03. 2019, das Jahr der Entscheidung
Bevor wir loslegen, gibt noch etwas sehr Wichtiges, was ich euch zum Thema Hauskauf in Irland erzählen möchte. Es läuft alles ein wenig anders ab, als in Deutschland, denn man bekommt einen Preis, den sogenannten „asking price" genannt und muss quasi auf das Haus bieten, also ein schriftliches Gebot (per E-Mail) an den Makler abgeben. Dabei kann das Gebot weniger sein, als der asking price. Die Frage ist nur, ob der Verkäufer sich darauf einlässt. Wenn der Verkäufer jedoch das Gebot des Käufers annimmt, dann wandelt sich der Status des Deals auf „sale agreed". Man hat dann zwar immer noch die Möglichkeit, einen Kaufinteressenten zu überbieten, aber dazu müsste man das Haus auch anschauen, um sich ein Urteil zu bilden, ob es das wert ist.
Generell haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Makler vorher schon gesagt haben, mit welchem Preis der Verkäufer einverstanden wäre. Also nehmen wir an der asking price wäre 200.000,-- Euro, dann bekam man bei der Besichtigung mitgeteilt, dass zum Beispiel 180.000,-- Euro das Mindestgebot wären.
Im März 2019 reisten wir also erneut nach Irland, mit dem Ziel, uns 2 Häuser anzuschauen. Diese lagen eine Stunde von Dublin entfernt und somit auch eine Stunde vom Meer weg. Also keine Gefahr bezüglich der Stürme.
Ich will es an dieser Stelle kurz machen: wir waren von dem ersten Haus so enttäuscht, dass wir und das zweite gar nicht erst anschauten. Auf den Bildern sah es wesentlich besser aus, als in Natura. Die Wände hatten an einigen Stellen Risse und auch die Küche war sehr viel kleiner, als sie auf den Bildern, die im Internet eingestellt worden waren, wirkte.
Auch stimmte für uns das Preis/Leistungsverhältnis nicht so ganz, weshalb wir Abstand davon nahmen, weitere Schritte bezüglich eines Kaufes dieser Immobilien zu unternehmen.
Ein wenig frustriert waren wir schon, doch wir verbuchten es einfach unter den Erfahrungen, die man im Leben machen muss.
Zuhause angekommen ließen wir uns jedoch nicht abschrecken und beschlossen weiter auf die Suche zu gehen. Dieses Mal gezielt in den Countys Galway und Cork.
Wieso ausgerechnet dort? Beide sind landschaftlich wunderschön, haben Nähe zum Wasser, auch wenn man nicht direkt an Meer wohnt und es gab Häuser in Hülle und Fülle, die außerdem günstiger waren, als die in der Nähe von Dublin.
Wir ließen uns Zeit bis zum Herbst, ehe wir den nächsten Urlaub in Irland planten. Vorher sortierten wir die Häuser aus, die dann doch nicht in Frage kamen und letztendlich blieben sieben Häuser übrig.
Man denkt das ist jetzt nicht viel, aber... Sieben Häuser anzuschauen ist schon eine Menge, denn man ist ja nicht nur fünf Minuten in einem Haus und man hat einige Fragen, die man dem Makler stellen möchte.
Fünf dieser Häuser lagen in Galway, die anderen beiden in Cork.
Bevor wir nach Irland flogen, kontaktierte ich die Maklerbüros, um die Termine abzustimmen.
Beim Telefonieren mit einem der Maklerbüros im County Cork bekam ich allerdings erzählt, dass eines der Häuser, für das wir uns interessierten, leider nicht mehr wirklich zur Verfügung stand, da bereits ein anderer Interessent ein Gebot abgegeben hatte, welches der Verkäufer akzeptierte. Besonders mein Mann war darüber sehr traurig, da es sein Favorit war. Aber gut, wir konnten das nicht ändern und immerhin blieben noch sechs Häuser zum Anschauen übrig.
Meine strategische Planung sah vor, dass wir zuerst ins County Galway, in einen Ort namens Loughrea reisen würden, um von dort aus die ersten fünf Häuser anzuschauen. Alle lagen im Umkreis von maximal 45 Minuten Entfernung mit dem Auto.
