~Seventeen~
Aber dann wurde mir in den nächsten Sekunden wieder eins bewusst:
Eine einzige Sekunde ohne Konzentration kann gravierende Folgen haben.
Und das merkte ich als der graue Sternenjäger von einem großen Laserstrahl erfasst wurde und Feuer fing.
„LIA!!!"
Manchmal können Bruchteile von Sekunden dein ganzes Leben ändern. Es kann alles auf den Kopf stellen, Dir alles nehmen, was dir wichtig war und dich leiden lassen.
Und ich wusste noch nicht mal, was gerade überhaupt passiert.
Und als ich es realisierte durch den Feuerball, der im Sturzflug auf uns zu geflogen kam, da schoss mir das Adrenalin in alle Venen.
„IN DECKUNG!!!", brüllte Meister Kenobi, zog Männer hinter sich her und rannte.
Wenn Meister Skywalker mich nicht weggezogen hätte, dann stünde ich wohl noch immer da.
„CRYSTALIA BEWEG' DICH MAL! SCHWING DEINE BEINE!!!", brüllte er zu mir, als ich hinter ihm her stolperte und fast hinfiel.
Gerade als wir bei Kenobi und fast allen anderen Männer waren, die auch bei uns hinter dem Felsen waren, angekommen waren, hörte ich nur ein lautes Krachen und Schreie. Obwohl ich eigentlich hoffen sollte, dass es keine Schreie von Troopern waren, hoffte doch eine Seite in mir, dass sie nicht von Lia kamen und dafür schämte ich mich gewaltig. Ich hasste mich dafür.
Aber ich hätte mich nicht umdrehen sollen.
Denn was ich sah war einfach nur schrecklich.
Lias Jäger hatte wohl Trooper mitgerissen, die halb zerrissen und verletzt darunter begraben lagen, schrien und sich versuchten vor den Flammen, die den Jäger umgaben, zu schützen, doch es war alles schon verloren.
Wahrscheinlich war sie schon tot, aber ich konnte etwas noch spüren. Ich hätte es gespürt, wenn sie gegangen wäre.
„Crystalia? Crystalia, geht es dir gut?", fragte mich Kenobi und stellte sich vor mich, sodass ich nur noch rechts an ihm vorbeisehen konnte, wo Bomber und Jäger gerade die Droiden in Staub und Asche verarbeiteten.
Sie darf nicht tot sein...Sie ist nicht tot. Sie lebt.
„J-Ja...Mir...Mir geht es gut."
„Was ist mit deinem Bein?"
„Schon längst vergessen."
„Bist du dir sicher?"
„Ja! Zur Hölle, ja! Mir geht es gut und so bleibt es auch! Wem es aber nicht gut geht, ist Lia! Ihr Sternenjäger steht in Flammen und wir müssen ihr helfen!"
„Crystalia...Sie ist vielleicht schon verloren."
„Nein. Das ist sie nicht. Und..."
Cody.
Lia war seine Freundin.
Und ich drehte mich panisch zum ihm um.
Er saß um Felsen angelehnt, neben ihm Rex, der auf ihn einredete, was man nicht hören konnte, da er auf den internen und privaten Komlink geschaltet hatte. Ich spürte seine Sorge, seine Angst und seine Trauer, denn er dachte bereits, dass sie tot ist. Aber das war sie nicht. Das wusste ich.
„Hey, war das nicht Marlias Sternenjäger? Oder täusche ich mich?", kam Wolffe nun auch noch angerannt, auch voller Sorge um den Commander aus seinem Team von Plo Koon.
„Ja. Das war er. Wolffe, komm mit. Wir retten Sie."
„Crystalia, sie ist schon tot! Lass es dich nun nicht auch noch treffen!", brüllte Kenobi noch hinterher, doch da wären wir schon weg,
„Scheiße...Das sieht ja schlimmer aus, als ich gedacht habe...", entfuhr es Wolffe.
Die Flammen waren fast so dicht, dass man das Cockpit nicht mehr sehen konnte, doch noch bevor ich genauer hinsehen konnte, packte mich plötzlich etwas am Bein.
Es war ein Trooper und...
Spencer.
„Ma'am...helfen Sie mir...bitte...", keuchte er und sah mich aus seinen Angst erfüllten Augen an; den Helm hatte er wohl verloren.
