Regentage

Achtung Spoiler! Wer noch nicht weiß, wer Oboro ist und es lieber zuerst im Manga lesen möchte, sollte diesen Oneshot lieber nicht lesen!

Figuren: Shota, Hizashi, Nemuri, 1-A

Große Wolken, dunkel und grau, hingen über dem Gelände der Schule. Bereits seit Stunden regnete es, und es schien kein Ende in Sicht. Als ob jemand vergessen hatte, den Wasserhahn wieder zu zu drehen. Den Blick in die Ferne gerichtet, stand Shota am Fenster. An Tagen wie diesen hatte er stets das Gefühl, als ob der Himmel seine Gefühle wiederspiegelte. Gefühle, die er sich seit Jahren nicht gönnte und die er unterdrückte.

Regentage hatten etwas Melancholisches, aber ebenso einen bitteren Beigeschmack, vor allem wenn er das Datum auf dem Kalender sah. Dabei war es nur einer dieser Tage. Ein vollkommen normaler Tag, an dem es zufällig regnete. Es sollte ihn nicht kümmern, und sich schon gar nicht so auf sein Gemüt schlagen. Heute war ein Tag wie jeder andere. Es war einfach nur unlogisch, sich so zu fühlen.

„Shota! Glaub ja nicht, dass du uns heute wieder ignorieren kannst! Du gehst uns schon den gesamten Morgen aus dem Weg." Eine Stimme versuchte ihn aus seinen Gedanken zu reißen, doch er wandte seine Augen nicht von dem unbestimmten Punkt ab, den er anstarrte. Viel lieber blieb er weiterhin regungslos am Fenster stehen und hoffte, dass die Quelle des Lärms aufgab und verschwand.

Doch er vergaß ständig, dass Nemuri hartnäckiger war, als gut für sie war. „Ihr kommt heute beide zu mir! Ich lasse euch in dem Zustand auf keinen Fall allein. Und wehe du schiebst wieder eine Patrouille dazwischen!", mahnte die Dunkelhaarigen den jüngeren Mann, während sie ihre Hände in die Hüfte stemmte und vor ihn trat, in der Hoffnung, dass er sie endlich ansah. Das tat er jedoch nicht. Er wollte ihre besorgte Miene nicht sehen, die ihn musterte, ehe sie seufzte.

„Die Arbeit geht immer vor. Ich muss heute auch zur Radiostation, etwas für den Sender erledigen", mischte sich nun Yamada ein, der unfreiwillig von Kayama hinter ihr her in den Raum gezerrt worden war. Mit verschränkten Armen und ausdrucksloser Miene stand er etwas abseits, darauf wartend, endlich wieder verschwinden zu können. Irgendwie nervte es ihn, dass Nemuri ständig von ‚wir' sprach, schließlich wollte der Blonde heute ebenso seine Ruhe haben.

Kopfschüttelnd warf Nemuri ihre Arme hoch. „Nein! So geht das nicht!", schimpfte sie mit den beiden, „ihr werdet alles absagen. Gerade heute sollten wir uns Zeit füreinander nehmen!" Vor allem wenn sie an letztes Jahr dachte, war es umso wichtiger, die beiden in ihrer Nähe zu haben, um sie zu beschützen. Immerhin wurde es von Jahr zu Jahr schlimmer mit den beiden. Sie musste einfach auf die zwei aufpassen. Das war sie immerhin jemanden schuldig.

„Mic hat Recht: Arbeit geht vor!", wiederholte Aizawa, den Blick nicht vom Fenstern abwendend. Wer hätte es jemals für möglich gehalten, dass er einem Quälgeist wie Yamada jemals zustimmen würde? „Und jetzt verschwindet, der Unterricht beginnt gleich!" Tatsächlich trudelten bereits die ersten Schüler ein, und gingen zu ihren Plätzen. Argwöhnisch beäugten sie die drei Lehrer, die ein seltsames Bild abgaben. Present Mic ohne sein Lächeln, Midnight mit einer strengen Miene und Aizawa abwesender und abweisender als sonst.

Hizashi nickte und wollte sich der Tür zu wenden, doch Nemuri streckte einen Arm aus und hielt ihn zurück. „Auch wenn es schön ist, dass ihr beide einmal einer Meinung seid, bin ich dagegen. Ihr kommt heute zu mir. Keine Widerrede! Nach dem, was letztes Jahr passiert ist, lasse ich euch garantiert nicht alleine!", versprach sie ihnen, ob die beiden nun wollten oder nicht. Im Notfall würde sie ihnen einfach auflauern und sie mithilfe ihrer Macke ausknocken.

„Senpai", seufze Yamada, wich ihrem Blick aus, und versuchte ihre Hand abzuschütteln, „lass es gut sein." Ihm lagen weitere Worte auf der Zunge, dass sie Erwachsene waren und selbst auf sich aufpassen konnten, doch er wusste, dass sie es nicht gut aufnehmen würde. Schließlich hatte sie recht. Letztes Jahr war dieser Tag katastrophal verlaufen. Für Hizashi, ebenso wie für Shota. Darüber wollte jedoch keiner der beiden sprechen, oder es auch nur wahrhaben.

