..~Wünsche~..
.....Raven.....
Wie die letzten zwei Tage sitze ich am Bett von Dayton und versuche alles mögliche um ihm beizustehen und um ihn zu trösten. Die letzten Tage waren wirklich hart, endlich lässt er alles raus, was ihn wohl schon so lange quält und mit einer Sache hat er wohl recht. Seine Familie würde ihn so nicht sehen wollen, denn ich denke sie würden daran zerbrechen. Es ist für mich schon Kräfte aufreibend und es zerreißt mir wirklich das Herz ihn so zu sehen, dabei kennen wir uns noch nicht so lange. Ich weiß gar nicht wie häufig er sich bei mir entschuldigt hat, das er gemein war und das er mich verletzt hat. Immer sobald ich sein Zimmer betrete sieht er mich so Herzzerreißend an und fängt an zu weinen. Ich habe bis auf meinen Vater noch keinen Mann so viel weinen sehen, aber er soll es, vor allem soll er alles damit heraus lassen. Mich lässt es auch viel nachdenken, ich habe seitdem ich hier bin immer nur ältere Patienten begleitet. Ich wusste nicht ob ich es schaffen kann nach meinem Vater noch einmal jemanden zu begleiten der so jung ist. Dayton ist in meinem Alter, also noch wesentlich jünger als es mein Vater es war, das macht es auch nicht einfacher und ich frage mich wie Unfair das Leben eigentlich sein kann. Ich sehe jetzt aber genau das gleiche Bild was ich auch bei meinem Vater gesehen habe nachdem er scheinbar eine Phase überstanden hatte. Jetzt kann ich ja hoffen das Dayton sich nachdem er sich ausgeweint hat etwas anders mir gegenüber verhält. Er soll sich nicht mehr hinter seiner Wut und seiner schlechten Laune verstecken, sondern zeigen das er traurig ist. Vielleicht kann ich ihm dann ja noch eine schöne Zeit schenken.
Als der Griff an meiner Hand fester wird schrecke ich etwas zusammen, ich war total in meinen Gedanken versunken. Ich schaue zu ihm, er hat sich ein wenig aufgerichtet und lehnt mit seinem Rücken an dem Kopfteil seines Bettes. Er sieht mich aus seinen verweinten und traurigen Augen wieder so verzweifelt an. Ich setzte mich dichter an ihn heran und wische ihm ein wenig die Tränen von den Wangen, als ich meine Hand weg nehmen will hält er sie fest und streicht mit der anderen über meinen rechten Arm. „Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht verletzten" krächzt er niedergeschlagen. Ich drücke seine Hand fest in meine „Ich weiß Dayton, du brauchst dich nicht weiter zu entschuldigen. Man sieht dir an das du dich sehr Schuldig fühlst, aber das möchte ich nicht. Es ist nichts schlimmes passiert, wirklich du brauchst dich nicht mehr zu entschuldigen" sage ich und will ihn etwas weiter zudecken. Er lässt meine Hand aber nicht los, mit seiner anderen Hand kommt er meinem Gesicht ganz nah. Sein gequälter Blick geht zu meinem Hals den er jetzt sachte berührt „Du redest davon das nichts schlimmes passiert ist, dabei hast du blaue Flecken am Hals die von mir stammen weil ich mein Handeln nicht unter Kontrolle hatte. Raven ich bin kein gewalttätiger Mann, ich werde nie Handgreiflich, vor allem Frauen gegenüber nicht, das musst du mir glauben. Ich weiß einfach nicht wie ich das wieder gut machen soll" sagt er entschuldigend. Ich sehe ihn eindringlich an „Dayton ich weiß das du nicht so bist, du machst eine schwere Zeit durch und ich sehe das du es wirklich bereust. Du brauchst nichts gut machen, vielleicht starten wir einfach ganz neu und du lässt mich dir helfen, wenn du schon niemand anderes an dich heran lässt" erwidere ich mit ein wenig Nachdruck. Er nickt betreten, dann drück er meine Hand noch fester und schaut auf seine Decke „Ich habe Angst Raven. Was hatte ich denn schon vom Leben? Alles fällt wie ein Kartenhaus zusammen, mich quält die Frage wieso es mich trifft. Warum sucht Gott sich so wahllos irgendwelche Menschen aus"? Er sieht mich jetzt an und ich sehe wie sich eine verirrte Träne ihren Weg über seine Wange sucht, seine Lippen zittern und er versucht sich zusammen zu reißen nicht wieder zu weinen. „Auf diese Frage weiß ich leider auch keine Antwort. Natürlich hast du Angst, wer hätte das nicht" sage ich leise. Dayton kämpft dagegen an, doch letztendlich siegen seine Tränen und er weint. Ich knie mich in sein Bett und ziehe ihn in meine Arme, er soll sich einfach aus weinen wann immer er will. Er drückt seinen Kopf an meine Schulter und ich spüre die warme Nässe seiner Tränen, die mein T-Shirt benetzten. Sein Körper wird von einem heul Krampf durchschüttelt und er schreit seinen Schmerz hinaus, das er mich fast zerdrückt fällt ihm dabei nicht auf, aber ich bin schlimmeres gewohnt und drücke ihn auch ganz fest. Er soll sehen das ich bei ihm bin und ihn sicherlich nicht im Stich lasse.
