..~Sommerduft~..

.....Raven.....

Ich stehe hier in der Küche und bereite gerade den Tee für Dayton zu. Mein nachdenklicher Blick fällt nach draußen und ein erleichterter Seufzer dringt aus meinem Mund, als ich mir die Auffahrt und das Grundstück vor dem Haus ansehe. Ich bin jetzt schon fast 4 Wochen hier und habe ihn 2 Wochen davon gebeten jemanden zu Beauftragen, doch mal das Grundstück zu Reinigen und sich um den Garten zu kümmern. Er hat meinem Quängeln nachgegeben und letzte Woche eine Gartenbau Firma engagiert, die haben wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Jetzt kann man wieder normal aus dem Fenster blicken ohne zu denken man wäre in einem Urwald. Dayton hat es sich nicht nehmen lassen und dabei geholfen, ich konnte sehen das es ihm eine menge Spaß gemacht hat. Der schöne Duft der Sommerstauden dringt in das Cottage hinein und erfüllt es mit Sommer. Ich schau auf den schönen Strauß Blumen, den er mir gestern geschenkt hat. Sein Garten vorne vorm Cottage bietet genug Pflanzen und Schönheit. Ich habe mich sehr über seine Geste gefreut.

Allgemein finde ich das er sich gut macht, seit 3 Wochen hatte er kaum noch Anfälle und seine Kopfschmerzen halten sich auch in Grenzen, was vielleicht auch daran liegt das ich ihm seine Gift Tabletten weg genommen und durch Homöopathische Mittel ersetzt habe. Er meckert zwar andauernd deswegen, aber er sollte schon selbst gemerkt haben das es ihm wesentlich besser geht. Er sieht auch nicht mehr so ausgemerzt aus wie noch vor einigen Wochen, er isst gut und an einigen Tagen auch viel, wie eine kleine Termite. Ich weiß selbst das sich sein Gesundheitszustand irgendwann rapide verändern kann, doch jetzt geht es ihm einigermaßen gut. Natürlich hat er Tage an denen es ihm wirklich schlecht geht. Vor allem dann fällt er in sein schlechtes Muster zurück und ist sehr mies gelaunt was ich nachvollziehen kann, doch der richtige Dayton gefällt mir wesentlich besser. Manchmal habe ich das Gefühl das mir seine warmherzige und liebevolle Art dann zu gut gefällt. Ich mag ihn sehr, darf ihn aber nicht zu sehr an mich heran lassen, denn das könnte mir mein Herz brechen. Ich pflege mich in einer gewissen Weise von derartigen Freundschaften zu distanzieren, weil ich weiß, das sie nie für lange wären. So bin ich immer sehr gut klar gekommen, ich habe die Menschen die ich begleitet habe stets gut behandelt und bin auch immer sehr gut mit ihnen ausgekommen. Es war eine Freundschaftliche Atmosphäre, doch bei ihm geht es schon darüber hinaus und das möchte ich nicht. Manchmal wünschte ich er wäre ein fieser eingebildeter Schnösel, denn das würde es mir erleichtern, doch warum muss er ein lieber Mann sein, den das Schicksal herausgefordert hat? Er hat nicht viele Wünsche, selbst wenn er sich alles kaufen kann was er möchte, sind die Dinge die er tun möchte so einfach das er sich sogar schon daran erfreut einen Affen im Zoo spielen zu sehen. Ich konnte es nicht glauben als er mir sagte er wäre noch nie im Zoo gewesen. Da habe ich ihn mit in den Zoo genommen und wir haben dort einen wirklich schönen Tag verbracht. Es sind wirklich die kleinen Dinge an denen er sich erfreuen kann und wenn das so ist strahlen seine Augen vor Freude das sein Leid für einige Stunden wirklich einfach so verschwindet.

