17. Dezember

Hallo ihr Lieben!
Heute hab ichs in der Pause geschafft, das Kapitel hochzuladen ^__^ Bin gespannt, was ihr davon haltet. Ich hab diesmal etwas "Neues" ausprobiert, daher achtet bitte auf dieses Zeichen (*)! Darunter geht es nämlich heiß zwischen den beiden her, wobei ich natürlich nur angedeutet habe, und nichts wirklich beim Namen nenne. Wem das allerdings schon zu viel ist, bitte ab dort nicht mehr weiterlesen, sondern einfach davon ausgehen, dass die beiden eben die Nacht miteinander verbracht haben. Tut der Geschichte ja nicht weh, wenn man das nicht gelesen hat.

Viel Spaß beim Lesen!
Lg Tina ^___^
~*~*~*~

Shota konnte gar nicht sagen, wann er sich das letzte Mal so glücklich gefühlt hatte. Vermutlich war es noch nie der Fall gewesen, auch wenn es schon einmal zwei oder drei Momente in seinem Leben gegeben hatte, in denen er zufrieden gewesen und Glück verspürt hatte. Einer davon war damals, als die Yamadas verkündet hatten, dass sie ihn aufnehmen wollten, nachdem Hizashi ihnen erzählt hatte, dass er im Waisenhaus lebte und niemand in haben wollte. Der zweite war wohl, als er auch noch einen weiteren Freund kennen lernte und kurze Zeit mit eben jenem in einer Beziehung war. Danach war er lange Zeit nur noch unglücklich gewesen, bis Eri in sein Leben trat. Die Liste war also nicht lange, in die sich nun Toshinori mit seinem aufrichtigen und aufmunternden Lächeln einreihte, auch wenn dieses Erlebnis von etwas anderem überschattet wurde. Glücklicherweise versuchte der Blondschopf jedoch, ihn so gut es ging davon abzulenken.

So kam es auch, dass Shota sich irgendwie dazu hatte überreden lassen, erneut beim Eislauftraining seiner Schüler dabei zu sein, und diesmal mit auf dem Eis stand. Toshinoris Lächeln hatte ihn so sehr abgelenkt, sodass er irgendwann nicht mitbekommen hatte, wozu er gerade Ja gesagt hatte. Obwohl er eigentlich sehr begabt in einigen sportlichen Aktivitäten war, musste der Dunkelhaarige einsehen, dass er weder Skaten noch Eislaufen konnte. Er mochte diese unkontrollierbaren Bewegungen nicht und die Schnelligkeit, die man erlangen konnte, die dazu führte, dass man sich verletzen konnte. Erneut musste er an den Sturz denken, der im nachhinein betrachtet allerdings nicht nur Nachteile hatte. Schließlich hätte sich Yagi ansonsten niemals um ihn gekümmert, er hätte ihm nicht seine schwache Seite gezeigt und sich vermutlich niemals so richtig heftig in ihn verliebt. Dennoch behagte es ihm nicht, dass seine Beine ständig auseinander drifteten und er unglaublich viel Energie dafür aufwenden musste, gerade stehen zu bleiben und nicht hinzufallen. Eislaufen war einfach sinnlos und zeitraubend.

„Du machst das hervorragend“, versicherte Toshinori ihm, und hielt ihm fest an der Hüfte, um ihm davor zu bewahren, auf dem Hintern zu landen, so wie es zuvor schon zwei Mal passiert war.

„Lass mich bloß nicht los“, bat der Dunkelhaarige. Er hasste es, wenn er etwas nicht unter Kontrolle hatte, und auch keine Möglichkeit hatte, der Herr der Lage zu sein. Für gewöhnlich hätte er es erst einmal heimlich geübt, und hätte dann erst zugesagt, um dieser Peinlichkeit vor den Schülern zu entgehen. Nun musste er sich jedoch die Blöße geben und allen offen zeigen, dass er es nicht beherrschte. „Wieso kannst du das überhaupt?“

Toshinori lachte und drückte Shota ein wenig mehr an sich. Da er hinter ihm war, war es einfach für ihn darauf zu achten, dass sein Freund nicht hinfiel, allerdings musste er ebenso darauf aufpassen, dass er nicht über die Beine des andren stolperte. „In meiner Zeit in Amerika waren wir im Winter immer Eislaufen“, erklärte der Blondschopf und fuhr mit Shota ein wenig mehr in die Mitte und weit weg von den Schüler, die gerade versuchten einen Move einzustudieren, bei dem allerdings immer einige auf den Hintern fielen. Es wäre besser, ihnen aus den Weg zu gehen, ansonsten lagen am Ende alle auf dem Eis und es gab nur blaue Flecken.