Und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Vielleicht bestand sein Körper nur noch aus zwei Hälften und ihm war nicht mehr zu helfen, aber wobei ich mir sich war, war, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gab.
Also trat ich zurück, streckte bei meine Arme nach vorne aus und griff zu der Macht, denn zu dem Zeitpunkt brauchte man sie. Ich benutzte sie zwar nicht gerne, aber das war ein Zweck von vielen, wofür sie gut war.
Der brennende Jäger bewegte sich, schwebte in der Luft und setzte ein paar Meter neben Spencer wieder auf.
Doch ich wagte es nicht auf seinen Körper zu schauen, denn den Anblick wollte wahrscheinlich keiner sehen. Er ging bereits von uns, das spürte ich und alles, was ich noch tun konnte, war seine Schmerzen zu lindern.
Ich kniete mich zu ihm auf den Boden, hob seinen Kopf an und legte ihn auf mein Bein.
Er blickte mir in die Augen.
„Danke...Ma'am...", keuchte er und seine braunen Augen funkelten nass. Tränen liefen ihm aus dem Augenwinkel, aber auf seinem Gesicht lag immer noch ein warmes, trauriges Lächeln.
„Es ist nicht schlimm...Meine Brüder werden drüber wegkommen. So viele Freunde habe ich gar nicht..."
Und das brach mir fast das Herz.
„Shhh...Es wird alles gut, Spencer."
Meine Sinne streckten sich nach ihm aus, leiteten die Kraft der Macht in seine Venen und diese griff an die Stellen, wo er Schmerz verspürte, was sich für ihn wahrscheinlich so anfühlte, als würde er unter Schmerzmitteln stehen.
„Die...Die Schmerzen...Sie sind.."
„Ich weiß. Aber sag mal: Wie heißt dein bester Kumpel?"
„Hawk, Ma'am."
„Nenn' mich einfach Crys. Das machen die anderen auch. Du kommst aus dem Wolfsrudel, nicht wahr?"
„Ja...Crys."
„Was war dein bestes Erlebnis?"
„Ähm..."
Sein Geist schwand und streckte sich nach der Ewigkeit aus, nach einem Ort, von dem ich noch nicht wusste und deshalb strich ich ihm über die Wange.
„Einmal...da waren wir im Outer Rim auf Mission...und...Hawk...und ich...wurden..."
Spencer schloss seine Augen. Sein Geist ging aus seinem Körper und zurück blieb nur noch seine Hülle, denn der echte Spencer war nun woanders. An einem friedlichen Ort, wo es kein Tod und kein Leid gab, keine Schlachten und keine Befehle.
Und es war einer der grausamsten Momente in meinem Leben.
Ich hatte zwar schon viele Klone sterben gesehen, doch das war der grausamste Tod von allen.
Zwei Finger setzte ich auf seine Augenlider und schloss sie.
„CRYSTALIA! ICH HAB SIE! ICH HAB LIA GEFUNDEN!"
Mein Herz setzte kurz aus.
Sanft ließ den Kopf auf meinem Bein wieder auf den Boden sinken und rappelte mich so schnell auf, dass mir kurz schwarz vor Augen wurde. Dann rannte ich auch schon zu der Quelle der lauten Stimme.
Meine Beine trugen mich ein ganzes Stück von dem Gleiter weg, aber als ich neben einem Trümmerteile von einem AT-TE einen Körper am Boden sah, woneben Wolffe kniete, da bekam ich Angst.
Und als ich genauer hinsah, da liefen mir Tränen über die Wangen.
Lias einst blonden Haare waren blutverschmiert, ihre Kleidung war größtenteils zerfetzt und Verbrennung zeichneten sich auf ihrer Haut ab, Blut strömte aus ihrem Bein und ihren Arm und....Es war einfach grausam.
„Lia....Oh Gott, Lia!", wich es aus mir und ich kniete mich neben Wolffe, sodass ich ihr ins Gesicht sehen konnte. Sie sah schrecklich aus. Schrammen, Verbrennungen, Schürfwunden...einfach alles zierte ihr Gesicht und versetzte mir einen Stich ins Herz.
„Was ist passiert? Lia, wo hast du Schmerzen?"
