Kapitel 2.6 - Er
Dass ich die Männer vor den Awards geschnappt hatte , war nun ganz groß in den Nachrichten. Praktisch auf jeder Titelseite. Dabei war nicht viel dabei gewesen.
Die Awards waren abgesagt worden und jeder , der auch nur ansatzweise einen Schluck an diesem Abend getrunken hatte, musste ins Krankenhaus, um einen Blutest zu machen.
Das Krankenhaus hab allen Promis einen extra Krankenflügel zur Verfügung gestellt und es wurde alles auf schärfste überwacht.
Ich bekam viele Anfragen für Interviews, jeder wollte als erstes mit mir reden und so kam es , dass Ellen Degeneres mich für den kommenden Tag einlud.
Nimm deine Freundin mit , hatte sie mir geschrieben und ich hatte laut aufgeseufzt.
Mein Manager hatte sich im Auto umgedreht und mich fragend angeblickt.
Ihm schien die viele kostenlose Publicity für mich gut zu gefallen, was ich nicht gerade behaupten konnte.
Ohne Ella hätte ich das niemals herausgefunden.
Natürlich wollte Andrew, dass ich das Interview mache, also habe ich Ellen zugesagt. Ich mochte sie.
Ich hatte ihr viel zu verdanken.
Als ich am nächsten Morgen aufstand, um mich zu duschen, konnte ich gar nicht aufhören, an Ella zu denken.
Heute würde sie mit mir das Interview geben. Das war das erste Mal mit ihr in einer richtigen Talkshow und dann noch bei Ellen.
Ich zog mir eine graue Jeans, ein weißes Hemd und schwarze Boots an.
Dazu noch einen schwarzen Gürtel und etwas Haargel in die Locken, Gucciparfum und fertig war ich.
Ein schwarzes Wagen holte mich ab, Andrew saß drin und dann fuhren wir los. Wie würden Ella dort treffen.
Ca. 15 Minuten später waren wir auch schon da und einige Mitarbeiter der Show nahmen uns gleich in Empfang und führten uns zu meiner Garderobe.
Und wer saß da schon auf dem Stuhl, wunderschön wie immer?
Ella Hill.
Ich hasste es, dass sie so gut aussah. Denn das machte sie so unwiderstehlich.
Jedes Mal, wenn ich sie sah, konnte ich nicht anders, als daran zu denken, wie sich meine Lippen auf ihren anfühlten.
Sie trug ein weißes, knielanges Kleid aus Spitze mit langen Ärmeln. Um ihre Narbe zu verstecken , dachte ich und mir wurde sofort schlecht.
„Hey!", sagte ich und kam auf sie zu, um sie zu umarmen.
Aber sie stand lediglich auf, nickte mir zu und reichte mir ihre Hand. Erschrocken blickte ich auf ihren ausgestreckten Arm und die zarte Hand, die ich ergreifen sollte und sah sie mit offenem Mund an.
Ich ergriff also ihre Hand, blickte ihr beim Schütteln intensiv in die Augen. Aber sie wich dem Blick nicht aus, wie erwartet.
Wir schauten uns lange an. Wie lange wusste ich nicht. Es fühlte sich wie Stunden an, aber es könnten auch nur einige Sekunden gewesen sein.
In dem Moment streckte ein Mann seinen Kopf durch die Tür. Er trug eine blaue Kappe mit der Aufschrift „Ellen' Crew".
„Noch 5 Minuten.", sagte er, dann verschwand er auch schon wieder.
Unsicher blickte ich zu dem brünetten Mädchen neben mir. Ich hatte erst jetzt so richtig ihre andere Haarfarbe realisiert. Durch die dunklen Haare kamen ihre blauen Augen noch mehr zur Geltung.
Ohne etwas zu sagen, ging Ella voraus und ich folgte ihr einfach.
Wir standen hinter der Bühne und konnten auf einem Bildschirm das Geschehen verfolgen.
Ellen saß wie gewohnt auf ihrem weißen Stuhl und brachte das Publikum zum Lachen.
„Jetzt müssen wir aber kurz ernst werden, Leute.", sagte sie dann und es wurde ruhig im Saal.
„Immer mehr wird mit K.O.-Tropfen gehandelt. Sie verbreiten sich unterm Volk und werden in Getränke gemischt. Sie sind gefährlich und wirken wie eine Betäubung. Solltet ihr auf eine Party gehen, lasst euer Getränk niemals irgendwo stehen und nehmt am besten auch keine von Fremden an.
Gestern bei der Awardshow gab es einen ähnlichen Vorfall. Eine Gruppe von Männern hat fast alle prominenten Besucher mit K.O.-Tropfen außer Gefecht gesetzt und versucht, ihnen ihre Wertsachen abzunehmen. Und nun haben wir bei uns den jungen Mann, der rechtzeitig die Lage erkannt und die Polizei gerufen hat. Herzlich Wilkommen, Shawn Mendes!"
Der Applaus ertönte und ich lief nach draußen, woraufhin einige anfingen zu kreischen.
Wir begrüßten uns freundlich und es war ehrlich, denn wir waren gute Freunde geworden in der langen Zeit, in der wir uns schon kannten.
„Also Shawn, du hast gestern einen der Männer überfallen und die Polizei gerufen, habe ich gehört. Erzähle uns doch mal, was passiert ist, denn das klingt ja, als wärst du ein richtiger Held.", sagte sie und blickte mich interessiert an.