Doch Nemuri wollte nicht. Sie wollte es nicht auf sich beruhen lassen. Wollte nicht Gefahr laufen, nichts getan zu haben. Es stand so viel auf dem Spiel. Wie konnte sie denn etwas sein lassen und aufgeben, wenn sie nicht mit dem schlechten Gewissen weiterleben wollte, dass sie etwas hätte verhindern können? Sie wollte so etwas nicht durchmachen. Nicht erneut. „Ich werde nicht locker lassen", beharrte sie darauf, während sie den Griff um Yamadas Oberarm verstärkte.

Der Blondschopf seufzte genervt, während Aizawa mit den Augen rollte und sich von seinem Platz am Fenster abstieß. Die letzten Schüler trudelten langsam ein, und die Schulglocke ertönte. „Entweder verschwindet ihr jetzt, oder ihr stellt euch in die Ecke und hört auf mich zu nerven", zischte der Dunkelhaarige, den Blickkontakt mit beiden vermeidend, während er an ihnen vorbei zu seinem Tisch vor der Tafel schritt.

Erneut nahm Hizashi dies zum Anlass, sich losreißen zu wollen. Obwohl er eine Freistunde hatte, wollte er unbedingt noch ein zwei Dinge erledigen und die Zeit nutzen. Doch die Dunkelhaarige wollte ihn nicht loslassen. „Dann warten wir eben. Ich habe zwar jetzt Unterricht, aber meine Klasse versteht es, wenn ich meine Freunde vorschiebe", erklärte sie und bewegte sich keinen Millimeter. Sehr zum Leidwesen der beiden Männer.

„Komm schon", grummelte Yamada sauer.

Shota ignorierte die beiden jedoch, wandte sich an Iida und bat ihm mit einem einfachen Kopfnicken darum, die Klassenzimmertür zu schließen. Während der Klassensprecher der Anweisung nachkam, schlug Aizawa das Klassenbuch auf. Seine Hand begann nach einem Stift zu suchen, ehe er noch einmal aufsah, um nachzusehen, ob auch jeder Anwesend war. Ihm war nicht danach, die Bälger einzeln aufzurufen. Viel lieber wollte er heute so wenig sprechen wie möglich. Daher hatte er auch Arbeitsblätter vorbereitet, die sie alle stumm und leise bearbeiten sollten.

Doch als sein Blick durch das Klassenzimmer glitt, blieben seine Augen an einem freien Stuhl hängen. Seufzend rieb er sich den Nasenrücken. „Wo ist Midoriya?" Der Junge war bisher noch nie zu spät gekommen. Dabei war es ganz normal, dass Schüler ab und zu unpünktlich waren, doch das Problemkind war bisher immer pünktlich. Wieso musste es genau heute anders sein?

„Ich habe Deku heute noch gar nicht gesehen", sagte Ochako, während sie sich nachdenklich an der Stirn kratzte, „vielleicht hat das Regenwetter ihn aufgehalten." Anders konnte sich Uraraka auch nicht erklären, wieso gerade der Grünhaarige zu spät zur Schule kam. Immerhin war er meist der erste hier. Aber vielleicht war er auch versunken in irgendwelchen Analysen und hatte schlicht vergessen, dass das Wochenende längst vorbei und es Montag war.

„Vielleicht ist er auch krank? Das Wetter war über das Wochenende nicht das beste", begann nun auch Iida zu mutmaßen, wo sein Klassenkollege abgeblieben sein könnte. Doch Aizawas Kopfschütteln ließ seine Schultern sinken. Es lag keine Krankheitsmeldung vor, das wüsste der Klassenlehrer, und Midoriya hätte zweifelsohne auch seinen Mitschülern Bescheid gegeben, dass er krank war.

Seufzend nahm der Undergroundhero einen Stift zur Hand, um Izuku eine Fehlstunde einzutragen, als die Tür zum Klassenzimmer aufging. „Es tut mir wirklich sehr leid! Ich wollte nicht zu spät kommen!", entschuldigte sich der Ankömmling sofort, verbeugte sich demütigst vor seinem Lehrer und wollte weiter zu seinem Platz gehen.

„Stopp." Die strengen Worte des Dunkelhaarigen ließen den Grünschopf innehalten. Langsam sah Aizawa von dem Klassenbuch auf, während er den Stift wieder beiseitelegte. Aufmerksam huschen seine Augen über den Zu-Spät-Kommenden, der sich ihm langsam zuwandte. Der Junge war klatschnass. Shotas Augen verengten sich, doch als er in das Gesicht des Jungen blickte, riss er leicht die Augen auf.

Izuku hatte ein Pflaster über die Nase kleben. Eigentlich hatte er vorgehabt, vor dem Unterricht zu Recovery Girl zu huschen, um diese Verletzung behandeln zu lassen, die er sich am Wochenende beim Training zu Hause zugezogen hatte, doch etwas anderes hatte seine Pläne durchkreuzt, weswegen er viel zu spät zum Unterricht gekommen war. Als ob Midoriya ahnte, dass Aizawa ihn nur aufgehalten hatte, weil er spürte, dass etwas nicht stimmte, versuchte der Junge sofort eine unschuldige Miene aufzusetzen. „Ich ... ich ...", begann er zu stottern, ehe er den Rucksack, den er an sich gedrückt hatte, und der ebenso durchnässt war, auf dem Schreibtisch des Lehrers abstellte, „ich wollte sie nicht alleine lassen! Es regnet so viel, dass ich Angst hatte, dass sie ertrinken könnte, wenn ich sie in diesem Karton zurücklasse! Wer setzt überhaupt bei so einem Wetter so ein armes Wesen aus?" Sofort verfiel er in sein übliches Gemurmel, während er an dem Reißverschluss seiner Tasche herumfummelte und den Rucksack öffnete.

