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Was, wenn Agnes Kevin gezielt zu sich gelockt hatte, um ihn zu erschiessen? Wenn sie ihm in ihrem Schlafzimmer aufgelauert ist? Wenn sie unter einem Vorwand zu sich gebeten hatte? Wenn er nicht damit gerechnet hatte angegriffen zu werden? Wenn alles anders wäre, wie es auf den 1. Blick scheint? Wenn Kevin ahnungslos in seinen Tod gelaufen ist? Wenn die ganze Szene fingiert war? Wenn Agnes eine eiskalte Lügnerin war? Wenn Kevin grundlos sterben musste? Nein, das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen - die Bilder in meinem Kopf waren schon schlimm genug. Ich merkte, wie meine Seele von Tag zu Tag angeknackster wurde, und irgendwie war da das Verlangen so kaputt zu gehen, dass mir nie wieder irgendwer oder irgendwas weh tun konnte. Das war ein trauriger Gedanke, aber mein Leben bot mir derzeit halt leider nicht viel Grund zur Freude. Doch irgendwie fehlte mir zum wegrennen vor meinen Problemen die Kraft, normalerweise war das in letzter Zeit immer Kevin gewesen. Kevin war derjenige gewesen, der mein Ansporn und mein Glaube war, mein Glaube an ein besseres Leben. Doch, wenn ich mich nun umschaute, war ich umgeben von Feinden - Agnes war wohl nur 1 von ihnen. Ich war die Beute und sie waren die Jäger, jederzeit bereit mich in Stücke zu reißen. Sie würden mich einkesseln und dann töten. Nein, jetzt fühlte ich mich schon total verfolgt, das musste aufhören. Nur bei meinen Pferden kam ich mal runter und auf andere Gedanken, ließ meine Seele baumeln und war fast wieder ganz die alte. Dort war die Welt noch in Ordnung, denn Tiere würde einem nie so anlügen und täuschen wie Menschen. Tiere schätzten die Zuneigung und Fürsorge von Menschen und nutzten diese nicht aus. Tiere verließen einen nicht aus Langeweile oder Lust heraus - Tiere waren treu und ergeben bis ans Lebensende. Ich versuchte weiterhin höflich und freundlich mit Agnes umzugehen, ging aber dennoch so gut es ging auf distanz. So gut man sich eben aus dem Weg gehen kann, wenn man quasi unter dem selben Dach wohnt und arbeitet, ständig fand sie irgendwelche Gelegenheiten, wo sie mich abpassen konnte. Sie hatte ein seltsames Talent mich überall aufzuspüren und zu entdecken, egal an welchen entlegenen und versteckten Orten ich mich aufhielt. Es war beängstigend, aber irgendwie hatte ich auch nicht mehr so die Kraft dagegen anzukämpfen. Agnes jedoch sah das Einladung noch mehr in meiner Nähe zu verweilen und mich zuzulabern - so intelligent sie auch wahr, diesmal schätzte sie die Situation vollkommen falsch ein, Gleichgültigkeit kam Verzeihung nicht gleich. Es fiel mir schwer vor Agnes meine Fassade aufrecht zu erhalten, doch ich tat es, natürlich mehr für sie, als wie für mich. Nach außen hin waren wir noch immer beste Freunde, eine Illusion, die zerbrochener und veralteter nicht sein könnte. Wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, verstaubt und vergessen. Doch ich habe noch nie viel auf den Flurfunk hier bei uns in der Pension gegeben - sollten die Leute doch glauben, was sie wollen. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur verlernt an allem etwas schönes zu sehen.

Glaubt ihr Agnes und Monika werden sich je wieder anfreunden?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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