Eines sollte ich an dieser Stelle erwähnen. Die Iren haben es nicht so mit Hausnummern, vor allem nicht auf dem Land. Teilweise gibt es nicht mal Straßennamen, sondern das Haus liegt zum Beispiel an der L4114 oder an der R585. Früher erschwerte das einiges, zum Beispiel die Lieferung der Pakete oder generell die Post. Dafür dachten die Iren sich etwas sehr Cleveres aus. Sie erfanden die sogenannten Eircodes. Ein Eircode besteht aus Buchstaben und Zahlen, man gibt diesen bei Google Maps ein und wird ohne Probleme zum Ziel geführt. Mittlerweile kann ich den Eircode unseres Hauses auswendig, so oft musste ich ihn angeben. Doch zurück nach Galway.
Wir kamen sonntags dort an und am darauffolgenden Montag startete bereits die erste Besichtigung. Mehr als zwei Häuser an einem Tag sollte man sich nicht antun, da man das Gesehene auch erstmal auf sich wirken lassen muss.
Für Montag hatten wir also nur einen Termin am Vormittag. Diesen Termin werde ich nie vergessen, denn beim Aussteigen aus dem Mietwagen quetschte ich mir den Daumen der rechten Hand in der Autotür ein. Der Daumennagel wurde sofort blitzeblau und ich hatte echt höllische Schmerzen. Als der Makler kurze Zeit später eintraf, bat ich ihn nachzuschauen, ob es vielleicht einen Kühlakku im Haus gäbe, denn immerhin war es noch bewohnt. Leider erwies sich das als Fehlanzeige und ich konnte nur mit kaltem Wasser vorlieb nehmen.
Das Haus selbst entsprach dann nicht so ganz unseren Erwartungen. Es wirkte sehr ungepflegt und irgendwie feucht. Das ist nie ein gutes Zeichen und somit erklärte ich dem Makler nach der Besichtigung, dass dies nicht „unser" Haus sei. Da waren mein Mann und ich uns einig.
Allerdings ließen wir uns unsere gute Laune nicht verderben und bummelten am Nachmittag ein wenig durch die Stadt Galway. Es hatte sich dort seit unserem letzten Besuch in 2014 einiges verändert, jedoch nur zum Positiven.
Irland ist ein aufstrebendes Land und das spürt man überall.
Am Dienstag ging es bereits am Morgen wieder los zur nächsten Besichtigung. Zwei standen an jedem Tag an und wir waren gespannt, was uns erwarten würde. Das erste Haus lag ein wenig abseits der Straße, was prinzipiell nicht schlecht ist. Aber... wer von euch kennt die irischen Straßen, die L-Routes, also diese kleinen Nebenstraßen? Das wäre bei uns ein besserer Feldweg. Oftmals sind diese nicht geteert, sondern nur mit Schotter aufgefüllt. Teilweise wächst in der Mitte Gras und diese Straßen sind so eng, dass es keinen Mittelstreifen gibt und zwei Autos eigentlich fast nicht aneinander vorbei passen. Einer muss immer stehenbleiben. Eigenartigerweise klappt das in Irland super. Ich mag mir das gar nicht in Deutschland vorstellen; da würde jeder aus sein Recht beharren, dass er ja vorher da war, wenn es eng wird und dementsprechend der andere anhalten muss.
Der Weg, der zum Haus führte, war noch schlimmer als eine L-Route. Das Anwesen lag am Ende einer Sackgasse und der Garten sah reichlich ungepflegt aus. Kein Wunder, was war seit mehreren Monaten nicht mehr bewohnt, wie die Maklerin uns erklärte.
Beim Rundgang um das Haus bemerkte ich einen Aluminiumkasten, der an der hinteren Hausecke stand. Auf meine Frage, was das sei, antwortete die Maklerin, dass der Ölbrenner darin wäre. Wir fielen aus allen Wolken, aber wie heißt es doch so schön? Andere Länder, andere Sitten.
Tatsächlich steht der Ölbrenner bei den Iren in der Regel hinter dem Haus. Untergebracht in einem Aluminiumbehälter, um ihn vor den Witterungseinflüssen zu schützen. Der Öltank steht übrigens auch draußen, in Deutschland undenkbar.
Für unseren Geschmack war das Haus ein wenig zu dunkel, es kam nicht ausreichend Licht hinein und wir entdeckten an einer Stelle Schimmel. Damit war es also raus. Umso mehr freuten wir uns auf das nächste Objekt, das auf den Bildern wirklich traumhaft schön aussah.
Nun ja, die nächste Enttäuschung wartete bereits auf uns. Die Maklerin teilte uns mit, dass der Verkäufer das Haus kurzerhand vermietet hätte und ihr erst am Abend zuvor Bescheid gab, als sie anrief, um sich den Besichtigungstermin bestätigen zu lassen. Natürlich waren wir empört, aber die Maklerin, der es genauso ging, konnte schließlich nichts dafür. Sie hatte jedoch ein anderes Haus, das erst neu hereingekommen war, im Angebot und wir stimmten der Besichtigung zu.
