Auge um Auge
Niall ließ mir keine andere Wahl, als mich in das Zimmer von Sophie zu begeben. Genau wie ich es gesagt hatte, auf meinem Bett war nur Platz für eine schlafende Person. Ich hätte mich noch auf eine unbequeme Art und Weise dazu quetschen können, hätte aber ständig damit rechnen müssen aus dem Bett zu fallen. Ich war mir sicher, dass meine beste Freundin nichts dagegen hatte, dass ich in ihrem Bett schlief - immerhin war sie nicht da.
Ich zog mich um und warf meine benutzen Klamotten in den Wäschekorb im Badezimmer das mein Zimmer und das von Sophie miteinander verband. Sophies Bett roch nach ihrem blumigen Duft, den sie immer trug. Es war genauso groß wie das von mir und das von Tobi. Ich war mir nicht sicher wie lange ich die dunkle Decke über mir betrachtete, aber ich wusste, dass es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich rollte mich von einer Seite zur anderen, rieb mir die Augen und seufzte ständig. Irgendwann driftete ich schließlich ab.
Das Zuschlagen einer Tür weckte mich. Raunend rieb ich mir über die Augen und hob den Kopf. Sophie stellte gerade zwei Tüten ab und rollte einen kleinen Koffer zu ihrem Kleiderschrank. Sie riss den Kopf zur Seite und hob überrascht eine Braue. "Amara? Was machst du in meinem Bett?"
"Mhm.", stöhnte ich nur müde und ließ den Kopf wieder in den Poster sinken. Es war definitiv noch zu früh für mich. Wie konnte sie nur so wach wirken? Mit der stimmte doch was nicht.
Ich spürte wie sich das Bett bewegte und sich Sophie neben mich quetschte. Ich rückte näher an die Wand heran und hob die Decke für sie. Sophie strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und grinste mich fragend an. "Wieso hast du hier geschlafen?"
Stöhnend erwiderte ich: "Niall schläft in meinem Bett und braucht den ganzen Platz. Und dein Bett ist weicher als die Couch."
Sie kicherte. "Ja, da hast du wohl recht."
"Wie war es in Paris? Haben du und Valerie noch immer die weißen Falken gehisst?"
Sophie drehte sich und richtete ihren Blick auf die Decke über uns. "Ja, wir verstehen uns ... irgendwie. Wir haben uns damals wohl einfach auf den falschen Fuß kennengelernt."
"Mir kam es ja eher so vor, als hätte ihr Freund Jacob euch mit Absicht gegeneinander angestachelt. Ich meine, weswegen hat er dir sonst die Drinks gekauft, obwohl er mit seiner Freundin aus war?" Bis jetzt hatte ich noch nicht viel mit Jacob zu tun, aber irgendetwas an ihm war faul. Ich hatte da einfach so ein komisches Gefühl...
Sophie zuckte mit der Schulter. "Ich weiß nicht, er ging mir damals schon auf die Nerven, was wohl daran lag, dass er sich über meine pinken Haare lustig gemacht hat. Aber jetzt ist er eigentlich ganz in Ordnung. Oh und dein Halbbruder steht glaub ich auf mich. Er gräbt mich ständig an."
Ich drehte mich ebenfalls auf den Rücken und streckte meine Arme aus. "Das bedeutet wohl, dass du bis jetzt mehr Worte mit ihm gewechselt hast als ich. Als ich bei ihnen zum Essen war, hat er mich eigentlich nur an geschwiegen und mit den Augen gerollt. 'Nicht noch so eine' waren glaube ich seine Worte."
"Hat sich ... dein Vater ... nach eurem streit auch wieder bei dir gemeldet?", nur zögerlich stellte sie mir diese Frage. Sophie kaute auf ihrer Unterlippe herum und sah mich kaum noch an.
"Nein." Vermutlich wartete er darauf, dass ich den ersten Schritt machte, denn eigentlich war ich doch wieder mal an den Konflikt Schuld. Ich hätte die Worte hinunterschlucken sollen. Ich hatte ihn doch erst wieder zurückbekommen und schon nach einem Tag alleine mit ihm, hatte ich ihm vergrault. Aber wenn ich es mir Recht überlegte, schadete es ihm bestimmt nicht mal zu hören, dass ich auch auf ihn sauer sein durfte. Meine Mutter trug nicht die volle Schuld, denn zum größten Teil war es seine. Er trennte uns. Er wollte uns beide von unserer Mutter losreißen. Er war der Betrüger. Er soll sich bei mir entschuldigen.
