Eine Notiz an mich selbst
Ich folgte Niall nicht ins Schlafzimmer, widmete mich stattdessen wieder den Müll und dem schmutzigen Geschirr. Mir gefiel die Art nicht, wie er gesagt hatte, dass ihm die Beiden auf die Nerven gingen. Ja, ich mochte sie auch, aber etwas an der Art wie er es gesagt hatte, mache mich stutzig. Da steckte bestimmt mehr dahinter und er wollte es mir nicht verraten. Amber meinte doch auch, dass Holly etwas getan hätte, um mir Niall wegzunehmen. Ob es da einen Zusammenhang gab?
Da ich mit so vielen Gedanken im Kopf sowieso nicht schlafen hätte können, schnappte ich mir noch den Besen und kehrte zusammen. Bei Harrys Anblick musste ich schmunzeln. Er schmatze und wischte sich unbewusste den Sabber vom Mund.
Ein verdammtes Jahr zuvor war alles anders. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass Niall mein fester Freund werden würde, meine beste Freundin ein Model und das ich eine Zwillingsschwester habe. Ja sogar einen Halbbruder. Doch was jetzt eigentlich meine Gedanken beanspruchen sollte, sollte die Tatsache sein, dass er mich vor allen Gästen geküsst hatte und wirklich niemand hatte etwas dazu gesagt. Kein einziger hatte mich darauf angesprochen. Ich hatte mit Getuschel gerechnet, mit angeekelten Gesichtsausdrücken oder einfach irgendetwas, aber es kam nichts. Es schien niemanden von ihnen zu interessieren. Dieses ganze Versteckspiel ging mir sowieso gegen den Strich. Ich bekam sowieso schon den Hass ab. Sollten sie es doch erfahren. Ich gehörte ihm und er mir. Und das hatte rein nichts mit der Tatsache zu tun, das ich wollte, dass Holly und Amber offiziell davon erfuhren. Sie sollten sich verdammt nochmal das Maul lecken und uns endlich in Ruhe lassen.
Um viertel nach fünf warf ich einen Blick in Nialls Schlafzimmer. Der dunkle Umriss seiner Silhouette lag quer am Bett. Er trug noch seine Klamotten und schnarchte. Vorsichtig schloss ich die Tür und beschloss mich im Gästezimmer auf Ohr zu hauen. Ich hatte bereits vorgesorgt und mir eine Tasche mit einem Pyjama, Zahnbürste, Haarbürste und neuer Kleidung mitgenommen. Bevor ich mich ins Bett legte, löste ich meinen Zopf und wusch mir das Make-up vom Gesicht. Erst als ich mich unter die Decke kuschelte, spürte ich, wie müde ich eigentlich war. Es dauerte nicht lange, bis ich einschlief.
Pünktlich um halb Zehn piepste mein Wecker. Ich stöhne, als ich ihn ausmachte und meinen Kopf in das Kissen grub. Ich wusste, wenn ich meine Augen nicht sofort öffnen würde, würde ich einschlafen, deswegen setzte ich mich auf und streckte mich. Noch fast schlafwandelnd, quälte ich mich aus dem Bett, um ins Badezimmer zu gehen. Ich verrichtete mein Geschäft, putzte meine Zähne und band mir die Haare unordentlich zusammen. Gerade als ich wieder am Flur war und zurückgehen wollte, hörte ich jemanden etwas murmeln. Ich drehte mich um und tapste in die Küche, in der Harry sich gerade am Herd zu schaffen machte.
"Morgen."
"Morgen", grüßte dieser ebenfalls zurück. "Willst du auch was?" Ich sah das Rührei in der Pfanne und nickte. "Ja, bitte."
Als würde hier leben, nahm er sich erneut Eier aus dem Kühlschrank, schlug sie auf und goss das rohe Ei in die Pfanne hinein. Meiner Nase nach roch es auch nach gebratenen Speck.
Um endlich munter zu werden, brauchte ich jetzt mal einen Kaffee. Ich schaltete die Maschine an und holte eine Tasse aus dem oberen Schrank. "Willst auch einen?", wandte ich mich an Harry, der bejahte.
Ich trug die vollen Tassen auf den Tisch, während Harry das Rührei auf zwei Teller aufteilte, Besteck nahm und ebenfalls aus dem Tisch stellte. Still aßen wir unser Frühstück. Ich nahm an Harry hatte einen Kater und was deswegen so still und bei mir war es der Schlaf, der viel zu kurz war. Niall hingegen schlief vermutlich noch immer.