„Hm … wer ist wir?“, fragte Shota neugierig nach und versuchte ein Gespräch mit Toshinori aufrecht zu halten, anstatt sich immer auf seine Beine und das Eis konzentrieren zu müssen. Wenn er nicht so viele Gedanken darauf verschwendete, würde es vielleicht einfacher klappen. Zumindest hoffte er das. Außerdem interessierte er sich für Toshinoris Vergangenheit, ebenso wie sich der Blondschopf gestern für die von Aizawa interessiert hatte. Sie wussten kaum etwas voneinander und es wurde Zeit, nach drei Jahren an Freundschaft nun endlich mehr zu erfahren. Immerhin wollten sie einander voll und ganz vertrauen, da gehörte auch so etwas dazu.

Kurz färbten sich Toshinoris Wangen rot, ehe er nach Luft schnappte. War es schon Zeit für solche Gespräche? „David und ich“, erklärte er, ehe er kurz den Blick in die  Ferne lenkte, „in der Zeit, in der wir zusammen waren, haben wir viel miteinander unternommen, nicht nur Verbrechen bekämpft, sondern auch … solche Dinge.“ Irgendwie erschien es Yagi noch sehr früh dafür, über Verflossene und Ehemalige zu sprechen, doch wenn Shota schon nachfragte, wollte er ihn nicht anlügen. „Falls du dich nun fragst, ob es noch andere gab: Er war der einzige, mit dem ich je zusammen war, ansonsten hatte ich niemanden seit Jahren“, fügte er also rasch an und lächelte schief. Für mehr Beziehungen war einfach kein Platz gewesen, und auch niemals Zeit. Seit seiner Rückkehr nach Japan hatte Toshinori an seinem Image als Friedenssymbol gearbeitet und da war eine Beziehung hinderlich beziehungsweise gar nicht möglich gewesen.

„David Shield? Ihr wart echt zusammen? Wow …“, gab Shota erstaunt von sich und dachte an den Wissenschaftler. Er hatte Bilder von dessen Jugendtagen gesehen und fragte sich sofort, ob Toshinori so etwas wie eine Vorliebe beim Erscheinungstyp von Partnern hatte, ehe er unsicher an sich selbst hinabsah. Im Gegensatz zu Shield war er kein Muskelprotz. Eher im Gegenteil. Zwar war Aizawa nicht schwach, aber er war eher drahtig als muskulös.

„Ja, aber es war eher eine wilde Affäre …“, plauderte Toshinori drauf los, ehe er rot anlief und verstummte. Damals hatten sie herumprobiert und ausgetestet. Immerhin hatte man in der Collegezeit auch Zeit für solche Dinge. Später allerdings war alles anders gekommen. David hatte nach Yagis Weggang eine Frau gefunden und war nun Vater einer Tochter, während Toshinori bis vor kurzem einsam und allein gewesen war. „Bei dir? Gab es andere?“, fragte er schnell nach um das Thema von sich weg zu lenken.

Obwohl Aizawa vermutet hatte, dass er am Ende ebenso eine Gegenfrage beantworten musste, war der Seufzer, der ihm entfuhr, dennoch schwer. „In meiner UA Zeit haben mich Zashi und Nemuri verkuppelt, damit wir auf Doppeldates gehen konnten. Es war schön, solange es gedauert hat, aber …“ Shota brach ab. Selbst nach mehr als 15 Jahren tat es noch immer weh an damals zu denken. Als ihn der Gedanke an seinen ersten und einzigen festen Freund packte, blieb Shota abrupt stehen und wandte sich so schnell zu Toshinori um, dass der Schwung sie beide fast zu Boden gerissen hätte. Vollkommen überrascht über die Reaktion des Jüngere, schlang Yagi seine Arme  um ihn. „Bitte … versprich mir, dass du auf dich aufpasst, ja?“, begann Shota zu flüstern und streckte beide Hände nach den eingefallenen Wangen des anderen aus, „ich ertrage es nicht, noch einmal jemand auf grausame Art und Weise zu verlieren.“ Dabei kam ihm wieder das Fotoshooting in den Sinn, und dass Yagi nicht wusste, wann es besser war Nein zu sagen.

