Kapitel 12

                    • My dangerous destiny •
                              by dxxx000
             __________________

- Alessia Bianchi -

Nachdem Lorenzo und ich zusammen gefrühstückt hatten, auch wenn ich für einen Moment dann wieder alleine war, wollte ich nach oben gehen, um mir meine Jacke zu holen, da Lorenzo mit mir zu meiner Wohnung fahren wollte.

Auch wenn ich immer alleine in meinen vier Wänden war, vermisste ich es jedoch wirklich sehr, dort zu sein.

Ich war so daran gewohnt, alleine mit der Stille und der Dunkelheit zu leben, dass mir dies alles fremd erschien.

Es fühlte sich so fremd, aber auch so neu an.

Ich lief die Treppen hoch und fragte mich wieder, ob diese Stille jedoch doch nicht fremd erscheinen sollte.

Es war ein so großes Anwesen mit einer Familie, die nicht normal war wie die meisten Familien, doch trotz allen war es in diesem Moment so ruhig, als würde wirklich nur ich dort leben.

Bei manchen Momenten, wo ich alleine die Einsamkeit genoss, bat ich Gott, meine Seele zu sich zu holen.

Ich meine, wenn man niemanden mehr hat, da fühlt man nichts mehr.

Da ist das Leben wertlos und sinnlos.

Ein Leben ohne Freude, ohne Liebe, war ein Leben, welches man schnellstmöglich beenden möchte.

Und genau das wollte ich.

Es beenden.

Doch sein Leben zu beenden, war die größte Sünde, die man nur begehen könnte.

,,Alles wird sich eines Tages ins Gute wenden.", sprach ich seufzend zu mir selber und öffnete dann die Zimmertür, als ich auch schon davor angekommen war.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich deswegen erst nach ein paar Sekunden später nach vorne blickte und direkt mit einem Schrei, welches von mir kam, meine Augen zuhielt und hoffte, dass ich mich verguckt hatte.

Doch sein Lachen sagte mir so das Gegenteil und zeigte mir auch, dass es nun so bleiben würde, dass ich ihn nur mit einem Handtuch um seine Hüfte eben gesehen hatte.

,,Oh bitte, lass' das nur ein Albtraum sein.", redete ich leise vor mich hin, aber anscheinend laut genug, sodass Lorenzo es auch selbst hören konnte.

Er hörte mit einem Mal auf zulachen und trotzdem nahm ich die Hände, die ich vor meinen geschlossen Augen hielt, nicht weg.

Wieso hat er denn auch nicht die Tür abgeschlossen ?

,,Komm' schon, mi amor.", sprach er und seine Stimme hörte sich irgendwie mit einem Mal anders an als zuvor ,,Als hätte dir dieser Anblick nicht eben gefallen.", und als wäre es das Lustigste, was je jemand gesagt hätte, fing er wieder an, zulachen.

Ha ha, wie witzig das doch gerade war.

Hätte ich meine Augen nicht geschlossen, dann hätte ich definitiv meine Augen gerollt.

,,Ich muss dich leider enttäuschen.", sagte ich deutlich ,,Dein Anblick wird leider für immer als schlimmster Albtraum in meinem Kopf bleiben.", auch wenn ich ihm die Wahrheit sagte, musste man ihm eins sein lassen. Mit nassen Haaren und nur einem Handtuch um seine Hüfte, konnte er glatt jede Frau verführen, die er verführen wollte. Was ein Pech für ihn, das ich nicht »jede Frau« war ,,Ich lass' dich jetzt lieber mal alleine."

Ich war schon dabei mich umzudrehen, doch seine Stimme hinderte mich wieder und ließ mich einmal ausatmen.

,,Und deine Jacke, die du holen wolltest ?", fragte er und ich fragte mich, wieso er denn auch immer alles wusste.

Verdammt !

Ich öffnete langsam meine Augen und blickte zögernd in die Richtung von Lorenzo und als ich sah, dass er plötzlich meine Jacke in seinen Händen hielt, schnappte ich empört nach Luft.

,,Komm' und hol' sie dir doch, Alessia.", sagte Lorenzo mit seinem Grinsen und wedelte mit meinem Kleidungsstück hin und her.

