Acht

Noch mitten während wir aßen, vernahm ich gedämpfte Schritte, die aus dem Flur zu kommen schienen und tatsächlich hatte ich mich nicht mit meiner Vermutung geirrt, dass es Logan war, der endlich mal in die Gänge gekommen war.

Mit schlürfenden Schritten kam er uns entgegen, wobei er sich ununterbrochen mit dem Handrücken über die Augen rieb.
Seine Haare standen ihn wild in alle Richtungen ab und für einen Moment fragte ich mich, ob er nicht in eine Steckdose gefasst hatte.

Mit einem schüchternen Lächeln begrüßte ich ihn, während Janine wissen mit den Augenbrauen wackelte.

„Man ich hab so nen Kater.", beschwerte er sich jammernd und blieb vor dem Tisch stehen.

Sein T-Shirt hatte er sich derweilen wieder über gezogen, sodass sich der blaue Stoff über seinen breiten Oberkörper spannte.

Mit einem Gähnen legte er seine Hand auf meine Schulter. Seine Berührung brannte sich durch den Stoff meines Oberteils, das ich mir von Janine geliehen hatte und doch, hielt ich mich diesmal Wacker und lief nicht gleich knallrot an.

„Aspirin sind im oberen Küchenschrank rechts.",informierte ihn das blonde Mädchen mit gegenüber immer noch kauend, während ich schon längst meinen Löffel in die leere Schüssel gelegt hatte und diese einige Zentimeter weit von mir weg geschoben hatte.

„Gott sei dank.", sagte er erleichtert und entfernte sich wieder  mit den selben schlurfenden Schritten, mit denen er zuvor zu uns gestoßen war.

Ich behielt meinen Blick jedoch auf die kauende Janine gerichtet, die sich immer noch ihr Essen in den Mund schaufelte, als hätte sie alle Zeit der Welt.

Ihre Haare sahen nicht besser aus, als die von Logan und ich fragte mich gerade ernsthaft, wie ich wohl aussehen musste.

„Nachdem wir alle raus geschmissen haben, müssen wir erstmal die Bude wieder auf Vordermann bringen.", meldete sie sich wieder zu Wort. Logan und ich stöhnten beide fast gleichzeitig genervt auf und wieder mal fragte ich mich, ob er sich überhaupt daran erinnerte, dass wir nun ein paar waren.

Es war mehr als nur merkwürdig es in meinem Kopf zu sagen, wo es keiner hören konnte, als ich selbst und nun stellte ich mir die Frage, wie es wohl war, es laut auszusprechen.

Ich glaube ich würde es niemals wirklich realisieren, dass ich ihn jetzt immer küssen durfte, wann auch immer ich das Bedürfnis danach hatte.

Jetzt fühlte ich doch, wie die Wärme in meine Wangen schoss, was mich dazu veranlasste, den Kopf zu senken, so dass ich auf die helle Tischplatte sah.

Was doch alles geschehen kann, wenn man gar nicht damit rechnete, dachte ich, als ich das Geräusch von einer sich öffnenden Tür vernahm, gefolgt von einem rascheln, dann wieder die Tür.

Eine weitere Tür wurde geöffnet, dann ging der Wasserhahn an und das Rauschen des Wassers durchbrach die Stille.

Wir alle schienen in unseren Gedanken versunken, denn keiner sagte etwas und für diesen kurzen Moment der Stille, genoss ich es. Das Rauschen meiner Gedanken und dieses neue Gefühl, das ich gestern zum ersten Mal empfunden hatte.

Es war schön, es kribbelte in meinem Bauch und ich hatte das Gefühl, dass in meinem inneren kleine Funken hausten.

Ich hob dann doch für einen kurzen Augenblick meinen Kopf wieder an. Janine war nun auch fertig und hatte so wie ich, die Schüssel von sich geschoben, den Löffel darin liegend. Sie fuhr sich durch ihr strohlblondes Haar und versuchte dieses vergeblich zu glätten.

Logan lehnte an der Kücheninsel, seine Augen hatte er geschlossen und in seiner Hand hielt er immer noch, dass Glas, nur das es jetzt leer war.

„Kann mich echt an nichts mehr erinnern.", durchbrach er die Stille, die Augen immer noch fest geschlossen.

Ein kleiner Schmerz zog durch meinen Körper, als ich über seine Worte nachdachte.

Also waren wir nun nicht zusammen?

Plötzlich wurde mir speiübel. Wieder kroch die Enttäuschung über meinen Rücken, um mich dann gänzlich zu umhüllen.

Janine drehte ihren Kopf so schnell zu Logan, dass ich erschrocken zurück zuckte.

Entgeistert sah sie ihn an, doch er bewegte sich keinen Zentimeter, nur seine Brust hob und senkte  sich in einem gleichmäßigen Rhythmus.

Dann nach einer quälenden Ewigkeit bildete sich ein teuflisches grinsen auf seinen Lippen, dass sich quer über sein Gesicht zog.

„Idiot.", murrte Janine und zeigte ihm dabei ihren Mittelfinger.

Ich hätte gerne genauso reagiert wie sie und doch konnte ich mich nicht rühren.

Stattdessen öffnete Logan wieder seine Augen, die sich prompt auf mich richteten. Er schritt zu mir, beugte sich in einem unglaublichen Tempo zu mir herunter, um mir einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken, den ich trotz des beißenden Nachgeschmackes vom Alkohol nur zu gerne erwiderte.

Ein hüsteln ließ uns jedoch viel zu schnell wieder auseinander fahren. Innerlich verfluchte ich meine beste Freundin wurde jedoch gleich wieder von anderen Gefühlen übermannt, die meine beiden Wangen, in einem sanften rosaton aufleuchten ließen.