Auch wenn Toshinori zu gerne erfahren hätte, was Shota durchmachen musste, um so zu reagieren, wagte er es nicht, nachzufragen. Die großen dunklen Augen des Dunkelhaarigen schienen sich bereits mit Tränen gefüllt zu haben allein bei dem Gedanken an seine erste große Liebe, weswegen er die Wunde nicht weiter aufreißen wollte. Also nickte er, was seine blonden Haarsträhnen auf und ab wippen ließ. „Ich verspreche es“, antwortete er aufrichtig und küsste Shota, in der Hoffnung es würde ihn aufmuntern, „ich werde auf mich aufpassen und ebenso auf dich, damit dir niemand mehr wehtut.“ Und er wieder mehr Vertrauen ins Leben und in andere Menschen fassen konnte. Auch wenn er nicht mehr All Might war, würde er dennoch versuchen, Shota vor seinem dunklen Loch zu retten und beschützen.

Erleichtert ausatmend wandte sich Shota wieder ab und versuchte die richtige Balance zu finden, um selbst ein bisschen auf dem Eis zu laufen. Schweigend fuhren sie eine Weile nebeneinander her. „Im Gegensatz zu dir, war ich allerdings nicht enthaltsam“, gab Aizawa zu, nachdem er sich soweit wieder gefangen hatte, nicht mehr an vergangene Tage zu denken, die ihm Schmerz bereiteten, „aber es war alles belanglos, oder zumindest hat sich nie etwas daraus entwickelt.“

„Also hast du mehr Erfahrung als ich“, merkte Yagi schließlich fort und grinste schelmisch. „Scheint wohl so“, erkannte auch Shota und musste lachen. Irgendwie seltsam, wenn man jünger war, aber mehr Erfahrung hatte.

~*~*~*~

Den restlichen Tag hatten sie damit verbracht, beim Basteln zu helfen, ehe sie sich für den Abend in den Gemeinschaftsraum der Lehrer zurückzogen. Zuerst saßen sie gemeinsam mit Eri, tranken lactosefreien Kakao und plauderten ein wenig, bis das Mädchen schließlich ins Bett ging und Shota und Toshinori allein zurück blieben. Beide waren vertieft in Bücher, die sie im Moment lasen und waren froh, dass sie ein wenig Ruhe und Zweisamkeit genießen konnten. Während Yagi aufrecht saß, lag Shotas Kopf auf seinen Beinen. Angenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Es war immer schön, wenn man die Zeit auch so miteinander verbringen konnte, ohne dass es unangenehm wurde. Dadurch merkte man erst, dass man wirklich füreinander geschaffen war.

Allerdings blieben sie nicht lange alleine. Schritte näherten sich ihnen, bevor sich jemand auf das Sofa in ihrer Nähe fallen ließ. Als Shota schließlich an seinem Buch vorbei sah, entdeckte er Hizashi, der platzgenommen hatte und die Beine hochlegte. „Du siehst müde aus“, meinte Shota an den Voicehero gerichtet, der nur nickte und die Augen schloss.

„Ich muss mindestens fünf Weihnachtsshows vorbereiten und zwei davon moderieren. Außerdem hat mich Nedzu dazu eingeteilt, Werbung für den Weihnachtsmarkt der UA zu machen … im Moment ist es ein bisschen viel“, seufzte Yamada und setzte sich wieder gerade hin, als sich Nemuri mit zwei Tassen näherte, um ihr Platz neben sich zu machen, „wie ist es bei euch so?“

„Überraschend ruhig“, stellte Toshinori fest, der ebenso wie Shota sein Buch weglegte und nach seiner Tasse griff, die auf dem Couchtisch stand.
„Schön zu hören“, meinte Nemuri und setzte ein Lächeln auf, „wir wollten ohnehin mit euch sprechen.“ Während sie das sagte, sah sie zu Hizashi der die zweite Tasse entgegen genommen hatte, und nickte. „Ja … wir haben nachgedacht“, begann der Blondschopf, ehe er die beiden am gegenüberliegenden Sofa ansah, „es tut uns furchtbar leid, dass wir in letzter Zeit so anstrengend waren. Toshinori hatte Recht, wir waren schrecklich unsensibel, also wollen wir uns entschuldigen.“

Argwöhnisch zog Shota eine Augenbraue nach oben. So eine doch recht erwachsene Einstellung kannte er von Hizashi gar nicht. Doch er musste zugeben, dass es ihm schon ein wenig Sorge bereitet hatte, dass weder er noch Nemuri in den letzten Tagen einen blöden Spruch auf den Lippen hatten, als sie die beiden gesehen hatten. „Das ist wirklich nett von euch“, nahm Toshinori die Entschuldigung freundlich an und lächelte. Auch Shota nickte.