Eigentlich hatte Shota vor, seinen Schüler zum Schweigen zu bringen, und ihn in die Umkleidekabine zu schicken, damit er sich trockene Kleidung anzog. Dass er nun ebenso etwas von den Regentropfen abbekam, als der Junge den Rucksack aufriss, ließ ihn leise grummeln. Jedoch verstummte er sofort, als ein kleiner flauschiger Kopf daraus auftauchte und zu ihm nach oben sah.

Neugierig geworden, was sich in der Tasche des Schülers verbarg, trat Kayama näher heran und zog dabei Yamada einfach mit. Als ihr Blick auf das kleine Wesen fiel, ließ sie den Blonden sofort los. „Ach du meine Güte! Seht euch dieses süße Kerlchen an!", quietschte sie laut auf, und hob das kleine Kätzchen sanft hoch, „na du kleiner süßer Schatz? Bist du nicht herzallerliebst?" Vorsichtig drückte sie das Tier an sich, um wiegte es ein wenig herum. „Seht euch das an, Jungs! Ist sie nicht süß? Erinnert mich ein wenig an Sushi! Meint ihr nicht auch?", wollte sie von Hizashi und Shota wissen, ehe sie sich den beiden zuwandte.

Neben ihr stand jedoch nur mehr Yamada. Gerade, als sie sich nach Aizawa umsehen wollte, hörte sie eine Tür knallen. „Was ...?", wollte sie leicht verwirrt eine Frage äußern, die ihr jedoch im Hals stecken blieb. Der plötzliche Abgang verwirrte sie.

„Ernsthaft Nemuri?", gab Hizashi stattdessen von sich. Mit verschränkten Armen und strengem Blick sah er sie an. „Du liegst uns vor nicht einmal fünf Minuten in den Ohren, dass du dich um uns Sorgen machst und dann ziehst du so eine Nummer ab? Gerade heute?", meinte er, „sieh dir Midoriya doch mal genau an!" Verständnislos blickte sie den Blondschopf an, der sich nun ebenso zur Tür aufmachte und das Klassenzimmer verließ.

Der Blick, den Midoriya zur Schau trug war zum einen verwirrt, aber ebenso ängstlich. Hatte er gerade etwas angestellt und seinen Klassenlehrer dadurch wütend gemacht? Aber Mics Worte passten nicht. Es war unglaublich verwirrend. Vor allem als Midnight ihn mit zusammengekniffenen Augen zu mustern begann, lief er auch noch rot an, und hob die Arme, um sein Gesicht zu bedecken. Als er die Heldin jedoch seufzen hörte, ließ er sie sinken. „Alles in Ordnung? Ich wollte nicht ...", wollte er sich entschuldigen, doch er wusste nicht wofür.

Zum Glück winkte Kayama ab und ließ den Kopf sinken, ehe sie das Kätzchen auf ihre Schulter setzte. „Es ist nicht deine Schuld, Midoriya", erklärte sie ihm, „das alles war nur ein blöder Zufall." Sie begann das Tier langsam zu streicheln, während ihr Blick leicht abwesend wurde.

„Aber wieso sind die beiden nun gegangen und haben ...", begann Tsuyu zu sprechen, ehe sie kurz innehielt um nachzudenken, „naja ... Aizawa Sensei wirkte niedergeschlagen und Mic-Sensei wütend ... was ist das für ein Zufall, der sie so reagieren lässt?" Sie wusste nicht, ob es in Ordnung war, diese Frage zu stellen. Es schien hier um etwas Privates zu gehen. Allerdings minderte das nicht die Neugierde der Jugendlichen, die allesamt erwartungsvoll zu Midnight blickten, in der Hoffnung, dass sie Licht in diese Dunkelheit brachte. Immerhin verstanden die Kinder auch noch immer nicht, wieso die beiden anderen Lehrer überhaupt im Klassenzimmer standen.

Nachdenklich biss sich Nemuri auf die Unterlippe, ehe sie traurig seufzte. Sie konnte sehen, dass die Schüler sich sorgten, da sie Aizawa noch nie so gesehen hatte. Diese Reaktion war neu für sie, und da sie ihn wohl in ihr Herz geschlossen hatten, so unmöglich das auch klang, war die Dunkelhaarige ihnen wohl eine Erklärung schuldig. Aber wo sollte sie beginnen? Darüber grübelnd, lehnte sie sich an den Lehrerschreibtisch. „Nun ... es ist eine ... lange Geschichte, könnte man meinen", begann sie zu erzählen, während sie das Kätzchen von ihrer Schulter nahm und es betrachtete. Es war grau getigert, und dennoch erinnerte es sie an Sushi, den orangegetigerten Fellball, der damals ebenso an einem regnerischen Tag in ihr Leben trat. „Vor fünfzehn Jahren, oder vielleicht sind es auch schon sechzehn, ich weiß es nicht mehr so genau, war es ein Tag wie heute. Es regnete in Strömen und ein gemeinsamer Freund von Mic, Aizawa und mir kam zur spät zur Schule, weil er genauso wie Midoriya hier, ein Kätzchen vor dem Regen retten musste", setzte sie ihre Erklärung fort, „da er sich sehr oft die Nase brach, hatte er ständig ein Pflaster im Gesicht kleben und ... deine Frisur sieht seiner im Moment ziemlich ähnlich."

