..~Seidiges Schimmern~..
.....Raven.....
Der Tag der Hochzeit war nun gekommen, Dayton feilte noch ein klein wenig an seiner Rede, die er als Trauzeuge für Will schrieb. Bei dem ganzen Tanztraining hatte er es total vergessen. Er wirkte aufgeregt und zupfte immer wieder an seiner Fliege herum die ich ihm umgebunden hatte. Er sieht wirklich adrett in diesem schwarzen Anzug aus. Das Jackett ist länger als normal, dazu trägt er ein Silber-grau Farbendes Hemd das eine leicht seidige Optik hat. Auch ich sollte mich langsam mal umziehen, denn wir werden in einer Stunde abgeholt. Die Hochzeit findet hier im nahegelegenen Golfclub statt so wie ich auf der Einladung sehen konnte. Eigentlich hätte man dort hin laufen können, denn es ist vielleicht nur 3 Kilometer von Dayton's Cottage entfernt. Naja aber wer kommt schon zu Fuß zu so einer Hochzeit? Ich will Dayton nur noch schnell fragen, ob ich mich in seinem Zimmer ankleiden kann, da er einen großen Standspiegel besitzt. Ich gehe in das Wohnzimmer und setzte mich ihm gegenüber auf die Couch. Er hat die letzten beiden Tage nicht wirklich viel mit mir gesprochen und sieht mich auch jetzt wieder ein bisschen emotionslos an als ich mich räuspere. „Meinst du ich könnte mich in deinem Zimmer umziehen? Du hast den großen Spiegel und da könnte ich mich besser ansehen" fragte ich. Er sah mich kurz überrascht an, dann aber legte sich ein kleines fieses grinsen auf seinen Mund „Was hast du denn für eine bunte Scheußlichkeit ausgegraben, die du auf der Hochzeit präsentieren willst? Von mir aus kannst du dich in meinem Zimmer umziehen, aber beeile dich, ich will nicht zu spät kommen" meinte er und kritzelte dann wieder auf seinem Zettel herum. Ich musste ein wenig schlucken und stand auf. Das hat schon etwas weh getan was er sagte, auch wenn er es vielleicht nicht als etwas bösartiges meinte. Ich habe nun einmal einen nicht alltäglichen Kleidungsstil, aber ich habe mir gestern extra für die Hochzeit etwas anderes gekauft. Obgleich es auch dafür gedacht ist ihm zu gefallen. Keine Ahnung warum ich so denke, denn eigentlich sollte es mir doch egal sein. Das ist es aber leider nicht und ich möchte mich gerne der dortigen Gesellschaft anpassen.
Prüfend drehte ich mich um meine eigene Achse und schaute mich von allen Seiten genauestens an. Wenn ich ehrlich sein soll finde ich mich selbst heute zum ersten mal richtig hübsch. So ein schönes Kleid habe ich noch nie besessen. Ich habe mir ein schwarzes langes Kleid gekauft. Das elegante Kleid mit gerafftem Oberteil und Spaghettiträgern ist unterhalb der Brust mit einem Satinband und abnehmbarer Brosche verziert. Die Brosche funkelt wie ein Diamant und das Kleid schimmert seidig. Dazu trage ich schwarze High Heels und ich habe mir eine einfache aber wirklich schöne Silberne Halskette gekauft. Da ich ja eigentlich wilde schwarze Locken habe, habe ich mir meine langen Haare noch einmal mit einem Glätteisen geglättet, so das sie weich und geschmeidig meinen Rücken hinunter fallen. Eine andere Frisur kann ich mir nicht machen, da ich gänzlich unbegabt bin und ich später aussehen könnte, als würden kleine Vögel in einem Nest auf meinem Haar hausen. Noch einmal begutachte ich mich selbst und seufze leise auf. Irgendwie habe ich mir das Kleid gekauft damit sich Dayton meiner nicht schämen muss. Ich sehe die Blicke die wir auf uns ziehen, wenn wir zusammen unterwegs sind. Ich falle mit meinem ausgefallenem Kleidungsstil den anderen schon unangenehm auf. Manchmal denke ich das es ihm wirklich peinlich ist, denn er sagt häufiger mal das ich herum laufe wie ein geplatztes Sofakissen. Normal ist es mir egal, aber seit neuestem komischerweise nicht und dann ist so eine Bemerkung schon wie ein Stich im Herzen, genau wie vorhin auch.
.....Dayton.....