Es dauert eine Weile bis er sich beruhigt hat und er mich los lässt. Er wischt sich die Tränen aus dem Gesicht „Entschuldige" nuschelt er und wirkt wieder beschämt. Nun reicht es aber und ich lege meine Hände an seine Wangen und hebe seinen Kopf so an das er mir direkt in mein Gesicht sehen muss. Er wirkt erschrocken und sieht mich mit großen Augen an. „So höre ich noch einmal das du dich entschuldigst, dann versohle ich dir den Hintern, ist das klar" sage ich mahnend. Er nickt stumm. „Gut, dann werde ich jetzt mal nach unten gehen und Abendessen machen, du hast seit 2 Tagen nichts ordentliches gegessen und ich auch nicht wirklich. Ich möchte das du nachher runter kommst bitte" sage ich bestimmend und stehe auf. Als ich die Tür öffne drehe ich mich noch einmal zu ihm herum „Ach und Dayton"? Er sieht mich fragend an „Was denn"? „Gehe dich bitte duschen und dich frisch machen" antworte ich. Sein Blick verändert sich und er sieht mich mürrisch an „Soll das heißen ich stinke? Ich stinke nicht" protestiert er. Ich grinse breit und gehe hinaus, als ich den Flur entlang laufe höre ich ihn weiter meckern „Blöder Rabe, eines Tages werde ich dich verfluchen"!
.....Dayton.....
Nach dem ich mich geduscht hatte stellte ich mich vor den Spiegel und wie mir jetzt auffiel hat Raven hier aufgeräumt und sogar den Spiegel ausgetauscht. Meine Augen sind stark geschwollen vom vielen weinen, aber es hat wirklich sehr gut getan, auch wenn es mir peinlich ist vor ihr so viel geweint zu haben, als wäre ich ein kleiner Junge. Raven ist aber die einzige die mir bleibt und die mich vielleicht verstehen kann. Außer ihr habe ich keinen mehr, entweder habe ich alle um mich herum vergrault, oder sie haben mich verlassen. Mein Blick geht zu meiner Hand, sie hat sich auch um meine Verletzungen gekümmert, die ich mir selbst zugefügt hatte, als ich meinen Aussetzer hatte und die Schnittwunden werden wohl schnell verheilt sein. Wieder geht mein Blick zum Spiegel und ich schaue mich an, in mir herrscht gerade eine komische Ruhe die ich schon lange nicht mehr in mir hatte. Mein Zorn und meine Wut sind weit nach hinten gerückt und ich hoffe dort bleiben sie auch, ich habe mich selbst nicht wieder erkannt als ich so war. Mit meinem Verhalten habe ich viele Menschen verletzt und vergrault das ich es wohl nie wieder gut machen kann.
Nachdem ich mir einen Jogging Anzug übergezogen habe steigt ein wirklich leckerer Duft in mein Zimmer und erfüllt es. Sofort macht sich mein knurrender Magen bemerkbar. Ich habe seit 2 Tagen nichts ordentliches gegessen und ich freue mich schon darauf, denn Raven kocht himmlisch. Zwar hat sie bisher noch nichts britisches gekocht, aber das ist mir bei ihren Kochkünsten mehr als nur egal. Als ich nach unten in die Küche komme sehe ich sie am Herd stehen, von der Seite sehe ich wie sie lächelt und irgend einen Song summt. Meine Mutter hat vielleicht nach langem wieder unbewusst etwas gutes für mich getan, als sie Raven zu mir gebracht hat. Irgendwie muss ich lächeln wenn ich sie so anschaue, sie hat sich umgezogen und trägt wieder etwas sehr auffälliges, eine orange Farbende Hose mit einem quietsch gelben T-Shirt auf dem ahahaha ein Ernie abgebildet ist. Als ich sie so anschaue merke ich das ich selbst knall rot anlaufe als ich wieder daran denken muss das ich sie in Unterwäsche gesehen habe. Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich sie ausgezogen habe? Natürlich eigentlich nur das sie keine Lungenentzündung bekommen soll, aber wer hätte gedacht das sich unter ihren weiten Klamotten etwas verbirgt was einen Mann ganz schön ins schwitzen bringen kann? Ich habe schon zu lange keine reizvolle Frau mehr gesehen, geschweige denn in Unterwäsche. Zum Glück hat sie es nicht mehr erwähnt, denn ihr war es wohl natürlicherweise sehr peinlich. „Dayton? Huhu. Wo bist du denn mit deinen Gedanken" ruft sie plötzlich ganz laut und sieht mich fragend an. Ich fühle mich irgendwie ertappt, obwohl ich nichts angestellt habe und blinzle aufgeregt mit meinen Augen als ich zum Tisch gehe den sie bereits fertig gedeckt hat „Nichts nichts, war nur in Gedanken" brumme ich mir zurecht.