Ihr Mund öffnete sich kurz, doch daraus floss nur Blut und ihre Hand deutete auf ihren Oberkörper.
Das ist gar nicht gut.
„Wolffe, hol schnell Sanitäter! Schau nach der Lage und hol auch am besten beide Meister! Schnell!"
Meine Nerven waren am Ende.
„Lia, es wird alles gut, okay? Wir werden dich von hier weg bringen und wieder zusammenflicken. Und ehe du dich versiehst, gehen wir beide einen trinken. Ganz heimlich, nur wir beide. Es wird alles wieder gut."
Sie nickte.
„Lia! Oh Gott..."
Das war Cody.
Lias Augen funkelten und sie lächelte ihn an.
Cody nahm den Helm ab, seine Narbe an der Schläfe wirkte rötlicher als sonst und er legte Lias Kopf auf sein Bein, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn.
Ihre Augen funkelten noch mehr.
„Lia...Mein Engel...Es tut mir so leid. Deine Schmerzen hören bald auf...Ganz sicher. Ich lasse dich zurück auf den Kreuzer bringen und wenn du wieder gesund bist, dann werde ich mir eine ganze Woche frei nehmen. Und dann haben wir ganz viel Zeit. Nur wir beide."
Das alles erinnerte mich an den einen Abend.
Fox strich mir über das Gesicht, redete auf mich ein, gab mir Hoffnung...doch es wurde nicht wieder alles gut? Stimmte das? Ich hoffte nicht. Es würde bestimmt wieder alles gut werden. Aber im Moment war ich mir nicht sicher, ob es wirklich so war oder ob ich es nur glauben wollte.
Lia keuchte, streckte ihre Hand aus und legte sie auf seine Brust, die von der Panzerplatte verdeckt wurde, und wollte zwanghaft etwas sagen, doch aus ihrem Mund kam nur:
„...Cody..."
„Crystalia, Cody? Wie geht es ihr?", fragte Meister Kenobi und kniete sich zu uns, wessen Gesicht ganz blass wurde, als er Lia sah. Skywalker blieb stehen. Wahrscheinlich konnte er kein Blut sehen. Oder was auch immer es war.
„Nicht gut. Sie wird schwächer. Sie muss sofort von hier weg."
„Anakin, versuche Meister Plo zu kontaktieren. Sie sollen Schiffe schicken, um die Verletzten abzuholen."
„Ja, ich versuche es."
„Meister, wie ist die Lage? Wurden alle Droiden zerstört.", fragte ich ihn und lenkte ihn so von Cody und Lia ab, die sich traurig in die Augen schauten, was Meister Kenobi wohl bemerkt hatte. Er merkte und spürte, wie groß die Sorge von Cody war, wie groß seine Liebe zu ihr war und so schaute er beide misstrauisch an.
Er wusste es jetzt.
Und das würde Folgen haben.
„Ja, alle wurden zerstört. Wir hätten eigentlich schon früher auf die Idee kommen sollen. Aber uns fehlen immer noch die Geiseln. Ich habe einen Suchtrupp losgeschickt, sie sollen die gesamte Miene absuchen."
„Gut...Könnte ich euch kurz unter vier Augen sprechen?"
„Klar."
Ich stand auf, ignorierte den brennenden Schmerz in meinen Beinen und ein ganzes Stück entfernt blieben wir stehen.
„Crystalia...Cody und Lia, habe ich recht?"
„Meister, das...Ja. Cody und Lia."
„Wie lange weiß du es schon?"
„Ähm...etwas mehr als ein halbes Jahr."
„Und wie lange geht das schon so mit den beiden? Du weißt schon, dass dies nicht der Kodex der Jedi ist."
„Genauso lange. Meister, ich habe mich auch nicht an den Kodex gehalten und wie ihr seht geht es mir immer noch gut. Es könnte mir sogar nicht besser gehen."
Doch, es könnte dir wesentlich besser gehen.
„Ja, denn du hast genau wie Lia alle, sogar deinen Meister, angelogen."
„Meister, ich bin ihm verfallen. Ich bin Fox verfallen. Und glaubt mir, ich habe versucht dies zu ändern, aber es ging nicht mehr, weil es war schön zu spät. Und ja, es war auch zu spät, meine Gefühle zu trainieren. Aber wisst ihr...Es hat mir die Augen geöffnet. Ich habe gelehnt Entscheidungen zu treffen, was ich davor niemals gekonnt hatte, wisst ihr noch? Ich war ein emotionales Wrack."
