sevén
Jake POV
Der Regen legte sich leicht auf mein westliches Haar und machte nicht einmal den Anschein, dass meine Frisur durch die Tropfen nass wurde. Was mochte sie nur an ihm? Was hatte er was ich nicht hatte? Lag es vielleicht an diesem pechschwarz glänzendem asiatischen Haar? Neben seinen sahen meine aus wie Stroh. An diesen Augen, die sich durch das eine Lid zu Schlitzen formten? Ich verstand es einfach nicht, ich liebte sie doch genauso wie er es tat, wahrscheinlich sogar mehr, immerhin hätte ich sie nie gehen lassen. Wieso erkannte sie das nicht? Überlegend schüttelte ich meinen Kopf und fuhr mir durch die leicht feucht gewordenen Haare. Wir hatten es kurz nach 10 und ich wollte LinKi von ihrer Arbeit abholen, denn ich hatte einen Entschluss gefasst. Er durfte nicht wieder ihre kompletten Gedanken übernehmen, die unbewusste, wenn nicht sogar auch bewusste, Kontrolle ihres Verstandes erlangen. Nicht wie schon einmal. Damals kam ich zu spät, sie hatte ihn bereits kennengelernt bevor ich in ihrem Leben war, doch dieses Mal war es anders. Jetzt war ich ihr erster Anhaltspunkt, ihre Stütze. Linn hatte sich bei mir ihre Sorgen von der Seele geredet, als er sie fallen ließ und nicht ein einziges Mal ließ ich weder von ihr noch von mir zu, ein gutes Wort über ihn vom unsere Lippen weichen. Er sollte nie wieder eine zweite Chance bekommen, also sollte sie auch das Schlechteste von ihm denken. Ich musste einfach verhindern, dass sie etwas Dummes tat, etwas unüberlegtes machte oder auf undurchdachte Gedanken kam. Schließlich, hätte sie noch alles herausfinden können und dann würde es an ihr liegen, ob sie mich hasste oder ihn. Doch kurz bevor ich in der Nähe des Dalbich war, hörte ich bitterliches Schluchzen. Als ich mein Blick hob und Linn mit schnellen Schritten und gesenkten Kopf in meine Richtung taumeln sah, huschte ich schnell in eine Gasse und drückte mich an die Wand. Sie bemerkte mich glücklicherweise überhaupt nicht und drehte sich rasch in die Richtung um, aus welcher sie kam. Ihr taumelnder Gang hörte auf und sie blieb stehen. Ihr gesamtes Gesicht war blass, abgesehen von ihren Augen, diese waren glühend rot und glänzten durch die vielen unterdrückten Tränen. Sie schluchzte immer noch bitterlich vor sich hin und hielt sich ihre Hand vor den Mund. Ihr Anblick zerriss mir mein Herz.
"E-es..t-ut..mir...leid," stotterte sie brüchig vor sich hin und rannte dann weg. Ich trat aus meinem Versteck hervor und schaute ihr hinterher, danach richtete ich mein Blick in die Richtung aus der sie kam. Was war gerade vorgefallen und weshalb weinte sie so? Dergleichen weinte sie nur einmal, aber das könnte doch wohl nicht sein. Als ich mich langsam wieder gefangen hatte schaute ich ein letztes Mal in die Richtung in welche Linn gerannt war, überlegte, ihr nachzurennen, fokussierte mich dann aber wieder auf mein vorheriges Ziel. Das Dalbich. Hass und Wut stauten sich langsam in mir auf und ein hoffentlich nicht bestätigender Verdacht kam mir in den Sinn. Meine Schritte wurden schneller, immer schneller und irgendwann rannte ich. Ich versteinerte und hielt plötzlich an. Zwei Silhouetten hatten sich zur Tür des Cafés gewandt und schlossen es ab. Der kleinere drehte sich langsam um, sein Blick traf meinen, zunächst erkannte er mich nicht, doch dann verharrte auch er ebenfalls in seiner Haltung. Seine Augen wirkten glasig, seine Aura verletzt und plötzlich stand auch schon Taeyong hinter ihm. Dieser Bastard...
