..~Harbour Island~..

.....Dayton.....

Zärtlich lasse ich meine Finger über die Rundungen gleiten, sie zittern vor Aufregung. Meine Augen mustern jeden Zentimeter, lassen nicht einen Winkel unentdeckt. Der unglaubliche Duft ist so extrem das ich meine Augen schließe und ihn einziehe als würde ich ihn in ein paar Tagen nicht mehr riechen können. Das Leder unter mir gibt meinem Körper sachte nach. „Bist du bald fertig damit dein Auto zu streicheln? Unser Flug geht gleich" nörgelte mich der Rabe an. Mit einem murrenden Gesichtsausdruck sah ich sie an „Lass mich doch, das ist nicht einfach nur ein Auto. Du blöder Rabe hast dieses schöne Wesen geschändet" fauche ich sie an. Augen rollend wendet sich Raven von mir ab und zieht ihren Koffer hinter sich her in den Terminal des Flughafens hinein. Seufzend steige ich aus dem Auto und schließe ihn ab. Ich nehme meine Tasche in die Hand und folge Raven in den Terminal hinein. Bevor sich die Tür schließt schmachte ich noch kurz mein Auto an und hoffe das man hier am Flughafen auch ja gut darauf aufpasst „Komm jetzt du Autoknutscher" ruft sie mir laut zu.

Im Flugzeug sitzen wir nebeneinander, wobei mir Raven den Platz am Fenster überlassen hat, weil ich herum genörgelt hatte. Es ist unglaublich aber wirklich war, heute erlebe ich eine Premiere. Das ist mein erster Flug mit einem Flugzeug. Ja ich bin 25 Jahre alt und denke gerade selber ich habe nie wirklich gelebt. Nicht einmal richtigen Urlaub habe ich gemacht. Seit mein Vater starb habe ich nur gearbeitet, um ihm ein würdiger Nachfolger zu sein. Aufgeregt schaue ich aus dem Fenster, der Boden unter uns wird immer kleiner und scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Alles ist so winzig. In meinem Bauch steigen zusammen mit dem Flugzeug tausende kleine Käfer auf. Ich erfreue mich gerade wie ein kleiner Junge an diesem Anblick und diesem Gefühl. Wir erreichen eine wirklich großartige Höhe, zwischen den Wolken hindurch hat unser Flugzeug seine Flughöhe über den Wolken erreicht und ich kann am Horizont den Sonnenaufgang betrachten. Als wir unsere Gurte lösen dürfen schaue ich Raven total euphorisch an. Sie lächelt sanft. „Das du wirklich noch nie geflogen bist hätte ich nie für möglich gehalten" sagte sie und bestellte uns bei der Stewardess etwas zu trinken. Sie gibt mir eine Flasche Wasser und trinkt einen Schluck aus ihrer eigenen. Ich habe einen komischen Druck in meinen Ohren, es fühlt sich wirklich merkwürdig an. Raven nimmt ein Buch zur Hand und stöpselt sich ihre Kopfhörer von ihrem Ipod ins Ohr. Ich schaue derweil weiter neugierig aus dem Fenster hinaus. Wir sind schon mit einem sehr frühen Flug gestartet und den Sonnenaufgang so zu erleben ist unbeschreiblich schön. Der Flug dauert etwas mehr als acht Stunden nach Harbour Island eine kleine Insel in den Bahamas. Ich bin sehr aufgeregt und freue mich auf diesen kleinen kurz Urlaub. Raven schien wirklich müde zu sein, sie hat alles organisiert und sich um alles nötige gekümmert. Schon nach kurzer Zeit spürte ich wie sich ihr Kopf auf meine Schulter bettete.

Ganz langsam drehte ich mich ein bisschen, ich wollte sie nicht aufwecken, nahm ihr aber das Buch aus der Hand und legte es auf den kleinen Tisch vor ihr. Eine Weile sah ich sie einfach nur an, berührte zögerlich ihre Wange, strich ihr einige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Während ich sie so ansah überlegte ich ob ich sie überhaupt jemals hab schlafen sehen? Nein ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Immer wenn ich aufstand war sie schon auf den Beinen. Selbst wenn ich ins Bett ging war sie noch auf. Das heißt doch, aber das konnte man ja nicht mit zählen. Der eine Abend als sie im Regen zum einkaufen lief. Da habe ich sie auf meinen Armen in ihr Bett getragen. Sie ist wirklich niedlich wenn sie schläft. Hitze steigt in mein Gesicht als ich daran denken muss das ich derjenige war der sie einfach ausgezogen hatte. Bis auf die Unterwäsche die nicht witziger hätte sein können. Ich hatte vor ihr einen auf Cool gemacht, doch mir war dort ihre Attraktivität schon bewusst. Als ich ihr mein T-Shirt überzog habe ich heimliche Blicke riskiert, für die ich mich jetzt wirklich schäme. Auch jetzt wo ich mir den Abend wieder in Gedanken rufe wird mir wieder ganz warm. Ich sollte schleunigst an etwas anderes denken. Meine linke Hand greift sich die Zeitung. Die hatte ich mir vorhin noch schnell am Flughafen geholt. Raven sagte ich es wäre wegen dem interessanten Sportteil, doch das war gelogen. Ich habe mir die Zeitung wegen ihrer Kurzgeschichte gekauft. Die Zeitung durchblätternd suche ich nach ihrer Geschichte und wundere mich nur warum sie nicht auf der Seite zu finden ist wie üblich. Weiter hinten entdecke ich sie endlich und fange auch sofort an zu lesen.

