Für Grandpa
Song zum Kapitel: Black and White von Niall Horan
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Dieser Augenblick war es also, in dem man für immer und ewig bereit sein würde sein Leben für jemanden zu geben.
Die unerträglichen Schmerzen waren nicht mehr von Bedeutung gewesen, als ich das kleine Bündel in den Armen hielt. Ein weinen erfüllten den Raum. Winzige, dünne Hände schlugen wild um sich.
Niall senkte seinen Kopf hinab. Freudentränen standen ihm in den Augen. Ganz vorsichtig strich er mit einem Finger die braunen klebrigen Haare des Kleinen glatt. "Unser kleiner Sohn", wisperte er gerührt.
Ich brach nur ein abgehacktes "Ja", hervor. Viel zu überwältigt von dem Moment sein einiges Kind in den Armen halten zu dürfen. So viele Höhen und Tiefen waren es gewesen. So viele Geheimnisse. Der Kampf um uns war hart, aber wir hatte ihn geschlagen. Er war Mein und ich Sein.
"Mrs Horan, Mr Horan, herzlichen Glückwunsch", gratulierte meine Hebamme Eden uns.
"Dankeschön", sagten Niall und ich gleichzeitig und lächelten uns an. Liebe, reine endlose Liebe lag im Raum und in unseren Augen.
"Ich würde John kurz einmal waschen und ärztlich untersuchen lassen. Danach bekommen Sie ihren Sohn sofort wieder. Wenn der Papa möchte, kann er mir gerne beim Anziehen helfen." Eden zwinkerte Niall zu, dann nahm sie mir John ab. Nur schweren Herzens konnte ich mich von ihm trennen.
Nialls Lippen berührten meine Wange. "Ich bin verdammt stolz auf dich, Amara. Du hast das toll gemacht. Ich liebe dich, obwohl du mir vermutlich meine Hand gebrochen hast."
"Ich liebe dich auch", erwiderte ich leise und überglücklich. Dann fügte ich noch etwas hinzu: "Ich wollte, dass du auch etwas von meinen Schmerzen spürst. Schließlich warst du nicht ganz unbeteiligt an der Sache."
Er strich mit seinen Fingerkuppen über meine Wange, nickte grinsend und ging anschließend mit Eden in einen Nebenraum.
Keine Ahnung wie lange ich mit einem erleichterten Lächeln auf dem Bett lag. Es kamen mir vor wie Stunden, doch die Uhr an der gelben Wand vor mir, verriet mir, dass es nur knapp über zehn Minuten waren, bis ein Arzt kam, der sich um mich kümmerte.
Man half mir in ein normales Patientenbett. Mit strengem Blick, ermahnte mich der Arzt, dass ich nicht aufstehen sollte in den nächsten Stunden. Bei Hilfe sollte ich mich nicht zieren und die Schwestern um Hilfe bitten.
Ohne Niall an meiner Seite wurde ich aus den Kreissaal gefahren. Es war kein Schock für mich alleine zu sein. Ich wusste Bescheid. Man brachte mich nun in einen separaten Raum, der der neuen Familie Privatsphäre gab.
Ich hatte die Decke enger an mich gezogen und spürte mein Herz schlagen. Es pochte wie wild, verlangte danach endlich wieder meinen Sohn halten zu können und meinen Mann zu sehen. Aber es machte einen noch wilderen Sprung, als ich wirklich endlich auf Niall traf, der sich bereits in besagten Raum aufhielt und auf einen gepolsterten Stuhl saß. John trug den blauen gestreiften Strampler, den uns Sophie gekauft hatte. Ich musste ihr Versprechen, dass es das erste Kleidungsstück war, dass er tragen würde.
Keiner wusste, dass wir uns im Krankenhaus befanden. Es passierte so schnell, dass einfach keine Zeit geblieben war. Ich hatte Niall verboten mich während der schmerzhaften elf Stunden zu verlassen. Er musste die Schimpfwörter über sich ergehen lassen, während er mich mit liebenden Wörtern versuchte zu beruhigen. Für die erste Geburt, so wurde mir gesagt, ging es relativ schnell. Im Schnitt konnte es sich schon auf bis zu vierundzwanzig Stunden - und sogar mehr - aufschieben.