Da Izuku verwirrt die Augenbrauen zusammenzog, fummelte Nemuri ihr Smartphone aus der Hosentasche. Nach wenigen Handgriffen wandte sie um, und zeigte dem Jungen ein Bild. Ein Jugendlicher, ungefähr in seinem Alter, grinste ihm breit entgegen. Tatsächlich standen Midoriyas Haare im Moment ähnlich ab, da er die letzten Meter gelaufen war, und der Wind seine Frisur in eine neue Form gebracht hatte. Einige der Schüler, die in den ersten Reihen saßen, waren ebenso näher herangekommen, um das Foto zu sehen.

„Aber das erklärt immer noch nicht den Abgang der beiden", merkte Kirishima an, nachdem er ebenso den Blauhaarigen gemustert hatte. Wieso zeigte Midnight ihnen ein so altes Bild? Gab es denn keine neueren von diesem Kerl?

Nun nahm auch Kayamas Gesichtsausdruck etwas melancholisches an. „Er ist gestorben als er siebzehn war", sagte sie leise, und kraulte das Kätzchen hinter den Ohren, „genau heute ..." Ihre letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch da es still im Raum war, konnte es jeder hören. Geschockte Mienen sahen zu ihr auf, doch sie starrte auf den Boden vor ihr, um ihren Blicken zu entgehen. Jedes Jahr, genau an diesem Tag, ging es ihnen allen drei schlecht. Während Shota versuchte sich in Arbeit zu stürzen, ertränkte Hizashi seine Gefühle in Alkohol. Und Nemuri? Sie versuchte ständig den Tag damit zu bringen, sich um ihre verbliebenen Freunde zu kümmern. Mit wenig Erfolg. Schließlich war Eraserhead letztes Jahr im Krankenhaus gelandet und Yamada hatte sich die halbe Nacht die Seele aus dem Leib gekotzt. Deswegen wollte sie dieses Jahr verhindern, dass den beiden etwas zustieß.

Apropos.

„Verdammt", stieß sie wütend auf sich selbst aus, und drückte Izuku die Katze in die Hand, „ich muss die beiden suchen." Wieso hatte sie nicht sofort daran gedacht, ihnen zu folgen? Immerhin hatte Hizashi Recht. Zuvor noch war sie ihnen in den Ohren gelegen, dass sie sich gemeinsam eine Ablenkung suchen sollten, und nun war diese alte Erinnerung hochgekommen und sie reagierte viel zu langsam. Sie konnte nur hoffen, dass die beiden das Schulgelände nicht verlassen hatten.

~*~*~*~

Der Regen prasselte unaufhörlich weiter und durchnässte seine Uniform. Seine Haare klebten, ebenso wie der Stoff seines T-Shirts und seiner Hose, an seinem Körper. Doch das alles war Shota egal. Die Kälte, die in seine Knochen kroch, betäubte seine Gefühle, wofür er dankbar war. Obwohl er sich vorgenommen hatte, sich an diesem Tag nichts weiter anmerken zu lassen, hatte der Anblick eines durchnässten Schülers und einem kleinen Kätzchen ihm den Rest gegeben. Er musste weg, weit weg. Tatsächlich hatten seine Beine automatisch einen alten Weg eingeschlagen, den er seit so langer Zeit vermieden hatte.

Irgendwie fühlte es sich seltsam an, auf dem Dach, an seinem alten Platz vor der Brüstung mit angewinkelten Beinen zu sitzen. Als er das letzte Mal hier oben war, hatte er furchtbar geweint und die Welt verflucht. Damals war jung und dumm gewesen. Heute war er es letzteres wohl ebenso nach wie vor. Wie hätte er jemals annehmen können, dass der Schmerz irgendwann weniger wurde. Gerade heute tat es genauso sehr wie vor all den Jahren.

Schniefend wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht. Als die Tür zum Dach erneut aufging, und eine Gestalt näher an ihn herantrat, zog er die Beine näher an sich und wandte seinen Blick auf die andere Seite. Zu seinem Glück sprach der Ankömmling kein Wort, sondern ließ sich neben ihm auf dem nassen Boden nieder. Auch ohne aufsehen zu müssen, wusste der Dunkelhaarige, dass es Hizashi war, der ungewöhnlich still blieb. Dafür war er ihm unglaublich dankbar, obwohl er nicht verstand, wieso der Voicehero sich ebenso dem nassen Wetter aussetzte und zuließ, dass seine Kleidung, und auch seine Haare bald klatschnass waren und ans einem Körper klebten.