"Was suchst du hier?" Fragte ich verspottend an den Schwarzhaarigen gerichtet. Meine Hände ballten sich zu Fäusten als er mir nicht antwortete und langsam ich machte einen Schritt vor. "Hörst du schlecht? Was hast du hier verloren?" Fragte ich etwas lauter nach, mein gegenüber atmete tief ein, setzte zum nächsten Laut an. "Jake ich-.." Fing er an, doch brach seinen Satz ab. Taeyong legte ihm seine Hand auf die Schulter und hielt ihn aufbauend fest, schüttelte seinen Kopf, verdeutlichte ihm, besser zu schweigen. "Du warst das oder? Du hast sie zum Weinen gebracht, hab ich nicht recht?!" Der Junge öffnete sein Mund, jedoch brachte er kein einziges Wort raus. "Wie kannst du es wagen, wieder in unser Leben zu treten? Nach allem was passierte, wagst du es wieder zurück zu kommen? Nachdem du sie gebrochen hast?" Ich näherte mich ihm langsam, versuchte meine Bewegungen, Gedanken und auch Worte unter Kontrolle zuhalten, war dabei, kläglich zu scheitern.
"Du verstehst das alles falsch Jake-.."
Ich wollte gerade für den ersten Schlag ansetzten doch unterband es lieber. Linn hätte mich dafür verachtet. "Was hab ich bitte falsch verstanden? Dass du Linn ohne Erklärung, einfach so allein, zurückließt? Aber das war Dir ja anscheinend noch nicht genug. Nein. Du musstest ihr vorher ja auch noch Hoffnungen machen, sie daraufhin abstoßen und dann sogar noch beleidigen! Was hab ich nicht richtig verstanden Jeno? Dass sie sich wochenlang zurückzog? Mit niemanden reden wollte und sich selbst aufgab? Oder, dass sie sich das Leben nehmen wollte und das alles nur wegen dir?!"
Bei meinem letzten Satz weiteten sich erschrocken die Augen des anderen und er hob ruckartig seinen Blick. "Was? LinKi..wollte doch wohl nicht...du lügst." Flüsterte er komplett abwesend zu sich selbst, dennoch verstand ich es. Ich lachte sarkastisch und verschränkte meine Arme lächelnd vor meiner Brust. "Weshalb sollte ich mir sowas ausdenken? Nein Jeno, sie wollte und das alles nur wegen dir...du bist das Letzte. Und nimm ihren Namen nie wieder in deinen Mund, dazu hast du nicht das Recht. Das du sie damals hast gehenlassen, war das Beste was du jemals getan hast, dass du zurückgekommen bist, das Schlimmste. Tue ihr und mir den Gefallen und verschwinde wieder, bevor du sie erneut brichst. Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich bei ihr war, weil ich mich um sie sorgte, weil sie ein Haufen Elend war. Das nächste Mal, würdest du dafür büßen." Ich drehte mich von ihm weg und schaute hoch zu dem Pinkhaarigen. "Und ich dachte, wir ständen damals auf der selben Seite. Aber es ist jetzt eh zu spät für deinen Sinneswandel Pinky, sie vertraut euch nicht mehr und mir dafür am meisten, du Heuchler." Flüsterte ich ihm zu und drehte den beiden den Rücken zu, beschleunigte drastisch meine Schritte. Jetzt musste ich mich erstmal um Linn kümmern.
POV ENDE
Beginn Taeyong POV
Wie unfähig mich zu bewegen, stand ich da und sah dem Braunhaarigen hinterher. Du Heuchler, hallte es in meinem Kopf umher. "Lass uns gehen Hyung, mir ist nicht mehr nach was zu trinken zumute." Ich zuckte kurz zusammen nachdem seine emotionslose Stimme neben mir erklang und ich in Jeno's leere Augen schaute. Wieder erkannte ich diese tiefste Trauer, welche er auch damals empfand, welche ihn schon früher fast zerstörte. "Jeno ich-.." Setzte ich bereits an, jedoch ohne Erfolg. "Lass gut sein Tae." Er drehte sich um, verdeckte sein Gesicht wieder mit seiner Kapuze und lief los, wollte seinen Schmerz verbergen. Ich eilte ihm hinterher und traute mich nicht ein Wort raus zu bringen, wusste jedoch, dass ich etwas machen musste. Immerhin zerrissen mich diese Schuldgefühle seit ihrer Trennung. Weder schlafen noch richtig Essen, immer wieder spukten in meinem Kopf die Gedanken umher, dass es alles meine Schuld war, wahrscheinlich, weil es auch stimmte.