Da sie wohl meinen Blick bemerkte, zog mich Sophie in eine feste Umarmung. Und auch ich umarmte sie. "Amara?", wisperte leise gegen mein Haar.
"Ja?" Ich konnte förmlich spüren, wie sie zu grinsen begann.
"Du stinkst." Diese Worte reichten vollkommen aus, um uns beide zum Lachen zu bringen. Bier und der Gestank von Lagerfeuer hafteten wohl von gestern noch an mir.
Da es wirklich Zeit war, eine heiße Dusche zu nehmen rollte ich mich über Sophie und machte mich auf ins Badezimmer. Ich warf einen Blick hinein in mein eigenes Zimmer, in dem mein Freund noch immer auf meinem Bett schlief. Mein Polster lag auf dem Boden und Nialls Fuß hing heraus. Er war diese Art von Bett nicht gewohnt - was kein Wunder war. In seinem könnten drei Personen schlafen, ohne sich irgendwie zu berühren. Ich nahm mir ein Handtuch und frische Kleidung aus meinem Kleiderschrank heraus und schlich wieder zurück ins Bad. Ich putzte mir meine Zähne und bürstete vor der Dusche noch mein Haar.
Ich genoss das warme Wasser auf meiner Haut und spürte dabei wie sich meine Muskeln entspannten. Der Radio lief leise im Hintergrund und informierte wie immer über das Wetter, den Verkehr und sonstigen Mord und Totschlag, bis endlich der nächste Song kam. Gerade als ich nach der Body Lotion greifen wollte, hörte ich wie die Tür aufging.
"Amara?" Es war Niall.
Ich schaltete das Wasser ab, zog den Duschvorhang ein Stück zur Seite und steckte meinen Kopf durch die Öffnung.
"Brauchst du was?"
Er rieb sich die Augen und gähnte. "Ich wollte nur nach dir schauen. Tut mir leid, dass ich dein Bett belagert habe. Bin wohl eingeschlafen."
"Schon in Ordnung."
Niall presste die Lippen zusammen und nickte. Er seufzte und sah sich im Badezimmer um. Was wollte er noch? Mir wurde bereits kalt.
"Was ist das für eine Tür?", er nickte in die andere Richtung des Raumes.
"Sophies Zimmer. Wir teilen uns ein Bad."
"Kann man die auch absperren?"
Ich nickte. "Ja, klar. Sie weiß, aber das ich duschen bin und wird sicher nicht hereinkommen. Und wenn es dich nicht stören würde, würde ich gerne damit weitermachen."
Er trat in das Badezimmer herein und schloss die Tür hinter sich. "Könnte ich vielleicht auch ...", er deutete mir den Zeigefinger auf mich.
Mein Herz rutschte mir in die Hose. Er wollte zu mir in die Dusche kommen, aber wollte ich das? Das Duschen ist doch eigentlich eine Intime Sache, also zumindest für mich. Aber auf der anderen Seite, müsste ich mich nicht schämen vor ihm nackt zu sein. Immerhin hat er schon alles an mir gesehen und so hätte auch ich die Gelegenheit...
Niall räusperte sich. "Ich kann auch zu mir fahren und ...-"
"Nein! Komm rein. Das ist doch Unsinn." Ich konnte sehen wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Er wartete nicht lange darauf und zog sich das Shirt über den Kopf und begann den Bund seiner Hose zu öffnen. Derweil drehte ich mich um und machte das Wasser wieder an. Ich befeuchtete erneut mein Haar und nahm mir die Body Lotion und schmierte mir meinen Körper damit sein.
Ich konnte seinen Blick auf mir fühlen als er eintrat. Mein Herz pochte so schnell, als sei ich einen Marathon gelaufen. Ich machte einen Schritt zur Seite damit er auch etwas vom Wasser abbekam. Er legte seine kalte Hand auf meine Hüfte und küsste meine Schulter. Über meine Schulter spähend sah ich wie er seinen Kopf aufrichtete und die Augen schloss, als das Wasser über seinen Kopf lief. Sein wuscheliges Haar wurde dunkel und glatt, es hing ihm ins Gesicht.
Wie er wohl reagieren würde, wenn ich Holly und Amber erwähnen würde? Sollte ich das überhaupt? Ich möchte keinen Streit zwischen uns provozieren, in dem ihm klar wird, dass ich ihm anscheinend nicht vertrauen kann wenn es um seine Ex ging. Ich wollte es, ich liebe ihn und ich war mir sicher. Warum sonst hätte ich ihn zu mir in die Dusche gelassen?