Wir haben viele Gespräche geführt und ich weiß eine Menge über ihn, ich sage ja normal darf ich das alles gar nicht zu sehr an mich heran kommen lassen. Auch ich habe ihm einiges über mich erzählt und ich hoffe er kann mich jetzt auch besser verstehen warum ich diesen Job mache und das auch noch ohne Bezahlung. Er war sehr Anteil nehmend und mitfühlend als ich ihm von meinem Vater erzählt habe. Das ist auch wieder so eine Sache, normal berichte ich niemanden von meinen privaten Erlebnissen, aber Dayton ist so einfühlsam und gefühlvoll das die Worte wie von selbst aus meinem Mund kamen. Normal würde man denken einer wie er wäre wirklich arrogant und eingebildet, oder er würde auf die Menschen die weniger haben als er herabsehen, aber so ist er einfach nicht. Er ist sanftmütig, barmherzig, großzügig, hilfsbereit, gutherzig, einfach ein guter Mensch, der dasselbe Schicksal wie ich erlitten hat und was noch darüber hinaus geht. Es ist nie fair wenn jemand krank wird und sterben muss, aber bei ihm finde ich es noch gemeiner und sinnloser und denke wirklich das Gott sich schon etwas dabei gedacht haben muss. Es scheint nicht viele Menschen in seinem Leben zu geben die er gern hat, er redet unheimlich gerne von seinem Bruder David der jetzt wohl in New York lebt. Seine Mutter erwähnt er selten und ich traue mich auch irgendwie nicht ihn auf sie anzusprechen, denn sobald das Thema auf sie kommt ist er wie verwandelt. Ich kenne sie ja kaum, fand sie aber eigentlich ganz nett, auch wenn sie mir komisch vor kam. Doch ich lasse es trotzdem ihn darauf anzusprechen, wenn er über seine Mutter reden will wird er selbst davon anfangen. Dann gibt es da noch jemanden von dem er kaum redet und zwar habe ich vor einer Woche ein Bild gefunden wo er so um die 16 Jahre alt gewesen sein muss. Auf diesem Bild waren noch zwei weitere Jungs abgebildet, er sagte sie heißen Will und Lucas und wären seine Freunde, die aber jetzt nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Auf meine Frage warum, meinte er nur er hätte es sich selbst zuzuschreiben. Ich würde schon gerne wissen was er getan hat das seine eigentlich besten Freunde nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, denn es wäre doch schade. Als er erzählte das sie sich seit ihrer Kindheit kennen und immer durch dick und dünn gegangen sind sah ich in seinen Augen das er sie sehr vermisst. Auf seine Mutter werde ich ihn nicht ansprechen, aber ich denke auf Will und Lucas, denn wenn man so lange befreundet ist kann man dem anderen auch verzeihen. Nur irgendjemand sollte den ersten Schritt machen und wenn Dayton es nicht macht, dann werde ich es tun.

Mit einem Tablett bewaffnet komme ich in das Wohnzimmer, von draußen peitscht der Regen gegen das Fenster und es wird wohl heute ein sehr ungemütlicher Tag, aber hier drin ist es muckelig. Dayton liegt auf der Couch und sieht mich an als ich mit dem Tee herein komme. Er hatte vorhin wieder einen schlimmen Anfall den er nun schon länger nicht mehr hatte, aber leider kommen die wann sie wollen, nur nicht mehr so häufig wie es vorher der Fall war. Ich stelle das Tablett auf den Tisch und knie mich neben die Couch „Hast du mich auf die Couch geschleppt" fragte er leise. Ich nicke „Ja, ich kann dich doch nicht einfach so liegen lassen. Wie geht es dir"? Ich schaue auf seine Hände, die zittern und er kann es wohl nicht unter Kontrolle bringen. An seinem Blick merke ich das er etwas auf dem Herzen hat es aber nicht sagen will. Er wirkt sehr beschämt. Ich lege meine Hand auf seine „Dayton gibt es etwas was du sagen willst" frage ich. Er weicht meinem Blick aus und schaut mürrisch drein. Mit der anderen Hand drehe ich seinen Kopf wieder zu meinen damit ich ihm ins Gesicht blicken kann „Was ist los"? „Ich muss mal wohin" sagt er fast flüsternd. „Dann solltest du schleunigst dorthin" erwidere ich. Er wirkt verlegen und schamhaft „Raven ich kann mich kaum bewegen und meine Hände zittern, ich kann mich nicht beruhigen". Ich weiß es wird ihm nicht Recht sein, aber dafür bin ich nun auch da „Dann komm, ich werde dir helfen" antworte ich und will ihm hoch helfen. „NEIN" brüllt er und reißt sich von mir los. Er sieht mich verzweifelt an „Du kannst doch nicht mit mir auf die Toilette gehen, das ist mir peinlich" sagt er. Ich schaue ihn schief von der Seite aus an „Nun komm, es geht nicht anders, ich werde dir schon nichts abgucken keine Sorge. Ach und wenn du meinst das ist peinlich, dann warst du noch nie mit mir zusammen beim Schlussverkauf, denn dann siehst du was peinlich ist". Er sieht mich mit großen Augen an und muss dann etwas lachen. Ich nutze es aus und ziehe ihn sachte hoch und stütze ihn. Seine Hände zittern heute aber wirklich sehr schlimm. Schon komisch was alles vom Gehirn aus gelenkt wird. Im Badezimmer angekommen versucht er selbst sich die Hose zu öffnen, doch seine Hände lassen es nicht zu. Ich lege meine Hände an seine Hose und er wird knall rot im Gesicht, als ich die Knöpfe öffne. Ich hebe den Kopf „Wenn du etwas mit den Hüften wackelst sollte sie herunter rutschen und du kannst dich dann hinsetzten, ich gehe dann mal raus" sage ich und lasse ihn alleine. Als ich vor der Tür stehe und warte höre ich ihn murren und meckern.