Die Straßen waren wie leergefegt und man hörte nur unsere beiden Schritte über den von Nässe überzogenen Beton hallen. Irgendwann sprang ich über mein Schatten und stoppte den Jüngeren indem ich ihn an der Schulter festhielt. Etwas überrascht drehte er sich zu mir um, doch zeigte mir keine weitere Reaktion, zu intensiv und frisch fühlte sich wieder dieser Schmerz, in seiner plötzlich so schwer wirkenden Brust, an. Zu vertraut war dieser ihm. Ich atmete laut aus und fuhr mir verzweifelt durch die feucht triefenden Haare. "Hör zu Jeno, es tut mir leid, mir tut das alles hier so leid." Meinte ich lauter und sah ihn entschuldigend an. Er richtete seinen Blick auf mich und schenkte mir ein aufbauendes, doch dennoch gefälschtes Lächeln. "Ist nicht schlimm, du konntest es ja nicht wissen." Kurz hielt er inne. "Taeyong? Du wusstest doch nicht, dass Linn in diesem Café arbeitet, oder?"
Ich schluckte schwer, mir fehlte der Mut ihm die Wahrheit zu sagen. Damit meinte ich die ganze Wahrheit. Ich gab ihm keine Antwort, doch mein Schweigen war Antwort genug. Der Jüngere packte sich verzweifelt an den Kopf und schaute frustriert um sich. "Taeyong! Wieso?" Ich trat vor den Schwarzhaarigen und hielt ihn mit meinen Händen an den Schultern fest. "Jeno, hast du es denn nicht selbst gesehen?!" Unverständlich zog er seine Augenbrauen zusammen und schaute mich an. "Was meinst du Hyung?" Hackte er genauer nach. Ich atmete laut aus. "Wie du dich immer mehr verändert hast? Leugne es nicht. Dir ging es- und geht es schlecht. Die Augenringe die du nach der Trennung mit dir herum getragen hattest konnten noch nicht einmal die Tonnen an Make-up verdecken, die Dir unsere Stilisten drauf geklatscht hatten! Ich weiß, dass du sie brauchst und sie braucht dich! Oder glaubst du, sie hätte geweint, wenn du ihr nichts mehr bedeutet hättest? Wo ist der glückliche Junge von damals, der alle Hebel in Gang gesetzt hätte, um jetzt etwas zu ändern?" Sein Blick wurde mit jedem Wort, welches ich von mir gab, leerer. "Er ist damals mit ihr gegangen, zurück blieb, dass was du jetzt vor dir hast." Antwortete er mir. Er wollte sich von mir lösen und weiter gehen, doch ich griff nach seinem Arm und schob seine Jacke samt Sweatshirt hoch, hielt es ihm vor die Nase. "Du trägst es noch immer...sagt das nicht alles? Wäre der Junge von damals mit ihr gegangen, würdest du dann heute noch ihr Schweißband tragen?" Stille breitete sich aus und Jeno's Augen wurden glasiger, was er zu unterdrücken versuchte. Ich tat das einzig richtige in dem Moment und zog ihn einfach in eine feste Umarmung.
"Du hast recht Taeyong, es gibt diesen Jungen noch. Doch mein Mädchen ist gegangen, weil ich es zuließ." Sprach er gedämpft gegen meine Brust und ich nickte mit einem hoffnungsvollen Lächeln in mich hinein. Sie war nicht gegangen, sie wurde bislang nur von jemanden aufgehalten.
POV ENDE
..Fortsetzung folgt..
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top