„Ich soll dir außerdem schöne Grüße von Mum ausrichten“, meinte Hizashi dann und nahm einen Schluck aus seiner Tasse, „sie macht sich ein wenig Sorgen, weil du dich länger nicht gemeldet hast, aber ich habe ihr erzählt, dass du krank warst und momentan etwas beschäftigt bist.“ Kurz glitt sein Blick zwischen Toshinori und Shota hin und her, um zu prüfen, ob der Dunkelhaarige ihr seltsames Familienverhältnis schon seinem Freund erklärt hatte. Da Yagi jedoch nicht überrascht aussah, ging er davon aus, dass sich Shota schon geöffnet hatte. „Sie würde sich übrigens freuen, wenn du ihn an Weihnachten mitbringst“, fügte er daher ohne weitere Bedenken an und musste doch amüsiert grinsen, als der größere Blondschopf leicht bleich wurde und zusammenzuckte.

Langsam setzte Shota sich auf und beobachtete seinen Adoptivbruder immer noch etwas skeptisch. „Was hast du ihr denn erzählt?“, wollte er sofort wissen und hoffte nicht, dass Hizashi eine seiner berühmten Geschichten aufgetischt hatte, die er immer viel zu sehr ausschmückte und nur ein Fünkchen Wahrheit dabei war.

„Keine Sorge“, hob der laute Blondschopf sofort abwehrend seine Arme, „ich habe ihr nur erklärt, dass du dich mit jemanden triffst. Und sie war der Meinung, dass du diesen jemand gerne mitbringen darfst, wenn es bis dahin was festes wird. Ihr beide habt das doch jetzt geklärt, oder?“ Erneut sah er zwischen den beiden hin und her. Die letzten Tage hatte es zumindest den Eindruck gemacht, als hätten sie sich ausgesprochen.

„Ja schon …“, begann Shota und warf einen Blick auf Toshinori, der einen leicht grünen Gesichtsausdruck angenommen hatte, „alles in Ordnung bei dir?“ Besorgt rutschte er ein wenig an seinen Freund heran, der langsam nickte. „Macht dich nervös, dass du schon Sho's Eltern treffen sollst?“, fragte Nemuri und versuchte nicht amüsiert zu klingen, „glaub mir, es ist nicht so schlimm. Die Yamadas sind klasse.“ Sie hatte das immerhin auch damals durchmachen müssen.

Doch Toshinori schüttelte nur den Kopf. „Nein … also ja, es macht mich nervös, aber das ist es nicht“, murmelte er und griff an seine linke Seite. Er war zuvor, als er davon gehört hatte, zu heftig zusammengezuckt und hatte sich damit selbst keinen Gefallen getan. Seit dem Fotoshooting hatte er immer wieder Schmerzen und die Stelle um seine Narbe herum verkrampfte sich zeitweise so schmerzhaft, dass er sich fast davon übergeben musste. „Geht gleich wieder, nur ein kleiner Krampf“, versuchte er abzuwinken.

So klein und harmlos wirkte es jedoch nicht, wie Yagi ihnen weiß machen wollte, schließlich begann er am gesamten Körper zu zittern und war bemüht, sein Gesicht nicht allzu sehr zu verziehen. Nur zu gerne hätte er ihnen gesagt, dass sie ihre Plauderei fortführen, und ihm keine Beachtung schenken sollten. Doch vermutlich hätte das auch nichts genützt. Alle sahen ihn besorgt an. Schließlich sprang Nemuri irgendwann auf. „Hast du noch etwas vom Magnesium-Öl?“, fragte sie an Shota gewandt, der sofort nickte und in Richtung seines Zimmers verschwand, ehe sie sich an Toshinori wandte und ihn sachte an der Schulter packte, um ihm zu helfen sich hinzulegen.

