..~Daytons Plan~..

.....Raven.....

Das war eine Nummer, aber ich bin froh das wir es doch noch hinbekommen haben das Heidi in ihr Kleid passt. Dank meiner Nähkünste. Das schreckliche Make-Up habe ich ihr auch aus dem Gesicht gewischt. So natürlich sieht sie einfach viel hübscher aus, als mit Tonnen von Schminke. Ich brauchte ihr Kleid hinten am Reißverschluss nur etwas aus lassen und schwupp passte es wie angegossen. Ja gut es hat ein bisschen gedauert, aber zumindest weint sie nicht mehr und strahlt, so wie es sich an seinem Hochzeitstag gehört. Warum sie in nur zwei Wochen so viel zugenommen haben soll, das sie nicht mehr in ihr Kleid passt, hat sie sich selbst eigentlich schon gefragt. Ich habe sie ein klein wenig beobachtet und habe da meine eigene Theorie, was dazu geführt haben könnte. Ich werde aber den Teufel tun und es bestimmt nicht sagen.

Ich sitze zusammen mit Lucas und Rachel in der ersten Reihe neben den Eltern von Will. Er selbst steht zusammen mit Dayton nur einige Schritte von mir entfernt, beide wirken sehr angespannt und aufgeregt. Obwohl ja nur einer von ihnen heute heiraten wird. Hier im Ballsaal des Golfclubs ist alles so wunderschön geschmückt. Überall duftet es nach Lilien und Rosen. Die gesamte Dekoration ist in einem Bordeaux-weiß gehalten, genauso wie Heidi's Brautstrauß, den ich vorhin schon sehen konnte. Ein Mann am Piano stimmt einen Song an und an Will's Gesichtsausdruck kann ich erkennen, das es los geht. Ich drehe mich ein wenig herum, denn ich will unbedingt sehen wie die Braut hier herein kommt. Oh man irgendwie kommen mir gerade wirklich ein paar Tränchen, dabei kenne ich sie noch gar nicht so richtig. Ihre Eltern sind extra aus Deutschland angereist und ihr Vater bringt sie zu ihrem zukünftigen Ehegatten. Ich glaube sie ist gerade die glücklichste Frau die auf dem gesamten Erdball lebt, denn sie strahlt wie ein Diamant. Ihr Kleid ist wirklich hinreißend. Es ist ein Traumhaftes Corsagenbrautkleid im Prinzess-Style, in der Farbe Schneeweiß! Wie frischer Schnee der auf die Erde rieselt. Der Ausschnitt ist in Herzform gehalten und komplett mit Kristallsteinen von Swarowski-Elements bestückt. Es ist Bodenlang und es sieht gerade aus als würde sie über den Boden hier herüber schweben. Man sieht auch ihr die Aufregung an, aber so gefällt sie mir wesentlich besser, als wenn sie weint. Ihr Haar ist nur ein klein wenig zusammen gebunden und fällt lang über ihre schmächtigen Schultern hinab. Als sie an mir vorbei kommt, sehe ich wie sie leise ein „Danke" flüstert, bevor ihr Vater sie Will übergibt. Ich muss irgendwie breit lächeln. Auch wenn es so pompös und nicht im Stil von Heidi ist, wird sie den schönsten Tag in ihrem Leben haben. Mein Blick geht zu Dayton, der mich schon die ganze Zeit so komisch anblickt. Als ich ihn direkt ansehe guckt er schnell weg und fummelt an den Ringen herum die er von Will bekommen hat. Man sieht ihm aber an das all dies hier auch sein sehnlichster Wunsch ist. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Ich wäre gerne die Frau die Ja zu ihm sagt, aber meine Angst lähmt mich auch nur meine Liebe die ich empfinde auszusprechen.

Die Trauungszeremonie war wirklich sehr rührend und schön. Das Essen göttlich könnte man sagen, so gut habe ich noch nie gegessen. Ja und nun geht hier schon seit mehr als zwei Stunden die Post ab. Es wird getanzt, gelacht und richtig gefeiert. Ich hatte schon die Befürchtung, das es Stocksteif werden wird, aber das Gegenteil ist der Fall. Heute treffen hier verschiedene Kulturen aufeinander, die aber gut zu harmonieren scheinen. Alle haben ihren Spaß, ja selbst Dayton wie es aussieht. Nur ich sitze hier und amüsiere mich mit meinem neuen Freund namens Champagner. Er prickelt und berauscht mich zur selben Zeit, lecker. Ich bin schon ganz schön beschwipst habe ich das Gefühl, denn mir ist schwindelig und manchmal lache ich selten dämlich über irgendwelchen Müll. Ja ich habe einen sitzen. Dayton hat bisher nicht einmal mit mir getanzt und auch sonst nimmt niemand Notiz von mir. Ich darf dabei zuschauen wie er sich herrlich amüsiert. Er hat hier bestimmt schon fast alle Frauen zum tanzen aufgefordert, er flirtet auf Teufel komm raus. Irgendwie fühle ich mich als wäre ich hier total fehl am Platz. Schön das ich dazu beitragen konnte, das er sich jetzt so prächtig amüsiert. Ich habe ihm das Tanzen beigebracht und bin nun diejenige die allein an einem Tisch herum sitzt und ein Glas Champagner nach dem anderen leert. Die anderen Gäste kenne ich nicht und die haben so oder so mehr mit sich oder dem Brautpaar zu tun. Lucas und Rachel haben auch nur Augen für sich und von Will und Heidi mag ich gar nicht erst anfangen zu reden. Die beiden kommen gar nicht zur Ruhe die armen. Irgendwie schmerzt es zu sehen wie Dayton seinen Spaß mit anderen Frauen hat, dabei sollte ich mich doch freuen, aber das kann ich einfach nicht.