"Es war wirklich cool von dir, Niall so eine Überraschung zu machen. Ich habe mich sehr gefreut die Jungs mal wieder zu sehen. Momentan ist das einen Seltenheit."
Ich senkte die Gabel und lächelte Harry an. "Liam hat mir bei der Idee geholfen. Außerdem muss ich danke sagen. Ihr seid alle so viel beschäftigt, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, das ihr die Zeit für so etwas findet."
Harry legte seine Gabel ab und nahm die Tasse in die Hand. "Spiel dich nicht so runter. Du hast deinen Teil beigetragen. Immerhin bist du diejenige, die ihm den ganzen Tag zum Lächeln und zum Schwärmen bringt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er noch schlimmer ist als ich." Er trank vom Kaffee und stellte die Tasse anschließend wieder ab. Mit einer Serviette wischte er sich über die Lippen. "Wie geht es eigentlich deiner Modelfreundin? Taylor war letzten ja ganz schön genervt von ihr." Er grinste amüsiert.
"Du meinst Sophie?" Ich hatte ihr doch extra gesagt, dass sie sich zusammenreißen soll. Ich wollte nicht das Taylors nächster Song ein Lied über meine beste Freundin wird. "Sie genießt die Aufmerksamkeit an der Seite von meiner Schwester und Davina. Ich glaube, sie hat Spaß daran zu modeln. Was eigentlich nie etwas war das sie machen wollte."
Die Unterhaltung mit Harry ging noch eine Weile so, bis ich mich dazu entschloss endlich mal nach Niall zu sehen. Er schlief noch immer. Ich legte mich zu ihm auf das Bett und sah im beim Schlafen zu. Ich hatte noch keine Chance ihm von der Therme zu erzählen und außerdem wollte ich mit ihm noch über den Kuss sprechen. Es war einfach etwas, über das wir sprechen mussten. Ich wollte wissen, wie seine Einstellung dazu, es eventuell einfach öffentlich zu machen. Ich kannte mich da nicht aus und hatte auch keinen Plan, ob er so etwas zuerst mit seinem Manager besprechen musste. Gehasst wurde ich so oder so schon, es würde keinen Unterschied machen, nur das ich mich nicht mehr verstecken und seine Schwester spielen muss.
Harry war so nett und hatte mir angeboten mich nach Hause zu fahren, deswegen musste ich mich jetzt eigentlich umziehen. Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Danach rollte ich mich vom Bett und zog mich im Gästezimmer um. Auf ein Blatt Papier, das ich auf den Küchentisch legte, schrieb ich ihn eine Nachricht, dass Harry mich nach Hause fährt und er sich später bei mir melden sollte.
Ich stieg etwas unsicher in seinen Porsche ein. Der Restalkohol des Vorabends steckte ihm bestimmt noch in den Knochen, was ich später auch anhand seiner Fahrkünste zu spüren bekam. Zwar bedankte ich mich bei ihm, als er mich zu Hause aussteigen ließ, dachte mir, aber insgeheim wie dumm ich war kein Taxi zu nehmen. Notiz an mich selbst: Harry Styles ist kein guter Autofahrer, schon gar nicht am Morgen nach einer Party. Seine Fahrkünste sind Lebensbedrohlich.
Ich sah dem Wagen noch nach, bis er um die Kurve bog, ehe ich mich aufmachte und die Tür zum Treppenhaus öffnete. Ich warf einen kurzen Blick in den Briefkasten, denn wenn ich es nicht tat, dann würde es nie erledigt werden. Bis auf einen Brief der für Tobi war, war der Rest Werbematerial. Meine Tasche, mit den benutzen Klamotten legte ich mir über die Schulter, während ich mit meiner anderen Hand nach dem Wohnungsschlüsseln in meiner Tasche kramte. Beinahe hätte ich die letzte Stufe übersehen. Oben angekommen legte ich die Tasche ab und warf die Post zu Boden. Ich hockte mich hin und durchforstete die Innentaschen. Große Taschen waren toll, denn man hat all den Platz den man benötigt, aber wenn man mal etwas sucht, kann man es nicht finden. Das ist genauso wie mit der Sache, dass Männer Frauen mit großen Taschen belächeln, ihnen aber immer alles zustecken, wenn sie sich etwas kaufen.
"Schon wieder deine Schlüssel vergessen?"
Ich hielt inne. Nur vorsichtig spähte ich an meine linke Seite. Darauf hatte ich in diesen Moment absolut keinen Bock. "Nein", erwiderte ich schlicht und zog den gefundenen Schlüssel am Schlüsselanhänger aus der Tasche. Die Post stopfte ich, ohne darauf zu achten, wie zerknüllt sie wohl sein würde auch hinein.