Lange Zeit herrschte Stille zwischen den beiden, ehe Shota schwer seufzte. „Wieso musste es gerade Midoriya sein?" Und dann auch noch gerade heute? Das Zuspätkommen, sein Aussehen und dann auch noch ein Kätzchen. Das alles reichte, damit Aizawa sich plötzlich wieder wie der unsichere Jugendliche von damals fühlte. Der Junge, der nicht einmal eine Katze retten konnte. Vielleicht war es ein weiteres Omen. Ein Zeichen, das er nur zu gerne ignorieren wollte, so wie alle anderen davor. Aber wofür? Es war alles nur ein Hirngespinst, wenn er daran glaubte, dass das Schicksal ihm eins auswischen wollte. Warum sollte es gerade ihm etwas Böses wollen? Er war unwichtig. Aber vielleicht war es auch alles einfach nur eine Strafe dafür, dass er seinen Freund damals nicht beschützt hatte.

Yamada zog ebenso die Beine an und zuckte nur kurz mit den Schultern. „Die beiden sind sich einfach zu ähnlich", murmelte er leise und mit belegter Stimme. Während er sich kleiner machte und seine Lederjacke etwas enger um sich schlang, begann er an seiner Unterlippe zu kauen. Natürlich war ihm die Bedeutung seiner Worte wohl bewusst. Auch Hizashi war es längst aufgefallen, dass Midoriya das Wohl aller anderen über sein eigenes stellte. Er trug ständig schwerwiegende Verletzungen davon, und der Blonde wusste, woran Shota nun dachte. Schließlich dachte er selbst gerade daran. „Diesmal werden wir es richtig machen. Wir passen auf, dass es nicht noch einmal passiert", versprach er und schloss den kleinen Spalt zwischen ihnen, ehe er in Schweigen verfiel.

Wie lange die beiden stillschweigend nebeneinander dasaßen, die Schultern sich berührend, wusste keiner der beiden. Irgendwann jedoch schwang erneut die Tür auf. „Seid ihr hier? Jungs?", rief eine weibliche Stimme nach ihnen. Schritte erklangen, ehe Nemuri vor ihnen auftauchte, die einen Regenmantel trug und die Kapuze über ihrem Kopf festhielt. „Seid ihr wahnsinnig? Kommt rein! Ihr seid schon komplett durchnässt, ihr werdet nur krank!", meinte sie besorgt.

Aizawa regte sich jedoch nicht, sah ihr nicht einmal entgegen. Nur Yamada versuchte sich an einem Lächeln, dass jedoch aufgesetzter und unechter nicht sein konnte. „Wieso? Das Wetter passt so gut zu unserer Stimmung", murmelte er, ehe er sich selbst auf die Zunge biss. Das Gefühl, das alles schon in irgendeiner Weise erlebt zu haben, erfasste ihn, und auch Kayama sah ihn kurz an, als ob ihr das bekannt vorkäme.

Entwaffnet davon, stolperte die Dunkelhaarige etwas zurück. Ihr war bewusst, dass die beiden mit ihren Gedanken weit weg waren, und es schwierig werden würde, sie zurück zur Treppe zu zerren. Außerdem wollte sie keine Gewalt anwenden. Doch noch während sie versuchte, einen Plan zu entwickelt, sie ins Trockene zu bringen, erklangen Schritte hinter ihr. Riesengroße und ziemlich bunte Regenschirme kamen auf sie zu. „Senseis! Sie sollten nicht hier draußen sein bei dem Regen. Sie werden alle noch krank und das wäre ungünstig. Wir müssen doch noch so vieles von ihnen allen lernen", erklärte Izuku, der näher herantrat und den Schirm hob, damit man sein Gesicht sehen konnte.

Kaum, nachdem Kayama das Klassenzimmer verlassen hatten, hatten die Schüler sich ebenso auf die Suche gemacht. Dabei bekamen sie überraschend Hilfe vom Schulleiter, der ihnen vorschlug, doch mal auf dem Dach nachzusehen und ihre Schirme nicht zu vergessen. Danach hatte er einen Teil der Klasse darum gebeten, mit zu kommen, und die anderen weitersuchen lassen, mit den Worten, sich anschließend alle im Ruheraum einzufinden. Manchmal war diese Maus einfach sehr seltsam und auch ein wenig furchteinflößend. Doch sein Tipp war unglaublich hilfreich gewesen, sodass die Jugendlichen ihre Lehrer schon bald ausfindig machen konnten. Gerade Aizawa und Mic gaben ein sehr trauriges Bild ab.

Damit die beiden Sitzenden nicht noch nässer wurden, falls das überhaupt noch möglich war, gingen Kirishima und Ochako auf die beiden zu, um ihre Schirme mit ihnen zu teilen und über sie zu halten. „Kommen Sie, es hat keinen Sinn, sich hier zu erkälten", merkte Eijiro an, während er in die Hocke ging, und seinem Klassenlehrer vorsichtig unter den Arm griff, um ihn sachte hoch zu ziehen. Immer noch abwesend vor sich hin starrend, kam Shota auf die Beine. Währenddessen half auch Uraraka ihrem Englischlehrer hoch, der jedoch etwas anwesender wirkte und sich leise bedankte.