Ich drehte mich ihm zu. Nialls Augen waren noch immer geschlossen und ich sah dem Wasser zu das seinem Körper entlang nach unten lief. Seine Brusthaare sahen auf seiner hellen Haut aus, als hätte sie jemand mit einem Stift gezeichnet. Ich sah ihm das Training im Fitnessstudio an und biss mir in die Wange als ich sein bestes Stück musterte. Mein Blick wanderte wieder hoch in sein Gesicht. Er legte den Kopf zur Seite und fuhr sich mit seiner Hand über sein Gesicht. Niall rieb sich die Augen und lächelte mich an. Seine Augen wanderten nicht gierig meinen Körper entlang, sondern blieben bei meinen Augen hängen.
Ich nahm das Shampoo aus der kleinen Ablage in unserer Höhe und füllt mir einen Patzen auf die Hand, nur um auf die Zehenspitzen zu steigen und Nialls Haar damit zu shampoonieren. Er grinste breit und ließ mich machen. Unsere Körper berührten sich und Niall umfasste meine Hüfte, küsste meinen Hals entlang, während meine Hände in seinen Haaren waren. Ich massierte seine Kopfhaut und zog an den Enden seiner in Schaum bedeckten Haare.
Meine Hände rutschten seinen Rücken entlang, während unsere Lippen aufeinander lagen, bis er mich drehte und auch mir das Haar shampoonierte. Es fühlte sich gut an und es brauchte keine Worte um zu wissen was wir fühlten, es lag in der Luft. Jedoch wollte ich dieses Schweigen brechen. Er sollte es hören.
"Ich liebe dich, Niall."
Augenblicklich hielt er in seiner Bewegung inne. Ich sah ihn über die Schulter hinweg an und biss mir in die Wange. Niall strahlte. So ein riesiges Lächeln auf seinen Lippen hatte bisher noch nie gesehen. Es erfüllte mich mit Glück. "Ich liebe dich auch, Amara."
Mit einer Handbewegung wischte ich ihm den Schaum von der Stirn und ließ meine Hand anschließend auf seiner Wange ruhen. Dieser Moment sollte nie enden. Niall beugte seinen Kopf nach unten und küsste mich. Es war ein sanfter Kuss, der voller Emotionen war, voll mit Liebe, Glück, Hoffnung...
Vorsichtig drückte er mich gegen die kalte Wand, während das Wasser auf seinen Rücken prasselte. Er nahm meine Hände und hob sie über meinen Kopf. Mit seiner Linken hielt er sie schließlich über meinen Kopf und gegen die Wand gepresst, fest. Während die rechte Hand meine Seite entlang strich. Auf und Ab. Sein Glied drückt gegen meinen Unterleib, so eng standen wir uns. Mir war so verdammt heiß und dass lag bestimmt nicht am Wasser. Ich keuchte in den Kuss hinein und biss ihm in die Unterlippe. Er ließ meine Hände los und packte mich am Hinter. Ich konnte so schnell überhaupt nicht reagieren, da hob er mich auch schon hoch. Meine Beine schlangen sich automatisch um seine Hüfte und meine Finger krallten sich in seinen Rücken. Niall saugte an meinen Hals, stöhnte dagegen und machte mich verrückt. Der Schaum unserer Haare klebte an der Wand, an unseren Körpern und vor allem in unseren Gesichtern. Ich hielt mich an ihm fest, als er mich unter den Wasserstahl hob und das Wasser den Schaum vertrieb. Er tupfte mit seiner Nase meine an und atmete laut ein aus uns. Ich strich ihm durch das Haar und wusch ihm das Shampoo heraus. Anschließend tat ich es bei meinen Haaren.
Wir waren jetzt schon komplett aus der Puste, ohne Verkehr zu haben. Alleine diese Nähe zu ihm bracht mich auf eine andere Wolke, kaum vorzustellen wie es wohl sein würde, wenn wir es endlich Taten. Erst als das Wasser kalt wurde, verließen wir die Dusche. Unsere Wangen glühten rot und jeder meiner Mitbewohner würde sofort wissen, was hier drinnen gerade abging, sobald sie uns so sehen würden.
Ich band mir ein Handtuch um den Körper und warf Niall ein anderes zu. Er rieb sich damit das Gesicht und durch die Haare. Sein verschmitztes Grinsen zog mich regelrecht an. "Das sollten wir bald wiederholen."
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