Rubin

Kapitel 8 - Rubin

Shoto POV.

Ich betrat die Küche, wo Katsumi gerade Ahornsirup über einen Stapel Pancakes goss.

Sie hob ihren Blick und lächelte mich an.

"Schön, dass du da bist! Katsuki will nicht mit uns frühstücken, aber was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Also können wir entspannt zu zweit die Pancakes genießen", erzählte sie glücklich.

Wir setzten uns an den Tisch und sie schob mir meinen Teller zu, wo sich sicher sechs Pancakes stapelten und alles schön mit Sirup und Beeren verziert war.

"Das sieht total lecker aus! Dankeschön", sagte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Sie grinste und stach mit der Gabel in ihren Stapel und nuschelte mit vollem Mund: "Übrigens habe ich das Gefühl, dass es Katsuki schon wieder besser geht. Gestern Abend hab ich mir noch Sorgen gemacht, weil er so fertig hier ankam, dabei schien er heute morgen richtig glücklich, als in die Küche kam."

"Echt? Woran genau hast du das festgemacht?", hakte ich nach.

"Na ja, er kam hier richtig lächelnd rein und hat leise irgendwas gesummt. Als er mich bemerkt hat, hat er zwar aufgehört zu summen, aber das Lächeln hatte er trotzdem die ganze Zeit drauf, während er sich Kaffee gemacht hat", erklärte Katsumi.

Ich starrte auf meine Pancakes.... Er war zwar gerade zu mir ganz anders, aber der Gedanke, dass er vielleicht wegen dem von letzter Nacht so lächelte, ließ mein Herz ganz schnell schlagen...

"Ich frage mich trotzdem, was gestern Abend los war... Er war so seltsam", murmelte Katsumi, während sie eine Himbeere mit ihrer Gabel aufspießte.

Ich lächelte.

"Es ist süß, wie du dir Sorgen um ihn machst. Aber ich glaube, Katsuki lässt sich nicht so leicht unterkriegen und wenn es ihm wirklich nicht gut ginge, würde er mit dir reden. Immer hin ist er dein Bruder", versuchte ich sie aufzuheitern.

Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und sie drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange.

"Dankeschön, dass du mich aufheiterst", sagte sie lächelnd.

Dann stand sie auf, um den Kaffee zu holen. Ich stocherte auf meinem Teller herum und spießte ein paar Beeren mit meiner Gabel auf.

Wieso konnte ich nicht aufhören, an gestern Nacht zu denken? Es war nun wirklich nichts besonderes passiert, außer dass Katsuki sich an meiner Schulter ausgeweint hatte. Ich hatte ihn im Arm gehalten... seine weichen Haare an meiner Haut gespürt... und er hatte sich bei mir bedankt.

Ein "Danke" hätte ich wirklich nicht von jemandem wie Katsuki erwartet, aber vielleicht hatte er ja doch Seiten, die ich noch nicht kannte. Und die ich kennenlernen wollte....

Ich schüttelte den Kopf.

Hör auf, so zu denken, Shoto. Alles, was gestern passiert ist, solltest du einfach vergessen! 

"Schmecken dir die Pancakes nicht? Du starrst sie so wütend an", wollte Katsumi wissen, als sie die Kaffeetasse vor mir auf den Tisch stellte.

"Nein nein, das ist es nicht! Sie schmecken wirklich gut. Ich bin nur irgendwie... in Gedanken", beeilte ich mich zu sagen.

Sie setzte sich wieder neben mich und wir aßen gemeinsam. Die Pancakes schmeckten wirklich himmlisch und auch der Kaffee war wirklich gut. Für eine kurze Zeit konnte ich Katsuki aus meinen Gedanken verbannen und mich vollständig auf Katsumi konzentrieren.

"Was hälst du davon, wenn wir nachher zusammen was kochen? Bevor du dann wieder nach Hause gehst, müssen wir die Zeit so gut sie möglich nutzen", schlug Katsumi vor.

Ich stimmte ihr nur zu gerne zu. Nach dem Frühstück räumten wir die Küche auf und einigten uns schließlich darauf, Katsudon zu kochen.

Ich wusste, dass Katsumi Soba nicht mochte und schlug mein Lieblingsessen gar nicht erst vor. Wir hatten schon einmal eine langwierige Disskussion, warum man Soba kalt essen sollte, wenn man sie auch gar nicht essen könnte und ich hatte keine Lust auf ein weiteres Gespräch dieser Art.

Stattdessen kochten wir Katsudon; Katsumis Lieblingsessen, das wir in der Zeit, in der wir zusammen waren, bestimmt schon tausendmal gekocht hatten. Wir hatten sogar alle Zutaten zu Hause.

