Drei
Janine wartete nach dem Unterricht am Fahrradständer auf mich. Ihre Hände hatte sie um die Griffe ihres Rades geheftet und sie zeigte mir eins ihrer strahlendsten und glücklichsten Lächeln, als sie mich um die Ecke biegen sah.
Sie winkte mir wild mit einer Hand, wobei sie das rote Fahrrad an ihren Körper lehnte.
Ihre lockigen blonden Haare peitschten ihr wild ins Gesicht. Energisch strich sie sie zurück, doch der Wind fegte sie zurück an die Stelle, wo sie hergekommen waren.
„Wir sollten uns beeilen.", sagte sie abgelenkt, da sie immer noch versuchte, ihre Haare aus ihren Mund zu fischen.
Ich jedoch hatte meine wirren locken unter meiner Kapuze versteckt und so hatte ich nicht das gleiche Problem wie sie.
Meines war, dass mein Gesicht langsam taub zu werden schien von dem kalten Wind, der mir unablässig ins Gesicht schnitt.
Ich rieb fröstelnd meine Hände aneinander und bückte mich zu meinem Rad, meine Tasche baumelte von meiner Schulter, als ich die Kombination ins Schloss eingab und es leise aufging. Ich packte es in meine Jackentasche und schob mein Fahrrad aus dem Ständer, in dem noch einige andere Räder mutterseelenallein darauf warteten endlich abgeholt zu werden.
Zusammen schoben wir unsere Räder über den Schulhof, vorbei an ein paar Schülern, direkt auf den Gehweg.
Ihre blauen Augen suchten meine, bevor sie sich auf ihr Rad schwang und dann auf dem Sattel sitzend stehen blieb. Wartend blickte sie zu mir, bis ich auch Platz genommen hatte. Dann schaute sie sich um und fuhr auf die Straße. Ich tat es ihr gleich und schloss gleich auf. Sie wohnte etwas weiter weg von der Schule, weswegen ich mich spontan dafür entschieden hatte mein altes blaues Fahrrad aus der Garage zu holen und damit in die Schule zu fahren. Wir hielten an ein paar Kreuzungen, ließen Autos die Vorfahrt und folgten den Weg in Richtung Fuchsstraße. Sie streckte ein letztes Mal ihre Hand aus und bog ab, ich folgte. Der Wind peitschte mir gnadenlos ins Gesicht und meine Beine hatten schon vor fünf Minuten angefangen zu brennen. Diese Anstrengung war ich schon lange nicht mehr gewohnt. Als ich in die kleine Straße abbog fiel mir ein Wagen auf, der sichtlich unter der Geschwindigkeitsbegrenzung an mir vorbei fuhr. Ich erhaschte einen Blick auf einen jungen Mann. Er hatte dunkles Haar, ein kantiges Gesicht und unglaublich schöne bernsteinfarbene Augen. Ich dachte es gäbe nur dieses normale braun, doch seine Augen hatten die Farbe von flüssigem Gold. Abgelenkt wie ich war, merkte ich nicht das ich zu nah an den Bordstein gefahren war. Mein Reifen rieb kurz an dem Stein bevor es mich mit einem lauten krachen auf den Boden legte. Ein leichter Schmerz zog durch meinen Körper. Im Hintergrund konnte ich Janine rufen hören, doch das war nicht das einzige Geräusch was ich wahrnahm. Das Auto kam ein Stückchen weiter von mir entfernt zum stehen. Fluchend tastete ich meine Körperteile ab und checkte ob noch alles dran war, wo es sein sollte. Eine Tür wurde zugeschlagen bevor schnelle Schritte mir entgegen kamen. Ich setzte mich auf meinen hintern, mein Knie stieß dabei an das Fahrrad, das neben mir auf dem Asphalt lag, sowie meine Tasche ein Stückchen weiter weg.
„Niki, bist du in Ordnung?", besorgt beugte sich Janine zu mir herunter und beäugte mich dabei genau von oben bis unten. Mit glühenden Wangen nickte ich einfach nur und stotterte ein leises," alles gut, nichts passiert."
Eine zweite Stimme mischte sich in unser Gespräch.
„Ist dir was passiert?", eine unglaublich raue und flüssige Stimme kam aus dem Mund von dem Mann, der zuvor meine ganze Aufmerksamkeit erregt hatte.