Ich lachte.
„Heldenhaft war daran gar nichts. Eigentlich war ich gestern Abend da, um einen neuen Song von mir zu performen und einen der Awards zu verleihen, denn nominiert bin ich ja nicht gewesen."
Sie nickte.
„Und dann haben wir plötzlich diese Stimmen gehört und da waren zwei Männer, die sich sehr offensichtlich über ihr Vorhaben unterhalten haben.
Ich sag dir, als der vorbei kam, ist mir beinah das Herz in die Hose gerutscht, denn was wäre, wenn er geschnallt hätte, dass wir ihn belauschen?"
„Wow, die Jungs waren wohl nicht so undercover wie es schien."
Sie lachte und mit ihr die Leute. Warum auch immer. Aber die lachten hier wegen allem.
„Aber wer ist denn ‚wir' , Shawn?"
„Oh äh... Meine Freundin.", meinte ich dann.
Offiziell waren wir ja noch zusammen.
„Ohhh, hat sie dir geholfen ?"
Nein hat sie nicht.
„Ja, das hat sie. Sie hat nach den Leuten geschaut und die K.O.-Tropfen gesucht und ich bin raus, um mit der Polizei zu telefonieren", erzählte ich.
Das war wenigstens die halbe Wahrheit, denn eigentlich war sie abgehauen, weil ich herausgefunden habe, dass sie versucht hatte, sich umzubringen.
„Und wie ich gehört habe, ist sie auch hier, wollen wir sie mal holen? Ich durfte sie schließlich noch gar nicht kennenlernen.", meinte Ellen und ich nickte. Was hatte ich denn auch für eine Wahl?
In dem Moment kam Ella um die Ecke und lächelte der jubelnden Menge zu.
Rampenlicht stand ihr wirklich gut.
Die beiden begrüßten sich ebenfalls mit einer Umarmung und dann setzte sich Ella eng neben mich und ich legte meinen Arm um sie. Ihre Nähe Tag so gut, aber ich merkte, dass ihr die Situation unangenehm war, denn sie hatte sich bei unserem Körperkontakt unmerklich kurz angespannt.
„Also Shawn, beide deine Lieblinge hast du dir mit einem ähnlichen Namen ausgesucht: Ella und Ellen, das passt doch 1a nicht wahr?"
Alle im Raum lachten, sogar Ella und ich.
„Also, ich weiß, ihr habt schon unzählige Male erzählt, wie ihr zusammengekommen seid, also werde ich das nicht mehr fragen. Aber wie läuft denn eure Beziehung zur Zeit? Ihr wart ganz schön lange von der Bildschirmfläche verschwunden."
Wir schauten uns beide kurz an.
Sie bedeutete mir mit einem Blick, dass ich antworten sollte.
„Unsere Beziehung läuft sehr gut zur Zeit. Wir haben einen Song geschrieben, den wir bald performen möchten, das sollte-"
„Ooohhhh gibt es schon ein neues Datum ?", unterbrach Ellen mich.
„Nein, eigentlich war das für gestern geplant gewesen.
Wir waren sehr lange nicht in der Öffentlichkeit, da es einen Vorfall gab und ich denke, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass wir nur ungern darüber reden wollen. Es war eine sehr harte Zeit, aber es geht uns gut. Ich weiß genau," ich griff nach Ellas Hand und blickte sie an,
„dass Ella die Richtige für mich ist."
Ein Seufzen war vom Publikum zu hören, alle waren gerührt von meinen Worten, aber ich hatte es nicht gespielt oder einstudiert.
„Das ist wirklich süß, ihr zwei, sag mal, Ella, wie denkst du darüber ? Übrigens steht dir deine neue Haarfarbe hervorragend."
Bisher hatte das Mädchen noch nichts gesagt.
„Danke, Ellen. Ja, um ehrlich zu sein, bin ich nie der Mensch gewesen, der sich von jetzt auf gleich verliebt, aber bei uns war es irgendwie anders. Von Anfang an war da irgendwie eine Verbindung gewesen und ob Shawn der Richtige ist, kann ich nicht sagen, da ich zuvor noch keine Beziehung gehabt habe, aber ich weiß, dass ich ihn über alles liebe."
Ein erneutes Seufzen.
Und Ella Worte ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Sagte sie die Wahrheit?
„Höre ich da etwa die Hochzeitsglocken?", fragte die Moderatorin gespannt.
Ella lachte und ich verkrampfte mich immer mehr.
„Nein, noch lange nicht.", antwortete sie.
„Obwohl er mich, um ehrlich zu sein, schon einmal gefragt hat."
„WAS?", rief Ellen und klatschte in die Hände.
„Das heißt, du hast abgelehnt?"
„Ja, das habe ich.", erzählte die Brünette in meinen Armen schmunzelnd über den Gesichtsausdruck der Moderatorin.
Mir ging es genauso wie ihr, mir fiel fast die Kinnlade runter. Wie konnte sie das nur erzählen?
„Ja erzähl doch mal, wie hat er dich gefragt und warum hast du nein gesagt?"
„Der Moment war einfach unpassend. Ich hätte ihn gerne angenommen, aber es hat einfach nicht gepasst."
Nun blickte sie mich an.
„Tut mir leid."
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