"Lass uns doch mal reden."
Ich streckte den Schlüssel in Schlüsselloch und schüttelte den Kopf. "Nein."
Er seufzte. "Mensch, Amara. Bitte. Ich war das nicht. Ich war geknickt und deshalb war ich in der Waschküche auch so fies zu dir und ich schwöre ... ich habe nichts mit diesen Bildern am Hut."
Konnte er nicht einfach locker lassen und Frieden geben? Hatte ihm der Schlag auf die Nase nicht schon gereicht? Ich sah ihn an. Dylan kam gerade vom Einkaufen. Seine Hände waren voll mit gefüllten braunen Papiertaschen. Der Nasengips war verschwunden, stattdessen zierte ein Tape seine Nase. Das sonst so sportliche Outfit hatte er heute gegen Jeans und Pullover getauscht.
"Warum hast du Niall nicht angezeigt? Er ist reich. Das Schmerzensgeld wäre dementsprechend hoch ausgefallen und sein Bild als makelloser Star hätte einen Kratzer abbekommen. Also, warum?"
Dylan stellte die Tüten auf den Boden ab und strich sich seinen Pullover glatt. "Ich konnte es verstehen." Ich überkreuzte die Arme vor der Brust und verlagerte mein Gewicht auf mein linkes Bein. Wenn er schon sprechen wollte, dann gefälligst Klartext.
Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. Er konnte es verstehen? "Da musst du schon etwas genauer werden."
"Wenn ich in seiner Position gewesen wäre, hätte ich mir auch eine verpasst." Er ließ die Hände in die Hosentaschen gleiten und machte einen Schritt nach vorne. "Ein Typ, der ihm beinahe seine Frau weggeschnappt hätte und von dem er sich bewusst war, dass er etwas von ihr will, auch wenn er von ihr schon den Laufpass bekommen hat, wäre da ganz oben auf meiner Liste. Und in diesen Fall wäre das dann wohl ich." Wieder kam er näher auf mich zu, obwohl ich mir eigentlich erhofft hatte, dass er meine Körpersprache - die abstandhalten bedeutete - wahrnahm. "Ich kann noch immer nicht fassen, dass du mich so einfach abserviert hast, für einen Typen, der dich bereits derart verletzt hat, das du aus dem Land geflüchtet bist."
"Ich bin nicht geflüchtet!" Vielleicht doch, aber das musste er nicht wissen. Es ging ihm nichts an.
"Das ist das Einzige, das du dazu zu sagen hast? Wow, ich war ja scheinbar wirklich nur eine Ablenkung. Der dumme Nachbar, der sich in das hübsche und intelligente Mädchen von nebenan verknallt. Der nur da war um den Ex eifersüchtig zu machen, bis er im Regen stehen bleibt um sich die Wunden zu lecken."
"Jetzt übertreibe mal nicht so. Das stimmt doch so überhaupt nicht! Ich war fertig mit ihm und überhaupt ... ich muss mich dir gegenüber nicht rechtfertigen. Als ob du mich nicht sofort gegen eine andere eingetauscht hättest!"
Er schloss die Augen, seufzte und schüttelte den Kopf. Dylan bückte sich und nahm seinen Einkaufstüten hoch. Er drehte sich und öffnete mit dem Ellbogen die Türklinge. Dylan sah mich noch ein letztes Mal an und sagte: "Dazu hättest du bei mir keinen Grund zur Sorge gehabt. Schließlich bin ich nicht du."
Autsch.
Es tat weh solche Wörter an dem Kopf geworfen zu bekommen. Ich war bestimmt nicht das Mädchen, das ihre Freunde wie ihre Unterwäsche austauschte. Es war einfach blöd von mir zu denken, dass ich Niall nicht vergeben könnte. Dass ich keine Gefühle für ihn hatte, nachdem er mich zutiefst mit seiner Aktion verletzt hatte. Die Zeichen standen auf rot.
In meinem Zimmer angekommen schmiss ich mich erstmal auf mein Bett und checkte mein Telefon. Niall schien noch immer zu schlafen. Und noch immer musste ich an seinen Abgang von heute Morgen denken. Niall trank gern, zwar nicht in einer schlimmen schon fast süchtigen weiße, aber trotzdem. Ich mochte es nicht, zu welcher Stimmung ihn dieser Alkohol die meiste Zeit brachte. Es passte den Sonnenschein nicht.