Dankbar sah Nemuri ihnen nach, als sie an ihr vorbei gingen. Ohne die Hilfe der Jugendlichen hätte sie es bestimmt nicht geschafft, die beiden Sturköpfe nach drinnen zu bringen. Es war schon immer schwierig gewesen, an Oboros Jahrestag durch ihnen durchzudringen. Früher hatte sie noch gedacht, dass sie zumindest bei Hizashi nicht auf taube Ohren stieß, doch sie hatte schnell gelernt, dass der Blondschopf es einfach nur gut verstand, eine Maske aufzusetzen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Manchmal jedoch hatte seine Fassade Risse und man konnte dahinter blicken.

„Sie sollten auch mitkommen, es ist kalt." Die Stimme des grünhaarigen Jungen riss Kayama aus dem Gedanken. Der Jugendliche hielt einen Schirm über ihren Kopf und lächelte sie breit an. Auch wenn Izuku aus Rücksicht auf seine Lehrer das Pflaster abgenommen hatte, konnte Nemuri noch immer die Ähnlichkeiten zu Shirakumo sehen. Kein Wunder, dass Shota das Weite gesucht hatte. Gerade heute war es ein bisschen zu viel. Es warf sogar im Moment etwas aus der Bahn. Erst als Mina und Tsuyu nach ihren Händen griffen, um sie zurück ins Schulgebäude zu führen, riss sie sich aus den Gedanken los.

~*~*~*~

Der Ruheraum, oder auch Besprechungsraum genannt, in dem es sonst nur zwei Sofa und einen kleinen Tisch in der Mitte gab, wirkte anders als sonst. Ein paar Augenblicke vergingen, bis Nemuri bemerkte, was anders erschien. Er wirkte mit einem Mal viel einladender und kuscheliger! Unzählige Kissen waren verteilt worden, anstatt der zwei Sofas standen nun mehr Sitzgelegenheiten herum und es gab kuschelige Decken. Ebenso standen Tassen herum, in denen sich etwas befand, das nach dampfenden Kakao aussah. Als die Dunkelhaarige näher trat, waren ein paar Schüler längst damit beschäftigt, Yamada und Aizawa mit Hilfe von Handtüchern und den Macken von Bakugo und Todoroki trocken zu bekommen.

„Wir sollen ihnen von Nedzu ausrichten, dass er ihnen für heute frei gibt", teilte Momo den der Erwachsenen mit und warf Kayama eine der flauschigen Decken über die Schulter.

„Und wir sollen auf sie aufpassen", fügte Tenya pflichtbewusst hinzu.

„Ablenken!", verbesserte Denki ihn sofort und winkte ab, „ablenken sollen wir sie!" Sofort warf er einen bösen Blick dem Klassensprecher zu. Nedzu war doch eindeutig gewesen, dass sie nicht mit der Tür ins Haus fallen sollten. Weil Aizawa es sonst nicht gut auffassen würde.

Der Undergroundhero zeigte jedoch keine Reaktion auf die Worte, stattdessen ließ er sich auf eines der Sofas bugsieren und mit einer Decke umhüllen. Noch immer gab er keinen Laut von sich, sondern starrte nur gerade aus vor sich hin, als ob er in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen war.

Kurze Zeit später saß auch Yamada neben ihm, ebenso in eine Decke gehüllt, während nun zwei dampfende Tassen vor ihnen auf dem Tisch standen. Auch das Kätzchen war mit ihnen im Raum, saß auf dem kleinen Tisch und begutachtete den Inhalt einer Tasse. Sie war neugierig und aufgeweckt, weswegen es nicht lange dauerte und sie von der Tischplatte aufs Sofa sprang, um die beiden Männer zu inspizieren, die sie beobachteten. Hizashi war hin und her gerissen. Einerseits war es eine nette Geste, dass die Schüler sich um sie kümmern wollten und die Katze war wirklich niedlich, doch andererseits konnte er einfach nicht mehr. Er wollte alleine sein, und nicht unter Menschen; brauchte Freiraum.

Nachdem Hizashi sicher war, dass die Katze nicht auf ihm herumturnte, schlug er die Decke zur Seite und stemmte sich hoch. Seine Lederjacke hing auf einer Stuhllehne, auf die er nun zusteuerte. Doch Nemuri war schneller. Schnell griff sie danach. „Bleib hier ... bitte", flehte sie ihn an. Die Schüler gaben sich so viel Mühe und selbst Shota hatte nicht schon die Flucht ergriffen. Stattdessen streckte der Dunkelhaarige gerade langsam eine Hand aus, damit das Kätzchen daran riechen konnte.

„Ich kann nicht, bitte gib mir meine Jacke!", bat der Blondschopf ziemlich barsch, während er eine Hand ausstreckte und darauf wartete, dass Kayama das feuchte schwere Leder darauf legte. Doch das tat sie nicht. Kopfschüttelnd wich sie einen Schritt zurück. Es machte ihn wütend. Wieso konnte sie nicht verstehen, dass er nicht immer unter Menschen sein wollte?

„Bitte bleiben Sie!", versuchten nun auch die Schüler ihn umzustimmen.