Das bist du immer noch.
„Crystalia, Lia ist anders als du! Sie hat viel weniger Erfahrung als du und es dürfte nicht sein, dass sie sich so mitreißen lässt! Und ich glaube, dass du ihr Vorbild warst oder noch bist. Als sie dich und Fox gesehen hatte, da dachte sie sich nichts dabei und wollte genau wie du sein! Was auch verständlich bist. Du bist besser als viele Padawane. Aber du hättest sie aufhalten sollen."
„Wie könnt ihr nur so etwas behaupten?! Ihr wart nicht dabei, ihr wisst nicht, was sie durchgemacht hat und ihr Vorbild war ich erst recht nicht! Ihr kennt sie nicht mal! Ihr seid nicht ihr Meister! Also hört auf euch in Sachen einzumischen, die euch nichts angehen!"
„Das geht mich als Mitglied des Rates sehr wohl etwas an, Crystalia. Ich schätze, ich muss mit Meister Yoda reden. Und über Cody muss ich mir auch noch Gedanken machen."
„Über Cody? Also wirklich, euer eigener Commander? Ihr wollt ihn vor ein Kriegsgericht stellen? Ernsthaft?!"
„Das habe ich nicht gesagt. Aber ich muss mit ihm wohl ein ernstes Wörtchen reden!"
„Meister, ich weiß, dass so was verboten ist, aber bitte. Wir sollten uns nicht darüber Sorgen machen, sondern über Lia. Sie wird immer schwächer."
Ich schnaubte, als er nicht antworte, also ging ich wieder zu Lia, die die Augen kaum noch offen halten konnte und sich an Codys Arm klammerte. Es trieb Cody das Wasser in die Augen und er schniefte laut, wischte sich die Tränen weg, bevor sie sich überhaupt den Weg über sein Gesicht bahnen konnten.
„Ich glaube, sie ist nicht mehr ganz bei uns, Crys.", meine Cody mit zitternder Stimme.
„Sie wird langsam bewusstlos. Ich sehe mir mal ihre Verletzungen an."
Meine Hände legten sich an ihr Bein, zogen ihre Hose aus den Stiefeln, sodass ihr Bein freigelegt wurde und musste feststellen, dass sich dort ein offener Bruch verbarg.
„Scheiße.", entfuhr es mir.
„Was ist? Was ist mit ihrem Bein?"
„Ein offener Bruch. Sie muss wohl aus dem Jäger gesprungen sein und konnte sich aber wohl nicht mehr abfangen."
„Und jetzt?"
„Das frage ich mich auch. Den Bruch kann ich nicht mit der Macht heilen. Das muss wohl operiert werden, besonders weil er zersplittert ist."
„Und die anderen Verletzungen?"
„Am Arm hat sie eine schwere Verbrennung, das kann ich schon von hier aus sehen. Aber das Problem ist wohl eher das, was in ihrem Oberkörper steckt. Sie hat innere Blutungen, sonst würde sie kein Blut spucken."
„Kriegst du das irgendwie wieder hin?"
„Ich kann Dir für nichts garantieren, Cody."
„Versuche es einfach. Bitte, Crys."
„Na schön...Ich tue es."
Also legte ich meine Hände flach auf ihren Bauch, atmete noch einmal kurz tief ein und aus und schloss dann die Augen.
Die Eben der Macht war chaotisch, obwohl sie so leer und rein war. Sie war getrübt, voller Sorge und Trauer, Wut und Schmerz, Stimmen und Schreie hörte ich dort, Explosionen, dessen Lärm ein Echo hinterließ, aber wessen Stimmen dort sprachen, konnte ich nicht entschlüsseln. Sie sprachen Mando'a. Mandalorianisch.
Es war Lias Geist, ihre Gedanken und ihre Gefühle. Es war alles, was sie umgab, was sie war.
Zwanghaft versuchte ich etwas näher in ihren Körper zu dringen, in ihre Venen zu gleiten und mich zum Ort der Verletzungen leiten lassen, sodass ich sie wenigstens etwas heilen konnte. Aber ich schaffte es nicht. Ihr Geist war verkrampft, ihre Seele ließ nichts an sich und war ganz trüb. Sie musste sich beruhigen.