Ich richtete mich auf. Das Fahrrad stand noch immer in meinem Zimmer und blockierte meinen Kleiderschrank. Morgen werde ich es benutzen, um zur Uni zu fahren. Ich sollte es schließlich noch ausnutzen, bis der Winter über das Land bricht und der Schnee die Fahrbahn bedeckt. Ein Poltern vom Wohnzimmer machte mich neugierig. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und trat aus meinem Zimmer hinaus. Peter und Tobi vielen auf der Couch gerade über einander her, während Sophie am anderen Ende saß und die Kanäle des Fernsehers durch zappte.
"Nehmt euch ein Zimmer", zischte Sophie neckten. Sie blies eine Kaugummiblase und ließ sie platzen.
"Das mit den Zweien wird immer schlimmer.", lachte ich und nahm am Sofasessel neben Sophie Platz.
Mit gehobener Braue sah sie mich grinsend an. "Das sagt genau die Richtige. Als wären x und du keusch unterwegs."
In Peters Anwesenheit nannte Sophie Niall meisten x. Er durfte wissen, dass wir ihn kannten, aber nicht näheres.
Gut gespielt. "Sagt die, die mit Matt am ersten Tag ihrer Begegnung schon im Bett war."
Sie hob den Finger. "Hey. Das war ganz was anderes. Wir haben nur unsere Bedürfnisse gegenseitig befriedigt."
"Wie lief die Party?", keuchte Tobi, der sich endlich von Peter löste und sich mit der Hand sein Haar richtete.
"Gut."
"Nur gut?" Tobi legte den Kopf zur Seite.
Ich schüttelte den Kopf irritiert den Kopf. "Ja, passt das denn nicht? Er hat sich total gefreut. Das ist doch gut!"
Sophie richtete sich auf und sah mich erwartungsvoll mit großen Augen an. Ihr Stimme rutschte etwas höher. "Und ... ist irgendetwas passiert, das du uns zufällig erzählen willst?"
Auch wenn das passiert wäre, das sie gerade versucht anzudeuten, hätte ich vor Peter sicher nicht mit den Details geprahlt. Er war zwar mit Tobi zusammen, gehörte aber noch nicht zu der Gruppe von Personen, die ich in mein Geheimnis einweihen wollte. "Harry Styles ist betrunken auf der Couch eingeschlafen und hat mir zum Frühstück Eier mit Speck gemacht .... Falls du das meinst."
"Waren die anderen von der Band auch betrunken? Vermutlich haben sie ihren Freund eine Strippern bestellt, oder?", mischte sich Peter nun auch ins Gespräch ein.
"Alle anwesenden hatten etwas getrunken. Und nein, so etwas gab es nicht." Ich hatte sie in kleine Stücke zerhackt, wenn sie so eine Frau angeschleppt hätten.
Als wäre Peter schon beinahe enttäuscht ließ er die Schultern fallen. "Das klingt ja öde." Für diese Aussage kassierte er einen leichten Schlag auf die Schulter von Sophie, die hinter Tobis Rücken ihre Hand nach ihm ausstreckte.
Nialls Sicht.
Mein Schädel fühlte sich an, als würden Hochhäuser darin zu Staub zerfallen. Als würde eine Atombombe nach der anderen hochgehen. Ich wusste doch, warum ich eigentlich nur einen netten Abend mit meiner Freundin verbringen wollte. Klar, ich hatte Spaß gestern und hatte es genossen mit meinen Jungs abzuhängen und die Sorgen im Alkohol zu ersticken, aber genau das wollte ich auf der anderen Hand wieder nicht. Es war etwas mit dem ich mich auseinandersetzten musste - und zwar schleunigst. Immer wenn man denkt, dass alle gut läuft, passiert wieder etwas.
Raunend drehte ich mich auf den Rücken und warf den Poster, den ich schon die ganze Zeit wie ein Koala umklammerte, aus dem Bett. Mit geschlossenen Augen tastete meine Hand die leere Seite meines Bettes ab, an der ich gehofft hatte Amara zu finden. Sie war nicht da. Gähnend blinzelte ich einige Mal, bis ich mich an die helle Umgebung gewöhnt hatte. Der Vorhang wurde nichts zu gezogen, deshalb war es so hell. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und betrachtete die gemachte Seite des Bettes. Amara war wohl die ganze Nacht über nicht im Bett gewesen.