Niall sah auf, stand auf, als mein Bett gesichert wurde. Er setzte sich an den Rand meines Bettes und beugte sich etwas vor, so dass ich Johns Gesicht sehen konnte. Stolz verkündete er: "Er ist kerngesund." Dann leckte er sich über die Lippen. "Vorhin hatte er kurz die Augen offen, als ich ihn angezogen habe."
"Du hast ihn wirklich angezogen?", fragte ich leise. Wie gerne hätte ich das gesehen.
"Ja", flüstere Niall im selben Ton zurück. Seine Wangen waren leicht gerötet. "Er hat meine blauen Augen, wie du es dir gewünscht hast."
Vorsichtig schob ich mich am Bett etwas aufwärts. "Alle Babys haben blaue Augen bei der Geburt. Wir werden also noch warten müssen", erinnerte ich Niall, der mich etwas betrübt ansah.
"Ich habe sie gesehen Amara, das waren meine Augen. Er behält die Farbe. Nicht wahr, Kleiner?" Niall wog unseren Sohn in den Armen, der gähnte. Die dünnen Lippen standen einen Spalt geöffnet.
Es räusperte sich jemand. Es war Eden, die Hebamme. Sie schritt auf uns zu. "Um zwischen Mutter und Kind das richtige Band entwickeln zu lassen, sollten Sie ihren Sohn an die Brust nehmen, Mrs Horan." Sie warf Niall einen deutlichen Blick zu. Ganz behutsam legte er mir John an die Brust.
Eden half mir beim Anlegen.
Das Gefühl war ... seltsam. John nuckelte an mir und ich kam mir wie eine Kuh vor. Eine Milchkuh. Himmel! Da kam wirklich Milch aus mir, auch wenn es keine Vollmilch für Müsli war, war es dennoch Milch - Muttermilch um genau zu sein.
Eine Hand strich mir die ungebändigten Haare aus der Stirn. Ich spürte regelrecht wie Niall das Geschehen musterte.
"Ich würde sie nun alleine lassen", sagte Eden. "Falls etwas sein sollte, einfach den Knopf über ihren Kopf drücken, Mrs Horan."
Wir nickten und kurz darauf war Eden hinter der Tür verschwunden.
Ich sah auf John hinab, der mit geschlossenen Augen trank. Das Nuckeln wurde langsamer, bis er schließlich etwas später eingeschlafen war. Den kleinen Mann hatte Geburt genauso viel Kraft gekostet wie mir, was ich mit einem Gähnen bemerkbar machte.
"Müde?", fragte mich Niall, der an der Kante des Bettes neben mir saß. Da ich bejahte, half er mir mich hinzulegen. John ruhte auf meiner Brust. Ich spürte den feinen Atem an meiner Haut.
Niall hatte sich auf den Stuhl zurückgesetzt, um uns Platz zu geben. Den Kopf stützte er mit einem Arm an der Matratze ab. Verträumte Blicke lagen auf mir und John. Blick, die mir alles sagten was ich hören wollte. Niall liebte mich und den Kleinen. Es gab nichts und niemand der mir anderes einreden konnte.
Wir verbrachten die Zeit mit kuscheln, bis irgendwann Stunden später ein leises Klopfen an der Tür zu hören war.
Meine Mum schob ihren Kopf durch den Türspalt. Ein breites Lächeln zierte ihre Lippen. Dann schob sie sie mintgrüne Tür komplett auf und legte die Hände über ihre Lippen. Gefolgt von Bobby, traten sie näher an uns heran. Während meine Mum meine Hand drückte und mir einen Kuss auf die Schläfe drückte, war Bobby zu Niall gegangen um ihn zu gratulieren.
Mum schniefte leise. Vorsichtig übergab ich John an sie. Die stolze Großmutter wog ihn hin und her, während ihre eine Träne nach der anderen aus den Augen kullerten. Auch Bobby gratulierte mir. Er drückte meine Hand, dann sah er sich ebenfalls seinen Enkel näher an.
Niall und ich tauschten einen herzlichen Blick aus. Er zückte sein Telefon und hielt den Moment mit einem Foto fest. Das erste Treffen von Großeltern und Enkelkind gehörte ebenfalls festgehalten.
Wieder klopfte jemand an der Tür. Grandma, gefolgt von Harry und Sophie. So langsam aber doch füllte sich der Raum.