Wie peinlich, dachte ich mir und schüttelte viel zu heftig meinen Kopf, wobei mir die Kapuze von meinem Kopf glitt und meine Haare hin und her wippten.
„Ich hab nur nicht aufgepasst, alles gut.", stammelte ich verlegen vor mich hin und winkte ab.
„Soll ich mir mal dein Knie anschauen?", er deutete auf mein Bein, das tierisch brannte. Und tatsächlich hatte ich meine Hose an der Stelle aufgerissen und dickes, rotes Blut floss daran herab.
Ich gab ein leises „Ehm", von mir und schob meine wilden braunen Locken aus meinem Gesicht. Meine Augen blickten verlegen in das flüssige Gold seiner, während er mich immer noch besorgt ansah. Er lächelte kurz, als er merkte, dass ich nicht mehr Worte übrig hatte, meinte dann er käme gleich wieder und lief zurück zu seinem Auto. Ich beobachte ihn dabei, wie er seinen Kofferraum öffnete und mit einem kleinen Kasten in der Hand zu uns zurück kam.
Ich drehte mich zu Janine, die sich neben mir auf dem Bürgersteig nieder gelassen hatte und dabei zusah, wie er sich vor mir in die Hocke setzte und den kleinen Kasten mit dem Kreuz drauf öffnete.
Meine Hände zitterten, als er ein kleines Stück verband heraus nahm und ein Spray zum desinfizieren der Wunde. Ich drückte mich ein Stück vom Boden ab, bis ich die Kante vom Bürgersteig unter meinem hintern fühlte. Ich streckte ihm, so gut es ging mein Bein entgegen.
Er lächelte leicht," gleich brennt es ein wenig", warnte er mich und zeigte dabei auf meine Wunde.
Ich nickte nur still.
Wenn er nur wüsste wie unangenehm mir das alles war und wie gerne ich jetzt im Erdboden versinken würde.
Er sprühte die Flüssigkeit auf mein Knie, nachdem er den zerrissenen Stoff meiner Hose zur Seite geschoben hatte. Es brannte leicht, als sich die durchsichtige Flüssigkeit mit meinem Blut vermischte und mir über meine nackte Haut rann.
Er tupfte sanft die Steine und das Blut weg, während sich seine Augen konzentriert zusammen Kniffen.
Ich musterte ihn, solange er mich nicht wahrnahm. Er war hübsch, auf eine komische Art und weise. Er trug ein weißes Hemd, das ihm vorne lose aus der Hose hing, darüber einen schwarzen Mantel, der nun bis auf den Asphalt reichte. Er war dünn und dennoch zeichneten sich Muskeln auf seiner Brust ab. Seine dunklen Haare fielen ihn vorne leicht in die Stirn, im Licht der kühlen Sonne wirkte sein Haar fast schwarz. Er hatte ein kantiges Gesicht, seine Lippen waren dünn, die obere etwas dicker als die darunter und seine Nase war etwas schräg. Ich tippe auf einmal gebrochen.
„Das müsste halten.", sagte er sanft und brachte somit meine ganze Aufmerksamkeit zurück auf sich. Ich beobachtete seine Lippen, als er sprach, sah seine strahlenden Zähne hervor blitzen.
Erst jetzt merkte ich, dass er schon längst fertig war und ein großes Pflaster meine Wunde bedeckte.
Mein Atem Verlies stoßweise meine Lungen, als ich merkte, dass seine Hand immer noch au meinem Bein ruhte.
„Danke.", murmelte ich peinlich berührt, als er mir seine Hand hinhielt und mir mit meinem ruck zurück auf meine Beine verhalf.
Er lachte leises und winkte ab.
„Ich heiße Ian.", er lächelte ehrlich wobei sich ein Pärchen von Grübchen in seinem Gesicht zeigten. Ich lächelte nervös zurück und zog meine Hand zurück, die er immer noch in seiner hielt.
„Niki.", murmelte ich schüchtern und ehe ich mich auch nur fragen konnte, ob er jetzt ein Gespräch mit mir anfangen wollte, verabschiedete er sich und verschwand wieder zu seinem Wagen. Ich sah ihm dabei zu, wie er wegfuhr und hinter einer Kurve verschwand. Danach drehte ich mich zu Janine, die genauso verträumt wie ich in die Richtung starrte, in die er verschwunden war.
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A/N
Weil ich um 10 vor 11 nichts besseres zu tun habe :D
Bis Blue ❤️☺️
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