Ich las und las und schnell wurde mir bewusst warum diese Geschichte weiter hinten zu finden war. Ich bin kein Kind von Traurigkeit aber damit habe selbst ich nicht gerechnet. Jetzt weiß ich auch warum sie vorgestern so rot anlief als ich ihr über die Schulter schauen wollte beim schreiben. Ich war so gefesselt von dem was sie geschrieben hatte.


(Ein kleiner Auszug aus Raven's Geschichte)

Da lag sie. Der rote Schopf, die weiße Haut. Und auf ihr ein Mann, jung, mit dunklem Haar. Schweiß schimmerte auf seiner Haut, während er langsam in sie drang. Zögernde, unsichere Bewegungen, deren Echo nur zaghaft ihre Augen fanden. Das Verlangen in ihm brannte nun heller. Seine Nägel kratzen über den Boden. Sandten hektische Wellen durch die Erinnerungen. Ein Sturm, der am Horizont aufzog. Dunkle Wolken, die sich vor der Sonne auftürmten. Das Peitschen der Wellen. Das Prasseln des warmen Regens auf der erhitzten Haut. Während sich die Liebenden im Sand wälzten. Tief in seinem Inneren kroch ein Laut die Kehle herauf. Ein Grollen, wie das Tosen des Unwetters. Karmesinrote Blitze zuckten vor seinen Augen. Die Muskeln unter seiner Haut spannten sich. Dann sprang das Knurren über seine Lippen. Beantwortet vom Brüllen aus dem Wald. Er schnellte vor. Die Erinnerungen vermischten sich, wie das Salz des Meeres mit ihrem Geschmack. Er über ihr. Mit aller Raubtierkraft. Entfesselt. Unkontrolliert. Seine Finger wie Krallen auf ihrer Haut. Striemen wie halb vergessene Pfade. Ihr Duft intensiv, alles erdrückend. Die Langsamkeit, das Zögern waren verloren, als er sich in sie drängte. In ihren Schoß. Ihr warmes Inneres. Ihre Hände in seinem Nacken. Ihre Lippen an seinen. Ihre Zunge fordernd. Die Bewegungen nun rasend. Das Haar wie Feuer um sie herum. Und ihre Augen. Weit aufgerissen. Unergründlich tief. Schneller. Alles in diesen Moment gestoßen. Alles darin verloren. Sie schrie.


Ich ertappte mich gerade dabei wie ich mir sie und mich dabei vorstellte und ließ die Zeitung zum Boden sinken. Mein Kopf platze fast. Ich habe mir ja selbst schon eingestanden mich in sie verliebt zu haben, doch so etwas hatte ich mir dann nicht so real vorgestellt, aber die Geschichte lud mich ja schon fast dazu ein. Mein glühender und leicht verunsicherter Blick wanderte zu ihr rüber. Ich fragte mich was sie wohl über mich denken möge. Meine Gefühle würde sie wohl niemals erwidern, denn ich bin nur ein Patient für sie. Ein Mensch den sie begleitet, mehr nicht. Sobald ich Tod bin wird sie mich schnell vergessen haben. Wir hätten so oder so keine Zukunft. Wer hätte auch denken können das ich mich in sie verlieben könnte. Wären wir uns so begegnet hätte ich keine Augen für sie gehabt. Ich schaute ihr wieder in das schlafende Gesicht und wollte sie berühren, doch da grunzte die Stimme des Flugkapitäns aus den Lautsprechern das wir in kleinere Turbulenzen geraten würden. Raven bewegte sich ein klein wenig und ich fühlte mich ertappt. Schnell schaute ich nach links aus dem Fenster hinaus. „Oh ich bin eingeschlafen. Entschuldige. Wieso hast du mich nicht geweckt, ich hatte meinen Kopf auf deiner Schulter" meinte sie noch halb verschlafen. Ich wandte mich ihr wieder zu und lächelte sie an „Auch komische Raben dürfen mal schlafen, ich wollte dich nicht wecken" erwiderte ich.

.....Raven.....