.....Dayton.....

Die letzten zwei Tage habe ich mich kaum unten blicken lassen, es war mir einfach zu peinlich Raven in die Augen zu schauen, nachdem sie mir auf die Toilette helfen musste. Wenn ich will das mir eine Frau meine Hose öffnet dann bestimmt nicht aus so einem Grund. Auch heute würde ich mich in meinem Zimmer verkriechen, doch ich habe nachher in der Stadt einen Termin mit meinem Anwalt und mit Paul, der momentan die Firma leitet von der eigentlich ich der Geschäftsführer nach meinem Vater bin. Als ich nach unten in die Küche komme steht schon das Frühstück auf dem Tisch und es duftet herrlich nach frisch gebackenem Brot und nach Kaffee. Raven backt alles selbst, auch wenn man Brot im Supermarkt billiger bekommt, ich sehe das sie Freude daran hat und es schmeckt natürlich auch noch wesentlich besser als das gekaufte. Ich habe einiges zugenommen seitdem sie hier ist, ihr Essen schmeckt aber auch wirklich sehr gut, da kann man nicht nein sagen. Ich setze mich an den Tisch und sehe wie sie aus dem Wohnzimmer kommt. Mit ihren Bernstein schönen Augen sieht sie mich an „Guten Morgen Dayton, na bist du endlich aus deinem Zimmer gekrochen" sagt sie zur Begrüßung und setzt sich neben mich an den Tisch. „Guten Morgen" murmle ich und trinke einen Schluck Kaffee. Ich höre sie kichern „War es dir wirklich so peinlich? Ich war doch bestimmt nicht die erste Frau die sich an deiner Hose zu schaffen gemacht hat, also denke einfach nicht mehr darüber nach" sagt sie und schmiert ein Brot fertig was sie mir dann auf den Teller legt. Ich beiße murrend von dem Brot ab „Nein das nicht, aber es war noch keine Frau mit mir auf Toilette, das ist mir nun einmal peinlich. Wenn du mir das nächste mal meine Hose öffnest, sollte es aus einem anderen Grund sein und wir sind nicht im Badezimmer sondern im Schlafzimmer" konterte ich unbedacht und mit vollem Mund. Ich schaute verwirrt zur Seite, weil sie plötzlich so ruhig war. Raven sah mich wieder so geschockt an das ihr sogar schon der Mund offen stand. Ich schluckte mein Brot herunter das sich gerade wie Schleifpapier anfühlte, da habe ich mal wieder etwas gesagt ohne vorher nachzudenken „Ist nur so ein Spruch, weil es wirklich peinlich war" rede ich mich heraus. Ein unheimliches grinsen legt sich auf ihre Lippen „Na klar, das hätte ich jetzt auch gesagt" sagt sie jetzt lachend und beißt von ihrem eigenen Brot ab.