Seufzend schüttelte er jedoch den Kopf. Eigentlich wollte er keine Szene vor ihnen machen. Aber er ertrug es nicht mehr. „Ich kann nicht ...", wiederholte Yamada mit belegter Stimme, „ich kann einfach nicht." Dann würde er eben ohne seine Lederjacke gehen. Solange sie feucht war, konnte er sie ohnehin nicht gebrauchen. In seinem Schrank hatte er zum Glück einen Ersatz parat.

„Tsk ... was ist so schwer daran, ihren Arsch auf das Sofa zu pflanzen und einfach den freien Tag zu genießen? Bei dem Regen können Sie sowieso nirgendwo hin", motzte Katsuki lautstark drauf los. Er und Kirishima hatten sich vor der Tür aufgebaut. Natürlich konnten sie den Profihelden nicht gegen seinen Willen festhalten, aber so einfach aufgeben wollten sie nicht.

„Genießen? Und auch noch so tun, als wäre nie etwas passiert?", wollte Hizashi von ihnen wissen, während seine Miene sich verfinsterte, „ich bin müde ... seit fünfzehn Jahren tue ich so, als wäre nichts passiert, als wäre die Welt noch in Ordnung und mein bester Freund nicht durch meine Macke gestorben. Mein Gesicht tut mittlerweile weh von all dem falschen Lächeln. Ich habe es satt! Lasst mir doch zumindest diesen einen Tag eine Pause und lasst mich in Ruhe!" Ups. So viel wollte er gar nicht preisgeben. Doch nachdem er angefangen hatte zu reden, war alles über seine Lippen gesprudelt. Die Blicke, die ihn trafen, waren allesamt geschockt. Wer konnte es ihnen auch verübeln. Er hasste sich selbst dafür, dass er nicht noch länger durchgehalten hatte, und seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte.

Schnell wollte er sich zwischen den beiden Jugendlichen hindurch zwängen, um den Raum zu verlassen, doch als sein Name plötzlich erklang, hielt er inne. „Hizashi." Es war Shota. „Es war nicht deine Schuld. Keiner der Anwesenden wusste, dass dieses Ding Macken speichern und zurückwerfen kann." Seine Stimme war nur leise, doch da niemand es wagte ein Geräusch von sich zu geben, war er genau zu hören. Dabei sah der Dunkelhaarige nicht einmal von dem Kätzchen auf, das er sanft zu streicheln begonnen hatte. „Und du musst auch nicht immer so tun, als wäre alles in Ordnung ... du wolltest es doch diesmal richtig machen", erinnerte Aizawa den Blonden an seine Worte von vorhin.

Seufzend wandte Yamada sich um, weil er seinem Ärger weiter freien Lauf lassen wollte, doch der Anblick, den Shota bot, nahm ihm jeden Wind aus den Segeln. Anstatt mit seiner sonstigen ausdrucksleeren Miene dazusitzen, hatte der Dunkelhaarige ein leichtes Lächeln auf den Lippen, während er das Kätzchen hinter dem Ohr kraulte. Das Tier schien die Zuneigung auch komplett zu genießen, da es ausgestreckt auf seinen Oberschenkeln lag und leise schnurrte. Dieses Bild war so ungewohnt. Hatte ihr kurzer Wortwechsel zuvor etwa dazu beigetragen?

So überrumpelt wie Yamada wirkte, war es ein einfaches für Katsuki und Eijirio ihn zurück zum Sofa zu führen, wo sich der Blondschopf hinsetzte. Seine Augen hingen auf dem kleinen flauschigen Wesen. „W...wenn Sie wollen, können Sie sich um das Kätzchen kümmern", gab Izuku von sich, „in unserer Wohnung sind Haustiere sowieso verboten und irgendwo muss er ja hin." Schließlich hatte Midoriya gar nicht weiter darüber nachgedacht. Es war ohnehin wichtiger gewesen, das Kätzchen zu retten und seine Verspätung nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Über die Konsequenzen hatte er sich keine Gedanken gemacht.

Shota schnaubte belustigt, während Hizashi ein wehmütiges Lächeln aufsetzte. „Er ist genauso wie er", seufzte der Voicehero und schüttelte kaum merklich den Kopf, „jedes Wesen retten wollen, ohne sich Gedanken über mögliche Konsequenzen zu machen." Shirakumo war genauso gewesen, und genau das hatte ihm das Leben gekostet. Aber was würde nur aus dem armen Kätzchen werden? Am Ende musste es wohl wieder bei Nemuri unterkommen, so wie Sushi.

Vollkommend überraschend sah Shota schließlich auf und sah Izuku direkt an. „Wir kümmern uns um sie", erklärte er, „aber nur, wenn du uns versprichst in Zukunft über mögliche Konsequenzen nachzudenken, bevor du handelst. Kein Drauf-Los-Handeln, ohne Rücksicht auf dein eigenes Leben oder deine Gesundheit zu nehmen. Niemanden ist geholfen, wenn du dich jedes Mal kaputt machst im Kampf, nur um andere zu retten." Die Schuldgefühle, mit denen die Geretteten und Hinterbliebenen danach leben mussten, waren erdrückend. So etwas sollte man niemanden zu muten. Außerdem war sein Leben viel zu kostbar, um es einfach so wegzuwerfen.