Zufrieden schaue ich mir meinen Text an den ich für Will und Heidi verfasst habe. Ich habe es zum Glück noch geschafft etwas einigermaßen ordentliches zu schreiben, denn ich hatte es eigentlich total vergessen. Will hat mich zu seinem Trauzeugen ernannt, was für mich eher überraschend war, da ich eher mit Lucas gerechnet hatte. Es ist mir wirklich eine Ehre und ich bin sehr aufgeregt. Ein Blick zur Uhr und die Treppe hinauf, Raven ist noch immer nicht fertig. Leicht angenervt stampfe ich die Treppe hinauf und gehe den Flur zu meinem Zimmer entlang. Die Tür steht einen Spalt offen und ich schiebe sie weiter auf. Ich kann sie vor meinem Spiegel stehend entdecken und bleibe wie angewurzelt stehen. Mein Herzschlag nimmt unendliche Dimensionen an als ich sie betrachte. Raven sieht so verändert aus. Ich hatte ja mit allem gerechnet, aber damit nun wirklich nicht. Sie trägt ein langes schwarzes und wirklich hübsches Kleid, was ihr einfach Perfekt steht. Noch nie habe ich sie in so einer Aufmachung gesehen, sonst trägt sie immer so schrill bunte Klamotten, die schreien seht mich an ich bin ein kunterbuntes Einhorn. Ihr zarter süßer Duft ist in meinem gesamten Zimmer verteilt und ich komme einfach nicht umher und starre sie an. Meine Augen wandern über ihr seidig glattes Haar hinunter und muss ein klein wenig schmunzeln, denn sie hat wohl vergessen den Reißverschluss hinten am Kleid zu schließen. Mit steigendem Herzschlag gehe ich auf sie zu und komme dann hinter ihr zum stehen. Sie hat mich noch nicht bemerkt. Ich lege meine Hände an ihre Oberarme und sie zuckt plötzlich schreckhaft zusammen. Mit großen Augen sieht sie mich durch den Spiegel an „Man habe ich mich erschrocken, was schleichst du dich denn so an, willst du mich umbringen" zetert sie und will sie zu mir herum drehen. Jedoch halte ich sie fest „Nein sicherlich nicht, ich habe nur gesehen das du den Reißverschluss nicht geschlossen hast, darf ich es für dich übernehmen" frage ich und schaue sie auffordernd an. Eine Zeitlang sagt sie nichts, sieht mich nur an, dann nickt sie stumm. Ich lächle ein wenig und bewege meine Hände zu ihrem Rücken. Das Kleid ist hinten etwas weiter ausgeschnitten. Hauchzart lasse ich meine Finger über ihre Haut gleiten, bevor ich langsam den Reißverschluss hochziehe. Ich bemerke das Raven eine Gänsehaut bekommt, ich schaue hoch in den Spiegel, unsere Blicke treffen sich. Am liebsten würde ich sie an mich reißen, doch ich habe ja noch etwas vor, denn so wird sie mir nicht sagen was sie wirklich empfindet, auch wenn ich es gerne hätte.
.....Raven.....
Wir fahren den langen mit Kies bedeckten Weg zum großen Gebäude des Golfclub's entlang. Alles hier scheint mir sehr Exklusiv zu sein, natürlich möchte der Vater von Will nur das beste für seinen Sohn. Ich werde zum ersten mal in so einer Umgebung sein, denn vorher hatte ich nie das Vergnügen. Jetzt war ich selbst ein wenig aufgeregt. Das große herrschaftliche Gebäude wirkte auf mich sehr historisch. Es war aus weißem Stein, bedeckt mit grünen Efeuranken und wild wachsenden Rosen. Von der Anlage selbst würde ich wohl nichts zu sehen bekommen, aber ich interessiere mich so oder so nicht für Golf. Ich schaue kurz zu Dayton, er wirkt ein wenig angespannt und hat einen verkniffenen Gesichtsausdruck aufgelegt. Wenn ich so in seine grauen Augen schaue überfällt mich wieder eine erschütternde Gänsehaut. Vorhin in seinem Zimmer, da sah er mich mit einem völlig ungekannten Ausdruck in seinen Augen an, dann seine zarten Berührungen die mich fast schwinden ließen. Ich musste mich kontrollieren mich nicht in seine Arme fallen zu lassen, denn das hätte ich am liebsten getan.