„Crys...Crys, sie hat die Augen geschlossen."
War sie tot? Nein, sie sank nur tief in sich. Zu mir. Sie zog mich aus ihrem Körper auf die Ebene der Macht zurück und so standen wir nur da. Ihre trübe Seele gegenüber meiner. Lia war besorgt, deutete sie mir. Sie sorgte sich um Cody und um mich und um ihre Männer. Ich vermittelte ihr, dass alles gut war, aber sie beruhigte sich nicht.
,Du musst dich beruhigen, Lia'
‚Ich kann nicht, Crys.'
‚Doch, das kannst du. Beruhige deine Seele, sonst kann ich dir nicht helfen.'
‚Man kann mir sowieso nicht mehr helfen.'
‚Doch, das kann man. Also lass mich jetzt an dich ran.'
‚Crystalia, siehst du nicht, was mit mir ist? Ich weiß, dass du es gerne glauben möchtest, dass du mir helfen kannst, aber weißt du wie viel Kraft es mich gerade kostet noch auf dieser Ebene hier zu bleiben? Wenn ich jetzt loslasse, dann werde ich irgendwo hin sinken, dessen Ort ich nicht kenne.'
‚Lia....'
‚Crystalia...'
Und dann verschwand sie. Sie wurde irgendwo hingezogen, aber war immer noch da. Sie war nur nicht mehr bei Bewusstsein. Aber es wurde immer kritischer.
Ich öffnete meine Augen.
Cody weinte. Seine Augen war ganz rot und Tränen rannen über seine markanten Wangen.
„Lia...Sie ist..."
„Nein, Cody, das ist sie nicht. Sie ist nur bewusstlos, verstehst du?"
„Aber...Sie..."
„Cody, hey. Gib mir deine Hand. Spürst du das? Sie lebt."
Ich nahm seine Hand und legte zwei Finger von ihm auf die pochende Halsschlagader von Lias Hals. Er seufzte.
„Oh Gott...Ich dachte sie wäre nicht mehr da."
„Ich weiß. Aber beruhige dich erstmal."
„Crys? Die Kanonenboote sind da. Lass die Sanitäter mal ran.", kam Meister Skywalker und trat ein Stück zur Seite, damit die Sanitäter in weißen Uniformen mit einer Liege zu Lia kommen konnten.
„Ja. Klar. Cody, komm. Ihr wird es wieder besser gehen."
Ich zog ihn am Arm hoch und führte ihn von dort weg in Richtung der Kanonenboote und Skywalker kam mit uns.
Bei den Schiffen angekommen, ließ ich ihn sich auf ein Stein setzen und befahl Rex, dass er sich um ihn kümmern sollte. Dann ging ich wieder zu den beiden Meistern und Wolffe, die sich anscheinend ernst unterhielten.
„Meister. Wolffe. Wie lautet jetzt der Plan?"
„Der Suchtrupp ist wieder zurück und er vermutet die Geiseln in den Schächten der Miene.", erklärte Kenobi.
„In den Schächten?"
„Ja. Aber es wird eine einfache Rettungsaktion sein. Dort halten sich nich viele Droiden auf. Zu dumm."
„Meister...ähm...Dürfte ich vielleicht mit Lia mitkommen? Sie braucht jemanden an der Seite. Und...Ich würde Cody gerne mitnehmen. Ihm geht es nicht gut und er kann in diesem Zustand unter keinen Umständen auf diese Rettungsmission."
„Eigentlich..."
„Meister, bitte. Es geht nicht anders."
„Na schön. Aber pass bitte auf. Auf alles. Wir erledigen das alles hier und kommen nach."
„Danke. Möge die Macht mit euch sein."
„Und möge die Macht mit Marlia sein."
——————
„Können sie mir keinerlei Auskunft geben, was passiert ist?", fragte mich der Sanitäter mit einem scharfen Ton und blickte wieder auf den Monitor mit ihren Vitalwerten.
„Ihr Gleiter hatte Feuer gefangen nach einem großen Laserschuss und wir dachten, dass sie noch in ihrem Gleiter war, als er abgestürzt ist, aber wahrscheinlich ist sie unterwegs rausgesprungen, was erklären würde, warum sie so weit weg war."