Während des Essens ist es eine Weile sehr ruhig zwischen uns, doch ich will nicht mehr so muffig und ruhig neben ihr sitzen. Ich räuspere mich etwas „Sag mal, wie läuft das denn immer so? Also du bist bei den Leuten und bleibst so lange bis sie sterben? Und was machst du mit denen so" frage ich. Sie legt lächelnd ihre Gabel beiseite und faltet ihre Hände über dem Tisch zusammen „Wenn du schon so fragst, es kommt immer auf die Patienten an bei denen ich bin. Bisher war ich meistens bei älteren Menschen und habe sie begleitet und ja ich bleibe in den meisten Fällen bis zu ihrem Tod, dafür bin ich ja da. Ich unternehme eine Reihe von Dingen mit den Menschen, etwas was sie schon immer machen wollten sich aber nie getraut haben. Oder eine Reise die sie unternehmen wollten. Es können auch ganz banale Dinge sein, wie ein Besuch in einem Zoo, einem Vergnügungspark. Sie sollen einfach nur die Zeit die ihnen bleibt genießen und an keine Verpflichtungen mehr denken. Bei dir weiß ich ja noch nicht was du möchtest, worauf du Lust hast, wenn überhaupt. Ich bin da, damit du nicht alleine bist" antwortet sie mir.
Ja was möchte ich denn? Meinen größten Wunsch wird sie mir nicht erfüllen das ist schon einmal klar. Was wollte ich denn schon immer mal machen? Etwas verrücktes? Eine Reise? Einen Ausflug? Ich hatte die letzten Jahre nie Zeit, da ich nachdem ich die Uni abgeschlossen hatte gleich mit der Arbeit begonnen habe. „Gibt es denn etwas was du schon immer machen wolltest? Oder hast du einen besonderen Wunsch" fragt sie. Ich schaue sie lange an und muss dann schmunzeln „Ja es gibt da eine Sache. Bitte lache mich nicht aus, aber ich bin eigentlich ein Familien Mensch und habe immer von einer großen Familie geträumt. Eine die auch zusammen hält. Ich möchte gerne heiraten" antworte ich ihr. Sie sieht mich etwas verwirrt an „So einen Wunsch gab es noch nie, jedenfalls nicht von einem Mann und das noch von einem in deinem Alter. Hast du denn eine Freundin wenn du ans heiraten denkst" fragt sie nun. Eine Freundin? Oh man wie lange bin ich eigentlich schon Single? Ich schüttle niedergeschlagen mit dem Kopf. „Es wäre eh alles zu spät, mir bleibt nicht viel Zeit" murre ich. Ich sah sie kurz an, dann kam mir ein kleiner Blitzgedanke in den Kopf den ich lieber nicht aussprechen sollte, doch ich tat es trotzdem „Du kannst mich doch heiraten" schlug ich ihr vor. Jetzt entglitten ihr sämtliche Gesichtszüge „D....Das kann ich doch nicht tun, was denkst du dir denn Dayton" stammelt sie herum. „Was denn? Wieso nicht? Ich bin eine gute Partie. Ich sehe gut aus, bin nicht dumm, habe genügend Geld und ich bin gut im Bett" antwortete ich ihr wie aus der Pistole geschossen. Raven prustete ihren Saft aus den sich gerade trinken wollte und sah mich wieder geschockt an, bis sie anfing etwas zu lachen „Na eingebildet bist du wohl gar nicht was"? Ich zuckte nur mit den Schultern „Nein, nur selbstbewusst und warum sollte es eingebildet sein wenn es der Wahrheit entspricht" konterte ich gelassen. Raven rang etwas um Fassung und sah mich dann wieder an „Wenn ich jemanden heirate dann aus Liebe, nicht weil er eine gute Partie ist. Entschuldige, aber diesen Wunsch werde ich dir wohl nicht erfüllen können" sagte sie und ich zog schmollend eine Schnute. „Bist auch eh nicht mein Typ" nuschelte ich und stopfte mir das Dessert in den Mund.
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