Aufregend

Die nächsten Tage vergingen quälend langsam. Jeden Morgen kam ich ins Büro und auf meinem Tisch lag eine Blume. Jedes Mal war es eine andere Art von Blume. An einem Morgen eine lila Tulpe, dan ein Veilchen und so weiter. Die Notizen sagten immer das Selbe. Ein Kompliment, ein neckischer Spruch und der Kosename "kleiner Schmetterling". Aiden hatte ich immer noch nichts davon gesagt und es war mittlerweile auch zu spät, als dass ich ihm noch etwas davon erzählen könnte. Nein, dafür würde er mich verlassen und das durfte nicht passieren. Nein... Kira gegenüber war ich ebenso sporadisch. Ich erzählte ihr zwar von den Blumen, doch mehr nicht. Ich wollte nicht, dass noch mehr Drama darum gemacht wurde.

"Hallo Schatz" meinte ich, als Aiden nach Hause kam. Ich hatte heute früher Schluss machen können, was bedeutete, dass ich schon um 6 Zuhause gewesen war. Mittlerweile war es 8 Uhr und Aiden war endlich nach Hause gekommen.

"Hey" erwiderte er gelangweilt und zog seine Sachen aus. Ich stand in der Küche und musterte ihn, während er zu mir kam. "Du hast gekocht?" fragt er etwas überrascht und sah zu dem Nudelauflauf, der auf dem Tresen stand.

"Ja, ich dachte mir dass du hungrig bist" erwiderte ich sanft und lächelte ihn an. Es war einer der wenigen Abende ab denen wir beide zuhause waren und ich wollte die Zeit nutzen, um mit ihm zusammen zu sein.

"Verstehe" brummte er bloß und griff sich dann einen Teller. "Ich geh nachher mit den Jungs weg. Ich schlafe dann bei Michael, er nimmt mich morgen mit zur Arbeit" erklärte er trocken und mein Herz wurde eng. Natürlich. Er hatte mich mal wieder versetzt...

"Okay" antwortete ich leise und er machte sich etwas von dem Nudelauflauf auf den Teller. Schweigend aß er etwas davon, sprach aber nicht weiter mit mir. Klar. Kein Fragen nach der Arbeit, kein "Ich liebe dich" und auch sonst nichts. Kein Wunder.

Keine Halbe Stunde später war er bereits weg. Er hatte sich kurz verabschiedet und mir einen schönen Abend gewünscht, doch das wars auch schon gewesen. Ich war frustriert und fühlte mich verletzt, doch ich wusste, dass er diese Abende brauchte, also wieso nicht?

Nachdem ich eine Weile bloß rumgesessen hatte, entschied ich mich ein Bad zunehmen. Vielleicht half es ja gegen die Einsamkeit die mich plagte. Dazu schnappte ich mir ein Buch und zog mich ins Bad zurück. Noch ein paar Kerzen und der Abend war perfekt. Zumindest fast. Je hitziger mein Buch wurde, desto sehnsüchtiger wurde ich. Aiden und ich hatten schon seit Wochen keinen guten Sex mehr gehabt. Ja, er bekam was er brauchte, doch ich... ich blieb meistens auf der Strecke.

Vorsichtig kletterte ich aus der Wanne und trocknete mich ab. Ich zog mich nicht an, sondern lief direkt ins Schlafzimmer. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich in eine meiner Schubladen griff und mein Spielzeug, welches ich in letzter Zeit so gut wie nie benutzt hatte. Aiden wusste nicht einmal, dass ich es besaß. Ich hatte es mir aus einer Laune heraus bestellt und nun war es in treuer Freund in meinen einsamen Stunden.

Ich machte mir leise Musik an und schloss die Augen. Ich stellte mir vor, wie Aiden mich küsste, langsam und zärtlich. Wir bewegten uns aufs Bett zu und er küsste meinen Körper immer weiter hinunter, bis er schließlich zwischen meinen Beinen landete. Auch in Gedanken schloss ich die Augen, doch als ich sie wieder öffnete, war da nicht Aiden. Nein, mich blickte ein dunkles Paar Augen an, gepaart mit schwarzem Schopf und markanten Gesichtszügen. Der Barkeeper.

Das vertraute vibrieren wurde lauter und die Wellen der Erregung durchfluteten mich immer schneller. Wieso konnte ich mich nicht von dem Gedanken lösen? Wieso erregte dieser verdammte Barkeeper mich gerade jetzt so sehr? Ich sollte doch auf Aiden achten... ich sollte an ihn denken.

Meine Bewegungen wurden zögerlicher, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich zuckte zusammen. Eine unbekannte Nummer. Verwirrt sah ich mein Handy an, schaltete den Vibrator jedoch nicht aus... es fühlte sich gerade jetzt zu gut an, als dass ich aufhören könnte.

"Hallo?" fragte ich vorsichtig, als ich den Anruf annahm. Einige Sekunden lang antwortete niemand und ich versuchte mein Keuchen zu unterdrücken, als mich ein neue Welle der Erregung durchflutete. Gott.

"Mach weiter kleiner Schmetterling, hör nicht auf, du siehst doch grade so wunderschön aus" hauchte die raue Stimme und ich bekam eine Gänsehaut. Wer? Was? Ich wurde panisch und zog die Decke über mich, bevor ich meine Bewegungen stoppte.