„Und was erklärt dann ihre Verletzungen?"
„Sie konnte sich wahrscheinlich nicht anfangen. Und-"
„Das kann niemand."
„Zur Hölle! Wieso fragen sie eigentlich? Sie sind hier der Sanitäter! Ich habe es gar nicht wirklich mitbekommen, also kann ich Ihnen auch keine genaue Auskunft geben! Akzeptieren sie es!", fauchte ich zurück und sah in das Gesicht des Mannes. Er war kein Klon, sondern ein blonder, großer Mann mittleren Alters, aber es mangelte ihm wohl an Mitleid. Sanitäter fragten immer viel, wie es passiert sei, aber das überstieg alle Grenzen.
„Ich mache nur meinen Job."
„Dann hätten sie sich wohl einen anderen suchen sollen."
Damit drehte ich mich von ihm weg und das durch die Scheiben des Cockpits schon den Hangar der Himmel über Coruscant, wo auch Plo Koon sein musste.
Als das Schiff aufsetzte, öffneten sich sofort die Seitentüren und ein recht leerer Hangar erschien vor meinen Augen.
Plo Koon stand schon da.
„Crystalia. Wie ist Marlias Zustand?", kam er auf mich zu, machte aber den Sanitätern Platz, damit sie Lia zur Krankenstation bringen konnten.
„Kritisch. Sie hat viel Blut verloren."
„Was ist passiert?"
„Ihr Gleiter wurde vom Himmel geschossen, aber sie ist noch rausgesprungen, konnte sich aber nicht mehr anfangen. Weitere Kanonenboote sind unterwegs."
„Und was ist mit Commander Cody los?"
„Das muss euch Meister Kenobi erzählen. Aber ihm geht es nicht gut. Lasst mich ihn woanders hinbringen."
„Gut. Wenn du mich suchst, ich bin bei Marlia."
„Ich komme nach, Meister."
————————
Nachdem ich Cody endlich beruhigt hatte und ihn noch auf ein Quartier gebrachte habe, damit er etwas schläft, lief ich die Gänge entlang zur Krankenstation. Cody brauchte seinen Schlaf, aber ich wusste nicht wie, ob und wann ich ihn wecken sollte, wenn etwas passieren würde. Wahrscheinlich würde er es wollen, dass ich ihn wecke, doch dazu hatte er nichts gesagt. Aber so würde es auch nicht kommen.
Hoffte ich.
Unterwegs traf ich kaum Leute. Meistens nur Techniker oder Trooper, die mich schnell grüßten, aber dann wieder verschwanden.
„Hallo, Ico.", grüßte ich diesen und zwang mir ein Lächeln ab. Doch dieser bemerkte mein aufgezwungenes Lächeln und hielt mich am Arm zurück.
„Alles in Ordnung, Crys? Du siehst ziemlich...erschöpft aus. Gut siehst du immer aus, aber irgendwas stimmt doch nicht.", meinte er und sah mich mit seinem besorgten Blick an. Ico und ich kannten uns schon recht lange. Er war immer auf irgendwelchen Kreuzern als Techniker und er kannte Marlia auch gut.
„Es ist....Marlia ist hier auf der Krankenstation. Sie hat es schwer erwischt."
„Oh scheiße. Dann hoffen wir mal, dass alles gut wird. Vielleicht komme ich nachher mal vorbei. Aber ruh dich ein bisschen aus nach der Schlacht. Du bist sicher müde, Süße.", meinte er und schlang einen Arm um mich. Wir sagen mal so: Ico war etwas aufdringlich. Er mochte mich und das sehr, aber er war wenigstens nicht so wie...Boost. Er respektierte mich, aber als er mich Süße nannte, da bekam ich etwas Gänsehaut, weil Fox mich nur so nennen durfte.
„Mache ich.", lächelte ich gezwungen und trat einen Schritt von ihm weg, doch er ließ nicht von mir ab. Aber ich hatte schon längst einen Plan wie ich ihn loswerden würde.
„Ich muss die ganze Zeit an Fox denken. Er fehlt mir so sehr."
Ico wurde ganz blass und lächelte gezwungen.