Auch wenn Izuku keine Ahnung hatte, was das alles mit dem kleinen grauen Fellknäuel auf den Beinen seines Lehrers zu tun hatte, reckte er eine Faust in die Luft und setzte eine ernste Miene auf. „Natürlich! Versprochen!" Wenn es dem Undergroundhero so wichtig war, würde er versuchen sich in Zukunft daran zu halten.

Plötzlich schien die angespannte Stimmung sich etwas zu lockern. Yamada machte es sich gemütlicher auf dem Sofa, rutschte näher an Aizawa heran, um ebenso das Kätzchen zu streicheln. „Können wir es diesmal Chicken Nuggets taufen?", fragte er belustigt und kraulte sanft den Bauch des Kätzchens.

„Du kannst doch keine Katze Chicken Nuggets nennen!", beschwerte sich Nemuri sofort, „und schon gar nicht Proteinpäckchen!" Dabei warf sie Aizawa einen bösen Blick zu. Immerhin erinnerte sie sich auch daran, dass sie dem orangefarbenen Kätzchen damals den Namen des Lieblingsessens von Oboro gegeben hatte. Diesmal würde sie es gar nicht soweit kommen lassen!

Dabei hatte Shota ohnehin anderes im Sinn. „Ich dachte eher an Rain oder ... Cloud ..." Während er seinen Gedanken aussprach, wurde er immer leiser, bis seine Worte kaum mehr zu hören waren. Irgendwie kam es ihm nun doch albern vor, das arme Tier so zu benennen. Verlegen sah er zu Boden.

„Das gefällt mir! Cloud passt auch irgendwie ganz gut", stimmte Hizashi zu und lächelte sanft. Das Fell des Tieres war leicht flauschig und es passte auch so schön zu diesem Tag. Immerhin war Oboros Heldenname Loud Cloud gewesen und seine Macke hatte mit Wolken zu tun. Auch wenn es etwas schmerzhaft war, bei dem Anblick des Katers immer daran denken zu müssen, so hatte Yamada irgendwie das Gefühl, dass es ein Neuanfang werden würde.

„Das ist so ein schöner Name! Oboro hätte er gefallen!", meinte Nemuri, die den Tisch nun umrundete, und sich neben Shota auf das Sofa fallen ließ, um ebenso das neuste Mitglied ihrer kleinen Gruppe zu begrüßen. „Cloud muss dann auch Sushi kennen lernen!" Die beiden verstanden sich bestimmt super, da war sich Kayama sicher.

Während die Schüler den drei Helden ihren Moment ließen, hatten sie alle reihum platzgenommen und die Lehrer beobachtet. Die Ablenkung schien soweit ganz gut gelaufen zu sein. Ob sie es wagen konnten, ein paar Fragen zu stellen? „Dieser Oboro klingt nach einem echt tollen Typen", stellte Mina schließlich fest, um das Thema überzuleiten. „Ja! Erzählen Sie uns doch ein wenig von ihm", bat Denki neugierig darum. Seine Mitschüler stimmten sofort zu. Seit Midnight zuvor im Klassenzimmer etwas über diesen Freund erwähnt hatte, wollten sie mehr wissen.

Während Nemuri kurz zusammenzuckte und Hizashis Miene einen traurigen Ausdruck annahm und er sich abwenden wollte, war es Shota, der sich kurz räusperte. „Oboro war unser Freund und Mitschüler. Er hat es geschafft, jeden anzuspornen und das Beste aus sich herauszuholen, egal wie sehr jemand gezweifelt hatte", begann Aizawa leise zu erzählen, ein trauriges Lächeln auf den Lippen.

Überrascht darüber, dass der Dunkelhaarige der erste war, der über Shirakumo sprach, starrte Yamada ihn zunächst nur an. Es war neu für ihn. Bisher hatte Shota nie über ihren Freund reden wollen, hatte es sogar vermieden, seinen Namen zu nennen und war Hizashi immer ins Wort gefallen, wenn er darüber sprechen wollte. Irgendetwas schien nun anders zu sein. Diesmal schien es den Blonden Überwindung zu kosten, über Oboro zu sprechen. „Ohne ihn wären wir bestimmt nicht die Helden, die wir heute sind. Obwohl wir früher auch sehr viel Unfug getrieben haben", erinnerte sich der Voicehero wehmütig zurück.

„Ooooh, erzählen Sie uns etwas davon!", bat Toru sofort, während sie auf und ab hopste. Schließlich war es unglaublich aufregend, etwas über die Schulzeit ihrer Lehrer zu erfahren.

Kurz tauschten die beiden Profihelden einen Blick aus, ehe sich ein Lächeln auf Hizashis Lippen stahl und er nickte. Sein Ärger von eben war bereits verflogen und so begann er tatsächlich von alten Tagen aus ihrer Jugend zu berichten. Ab und zu trug auch Shota etwas dazu bei. Über all das zu sprechen und wieder ebenso an die schönen Erlebnisse zu denken, half ihnen enorm, um den Jahrestag einer Tragödie zu überstehen. Es füllte zwar nicht das Loch, dass Shirakumo hinterlassen hatte, doch es half dabei, Brücken über jenen Krater zu schlagen, den sein Ableben hinterlassen hatte.

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