"Wer zum Teufel?" stammelte ich und atmete flach. Diese Situation überforderte mich vollkommen. Er nannte mich kleiner Schmetterling, also war er es, der mir die Blumen geschickt hatte. Doch wer war es? Die Stimme am Telefon klang verzerrt aber gleichzeitig auch irgendwie vertraut?

"Du machst mir die Show kaputt süße. Dabei wurde es doch grade spannend" hauchte er ins Telefon und ich erzitterte erneut. Die Stimme war dunkel und heiß. Gott. Wäre die Situation eine andere würde mich das hier sicherlich total erregen.

"Wieso v-verfolgst du mich" wimmerte ich und zog die Decke enger an mich. Noch immer bebte mein Körper vor lauter Lust und ich hatte das Bedürfnis weiter zu machen. Ich wollte, dass er weiter machte und ich wollte währenddessen... aber das war falsch. Nein. ich durfte das nicht.

"Was denn? Willst du mir sagen dein kleiner Loser Freund würde dir etwa auch Blumen schicken? Sag mir, dass es dich nicht vollkommen verrückt macht endlich so begehrt zu werden, wie du es verdienst" raunte die dunkle Stimme und mein Herz raste so schnell, dass ich das Gefühl hatte es würde mir jede Sekunden aus der Brust springen.

Er hatte recht. Es war ein wundervolles Gefühl begehrt zu werden, doch nicht von... ihm. Das alles hier war krank. Er beobachtete mich. Er stalkte mich. Wieso tat er das? Er hatte kein Recht so etwas zu tun. Ich fühlte mich so verletzlich und beobachtet...

"Lass mich in Ruhe" knurrte ich ins Telefon. Mein Finger zitterte über dem roten Button. Ich sollte auflegen. Nein, ich sollte die Nummer blockieren und ihn anzeigen. Er stalkte mich... Er verfolgte mich und beobachtete mich während ich...

Ein dunkles Lachen ertönte aus dem Telefon und ich erschauderte zum dutzendsten mal. Wieso machte er das mit mir? Gott, das hier war so verdammt falsch. Ich hatte das Gefühl Aiden zu betrügen. Ich gehörte zu ihm. Ich war seine Freundin. Ich hatte kein recht dass hier überhaupt gut zu finden...

"Ich werde dich nicht in Ruhe lassen mein kleiner Schmetterling. Nicht, bis du das bekommst was du verdienst" hauchte er und ich schloss für einen Moment die Augen. Dass alles hier war unglaublich verrückt. Wieso sollte jemand so etwas tun? Wieso sollte sich jemand solch eine Mühe geben, für... mich?

"Wieso schickst du mir Blumen" fragte ich leise. Wenn ich schon nicht den Mut hatte aufzulegen, dann musste ich doch wenigstens mehr herausfinden. Wer war dieser Mann? Wieso verfolgte er mich? Und Gott, wieso war das alles hier so krank?

"Weil er es nicht tut kleiner Schmetterling" meinte er und seine Stimme klang beinahe wütend. Er hatte recht. Aiden schenkte mir keine Blumen. Er schenkte mir nie etwas... doch das rechtfertigte nicht, was ich hier tat. Ich musste auflegen.

"Lass mich in Ruhe" sagte ich noch einmal und legte dann auf. Ich hatte gehofft mein Herzschlag würde sich beruhigen doch das tat er nicht. Nicht für die nächsten fünf Minuten. Ich lag bloß da und dachte nach. Die Decke hatte ich schützend über meinen Körper gezogen. Ich wusste, dass er mich beobachtete. Ich wusste, dass ich die Rollladen schließen musste, doch mein Körper bewegte sich nicht. Ich konnte nicht. Zu sehr hatte mich das hier aufgewühlt.

Irgendwann schaffte ich es aufzustehen. Mein Körper zitterte und meine Gedanken schienen so schnell zu rasen, dass ich glaubte ich würde einen Herzinfarkt erleiden. Was war das hier? Noch immer gingen mir diese ganzen Fragen nicht aus dem Kopf. Ich war viel zu aufgewühlt um etwas zu tun. Nein, das alles hier war sicher bloß ein Traum.

Es war kein Traum. Auch fünf Minuten später hatte ich noch immer Schweißausbrüche, schaffte es jedoch die Vorhänge zu schließen. Er konnte mich nicht mehr sehen. Ganz sicher nicht. Dennoch hatte ich dieses mulmige Gefühl im Magen.

Plötzlich brach all das über mich herein. Jemand verfolgte mich. Das waren nicht nur ein paar Rosen oder Nachrichten. Jemand beobachtete mich und kannte meine Nummer. Nein, nicht nur meine Nummer. Meinen Namen, meinen Kleiderschrank, einfach alles.

Das Gefühl was sich in meinem ganzen Körper ausbreitete, war erschreckend. Ich hatte Angst. Natürlich hatte ich Angst, dass war die einzig logische Emotion. Doch da war noch etwas anderes. Etwas, was ich weder einordnen konnte, noch einordnen wollte.

Das alles war zu viel für mich. Ich wusste nicht, was ich tun oder fühlen sollte, also beschloss ich hinunter in die Küche zu gehen. Ich musste diesen... Vorfall erstmal verarbeiten. Meine Hände waren noch immer zittrig und ich hatte mir einen Bademantel angezogen.

All das hier war verrückt.

Verrückt und gleichzeitig...

Aufregend.

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