„Was hast du vor?“, fragte Yagi leicht argwöhnisch, wagte es jedoch nicht, sich zu wehren, oder irgendwelche ruckartigen Bewegungen zu machen, aus Angst, dass die Schmerzen dadurch nur schlimmer werden könnten. Er hatte schon oft solche Schmerzen durchgestanden, auch wenn er in letzter Zeit zum Glück weitgehend davon verschont war. Nur dieses dumme Fotoshooting, bei dem er sich überanstrengt hatte, war der Auslöser für die Schmerzen der letzten Tage gewesen. „Holt mir bitte nur eine Tablette“, fügte er rasch an.

So schnell er konnte, kehrte Shota zurück mit einem kleinen Fläschchen in der Hand. „Eine Massage hilft viel besser als Tabletten“, erklärte Nemuri und griff nach Yagis Hemd, der allerdings plötzlich ihre Hände festhielt, damit sie nicht einmal in die Nähe der Knöpfe kam.
Sofort ließ sich Aizawa vor dem Sofa auf die Knie, und legte eine Hand auf Toshinoris Wange, der seinen Blick auf ihn warf. „Wir wollen dir nur helfen“, versicherte er ihm, „du musst dich wegen nichts schämen.“ Aufmunternd sah er ihn an, was Yagi dazu veranlasste, Nemuris Hände langsam loszulassen, die sich daran machte, das Hemd zu öffnen. Shota half ihr dabei, Toshinoris Oberkörper frei zu machen.

„Gut, du machst dir jetzt ein bisschen von dem Öl auf die Hände und dann wirst du das tun, was ich dir sage“, erklärte die Dunkelhaarige schließlich an Aizawa gewandt, der sie perplex ansah, „guck nicht so. Du hast mich schon oft deinen Ellenbogen massieren lassen, und weißt ungefähr, wie es geht.“ Außerdem wollte sie die Sache nicht noch unangenehmer für Toshinori machen. Es wäre besser, wenn ihm jemand half, dem er vertraute.

Ein wenig unsicher, tat Shota was Nemuri ihm aufgetragen hatte, und legte schließlich seine Hände auf die große Narbe, die Toshinoris linken Seite des Oberkörpers zierte. Sie sah furchtbar aus, wie der Einschlagskrater einer Bombe, kein Wunder also, dass sie ihm immer noch Probleme bereitete und er nicht wollte, dass sie jemand sah. Aber sie war nun einmal ein Teil von ihm, den er nicht mehr los wurde. „Falls ich dir wehtue, sag Bescheid“, bat der Dunkelhaarige, und wartete bis Yagi nickte.

Der dürre Blondschopf hatte seine linken Arm hochgelegt und bedeckte damit sein Gesicht, um keinen der drei ansehen zu müssen. Auch wenn sie ihm helfen wollten, war ihm diese Situation völlig unangenehm. Obwohl Aizawa versuchte, vorsichtig zu sein, und penibel darauf bedacht war, dem anderen nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, verzog Toshinori doch ab und an sein Gesicht, was er allerdings zu verbergen versuchte. Während Nemuri Shota immer wieder erklärte, wo er ihn wie anpacken und durchkneten musste, schloss Yagi die Augen, bis ihm schließlich ein erleichtertes Stöhnen entfuhr, als der Schmerz plötzlich nachließ und er die Berührung durch die Hände des Dunkelhaarigen genießen konnte.

„Siehst du. Und jetzt drehen wir ihn ein wenig um, und du bearbeitest seinen Rücken da unten. Meist kommen die Verspannungen von dort und ziehen sich hoch. So wie bei deinen Kopfschmerzen“, schloss Kayama ihre Erklärung ab.

Es war fast eine Stunde vergangen, als Shota sich die Hände abwischte und Toshinori dabei half, sich aufzurichten und hinzusetzen. „Besser?“, fragte er immer noch besorgt. Hizashi reichte Yagi ein warmes Handtuch, das sich der dürre Blondschopf sofort um den Oberkörper wickelte, um seine Blöße zu verdecken. „Danke“, bedankte er sich dann etwas schüchtern und sah vorsichtig zu Shota, der ebenso leicht verlegen wirkte.
„Mit solchen Verletzungen ist nicht zu spaßen, vor allem  nicht mit den Nachwirkungen“, plauderte Nemuri sofort drauf los und ließ sich wieder neben Hizashi nieder, „aber wem sage ich das überhaupt. Im Moment bin ich ohnehin mit drei Personen im Raum, die sich kaum um sich selbst kümmern.“ Kopfschüttelnd nahm sie einen Schluck aus ihrer Tasse. „Wobei es zumindest bei Sho seit ein paar Jahren besser geworden ist, aber das ist nur Eri zu verdanken“, stellte sie fest. Immerhin hatte sie zuvor oft damit zu tun gehabt, ihn dazu zu bringen, entweder überhaupt etwas zu essen, oder sich gesünder zu ernähren, als mit Fast Food oder Proteinpäckchen. Ebenso verhielt es sich mit seinen Verletzungen, die er nun meist brav sofort behandeln ließ.