Mich übergebend hänge ich über der Toilette in einer der Kabinen im Damen Waschraum. Das war dann wohl doch ein wenig zu viel von meinem guten neuen Freund. Schwankend verlasse ich die Kabine nachdem ich die Reste meines Essens hinuntergespült hatte. Vor dem großen Waschtisch bleibe ich stehen und schaue mich im Spiegel an. Meine Augen sind angeschwollen, mein Make-Up etwas verwischt. Zum Glück habe ich nicht viel aufgelegt, aber trotzdem sehe ich zum weglaufen aus. Ich fühle mich wirklich elend, vor allem wenn man weiß das ich kein Alkohol vertrage. Wieso trinke ich dann eigentlich so viel? Will ich meinen Kummer hinunterspülen? So war ich doch bisher nicht. Ich bin immer auf die Menschen zugegangen, ich bin doch diejenige die immer einen Spruch auf den Lippen hatte und die sich nie wirklich unterkriegen ließ. Die Zeit die ich mit Dayton bisher verbracht habe hat selbst mich schon verändert. Er hatte wenigstens den Mut zu seinen Gefühlen zu stehen und was ist mit mir? Ich lüge mir selbst etwas vor, weil ich Angst habe. Ich weiß genau was passieren wird und das bereitet meinem Herzen Schmerz. Ich wische meine aufkommenden Tränen weg.

Einige junge Frauen kommen in den Waschraum und stellen sich neben mich um ihr Make-Up aufzufrischen. „Ich sag dir, diesen Dayton kralle ich mir noch. Er hat Geld, eine eigene Firma so wie ich mit bekommen habe. Er sieht gut aus, was will man mehr. Das der alleine sein soll ist schlichtweg unmöglich" erzählte die zierliche kleine schwarzhaarige die sich neben mich gestellt hatte und sich den Lippenstift nachzog. Ich blickte auf das Waschbecken und wusch mir meine Hände während ich dem Gespräch weiter folgte. „Ach Helen, meinst du das du dir solche Hoffnungen machen solltest? Er tanzt mit jeder hier. Aber was mir noch komischer vorkommt, er redet die ganze Zeit über von irgend so einer Raven, das nervt" quatschte die Frau mit dem blondierten Haar neben ihr und grinste sie im Spiegel an. Irgendwie musste ich ein wenig schmunzeln, er redet also von mir. Die neben mir die wohl Helen heißt fängt schallend das Lachen an „Das ist mir allerdings auch aufgefallen. Raven hier und Raven da. Ich dachte nur, das ist seine Freundin oder weiß der Geier wer. Aber halte dich fest. Ich fragte ihn wer denn diese Raven sei, weil er andauernd von ihr redet. Er meinte lachend sie wohnt bei ihm und kümmert sich um das Haus. Diese komische Raven ist seine Haushälterin und Putze und obendrein soll sie wie ein Papagei herum laufen. Die alte soll wohl voll den schrecklichen Kleidungsstil haben"! Alle fingen das Lachen an „Achso und ich dachte sie wäre besonders für ihn, naja ein putzender Papagei ist nicht der Rede Wert und wohl so besonders wie ein Kothaufen" lachte die andere und wusste ja gar nicht das sie sich alle gerade über mich lustig machten.