„Ja...äh...das ist natürlich sehr blöd. Ich bin sicher, dass du ihn....bald wiedersehen..wirst...Wenn du mich jetzt entschuldigst. Ich muss noch ein paar Sachen erledigen.", sagte er ganz schnell und verschwand.
Ich lachte laut auf, als er ganz weg war und freute mich nur noch mehr Fox wieder zu sehen.
Also setzte ich meinen Weg fort zur Krankenstation und als ich wieder an Lia dachte, da schmerzte kurz mein Herz.
——
Auf der Krankenstation angekommen kam mir direkt der Geruch Bacta entgegen, aber nicht nur das. Ich spürte all das ganze Leid, all den Schmerz und die Angst, hörte laute Stimmen, kleine Schreie. Die Station war überfüllt. Überall lagen verletzte Soldaten, deren Kumpel und Ärzte rannten hin und her, schrien nach Hilfsmitteln und Geräte piepten ununterbrochen. Aber das war nur die normale Station. Ich musste zu der Station für Schwerverletzte.
Dort angekommen stand Meister Plo vor einer Art Kabine mit einem Vorhang, der ganz zugezogen war und grübelte, während seine Maske sich gleichmäßig hob und senkte.
„Meister Plo?"
„Hallo, Crystalia."
„Wie geht es Marlia? Wurde sie schon operiert?"
„Nein. Alle Operationsräume sind belegt. Es wird wohl noch eine Weile dauern."
„Na toll...Kann ich zu ihr rein?"
„Noch nicht. Man kümmert sich gerade noch um sie. Aber in einer Viertelstunde bestimmt."
„Okay...dann...Schaue ich mal, wo ich mich nützlich machen kann."
Auf der normalen Station ging ich zu einer Gruppe von Männern, die um eine Liege herum standen und mit einem anderen Soldaten redeten, der einen tiefen Schnitt am Arm hatte und nun auf Bacta wartete, doch er erzählte mir, dass er von den Sanitätern vergessen wurde.
„Ich warte hier schon seit einer Stunde. Wahrscheinlich wird es wohl noch eine Weile dauern."
„Ach, das lässt sich regeln. Warte kurz, ich hole schnell etwas.", meinte ich und lief mit einem Grinsen zu einem der Ärzte.
„Ma'am?"
„Ich brauche ein Bactapad. Schnell."
„Ja, Ma'am. Warten sie kurz."
Der Mann verschwand kurz in einem Raum, kam dann aber mit einer Verpackung zurück und drückte sie mir in die Hand.
„Bringen sie mir niemanden um."
„Ich dachte Bacta würde heilen."
„Ihnen hat wohl schon länger niemand mehr einen Witz erzählt."
„Oh doch. Ich kenne viele gute. Sehr viele."
Mit diesen Worten drehte ich mich grinsend um und als ich wieder zu Match, meinem Patienten, zurückkam, da musste er auch grinsen.
„Na endlich. Das wurde aber auch Zeit."
————
Eine halbe Stunde später saß ich neben Marlias Bett und starrte ununterbrochen auf die Anzeige mit ihren Vitalwerten, denn ihr Herz schlug unregelmäßig und ich konnte sie nur noch schwach in der Macht spüren. Und das war kein gutes Zeichen.
Die Operationsräume waren immer noch belegt, aber ob eine Operation helfen konnte, daran zweifelte ich. Es waren ihre Verletzungen, aber auch ihr Geist und ihr Wille, denn irgendwie war sie seelisch...schwach.
Ich musste wieder an unsere letzte Begegnung in der Macht denken und grübelte über Ihre Worte, über die Stimmen auf mandalorianisch, die in ihrem Geist umherschwirrten.
‚Man kann mir sowieso nicht mehr helfen.'
‚Crystalia, siehst du nicht, was mit mir ist? Ich weiß, dass du es gerne glauben möchtest, dass du mir helfen kannst, aber weißt du wie viel Kraft es mich gerade kostet noch auf dieser Ebene hier zu bleiben? Wenn ich jetzt loslasse, dann werde ich irgendwo hin sinken, dessen Ort ich nicht kenne.'
‚Crystalia...'
Das waren ihre Worte. Aber sie ergaben für mich irgendwie immer noch keinen Sinn.
Ein Piepen riss mich aus meiner Starre und ich blickte panisch auf den Monitor.
Es war nichts. Sie lebte noch.