„Apropos Eri“, fiel Yamada plötzlich ein, und hinderte Kayama dabei, weiter darüber auszuschweifen, dass sie hier ständig alle bemuttern musste, „Mum wollte wissen, ob es okay ist, wenn sie euch ein Gemeinschaftsgeschenk macht. Ich schätze mal, dass es ein Gutschein für einen Ausflug oder so wird.“ Außerdem wollte seine Mutter noch irgendetwas anderes in Erfahrung bringen, doch daran erinnerte sich Hizashi nun nicht mehr.

„Klar … wieso nicht“, antwortete Shota fast tonlos, schnappte sich die Flasche Öl und erhob sich plötzlich vom Boden, „ich werd dann mal ins Bett gehen …“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wünschte er den anderen eine gute Nacht und verschwand einfach. Er konnte nicht länger dort bleiben und nun über Eri sprechen. Wenn er Hizashi ehrlich gesagt hätte, dass so ein Gemeinschaftsgeschenk unnötig wäre, hätte er ihm alles erklären müssen und dazu war er noch immer nicht bereit. Lieber verkroch er sich in sein Zimmer und ließ seine Freunde verwirrt zurück.

Nur Toshinori sah ihm besorgt nach, erhob sich jedoch kurz darauf, um ihm zu folgen. „Sag mal“, hielt ihn jedoch Hizashis besorgter Tonfall kurz zurück, „hast du herausgefunden, was mit ihm los ist? Ich dachte zuerst, dass er sich so komisch verhält, weil er in dich verknallt ist, aber er verhält sich immer noch so seltsam.“ Tatsächlich schien sich Yamada mittlerweile große Sorgen zu machen, nachdem er vor kurzem noch groß getönt hatte, dass Shota schon von alleine mit der Sprache rausrücken würde. Vermutlich hatte er aber auch einfach nur gehofft, dass sich das Problem, von dem er nichts wusste, sich in Luft auflösen würde, wenn Aizawa endlich sein Glück fand.

Natürlich saß Yagi nun zwischen den Stühlen und befand sich in einer Zwickmühle. Eigentlich wäre es nur fair, die beiden einzuweihen, da sie schließlich zu Shotas Familie gehörten, aber er hatte versprochen nichts zu sagen. Daher seufzte er nur schwer und kratzte sich am Hinterkopf, während eine Hand das Handtuch um seinen Oberkörper festhielt. „Er sollte es euch selbst sagen, wenn er sich bereit dazu fühlt. Ich habe es zumindest versprochen, es ihm nicht vorweg zu nehmen“, gab er zu, „ich sollte ihn auch nicht allein lassen.“ Er wünschte noch rasch gute Nacht und verschwand dann in Richtung Shotas Zimmer, während die andere beiden einen besorgten Blick austauschten.

Ein wenig unsicher darüber, ob er einfach eintreten sollte, klopfte er erst einmal an die Tür. Da allerdings nur ein Grummeln als Antwort kam, nahm er seinen Mut zusammen und öffnete die Tür. „Sho? Ich bins nur“, erklärte er, während er eintrat und die Tür hinter ihm schloss. Im Raum war es dunkel, dennoch konnte der ehemalige Profiheld sehen, dass Shota sich ins Bett verkrochen hatte. „Du solltest irgendwann mit ihnen darüber reden“, meinte Yagi, und ließ sich neben ihm nieder, „sie machen sich Sorgen.“

(*)

Shota antwortete jedoch nichts darauf, sondern ließ sich in eine Umarmung ziehen und zur Aufmunterung küssen. Dabei rutschte Toshinori das Handtuch runter, doch der Dunkelhaarige hätte es ohnehin entfernt. Er hatte es zuvor sehr genossen, die warme Haut des anderen zu spüren, und küsste sich nun auf den Weg weiter nach unten. „Sho …“, keuchte Toshinori leise und versuchte den anderen aufzuhalten. Doch auch er musste zugeben, dass die Massage zuvor etwas in ihm ausgelöst hatte, dass er gern weitergeführt hätte, wenn Nemuri und Hizashi nicht unmittelbar neben ihnen gewesen wären. Allein der Gedanke daran, schickte ein wenig Blut in eine bestimmte Richtung. „Meinst du wirklich …“ Er wollte ihn aufhalten. Immerhin war Toshinori klar, dass Shota nur seinen Schmerz unterdrücken und sich auf etwas anderes konzentrieren wollte. Oder hatte er zuvor gespürt, wie elektrisiert Yagi von seinen Berührungen gewesen war?