Logans Kopf entfernte sich wieder von meinem und sofort vermisste ich seine Nähe und die angenehme Wärme die sein Körper ausstrahlte und auch der atemberaubende Eigengeruch den seine Kleidung ausstrahlte, ließen meinen Atem stocken.

Mein Herz flatterte unter meiner Brust während er mir wieder seine Hände auf meine Schultern legte und Janine mit einem saueren Blick bedachte.

„Unterbreche mich nicht, wenn ich gerade dabei bin meine Freundin zu küssen.", sagte er gespielt böse und kniff seine Augen zusammen.

„Deine Freundin?", hakte sie nach, wobei sie ihre Augenbraue in die Höhe zog.

„Ja, meine.", bestätigte er seine Worte noch einmal, wobei er seine Hände sanft auf meinen Schultern bewegte.

„Seit wann?", versuchte sie ihn neugierig auszuquetschen.

So kannte ich sie. Immer neugierig und so etwas wie locker lassen kannte sie nicht im geringsten.

„Gestern.", sagte er knapp.

„Wir sollen anfangen aufzuräumen.", unterbrach ich das Gespräch der beiden. Es war mir sichtlich unangenehm wenn sie so über mich redeten als wäre ich nicht dabei.
Sowas konnte ich noch nie leiden.

„Alles klar, zuerst müssen wir die restlichen Leute rausschmeißen.", fing Janine an zu erklären und wir beide nickten.

Sie stand ruckartig auf und klatschte dabei enthusiastisch in die Hände.

„Logan geht nach oben, ich gehe unten durch und Niki schaut im Garten nach.", nachdem sie alles erklärt hatte, wartete sie noch, bis Logan sich von mir löste, den Raum verließ und dann nur noch sein Gepolter auf der Treppe zu hören war.

„So raus Leute, es brennt.", brüllte er durch das Obergeschoss.

Ich konzentrierte mich wieder auf Janine, die mich mit einem unglaublich aufdringlichen grinsen auf ihren Lippen anschaute.

„Du wirst mir alles erzählen.", meinte sie siegessicher und packte mich an meinem Arm, um mich durch den Flur in Richtung Wohnzimmer zu zerren.

Ich seufzte einmal leise und ließ es zu, dass sie mich gerade so grob behandelte.

Im Wohnzimmer angekommen, wurde mir erst das Ausmaß des Chaos bewusst.

Überall lagen Becher, der Boden versifft von ausgeschütteten Alkohol und in dem ein oder anderen Eck lagen ein paar Leute, die immer noch ihren Rausch ausschliefen.

Das war garantiert nicht meine Welt, dachte ich mir, als sie meinen Arm losließ und ich Richtung Balkontür eilte.

Schnell weg von ihr, bevor sie noch auf den Gedanken kam, mich zu fesseln und zu knebeln um irgendwelche pikanten Details aus mir heraus zu quetschen.

Ich öffnete die halb geschlossene Tür, indem ich den Griff anpackte und zur Seite schob, was zur Folge hatte, dass das Glas folgte.

Die kühle Morgenluft traf mich viel zu hart, doch statt wieder hinein ins warme zu huschen, verschränkte ich meine Arme vor der Brust und trat ins freie. Wenn ich es schnell hinter mich brachte, würde ich sicherlich innerhalb von fünf Minuten mich wieder drinnen aufwärmen können. Also machte ich mich auf und durchforstete den Garten von den Nadlers nach weiteren verkaterten Jugendlichen, wobei ich es strengstens vermied auf den feuchten rasen zu treten.

Die Kälte hatte sich bei jedem Schritt in meine Fußsohlen gedrängt, bis es schließlich anfing zu schmerzen.

Ich erblickte ein Mädchen, dass in einer der Sonnenliegen vor sich hin döste.

Ich beugte mich zu ihr nach unten und packte sie kurzerhand an der Schulter.

„Hey aufstehen.", murmelte ich, wobei ich etwas an ihrer Schulter rüttelte.

Nach wenigen Sekunden öffnete das braunhaarige Mädchen ihre Augen und schaute mich dabei verwirrt an.

„Du musst gehen.", informierte ich sie höflich aber bestimmt, stand dann wieder auf, um weiter zu suchen und sie erst einmal aufwachen zu lassen.

Nach ein paar weiteren leicht alkoholisierten Jugendlichen trat ich wieder in das, nun menschenleere Wohnzimmer. Ich zitterte am ganzen Leib und verfluchte mich dafür, die Tür offen gelassen zu haben, da es nun hier drin genauso kalt war, wie draußen im Garten.
Keine Sekunde später rannte Janine mit mehreren großen schwarzen Müllbeuteln in den Raum, die die mir sogleich in die Hände drückte.

„Wenn du dich beeilst, wird dich gleich wieder ganz warm.", sagte sie immer noch gut gelaunt, sodass ich langsam wirklich Angst bekam. Eine so gut gelaunte Janine beim aufräumen war mir noch nie begegnet und geheuer war mir die Sache mit diesem Paul auch nicht recht.

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A/N
Ich habe jetzt 38 Seiten 😌😱 nicht viel, aber ist ja auch erst der Anfang 🤷🏻‍♀️
In welche Kategorie würdet ihr dieses Buch stecken?
Jugendliteratur ?
Soll ich richtige sexszenen schreiben?
Aber dann kann man es ja nicht mehr zu Jugendliteratur zählen oder ?
Und erwachsene würden dieses Buch denke ich nicht lesen, da die Sicht von einem 15 jährigem Mädchen ist.
Habt ihr irgendwelche Ideen ?
Ich denke Ian wird im nächsten oder übernächsten Kapitel wieder vorkommen.
-Blue

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