mit allen denen die man liebt.

Dieses Weihnachten war um eine Spur gefühlvoller für mich als letztes. Letztes Jahr, waren ich und Niall um diese Zeit noch weit entfernt ein Paar zu sein. Wir versuchten mit der Tatsache klarzukommen, dass unsere Eltern in den Bund der Ehe eintreten wollten. Wir wurden zu Stiefgeschwistern und das machte alles irgendwie ... komisch.

Mittlerweile wusste ich, dass es zu den Traditionen der Horans gehörte an Heiligabend in die Messe zu gehen. Die Kirche war bis an den letzten Platz ausgefüllt. Jung und Alt saßen fröhlich nebeneinander und sangen die Weihnachtslieder mit.

Denise und Gregor feierten mit den Kindern bei ihren Eltern. Nialls Mum Maura und ihr neuer Lebensgefährte kamen zu uns. Die Überraschung in Nialls Gesicht war groß, als er davon hörte, dass seine Mutter einen neuen Freund hatte. In etwa so sah ich damals aus, als es bei meiner Mutter so weit war.

Es war mein erstes Treffen mit Maura als Nialls Freundin. Gut kannte ich sie eigentlich nicht, deshalb war ich doch etwas nervös - was völlig unnötig war. Maura ist eine friedliche und ruhige Seele. Sie schloss mich sofort in eine feste Umarmung und schimpfte Niall dafür, dass sie es durch die Klatschzeitschriften erfahren musste.

Richard, der Lebensgefährte, war zu Beginn etwas still. Niall warf ihm prüfende Blicke zu. Ich konnte mir vorstellen, was durch seinen Kopf ging. Er wollte seine Mutter in guten Händen wissen, was er bei diesem Kerl noch nicht ausmachen konnte. Er sah nett aus, gepflegt und interessiert. Richard kam mir sehr aufmerksam vor. Als Geschenk, hatte er meiner Mutter einen Strauß Rosen und Bobby eine Flasche Rotwein mitgebracht.

Am Tisch musste ich Niall öfter mit meinem Knie anstoßen. Sein Blick auf den schwarzhaarigen Mann war einfach zu viel des Guten. Als hätte er versucht in Gedankenübertragung alles über diesen Mann in Erfahrung zu bringen. Hierbei hätte mich die erste Begegnung von ihm und meiner Mutter interessiert. Ob er ihr auch ein Loch in den Kopf gestarrt hat? Das hätte ich wirklich zu gerne gewusst. Zumindest Mum war mit den ersten Treffen von ihr und Niall hin und weg von ihm. Ständig predigte sie mir vor, was für ein netter Kerl er doch sei.

Heute wusste ich, dass sie vollkommen recht hatte.

Während den Feiertagen versuchte ich mich stets zu bemühen nicht an den Streit mit Niall zu denken. Mir kribbelte es in den Finger. Ich konnte - wollte - mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen, was er mir zu sagen hatte. Ich befürchtete aber das schlimmste: eine gemeinsame Nacht mit Holly. Alles, nur bloß das nicht. Er würde mir damit das Herz brechen. In seiner Sicht war es so schlimm, dass er Angst hatte mich zu verlieren. Er hatte Angst davor es mir zu erzählen. Es konnte also nur etwas sein, das alles infrage stellen würde.

Ich liebe Niall und das macht alles nur noch schlimmer. Ich wollte nicht verletzt werden und ich wollte ihn nicht verlieren. Sich mit ihm zu streiten ist nicht schön und ich verabscheue es. Meine Gefühle fahren aber eben Achterbahn, wenn es um ihn geht.

In seiner Nähe fühle ich mich geborgen, glücklich, geliebt, geschätzt, wertvoll ... Noch nie hatte ich all das bei jemanden gefühlt. Er ist meine erste große Liebe. Es ist kein Geheimnis, aber ich kann mir eine Zukunft mit ihm vorstellen. Sein Beruf war mir egal, der Hass war mir egal, alles war egal, Hauptsache er war bei mir und hielt mich, wenn ich es brauchte. Beschützte mich, verteidigte mich und liebte mich.

Mein Fotobuch kam besser an, als ich es gehofft hatte. Nialls Freude war nicht gespielt, nein, sie war echt. Außerdem rührte es mich zu Tränen, wie Niall mir begann zu erklären, was genau er in jene Bilder gedacht hatte. Dabei begann auch Maura zu schniefen, die unsere Unterhaltung mitanhörte. Es war eine lange und ausführliche Liebeserklärung an mich und ich konnte mich nicht glücklicher schätzen. Ja, diese Weihnachten waren etwas ganz Besonderes.