Doch Shota ließ ihm keine andere Wahl. Zärtlich strichen seine Hände über die nackte Haut des anderen, sodass Toshinori ein angenehmer Schauer den Rücken hinablief. Wie lange hatte ihn schon niemand mehr so berührt? Schon zuvor bei der Massage hatte er solche Gedanken unterdrückt, um seinen Körper nicht offen zeigen zu lassen, wie sehr er diese Nähe und Zärtlichkeiten genoss. Nun waren sie allerdings alleine, und er konnte es nicht mehr ausblenden und verbergen.

Auch Shota bemerkte das, als er weiter unten ankam und deutlich eine Beule in Yagis Hose spürte. Lächelnd richtete er sich auf, küsste Toshinori auf die Lippen, während sich seine Finger daran machten, den Gürtel und den Verschluss der Hose des anderen zu öffnen. „Wenn ich aufhören soll, sag einfach Bescheid“, meinte er belustigt zwischen zwei Küssen, weil er die Antwort schon kannte. Außerdem packte ihn die Neugierde, ob es stimmte, was man über große Menschen sagte.

„Das würde dir so passen“, stöhnte Toshinori und machte sich nun ebenso daran, Shota auszuziehen. Wie unfair es wäre, ihn zuerst so anzumachen und dann einfach aufzuhören und ihn unbefriedigt zurücklassen. So diabolisch hatte er den Dunkelhaarigen gar nicht eingeschätzt.
Irgendwie konnte Yagi es noch immer nicht glauben, was gerade passierte. Vor ein paar Tagen war es ihm noch so furchtbar unangenehm gewesen und unangebracht erschienen, wenn Shota seine Verletzung sah, doch nun waren alle Zweifel verflogen, genauso wie ihre Kleidung. Der Dunkelhaarige mochte ihn so, wie er war, egal ob kaputt, ausgemergelt und schwach. Mehr konnte sich der Blondschopf gar nicht wünschen. Zumindest ließ der Anblick, den der entblößte Körper des Dunkelhaarigen bot, darauf schließen, als sein Blick in Richtung der Körpermitte glitt.

„Alles in Ordnung?“, fragte Aizawa besorgt, als er bemerkte, dass Toshinoris Atmung dabei kurz ausgesetzt hatte.

„Es ist alles wunderbar“, flüsterte Toshinori verträumt grinsend, was Shota dazu veranlasste, sich ihm weiter zu nähern und seinen Körper mit Küssen zu bedecken, die Yagi schaudern ließen. Diese zarten Lippen auf seiner Haut ließen ihn immer weiter abdriften und er vergaß fast, dass sie sich auf einem Schulgelände befanden und nur ein paar Türen weiter Shotas Ziehtochter schlief und ihre Freunde und Kollegen jeder Zeit den Raum betreten könnten.

„Du bist wunderschön“, hauchte der Dunkelhaarige zärtlich, während er sanft über die große Narbe strich, ehe er Toshinori sachte dazu bewegte, sich hinzulegen und sich über ihn beugte, um sich erneut seinen Weg von oben nach unten zu küssen. Er wollte ihn verwöhnen und ihm zeigen, wie sehr er ihn bereits in sein Herz geschlossen hatte. Außerdem hatten sie doch erst heute Morgen festgestellt, dass der Jüngere eindeutig mehr Erfahrung mitbrachte, von der Yagi nun teilhaben lassen wollte.

Überrascht zuckte der hagere Blondschopf zusammen, als die zärtlichen Lippen Shotas sich plötzlich um etwas anderes schlossen. Kurz darauf entspannte er sich wieder und fiel zurück in sein Kissen, vergrub seine langen dünnen Finger in Shotas Haaren.

Es war der Beginn einer wunderschönen Nacht.

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