Kapitel 1

Ich sitze in der Küche, Marmeladenbrot in der Hand. Die Uhr an der Wand tickt so laut, dass ich meine eigenen Gedanken nicht hören kann. Es ist 13:43 Uhr. Vor ungefähr 25 Minuten saß ich noch in der Schule, hektisch darauf wartend, dass ich endlich erlöst werde.

Die Schule, mein persönliches Höllenloch. Normalerweise hat jede Person etwas, worauf sie sich in der Schule freuen kann. Ob das nun die verrückten Pausen mit den Freundinnen sind, oder der witzige Unterricht bei dem lässigsten Lehrer der Schule.

Doch bei mir ist das nicht der Fall. Ich habe sieben persönliche Teufel, die es am besten verstehen, mich in diesem Höllenloch noch weiter zu quälen. Das Lustige daran ist, dass sie sich "Freundinnen" in meiner Clique nennen.

Diese Teufel schreiben einem vor, was man zu tun und zu sagen hat, in einer Weise, die sich nicht ignorieren lässt. Als ich es einmal wagte, diese Regel zu missachten und ihnen zu widersprechen, wurde ich hochkant aus der Gruppe geworfen und es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich nicht mehr Staatsfeind Nummer eins war.

Teufel Nummer eins, zwei und drei, auch bekannt als Jeanette, Casey und Zoë oder das tödliche Trio. Immer die besten Noten, die Anführer der Clique und mein persönlicher Albtraum. Witzigerweise waren die Drei sogar mal meine besten Freundinnen, aber dann habe ich die Klappe aufgerissen und die Blase der Scheinfreundschaft ist zerplatzt. Jedenfalls könnte man das so sagen, als ich weinend auf der Mädchentoilette saß und sich Casey und Jeanette auf dem Klodeckel stehend und über die Wand gebeugt über mich lustig gemacht haben.

Oder als ich es mir einmal angemaßt habe, mit den Jungs zusammen zum Sportunterricht zu laufen und mit ihnen zu lachen und nicht sofort zu meiner Clique zurück zu kehren, wurde ich direkt für zwei Tage ausgeschlossen und strikt ignoriert, bis dann am Samstagabend ein Kriegsrat über Skype abgehalten wurde, bei dem nach einer langen Diskussion beschlossen wurde, dass sie versuchen würden mir zu verzeihen. Natürlich haben Jeanette, Casey und Zoë das alles angezettelt.

Teufel Nummer vier, ich nenne sie auch Giftspritze oder bei ihrem richtigen Namen Lucy, legt fest, wer welche Sachen kaufen darf, denn niemandem ist es erlaubt, etwas zu besitzen, das auch sie hat (Das Miststück ist nämlich reich). Wenn es jemand wagt, eines ihrer tausenden Kleidungsstücke oder Handtaschen nachzukaufen, wird sie zur mordenden Furie und lässt nichts unversucht, um einen vor den anderen schlecht dastehen zu lassen.

Oder wenn man mal aus Versehen in sie hinein läuft und sich danach selbstverständlich direkt entschuldigt, sieht sie einen entweder mit ihrem Bitch-Blick an oder gar nicht, erwidert nichts und schüttelt nur den Kopf. Aber sie darf natürlich jeden schubsen und schlagen so oft sie will und braucht sich nicht zu entschuldigen. Ich sag nur: Gegen jemanden mit gezinkten Karten kann man nur verlieren.

Teufel Nummer fünf, die Giftspritze Untergestellte Michelle, die sich auch Lucys beste Freundin nennt. Große Klappe, nichts dahinter und sie zieht alles ins Lächerliche. Außerdem zieht sie sich an, als würde sie auf ihre Geschlechtsumwandlung warten. Alles in allem ist zwar nicht die Schlimmste, aber immer noch ein Biest.