Heute war der achtundzwanzigste Dezember. Silvester stand kurz vor der Tür und somit der Monat, in dem unsere kleine Schwester geboren werden würde. Schon beinahe fühle ich mich wieder ein bisschen schlecht, dass ich damals so durchgedreht bin, als ich es erfahren hatte. Jetzt in diesen Moment wäre ich gerne an Mums Seite geblieben. Ich hätte ihr gerne für das letzte Monat zur Seite gestanden. Schon jetzt sah man ihr an, wie schwer sie es bei gewissen Tätigkeiten hatte. Von der Couch kam sie fast nur noch mit Hilfe auf, sie beschwerte sich ständig wegen unerträglicher Rücken- und Kopfschmerzen. Manchmal hörte ich auch, wie sie sich nachts übergab. Auf meine Bitte hin, einen Arzt aufzusuchen winkte sie nur ab, denn bei der Schwangerschaft mit mir, ging es ihr noch schlechter. Sie ist stur, genauso wie ich, also wusste ich auch, dass ich sie nie dazu überreden konnte.

Mit Niall an meiner Seite verabschiedeten wir uns von unseren Eltern, um in den geplanten Überraschungsurlaub zu fliegen. Auf den Boardticktes stand "Französisch-Polynesien: Bora Bora". Ich war klug genug zu wissen, dass Bora Bora das Urlaubsparadies der Reichen war. Von Justin Bieber angefangen bis hin zu Rihanna und Nicole Kidman.

Der Neunzehn-Stündige Flug war eine Qual. In der ersten Klasse hatte man zwar genügend Platz und wurde die gesamte Zeit über mit Leckereien und Trinken versorgt, aber die Zeit verging dadurch auch nicht schneller. Ich versuchte zu schlafen, konnte aber nicht. Ich war einfach viel zu aufgeregt. Niall versuchte mich mit Geschichten aus seinem Tour-Alltag abzulenken, sang mir leise Lied ins Ohr und schlief schließlich lange vor mir ein.

Ich sah durch das runde Fenster. Hin und wieder konnte ich zwischen den Wolken das Meer sehen. An manchen Stellen war es dunkler als an anderen, was an der Tiefe lag. Wenig später war das Tageslicht verschwunden und die Nacht brach über uns. Niall schlief noch immer friedlich vor sich hin und ich wünschte mir ebenfalls einen so festen Schlaf haben zu können. Mit dem Fernseher konnte ich mich schließlich doch noch irgendwie ablenken und später einschlafen.

Von einem unangenehmen feuchten Gefühl am Ohr wurde ich wach. Wie aus Reflex schob ich meine Schulter an mein Ohr hoch, dabei hörte ich, wie jemand leise kicherte. Ich stöhnte leise und versuchte es mir wieder einigermaßen gemütlich im Sitz zu machen.

Bis ich es wieder an meinem Ohr fühlte.

"Hör auf", murmelte ich leise.

Ein Kuss auf meine Wange folgte.

Ich drehte mich auf den gepolsterten Sitz in seine Richtung. Durch meine Wimpern hindurch beobachtete ich das verschmitzte Lächeln auf seinen Lippen. Er nahm die Spitze seines Zeigefingers in den Mund und lehnte sich wieder zu mir, um mir damit ins Ohr zu tupfen. Doch ich wehrte mich. Ich hielt seinen Arm fest. Niall drückte dagegen, um aus meinem Griff zu entkommen. Hätte er wirklich aus meinem Griff gelangen wollen, hätte er es bestimmt geschafft. Aber er tat so, als wäre ich die Stärkere von uns. Unsere Rangelei atmete in einen Kitzelkampf aus, den ich verlor und er gewann. Ich war ganz außer Atmen, als er endlich seine Hände von mir nahm und ich Luft zum Verschnaufen schnappen konnte.

In der näheren Umgebung von Bora Bora landeten wir nach einmal umsteigen in einem Taxiboot. Es hätte auch noch die Möglichkeit gegeben mit einem Hubschrauber auf die Insel zu gelangen, aber dafür hätten wir noch über zwei Stunden auf der Insel mit dem kleinen Flughafen verweilen müssen. Außerdem wollte ich sogar dieses Taxiboot nehmen. Erstens, weil ich mit so etwas noch nie gefahren bin und zweitens da ich nach dem langen Flug auch gerne wieder die Füße am Boden hatte.

Der Unterschied zwischen den achtunddreißig Grad hier und den minus neun Grad in Irland traf mich wie eine Backpfeife, deshalb zog ich mich auf der Flughafentoilette um. Mit den Hotpants und dem dünnen bauchfreien Shirt fühlte ich mich gleich viel wohler. Auch Niall hatte seinen warmen Klamotten gegen eine Knielange Shorts und Tanktop ausgetauscht.

Während der Bootsfahrt sah ich auf das Meer hinaus. Angenehmer Wind schlug mir ins Gesicht, gepaart mit feinen Wassertropfen. Ich konnte das Salz an meinen Lippen spüren, roch den Duft von Kokos - den ich mir vermutlich nur einbildete. Das Meer war so blau und türkis wie ich es nur von Fotos kannte. Ich fühlte mich frei von Sorgen und überglücklich.

Niall küsste meine Schulter und legte seine Hände um meinen Bauch. Ich lehnte mich an ihn und genoss die Geborgengeit die er mir gab.
In hohen Tempo näherten wir uns der Insel. Wir konnten eine Gruppe von Bungalows sehen, die sich auf Pfählen direkt über Meer befanden. Ein kleines Schiff schipperte etwas weiter entfernt vom Strand an nach Osten.