"Wir sollten wirklich an deinen Kochkünsten arbeiten", tadelte Katsumi, als sie eine Eierschale aus dem Ei fischte, die ich mit in die Pfanne hatten fallen lassen.

"Ich gebe mir ja Mühe", sagte ich leise und gab ihr das Salz und das Pfeffer, damit sie das Ei würzen konnte.

"Weiß ich doch", schmunzelte sie und küsste mich kurz. "Kannst du den Reis in den Reiskocher machen? Ich bin nur kurz auf Toilette."

Sie verschwand aus der Küche und ich öffnete die Packung Reis, um sie in den Reikocher zu schütten.

Ich hob meinen Blick, als jemand die Küche betrat. Katsuki stoppte kurz in der Tür, als er mich bemerkte.

"Oh, hey... Ich wusste gar nicht, dass du noch da bist", stellte er fest, während er nun ganz in die Küche kam. 

"Ich fühle mich geehrt, dass du mich noch nicht aus dem Haus geworfen hast", sagte ich schmunzelnd.

Ich wusste, dass er warscheinlich gerade die Augen verdrehte. Ich musste ihn nicht ansehen, um das zu wissen.

"Ihr kocht Katsudon? Habt ihr das nicht erst letzte Woche irgendwann gemacht?", fragte Katsuki mit einem Blick auf den Reiskocher.

"Ja, aber es ist doch Katsumis Lieblingsessen. Also kochen wir es regelmäßig", erklärte ich und stellte den Reiskocher an.

"Aber dein Lieblingsessen ist es nicht", stellte Katsuki klar. "Und nur weil Katsumi keine kalten Soba mag, musst du nicht immer nur das kochen, was sie gerne hat."

Überrascht sah ich ihn an. Katsuki schien selber über seine eigenen Worte überrascht und sagte schnell: "Vergiss, was ich gesagt habe. Ich rede nur Unsinn!"

Dann lief er zu einem Küchenschrank. Ich starrte den Reiskocher an, als könnte er mir sagen, was hier vor sich ging. Warum war ich so nervös, seit Katsuki den Raum betreten hatte?!

Ich wagte einen kurzen Seitenblick zu Katsuki. Er streckte sich gerade nach dem obersten Fach, um eine Tasse zu erreichen, aber er schaffte es nicht ganz.

Ohne groß nachzudenken, ging ich zu ihm herüber und stellte mich direkt hinter ihn. Eine Hand legte ich an seinen unteren Rücken, um nicht komplett gegen ihn zu fallen. Unser Größenunterschied war nur minimal, vielleicht zwei Zentimeter, doch das reichte aus für mich, um die Tasse zu erreichen.

"Bitteschön", sagte ich und reichte sie ihm, ohne von ihm wegzutreten.

"Äh... da-danke..", stammelte Katsuki und nahm sie entgegen. Dabei berührten sich unsere Finger und ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken.

Seine roten Augen blickten tief in meine und ich vergaß für einen Moment, wie man atmet. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, sodass ich Angst hatte, er könnte es hören. Ich wollte ihm sagen, dass seine Augen wunderschön waren... dass sie mich an zwei Rubine erinnerten, die von der Sonne angestrahlt wurden.

Doch in dem Moment hörte man jemanden die Treppe herunter laufen und es war, als würde eine Blase platzen. Katsuki trat einen Schritt von mir weg und ich zog meinen Arm zurück. Schnell lief ich ans andere Ende der Küche zu dem Reiskocher und tat so, als würde ich irgendwas daran machen.

Katsumi kam in die Küche und blieb abrupt stehen, als sie Katsuki entdeckte. Dann glitt ihr Blick zu mir.

"Ich bin überrascht... Seit wann könnt ihr in einem Raum sein, ohne zu streiten?", fragte sie verdutzt.

"Ob du's glaubst oder nicht, Schwesterherz, auch wir können uns einfach mal ignorieren, wenn wir keinen Bock aufeinander haben", sagte Katsuki mit seiner üblichen arroganten Tonlage.

Er funkelte mich provozierend grinsend an und ich verstand. Dieses Spiel spielten wir also! Ich grinste.

"Ja, manchmal muss ich mich einfach nicht auf sein Niveau herunterlassen und mit ihm reden", gab ich zurück.

"Ich würde eher sagen, es wäre zu schwer für dich, auf mein Niveau aufzusteigen. Kann ich aber auch verstehen. Ist eben schwer, so toll zu sein, wie ich", war seine Antwort.

"Wer's glaubt", antwortete ich.

Katsumi schüttelte den Kopf. "Ich hätte einfach nichts sagen sollen, oder?"

Ich wand mich wieder dem Reiskocher zu und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Ja, solche schlagfertige Konversationen passten zu uns.
Das, was da vorhin passiert war, sollten wir einfach vergessen.

1335 Wörter

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