Aber eines wusste ich: ich stank. Alkohol schmeckte gut, roch aber am Tag danach nicht mehr so verführerisch, wie er es sonst immer tat. Nur langsam kroch ich aus dem Bett, um eine dusche zu nehmen. Vorher hatte ich noch eine Runde im Apartment gedreht, auf der Suche nach meinen Mädchen und eventuellen anderen Gästen, die die Nacht über hier schliefen. Aber ich war alleine. Am Tisch lag eine handgeschriebene Nachricht von Amara. Harry fuhr sie nach Hause und ich soll sie anrufen. Im Bad entdeckte ich ein benutztes Handtuch am Hacken und eine neue Zahnbürste.
Nach der Dusche stampfte ich barfuß in die Küche und plünderte den Kühlschrank. Vor allem Flüssigkeit zählte in diesen Moment am meisten. An einer Wasserflasche nuckelte ich bis sie fast zur Hälfte leer war. Das war wohl der Brand nach dem Alk. Ich war mir sicher dass ich noch Eier im Kühlschrank gehabt hatte, deren Schale ich später im Mülleimer fand. Wie auch die Verpackung meines Frühstückspecks. Zwei benutzte Kaffeetassen standen in der Spüle. Harry hatte sich schon immer wohl in meinen vier Wänden gefühlt. Ich war überrascht, dass außer den Tassen, einer benutzen Pfanne und zwei Tellern sonst nichts herumlag. Keine Dosen, keine Flaschen ... nichts. Sogar der Boden war sauber und der einzige Narr, der gestern vermutlich den Besen geschwungen hatte, war meine Freundin, der anscheinend nicht klar war, dass es für so etwas einen Reinigungsdienst gab. Etwas das Leute wie ich benutzten. Mein Magen musste sich schließlich mit einem Teller Müsli begnügen. Danach kümmerte ich mich um das benutzte Geschirr. Der Geschirrspüler erledigte dabei den größten Teil.
Es war bereits kurz nach zwölf Uhr Mittags und ich beschloss mich bei Amara zu melden. Doch bevor ich das überhaupt machen konnte, musste ich erst mal auf die Suche nach meinem Telefon machen. Ich musste es wohl gestern irgendwo abgelegt haben. Verdammt. Verzweifelt krempelte ich die komplette Wohnung um. Ich zerlegte das Sofa, mein Bett, den Wäscheberg ... einfach jeden Ort, an dem ich mir vorstellen konnte es verlegt zu haben. Doch ich fand es nicht. Panik stieg in mir hoch und verdrängte das Gefühl von Übelkeit. Was wenn es jemand gestohlen hat? Mein gesamtes Album ist darauf gespeichert und Amaras und meine Nachrichtenverläufe sollte auch keiner zu Gesicht bekommen. Aber niemand von meinen Freunden würde mein Telefon klauen. Warum auch? Vermutlich habe ich es bei den Proben liegen lassen. Aber wenn ich so recht darüber nachdachte, konnte ich mir nicht daran erinnern es bei den Proben zu Tour in der Hand gehalten zu haben. Scheiße. Und was wenn ich es am Morgen bevor mich Marc abgeholt hat, bei ihr liegen lassen habe? Ich wollte doch da nicht mehr runtergehen, ehe ich Gewissheit hatte, dass sie mich nicht angelogen hat. Mir blieb wohl nichts anderes über, als ihr wieder einen kurzen Besuch abzustatten.
Nur widerwillig zog ich mich um, um nach unten zu fahren. Ich hatte absolut keine Lust dazu, aber mir blieb ja schließlich nichts anderes übrig. Amara würde sofort ausflippen, wenn sie etwas davon mitbekam. Würde sie wissen, dass ich im Moment dazu gezwungen bin Hollys Miete zu zahlen, die dazu nur zwei Stockwerke in einen Apartment unter mir wohnt, würde sie mir den Kopf abreisen.
Stockwerk Nummer sechs war nicht wie meines ein Apartment, sondern bestand aus drei Parteien. Als die Türen des Aufzugs sich öffneten stand ich in einen Flur mit drei Türen. Die ganze rechts war Hollys. Ich atmete einige Male tief durch, bis ich mich dazu durchdringen konnte die Klingel zu drücken. Es dauerte eine Weile, bis sie mir die Tür öffnete.
"Ich sagte dir doch, dass du schneller wieder an meiner Schwelle stehen würdest, als was es dir lieb sein würde", grinste die heuchlerisch.
"Liegt mein Telefon bei dir?", fragte ich stattdessen. Ich wollte wirklich nicht länger als unnötig an ihrer Tür stehen.
Holly öffnete die Tür komplett und lehnte sich mit überkreuzten Armen an den Türrahmen an. "Ich hätte es nicht gesehen, aber komm doch herein und suche es, wenn du mir nicht glaubst."
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