Wie zum Beispiel, als ich den Job, mich um die Schulbücherei zu kümmern und dort die Aufsicht zu halten, bekommen habe, hat sie sich permanent darüber lustig gemacht. Sie hat sich mit ihrem Mannsweib-Pulli und ihren hässlichen Ringen an jedem Finger auf den Ledersessel hinter dem Schreibtisch gesetzt, die Unterlagenschublade der Bibliothek aufgemacht (was ihr als Nicht-Mitglied des Büchereidienstes strengstens untersagt ist), und hat wieder einen ihrer unnötigen Kommentare gebracht: "Jetzt mach' ich hier den Büchereidienst, weil das ja so schwere Arbeit ist, für die man unbedingt bezahlt werden muss." Dabei warf sie mir einen vielsagenden Blick zu. Nett, wie sehr sie mir den Job gönnt.

Teufel Nummer sechs und sieben, Bella und Tara, beide an sich nicht wirklich gemein, aber keine von ihnen hat den Anstand oder den Mut, gegen die anderen zu rebellieren. Allein das macht sie zu Verräterinnen.

Sie stehen einfach nur da, wenn die anderen einen fertig machen und sagen nichts. Aber wenn man mit ihnen alleine ist, lästern sie über  die Mädchen ab, sagen wie sehr sie das alles stört und wie gerne sie ihnen mal die Meinung geigen würden, aber tun würden sie es nie. Typisch.

Und von den Jungen in meiner Klasse brauche ich gar nicht erst anfangen. Das sind alles eingebildete Arschlöcher, die man am besten in die Klapsmühle stecken sollte.

Auch zu Hause finde ich keinen Halt, denn meistens sitze ich allein in meinem Zimmer und schaue mir Videos auf YouTube an, aber darüber bin auch froh, sonst würde mich wahrscheinlich mein psychischkrankes
Stiefmonster foltern. Oder ihr Troll von Tochter, die immer vorgezogen wird, egal was passiert. Ich glaube, wenn meine Familie auf einer einsamen Insel festsitzen würde, wäre ich die Erste, die gegessen werden würde.

Die Einzige, die mich momentan vom Durchdrehen abhält, ist Miranda, die Aussenseiterin der Gruppe, die mit den Jungs abhängt und deshalb von meiner Clique gemobbt wird, was ich natürlich nicht gutheiße, aber was soll ich schon machen? Wenn ich etwas dagegen sagen würde, würden die anderen mich nur wieder ignorieren. Und dann müsste ich mich wieder entschuldigen. So wie eigentlich immer. Für alles, was ich tue oder sage. Oder ich müsste mich rechtfertigen. Und die Entschuldigungen, die man ihnen gegenüber tausendfach ausspricht, bekommt man nicht einmal zurück.

Oder ich stehe allein da, Jeanette gibt mir wieder diesen eiskalten Blick, bei dem man merkt, dass sie kein Herz hat und alle lästern über mich.

Eigentlich kann ich nicht verstehen, warum sie nicht mit Miranda klar kommen, da sich so ziemlich jeder aus unserer Stufe blendend mit ihr versteht. Wahrscheinlich sehen Jeanette, Casey und Zoë sie einfach als Rivalin um ihren Königsthron an und versuchen sie deshalb in ihre Schranken zu weisen.

Aber Miranda lässt sich nicht unterkriegen, sie tröstet mich immer, wenn es mir in der Schule nicht gut geht beziehungsweise wenn ich mal wieder allein bin. Trotzdem würde ich uns nicht direkt als Freundinnen bezeichnen.

Ich höre den Schlüssel, der sich im Schlüsselloch der Haustür dreht, und schrecke hoch aus meinen Gedanken. Die Doc Martens meines Vater hallen im Flur über die Fliesen. Es quietscht. Die Küchentür öffnet sich. Ich höre, wie mein Stiefmonster, Caryl, die Treppen hoch watschelt, die Stufen knarzen unter der schweren Belastung ihres hohen Körpergewichtes.

Mein Vater steht mit ernster Miene in der Tür.

"Ich muss dir etwas sagen, Mary-Jane."

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Eure Hugdealers xx

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