Etwas durchbohrte gerade mein Herz. Mir wurde heiß und kalt zur selben Zeit und meine Beine gaben nach. Ich hielt mich krampfhaft an der Waschbeckenarmatur fest. Diese Helen schaute zu mir rüber „Na süße, du bist aber wirklich blass. Sollen wir dir helfen" fragte sie und tätschelte an meinem Arm herum. Ich schüttelte energisch mit dem Kopf. Achselzuckend wendete sie sich von mir ab „Dann eben nicht" zischte sie ein klein bisschen abfällig und ging mit ihren Freundinnen zur Tür. Ich klammerte mich wie besessen fest und wartete bis die gacker Weiber endlich den Waschraum verließen. Sobald ich die Tür ins Schloss fielen hörte gab ich meinem Schmerz nach und fing das weinen an. Ich weine bittere Tränen. Ich scheine für eine Sache ja wirklich gut zu sein. Nein eher für zwei. Ich bin für jeden wie man hören konnte sehr amüsant und belustigend. Dann bin ich noch zum putzen gut, vielleicht sollte ich morgen wie ein Papagei herum kreischen, damit ich dem Ruf gerecht werden kann der mir von Dayton aufgedrückt wird. Wieso nur macht er das? Habe ich mich doch getäuscht? War das alles nur ein Spiel von ihm? Dreht er vielleicht jetzt vollkommen durch? Oder habe ich ihm so weh getan, das er sich so an mir rächen will?? Irgendwie bin ich froh das ich ihm doch nichts über meine Gefühle verraten habe. Denn sonst wäre sein Triumph über mich wohl nur noch größer. Was bin ich doch nur für ein dummes Ding? Ich kann einfach nicht anders und muss meine Arme auf dem Waschbecken abstützen. Meine Tränen fallen hinein und ziehen langsam ihre Bahnen. Die Tür wird aufgestoßen. Lachende Gäste kommen herein gestürmt. Schnell reiße ich den Wasserhahn auf, wasche mir etwas mein Gesicht. Es soll niemand sehen das ich geweint habe. Ich richte mein Haar, unterdrücke den aufkommenden Brechreiz, zupfe an meinem Kleid herum und gehe schnellen Schrittes nach draußen. Ich will weg von hier, einfach nur weg.

.....Dayton.....

Irgendwie nervt mein Plan mich und ich würde mich jetzt gerne selbst verprügeln. Was habe ich mir dabei eigentlich gedacht? Manchmal befürchte ich, ist mein Hirn schon ganz zerfressen. Raven ist schon seit einer halben Ewigkeit im Waschraum verschwunden. Ich konnte sehen das sie eine menge getrunken hatte und sie schwankte wirklich gefährlich hin und her beim laufen. Nicht das ihr etwas passiert. Auch wenn mein Plan nicht der beste war, scheint er wohl aufgegangen zu sein, oder sie hat einfach nur aus Frust getrunken. Mein Blick durchbohrt fast die Tür des Waschraumes, aber noch immer ist nichts von ihr zu sehen. Ob ich mal nachschauen soll? „Hey, endlich habe ich etwas Zeit. Ich kann mich von niemandem heute Abend loseisen" höre ich die Stimme von Will, der mich gerade am Arm packt. Ich drehe mich zu ihm herum, er sieht echt fertig aus, glücklich aber kaputt. Er zieht an mir „Komm wir gehen etwas von den anderen weg" sagte er und zieht mich zur Terrasse. Murrend folge ich ihm, von meinem Platz aus kann ich den Waschraum leider nicht mehr sehen. Er schnippt mit seinem Finger „Na wo schaust du denn hin" fragte er erwartungsvoll. „Hää, ach nichts ich wollte nur was gucken" antworte ich. Will zieht die Luft ein „Phuu ein wenig Ruhe ist sehr angenehm. Was ich dich fragen wollte. Morgen wollten wir eigentlich einen kleinen Brunch veranstalten, aber ich habe da eine bessere Idee. Hast du Lust mit Lucas, Heidi, Rachel und mir ein Picknick zu machen? Wir wollten auch etwas Fußball spielen. Drüben im Park, weißt du doch noch, dort wo wir immer herum hingen früher. Du kannst Raven auch gerne mit bringen, sie ist herzlich Willkommen" zwinkert er mir vielsagend zu. Ich nicke „Gute Idee, ich komme gerne" erwidere ich. Ob Raven mit kommen will bezweifle ich allerdings.

Will und ich haben wirklich lange geredet. Niemand hat uns hier draußen entdecken können, so konnte er ein wenig Luft und Kraft tanken. „Ach hier bist du, seit mehr als einer Stunde suche ich dich. Du hast dich wohl versteckt was" kommt Heidi lachend zu uns und nimmt ihren Mann liebevoll an die Hand. Meine Augen weiten sich und ich starre sie entgeistert an „Was eine Stunde? So lange sind wir schon hier draußen? Sag, hast du Raven gesehen" brülle ich sie schon fast an und lasse meine Augen suchend durch den Saal wandern. Sie nickt zustimmend „Ja habe ich allerdings. Ich weiß nicht was mit ihr los ist, aber sie war tief traurig und hatte wirklich zu viel getrunken. Sie ist vor knapp 10 Minuten los und wollte nach Hause. Ich hoffe nur sie wartet auf das Taxi" erklärt sie mir. Ich schaue beide verzweifelt an, mein Herz rast zu schnell, ich muss nach draußen, nach vorne zum Eingang. „Ich muss los, bis morgen. War eine tolle Feier" rufe ich und renne los.


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