Verstohlen schaue ich sie immer mal wieder an ohne das sie es bemerkt. Sie sitzt gerade an ihrem Laptop und schreibt an der Kurgeschichte die sie in einer Zeitung veröffentlicht, so verdient sie ja ihr Geld und einmal die Woche erscheinen ihre Geschichten. Ich habe mir letzte Woche extra diese Zeitung gekauft, nur um ihre Geschichte zu lesen und ich finde sie hat wirkliches Talent, das sollte sie ausbauen. Raven ist schon komisch, sie hat ständig gute Laune und wenn ich nicht schon wach bin weckt sie mich morgens indem sie in mein Zimmer herein platzt, die Vorhänge aufreißt und wild herum schnattert. Gack gack gack, wie ein Huhn. Aber wenn ich ehrlich bin, dann bin ich wirklich froh sie hier zu haben. Da hat meine Mutter wirklich einmal etwas gutes getan, auch wenn sie das vielleicht nicht beabsichtigt hatte. Ich mag Raven sehr, sie ist immer für mich da und hat immer ein Lächeln für mich. Das bringt mich dann auch meistens zum Lächeln, auch wenn mir mal nicht danach zumute ist. Sie weiß schon wie sie einen aufbauen kann und ich bin dafür wirklich dankbar. Wenn ich daran denke wie ekelhaft ich zu ihr war graust es mich, denn das hat sie nicht verdient. So lange war noch keine Frau bei mir ohne das irgendetwas passiert ist, natürlich denkt sie nicht an so etwas, doch fällt mir auf das ich ihre Gegenwart zu sehr genieße. Ich habe sie gerne um mich herum und mag es wenn wir uns Stunden lang unterhalten. Mein Problem liegt aber darin das ich Gefühle entwickle, die sie wohl niemals erwidern würde. Es wäre töricht zu hoffen das sie vielleicht auch etwas fühlen könnte. Ich bin nichts weiter als ein Job für sie, auch wenn sie nett ist und sich wirklich gut um mich kümmert. Außerdem ist sie auch gar nicht mein Typ, mir gefallen eher die kleineren Frauen mit schönen blonden Haaren. Nur bei Raven weiß ich das ihr mein Geld und alles andere egal wäre, was ich von meinen letzten Beziehungen nicht gerade behaupten kann. Ich sollte meine aufkeimenden Gefühle unterdrücken, denn es wäre nicht gut sich zu verlieben, vor allem weil es für uns keine Zukunft gibt. Ich fühle mich aber bei ihr so geborgen und das nicht weil sie meine Begleiterin ist, sondern in anderer Hinsicht.

„Willst du etwas fragen Dayton" holt sie mich aus meinen tiefen Gedanken heraus. Ich sehe sie etwas verschreckt an, da habe ich sie die ganze Zeit über angestarrt. Ich huste etwas blöd herum „Nein, ich muss auch gleich los" sage ich hastig und stehe dann auf. Raven steht auch auf und kommt zu mir, sie legt ihre Hand auf meinen Arm und sieht mich wieder so sanftmütig an „Darf ich dich dann etwas fragen" meint sie nun. Ich nicke zustimmend. „Ich will dich nicht nerven, aber du hast doch von Lucas und Will erzählt" fängt sie an und ich weiß worauf sie hinaus will. Ich bin wieder beschämt „Was möchtest du wissen" antworte ich. „Wieso wollen sie nichts mehr mit dir zu tun haben" fragt sie nun. Ich wusste das sie es noch einmal versuchen würde. „Bitte sage es mir, vielleicht kann man da ja etwas machen das ihr euch mal trefft und redet" hakt sie noch einmal nach. Ich ziehe meine Jacke an und schüttle mit dem Kopf „Das denke ich nicht Raven. Es ist einzig und allein meine Schuld. Ich wollte mich von allen abkapseln, auch von den beiden. Niemand soll mich sehen wenn ich am Boden bin, du eigentlich auch nicht, aber du bist die einzige die ich da in meiner Nähe dulde. Ich habe etwas sehr gemeines zu den beiden gesagt und ich glaube kaum das es wieder gut zu machen ist" sage ich gehetzt. Sie sieht mich trüb an „Was hast du gesagt"? Ich knirsche mit meinen Zähnen und schlucke den Klos herunter der sich gerade in meinem Hals bildet „Ich habe in meinem Schmerz mir das zu nutze gemacht was sie am meisten verletzten würde und das sind ihre Freundinnen. Ich habe zu Lucas gesagt, das ich mit einer Frau wie Rachel nichts zu tun haben möchte. Sie ist oder war eine erotische Tänzerin und ich habe mich sehr über sie mokiert, das hat ihn sehr verletzt, er hat daraufhin den Kontakt abgebrochen. Genau wie Will, ich habe mich öffentlich über seine Verlobte Heidi lustig gemacht und sie in eine peinliche Situation gebracht" erzähle ich ihr. Ich bin nicht stolz auf das was ich getan habe, doch vor einigen Monaten haben alle Menschen um mich herum mich nur noch angekotzt und ich wollte kein Mitleid und erschütterte Mienen sehen, wenn man mich besucht, das was ich wollte war einfach nur in Ruhe gelassen werden. Raven sieht mich zerknirscht an „Das war aber nicht nett Dayton. Das sind deine besten Freunde und man braucht nun einmal jemanden um sich herum. Ich denke nicht das sie nur aus Mitleid oder ähnlichem zu dir gekommen wären. Es ist nicht schön was du getan hast, aber vielleicht kann man das ja wieder hinbiegen" meinte sie nun. Ich war gerade im begriff zu gehen und drehte mich zu ihr herum „Dann mal viel Spaß dabei" grummelte ich und ging hinaus.


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