An der Anlegestelle wurden wir bereits von jemanden erwartet. Es war ein Mann, der mir nach einem Hotelangestellten aussah. Er reichte uns die Hand und half uns beim Aussteigen. Danach wurde unser Gepäck hochgehoben und der braungebrannte Mann nahm es entgegen und stellte es auf eine Art Wagen. Er schob es hinter sich her und wir folgten ihm. Der Steg hier ähnelte den, den man von der Raffaello Werbung kannte. Am Ende des Stegs wartete ein kleiner Wagen auf uns. Das Gepäck wurde verstaut und Niall und ich nahmen hinten Platz.

Ich hatte keine Ahnung, wie das alles hier ablaufen würde, deshalb ließ ich mich einfach von Niall führen. Er legte einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. "Ich hoffe, es wird dir hier gefallen."

Ich sah auf und küsste ihn auf die Wange. "Es ist ein Traum." Er lächelte mich an und strich mir durch mein Haar.

Wenig später trafen wir am Empfang des Hotels ein. Wir wurden herzlichst begrüßt und bekamen als Gastgeschenk eine dieser Hawaii-Blumenketten. Die grünen Blumen rochen sogar, da es echte Blumen waren. Niall erledigte den schriftlichen Teil, während ich mich umsah. Alles war aus dunklem Holz. Die Fenster waren nicht aus Glas, sondern waren einfach leere Raume durch die man hindurchfassen konnte. Unter den Palmen sah ich, wie das Meer sanfte Wellen schlug.

"Amara?"

Ich drehte mich und nahm Nialls Hand. Jetzt konnte ich es kaum noch erwarten das Zimmer zu sehen. Wir wurden wieder mit dem Fahrzeug gefahren. Ich sah verliebte Paare die Hand in Hand durch den Sand spazierten, einen Mann der sein Kanu ins Meer trug, Mitarbeiter an den Strandbars die servierten und die Gäste unterhielten.

Wir fuhren immer weiter zum Meer, in die Gegend in denen ich schon die Bungalows am Wasser gesehen hatte. In so einem Bungalow zu übernachteten wäre ein Traum und so gut wie ich Niall schon kannte, ließ er sich keine Kosten und Mühen scheuen, um alles perfekt zu gestalten.

"Werden wir in einen dieser Bungalows übernachten?" Ich war einfach zu neugierig, als dass ich mich überraschen lassen wollte.

Er nickte und ich konnte mir mein übergroßes Grinsen nicht verkneifen.

Die erste Reihe von Bungalows ließen wir hinter uns. Sie waren nicht allzu groß und lagen enger beisammen, während die, bei denen wir hielten, deutlich größer gebaut waren und weiter auseinanderlagen. Vermutlich für mehr Privatsphäre. Auch hier war der Steg aus dunkeln Holz. Staunend folgte ich Niall und den Mann vom Hotel zu unserem Gemach. Es bestand nur aus Holz und Stroh. Innen gab es eine moderne kleine Küche, einen Glasboden im Wohnzimmer durch den Mann auf das Meer sah. Kleine Fische und ein Rochen, schwammen gerade unter uns durch. Die Front vor mir bestand aus zwei großen gläsernen Türen auf die man auf die Terrasse sah. Ich schob eine davon auf und hörte das Rauschen der Wellen, bestaunte den kleinen Pool der am Rand des Holzes war und den atemberaubenden Ausblick in die Ferne.

"Vielen Dank", hörte ich Niall sagen und kurz darauf wurde die Tür geschlossen. Er hatte sicher den Mitarbeiter des Hotels verabschiedet. Bevor ich mich umdrehen konnte, schlangen sich zwei starke Arme um meine Taille. Ich spürte einen warmen Atem an meinen Hals und kurz darauf ein paar Lippen, die sanfte kleine Küsse auf meiner empfindlichsten Stelle drückte. Er lehnte sein Kinn auf meine Schulter und beobachtete, wie ich, die Ferne.

Wäre ich nicht so verdammt überdreht vom Flug gewesen hätte ich mich entweder sofort ins Wasser gestürzt oder auf meinen Freund. Aber es nützte nicht, für beide Aktivitäten fühlte ich mich nicht fit genug. Niall war das sicherlich gewöhnt, aber nicht ich.

"Wir sollten und eine Weile aufs' Ohr hauen", sagte er und ich stimmte zu. Es war, als hätte er meine Gedanken gelesen. Niall verhakte unsere Finger und zog mich mit ins Schlafzimmer, das wieder durch eine gläserne Tür erreichbar war. Es war klimatisiert und ich danke Gott dafür. Wir zogen uns nicht um, sondern warfen und in unseren Klamotten auf das Bett, kuschelten uns aneinander und schliefen ziemlich schnell ein. 

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Hey, ich hoffe, ihr könnt euch ein bisschen vorstellen, was ich in meiner Fantasy sehe. Es tut mir leid, dass ich momentan immer ein bisschen für neue Kapitel brauche, aber ich möchte mich bei den letzten Kapiteln nicht selbst stressen. 

Vielen Dank für eure treue!

Liebe Grüße, Sabrina. 


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