Um es kurz zu machen: es sagte uns nicht zu. Zu viele Renovierungsarbeiten wären im Inneren und auch außen nötig gewesen, um es unseren Wünschen gerecht werden zu lassen. All das kostet Geld, das man auf den Kaufpreis draufrechnen muss und das hätte dann unser Budget überstiegen.
Der Mittwoch kam und somit die nächsten beiden Häuser.
Das Erste, das wir uns anschauten lag zwar an einer größeren Straße, aber das störte nicht wirklich, da das Gebäude selbst im hinteren Teil des Grundstücks stand. Das ganze Anwesen wirkte sehr gepflegt, einschließlich der Räume, durch die der Makler uns führte. Holzböden im oberen Stock und Fliesen im unteren. In der Küche stand ein riesiger Ofen, das sogenannte Dual-Heating-System. Der Ofen heizte das heiße Wasser auf, eine wirklich interessante Sache. Gespannt hörte ich zu, denn sowas hatte ich noch nie gesehen.
Fast wäre dieses Haus perfekt gewesen, doch leider befand sich in einem der oberen Räume ein großer Fleck an der Decke, der zwar ausgebessert worden war, aber dennoch vorhanden. Der Makler erklärte uns, dass der Wassertank auf dem Dachboden ein Leck gehabt hätte, das aber inzwischen behoben sei.
Ihr habt richtig gelesen: in Irland stehen Wassertanks auf den Dachböden. Aus diesen kommt das Wasser in die Leitungen im Haus. Allerdings kenne ich das auch zum Teil aus den USA so und deshalb schockierte mich dieser Umstand nicht sonderlich.
Wir schauten uns noch das zweite Haus an, das aber nicht halb so schön war wie das andere. Eine Entscheidung konnten wir nicht treffen und ich sagte dem Makler, dass wir uns melden würden, wenn wir uns für das erste Haus entscheiden sollten.
Auf dem Weg zum Hotel checkte ich meine E-Mails und sah, dass einer der beiden Makler aus Cork mir geschrieben hatte. Der Jubel war groß, denn das favorisierte Haus, das eigentlich bereits vergeben war, sei „back on the market." Man fragte auch gleich nach, ob wir noch an einer Besichtigung interessiert seien und kurzerhand rief ich im Maklerbüro an, um für Freitag einen Termin zu ergattern.
Die fünf Häuser in Galway hatten wir nun besichtigt und verbrachten den letzten Abend dort wie üblich im Maggie May's Pub, in Loughrea, um uns das gute Essen dort schmecken zu lassen. Das Pub wurde uns übrigens von Einheimischen empfohlen und war echt spitze.
Die Angestellten kannten uns bereits und erkundigten sich, wie die Besichtigungen heute gewesen wären. Als wir uns mit den Worten verabschiedeten, dass wir morgen weiterreisen würden, um am Freitag ein Haus in Cork anzuschauen, wurde ich plötzlich von einem Mann angesprochen, der an der Bar saß.
„Entschuldigung, ich möchte nicht neugierig klingen, aber ich habe mitbekommen, dass ihr euch ein Haus im County Cork anschauen wollt", meinte er. „Dürfte ich fragen, in welcher Gegend?"
„Klar, also das erste, das wir uns anschauen, liegt in der Nähe einer kleinen Stadt, die heißt Dunmanway", erwiderte ich und da begann der Mann zu grinsen.
„Rate, wo ich herkomme", sprach er und als ich antwortete: „Dunmanway?", da nickte er und lachte.
Das war ein komischer Zufall und wir kamen ein wenig ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass Stephen, so lautete sein Name, Physiotherapeut war und gerade eine Schulung in Galway besuchte.
„Solltet ihr das Haus in Dunmanway kaufen und dann mal dort sein, dann fragt nach dem Physiotherapeut, ich bin der einzige im Ort und dann gehen wir ins Pub", lauteten seine Worte.
Wenn ein Ire so etwas sagt, dann meint er das auch so.
Wir verließen das Pub und am nächsten Tag verließen wir auch Galway, um Richtung Süden zu fahren, wo neue Abenteuer auf uns warteten.
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Seid ihr schockiert, dass in Irland die Ölbrenner hinter den Häusern stehen? :D
Ich hoffe, das Kapitel war nicht langweilig und ihr seid nun gespannt darauf, wie es weiterging.
LG, Ambi xxx
26.10.2020
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