Etwas regte sich.
„Crys? Crystalia?", sprach eine schwache Stimme und ich setzte mich sofort auf die Bettkante, damit Lia mich sehen konnte. Ihr Gesicht war kalkbleich und unter ihren Augen lagen tiefe Augenringe, es glich schon fast einem Skelett und das erst ein paar Stunden nach dem Unglück.
„Ich bin hier, Lia. Alles ist gut."
„Wo ist...Cody?"
„Er schläft. Ich habe ihm gesagt, dass er sich ausruhen soll. Er war ziemlich fertig."
„Gut. Ich will ihm diesen Anblick hier ersparen."
„Ach, Lia. Wie fühlst du dich?"
„Ganz im Ernst: Ich fühle...mich beschissen. Mein Oberkörper brennt so sehr, als...würde Lava in meinen Adern fließen und...Ich bekomme schlecht Luft...und mein Bein brennt höllisch...und mein Arm...und ich habe Kopfschmerzen."
„Warte.", meinte ich, nahm eine Sauerstoffmaske von dem Gerät neben dem Bett und setzte ihr sie auf den Mund.
„Besser.", sagte sie und lächelte, doch plötzlich fing sie an wie wild zu husten.
Die Maske füllte sich mit Blut.
Ganz schnell nahm ich ihr sie wieder ab und hielt ihr ein Tuch vor den Mund und als ich spürte, wie ihr Geist noch schwächer wurde, da schwand meine Hoffnung.
Erschöpft lehnte sie sich wieder zurück und atmete schwer und ungleichmäßig, blickte mich traurig an.
„Lia..."
„Crys, ich weiß, was... du sagen wirst. Aber... man kann mir...nicht mehr helfen..."
„Lia, du übertreibst..."
„Nein, Crystalia. Das tue ich nicht. Du spürst es doch. Ich gehe. Schon jetzt. Und ich merke es."
„Nein..."
Dabei wusste ich es ganz genau.
Mir liefen Tränen über die Wangen.
„Lia...I-Ich kann nicht ohne dich leben. Du bist doch mein ein und alles!"
„Doch, das...kannst du, Crystalia. Du bist...eine starke Frau, hörst du? Eine Frau. Und auch wenn ich....vielleicht nicht mehr physisch da sein werde, werde ich trotzdem....bei dir sein. Immer. Für immer."
„Lia...", schluchzte ich.
„Komm her, Crys. Komm her. Es wird alles gut."
Lia zog mich zu ihr heran, sodass ich meinen Kopf an ihre Schulter legen musste und strich mir sanft über mein Haar.
„Du wirst immer mein kleiner Löwe bleiben."
Ich musste noch mehr weinen.
„Aber kannst du mir eins versprechen, Crystalia?"
Ich nickte schwach.
„Bitte sorg' dafür, dass...es Cody gut geht. Es wird ihn hart treffen. Aber......ich möchte nicht, dass er mich so sieht....Ich möchte ihm das Leid...ersparen. Versprich es mir."
„Ich....verspreche es."
Ein Schluchzen entwich mir.
„Shhh....Schlaf ein bisschen, mein kleiner Löwe."
„Ich kann nicht."
„Doch. Ich werde die ganze Zeit hier sein. Und sogar danach werde ich immer überall sein."
„Lia?"
„Ja?"
„Ich bin Dir so dankbar."
„Ich Dir auch. Und...ich bin stolz auf dich."
Ganz leise flüsterte sie etwas, wahrscheinlich auf Mando'a, aber was wusste ich nicht. Sie hatte mir zwar schon so viel beigebracht, aber das hier verstand ich nicht mehr, obwohl ich wünschte, dass ich es verstanden hätte. Ich wünschte, dass sie mir noch so viel mehr beigebracht hätte.
Aber jetzt war es zu spät.
Die Tränen flossen, die Seelen litten, aber der Geist zog dahin und wurde von der vollkommen Ewigkeit umhüllt. Er wurde von ihr auf sanften Händen getragen und die Macht sorgte sich um ihn. Für immer.
Noch am selben Abend starb Marlia Lionne.
Ich schlief an ihrer Schulter ein und wurde von dem Stechen in der Macht wach, als sie ging.
Und es zerstörte alles.
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Okay...*schnief schnief
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