Unser Fahrer der uns abgeholt hatte stoppte das Auto vor dem Haupteingang des Golfclub's. Oh man nun wird mir auch noch standesgemäß die Tür geöffnet, wo bin ich hier nur gelandet? Ob Heidi das so gefallen wird bezweifle ich stark, denn so wie ich sie kennengelernt habe, war sie genauso einfach gestrickt wie ich selbst. Aber ich glaube für Will würde sie auch eine Hochzeit in einem Baumhaus im Dschungel akzeptieren, umringt von tausenden Bananen und wilden Tieren. Leicht schmunzelnd steige ich aus und schaue mich mit großen neugierigen Augen um. Hinter mir steigt nun auch Dayton aus dem Auto und richtet sich sein Jackett. Zusammen gehen wir die kleinen Stufen der Treppe hinauf in das Haus hinein. Mich erschlägt es fast als wir in einer kleinen Empfangshalle eintreten. Überall stehen große blumige Gestecke auf weißen Säulen und ein Sommerlicher Duft strömt in meine Nase. „Da bist du ja" höre ich die freundliche Stimme von Will und schaue nach rechts. Mir fällt fast meine Kinnlade auf den Boden als er auf uns zu kommt. Er hat ein freudiges, aber auch aufgeregtes Lächeln auf seinen Lippen. Waren seine Haare das letzte mal als ich ihn gesehen hatte auch schon schwarz? Jedenfalls trägt er einen eleganten Anzug, mit einer leicht aufgedruckten Viktorianischem Musterung. Seine Fliege scheint im Englischen Stil gebunden zu sein und fällt in leichten Wellen auf sein rein weißes Hemd. Seine blauen stechenden Augen glänzen vor Freude. Er reicht Dayton seine Hand, zieht ihn sofort in seine Arme und begrüßt ihn. Sein Blick fällt auf mich und er wirkt zuerst ein wenig verwundert, dann aber grinst er wieder breit „Hallo Raven, schön das du mit gekommen bist. Da wird sich Heidi sehr freuen" begrüßt er mich und schüttelt meine Hand als wäre ich ein Mixgetränk das man ordentlich durchschütteln muss. Ich wollte gerade nach Heidi fragen, da hörte ich sie auch schon jammern. Sie wurde immer lauter. „Ach herrje, ich weiß echt nicht was sie hat, ich darf nicht zu ihr, sobald ich die Tür öffne kreischt sie mich hysterisch weinend an. Raven magst du mal zu ihr und Rachel gehen? Vielleicht kannst du bei irgendetwas helfen" meinte er und wirkte wirklich besorgt. Ich nickte hastig und eilte in die Richtung aus der ihre Stimme kam.
Im Brautzimmer angekommen, saß eine vollkommen aufgelöste Heidi auf einem Hocker vor einem historischen großen Spiegel und weinte Rotz und Wasser. Rachel stand neben ihr und wirkte komplett überfordert. Langsam ging ich näher „Ähm Heidi, huhu, was ist denn los? Will macht sich wirklich Sorgen. Kann ich irgendwie helfen" fragte ich zögerlich. Wie auf Kommando hört sie auf zu weinen, ihre Augen funkeln mich durch den Spiegel hindurch an „Ich bin so unglaublich fett geworden, noch vor zwei Wochen passte das Kleid, aber jetzt bekomme ich den Reißverschluss nicht mehr zu. Was soll ich nur machen, so will mich Will bestimmt nicht, buhuuuuuuuu" fing sie wieder das weinen an. Ich stand mitten im Raum und hatte gerade ein mega großes Fragezeichen über dem Kopf hängen. Ich sah zu Rachel, die nur mit den Schultern zuckte. Mich hinter sie stellend schaute ich sie ihm Spiegel an, ihr Make-Up war völlig ruiniert und sie sah gerade aus wie ein kleiner Panda mit den schwarzen Ringen unter ihren Augen. Ich sah mir hinten herum ihr Kleid an was sie trug, der Reißverschluss war bis zur Hälfte geschlossen, aber da ging wirklich nichts mehr. Wie soll sie denn innerhalb von zwei Wochen so viel zugenommen haben? Hat sie vielleicht zu viel mit den Vorbereitungen zu tun gehabt? Zu viel Stress? Da isst man manchmal schon ein wenig mehr, kenne ich ja von mir nicht anders. Ich stemmte die Hände in die Hüften „Nun hör mal auf zu flennen, ist ja schrecklich. Heute soll der schönste Tag in deinem Leben werden und du jammerst über einen blöden Reißverschluss. Stehe mal auf, ich mache das schon" befahl ich ihr herrisch. Abrupt hörte sie wieder auf zu weinen und starrte mich mit geöffnetem Mund an. Sie versuchte etwas zu sagen, doch das ließ ich gar nicht erst zu und zog sie zu mir hoch. „So nun halte mal still und vor allem halte die Luft an" sagte ich. Sie tat wie ich ihr befahl und ich zog den Reißverschluss ein wenig höher, doch nichts ging mehr. „Ich fühle mich so eingeengt. Oh mein....ich bekomme keine Luft. Phuuuuuuuuuuuu" rief sie gequält und mit einem RATSCH war der Reißverschluss nun ganz unten. Heidi's Lippen bebten und jeden Moment würde sie wieder anfangen zu weinen. Ich sah sie durch den Spiegel hindurch düster an, so das sie Kalk weiß wurde. Ich hatte eine Idee und die würde auch nicht all zu lange dauern „Zieh dich sofort aus" knurrte ich sie an.
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