Dayton und ich betraten das kleine Strandhotel, ich schleppte meinen Koffer hinter mir her und schaute zu ihm rüber. Seitdem wir landeten war er irgendwie komisch und wich mir immer aus wenn ich ihn ansehen wollte. Er hatte nicht einmal Augen für die Schönheit dieser Insel, dabei war es doch in dieser Hinsicht sein erster Urlaub. War er doch irgendwie sauer weil ich eingeschlafen war? Er hätte mich ja wecken können. Oder noch schlimmer, habe ich ihn vielleicht angesabbert? Oh mein Gott, der arme. Aber nein das glaube ich nicht, er hätte dann sicherlich einen Witz darüber gerissen. So etwas wie ich wusste ja gar nicht das Raben eine so feuchte Aussprache haben, oder eben ähnliches. Ich schielte zu ihm rüber, er schaute sich relativ unbeeindruckt die Lobby des modernen Hotels an. Wie kamen an weißen Sitzmöbeln vorbei die regelrecht dazu einluden sich in sie hinein zu schmeißen. Rote Kissen und rote Tische rundeten das Gesamtbild dessen noch ab. Ich fand den Stil wirklich schön. Die Rezeption war ebenfalls in rot-weiß gehalten. Die junge Frau hinter dem Tresen lächelte uns zu und ich sagte ihr wer ich bin und das ich zwei Zimmer reserviert hätte. Sie schaute in den Computer und binnen Sekunden versteinerte sich ihr Lächeln. „Gibt es ein Problem" fragte ich. Sie nickte „Ja leider, das ist mir jetzt wirklich unangenehm, es gab eine Überbuchung, da wir an diesem Wochenende eine Hochzeit hier im Hotel haben. Ihre Zimmer sind leider nicht mehr verfügbar" erklärte sie mir. Ich sah sie enttäuscht an, auch Dayton schien beleidigt deswegen zu sein. „Und nun? Was sollen wir denn nun machen? Es ist Hochsaison haben die mir im Reisebüro gesagt und ich war froh überhaupt ein schönes Hotel gefunden zu haben" nörgelte ich.

Sie beäugte uns musternd „Ich spreche kurz mit dem Hotelmanager, einen Augenblick bitte" sagte sie und verschwand durch eine Tür die sich schräg hinter ihr befand. Beleidigt seufzte ich „Ach menno"! „Das hast du ja toll hinbekommen, ich sage es ja immer wieder gerne, du bist echt ein unheilvolles Wesen" brummte Dayton. Ich verzog mein Gesicht und schaute ihn mürrisch an „Als ob ich etwas dafür könnte Mister Autoknutscher" maulte ich zurück. Die junge Frau kam zurück und ich hoffte auf gute Nachrichten, da sie auch schon fett am lächeln war. „Ich habe mit unserem Manager gesprochen und wir können ihnen für die Zeit hier bei uns eine Honeymoon Suite zum selben Preis anbieten" strahlte sie uns an. Mir fiel gerade alles aus dem Gesicht „Die was" quietschte ich laut. Ich hörte neben mir ein verschlucktes kichern „Hast du nicht gehört Schatzi, die Honeymoon Suite" blubberte Dayton amüsiert. Ich warf ihm einen bitter bösen Blick zu, sofort hörte er auf so dämlich zu grinsen. Ich wedelte aufgeregt mit meinen Händen herum „Das müssen sie etwas missverstehen. Wir sind kein Paar. Darum hatte ich ja auch zwei Zimmer gebucht. Die Honeymoon Suite geht mal gar nicht" redete ich auf sie ein. Angestrengt nachdenkend sah sie abwechselnd zu mir und zu ihm. „Hmmm ich hätte dann noch die Family Suite, es wäre zwar auch nur ein Zimmer, aber mit getrennten Betten im Schlafbereich" erklärte sie. Dayton haute seine Hand auf den Tresen „Die nehmen wir. Besser als am Strand zu schlafen" brüllte er fast so das die junge Frau erschrocken zusammen schreckte, ja selbst ich sprang fast einen Meter von ihm weg.

Jetzt war ich es die auf gar nichts mehr achtete, als wir uns auf dem Weg zu unserer Suite befanden. Ich grübelte und mir war komisch zumute. Ich lebe ja momentan zwar mit Dayton in seinem Haus zusammen, aber wir teilen uns kein Zimmer, das ist dann doch zu viel des guten. Ich mag ihn sehr, will aber Abstand halten, doch so ist das wirklich unmöglich. Dayton lief voraus, ich trottete ihm mit meinem Koffer hinterher und starrte auf seinen Rücken. Vor einigen Tagen war ich wirklich im Begriff zu gehen. Nicht weil ich ihn im Stich lassen wollte, sondern eher wegen meiner Aufkeimenden Gefühle. Ich weiß nicht wie ich mein Herz davon abhalten soll etwas für ihn zu empfinden. Ich darf es einfach nicht. Es hat keine Moralischen Gründe, in meinem Vertrag der Agentur steht nichts davon das so eine Beziehung verboten wäre. Es ist mehr meine Angst, ich weiß das er nie für mich so empfinden würde. Ich bin nicht der Typ Frau den er bevorzugt und außerdem wäre das alles nicht von langer Dauer. Mein Herz könnte das alles nicht verkraften. Aber ich konnte ihn nicht im Stich lassen und bin geblieben. Das habe ich nun davon. Jetzt darf ich mir ein Zimmer mit ihm teilen und ihm scheint es nicht das geringste aus zu machen, so breit wie er grinst.  Er sieht aus wie die grinse Katze aus Alice im Wunderland.


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