Meine beste Freundin lief auch mich zu. In ihrer Hand hielt die einen herzförmigen Luftballon fest, auf dem "It's a boy!", stand. Sie stürzte sich auf mich und zog mich in eine feste Umarmung. Niall schob sie an der Schulter etwas von mir.
"Pass bitte etwas auf, Sophie. Amara ist erschöpft."
"Tut mir leid", entschuldigte sie sich hastig und mit geröteten Wangen. "Wie geht es euch? Ist alles in Ordnung? Wo ist der Kleine?"
Ich nickte in die Richtung meiner Mutter, die meinen Sohn an meine Großmutter übergab. Ihre Miene verriet nicht, was sie darüber dachte. Eigentlich sah sie sogar etwas ... enttäuscht aus. Doch ich kam nicht dazu, sie anzusprechen, denn Harry zog mich nach seiner Freundin in eine leichte Umarmung. Zuvor überreichte er Niall einen riesigen Plüschteddy.
Harry klopfte auch Niall auf die Schulter. "Ich hoffe doch, du hast deinen ersten Sohn nach mir benannt...", witzelte er.
Niall schüttelte kichernd den Kopf. "Garantiert nicht. Ansonsten fängt er auch noch mit diesen schlechten Klopf-klopf Witzen an."
Harry sah über seine Schulter hinweg, auf unseren Sohn. "Die werde ich den kleinen Hosenscheißer auch so beibringen."
Ich nahm meinen Blick von den besten Freunden und sah zu Grandma. Ihre Lippen bildeten einen bebenden Strich. Mir war klar, was ihr durch den Kopf ging. Es stand auch Mum ins Gesicht geschrieben.
"Er hätte dich so gerne kennengelernt...", sagte Grandma leise, aber dennoch hörbar. Der Raum stand still.
Niall suchte meinen Blick und ich erwiderte ihn nicken. Dann ging er zu meiner Grandma. Beide hatten nicht das beste Verhältnis zueinander. Viel war geschehen und genau deswegen überließ ich es Niall, es ihr zu sagen.
Er stand nun direkt vor ihr. Sanft strich er mit dem Finger über die Wange unseres Sohnes. "Wissen sie Elisabeth", begann er. "Ich bin mir sicher, dass ihr Mann John, dass hier gerade sieht. Sein Enkel wird ihm durch unsere Geschichten kennen lernen. Wir werden ihm von ihm erzählen."
Ich nickte bestätigend. Natürlich würden wir das.
Niall sprach weiter: "Amara und ich haben uns entschieden den Namen spontan zu entscheiden. Wir haben wirklich lange überlegt und uns ist nichts Gutes eingefallen. Wir wollten ihn sehen und dann entscheiden, ob er wie ein Lucas aussah, ein Harry", Niall warf Harry einen Blick zu. "Und als wir ihn gesehen haben war uns sofort klar, wessen Namen er bekommen sollte. Für uns beide sieht er wie ein John aus. John Horan."
Grandmas Maske bröckelte, bis keine mehr da war. Sie weinte, wie ich sie noch nie weinen gesehen hatte. Und ich weinte, als sie Niall mit ihrer freien Hand in eine Umarmung zog.
Keine Ahnung, wie es von hier aus weitergehen wird, aber diese Geste konnte nur gutes versprechen. Auch mein Vater, sowie seine Familie und Valerie hatten es später geschafft zu kommen, um den neuen Familienzuwachs zu beglückwünschen. Hier umgeben von Familien und Freunden und Matt am Telefon, der mir über FaceTime alles gute Wünschte, war alles perfekt.
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Hey!
Ich weiß, ich hatte gesagt, dass ich fertig bin mit beiden. Aber das hier musste einfach noch geschrieben werden. Heartbreak Weather ist einfach nur der Hammer und ich finde es schade, dass Niall es erst jetzt veröffentlicht hat. Ansonsten hätte ich es noch irgendwie einbauen können. Im November werde ich am Konzert in München sein. Vielleicht sehe ich jemanden von euch dort? Für mehr von Niall und meiner Schreiberei, schaut doch gerne bei Campus Queen vorbei. CQ wird ab dem Spätsommer im Handel erhältlich sein.
Liebe Grüße und passt auf euch auf, Sabrina.
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