Er hat doch dabei Spaß, mir auf die Nerven zugehen.

Mit einer genervten Stimmung, ging ich langsam und zögernd auf ihn zu und hoffte, dass ihm meine Jacke aus der Hand fallen würde.

Wieso musste er mir auch immer alles so schwer machen ?

Und ich war erst seit zwei Tagen hier.
Zwei Tage !

Und seit 48 Stunden brachte er mich schon an die Grenze meiner Nerven.

Als ich nun vor ihm stand, streckte ich meine Hand nach meine Jacke aus, da Lorenzo sie über mir hielt.

Ich wollte daran greifen, doch der braune Mann, der anscheinend Spaß daran fand, mich zu provozieren, drückte mich, indem er mit seiner anderen freien Hand meinen Rücken berührte, zu sich, sodass wir nun sehr nah beieinander standen.

Er nutzte ebenso den Moment aus und ließ meine Jacke einfach auf den Boden fallen, sodass seine andere Hand frei war.

Das alles kam so plötzlich und war so schnell, dass ich aufgezuckt und meine Augen für einen kurzen Moment geschlossen hatte.

Auch mein Bauch fing an zu kribbeln, nachdem er meine Hände mit seiner freien Hand zusammenhielt, sodass ich auch irgendwie gezwungen war, ihm in die Augen zu blicken.

Ich wusste was dieses Kribbeln aufs sich hatte, da mir Sofia und die ganzen Bücher, denen ich mehr als dieser Welt vertraute, davon erzählt hatten. 

Sofia meinte auch, dass diese Schmetterlinge im Bauch ein Zeichen dafür waren, dass man sich langsam verliebte.

Aber wieso möchte man denn am Ende die ganzen Schmetterlinge wieder ausspucken, obwohl es doch eigentlich was schönes darstellen sollte ?

Auch der Satz »Ich habe mich verloren in dessen Augen« war in meinen Augen eine Definition für Naivität.

Wieso willst du, dass du dich in den Augen des anderen verlieren ?

Sollte es nicht heißen »Sobald ich in die Augen dieser Person schaue, fühl' ich mich wohl und akzeptiert« ?

Lorenzo schaute mir tief in die Augen und kam mir mit seinem Gesicht immer etwas näher, was meine Atmung, so wie meinen Herzschlag beschleunigte.

Wahrscheinlich war dieses Kribbeln genau das Gegenteil.

Anders kann ich mir das nicht erklären.

Anders will ich mir das nicht erklären.

Plötzlich spürte ich seinen Atem so nah, dass ich mit einem Mal Gänsehaut bekam und so auch meine Augen schloss.

,,Das nächste mal, sei so lieb und schau' nicht so auffällig.", flüsterte er mir rau in meinen Ohr und direkt öffnete ich geschockt meine Augen.

Bitte was ?

,,Ein nächstes mal wird es ni-"

,,Vertrau' mir, mi amor.", unterbrach er mich ,,Es werden mehrere Male geben."

Und genau da hatte Lorenzo mir wirklich zum ersten Mal die Sprache komplett verschlagen.

Abgesehen davon, dass er sagte, dass es mehrere Male geben würde, wann habe ich ihn denn bitte so genau angeschaut ?

Als ich weiter mir Gedanken über Sachen machen würde, auf die ich keine Antwort bekommen würde, spürte ich plötzlich ganz sanft und ganz leicht seine Lippen an meinem Hals, was mich in diesem Moment geschockt nach Luft schnappen ließ.

Komm' schon !
Ich bin doch gerade erst zwei Tage hier.

Es war alles wie in Filmen und Büchern.

Das alles fühlte sich so unrealistisch an...

,,Ich zieh' mich ganz schnell an und dann können wir los.", teilte Lorenzo mir mit, als er merkte, wie unangenehm mir das alles mit einem Mal wurde.

Ich wusste nicht, ob er dies sehen konnte, doch ich spürte, dass mein Kopf anfing zu glühen und meistens führte dies dazu, dass ich rot wurde.

Hastig nickte ich nur und nahm ganz schnell meine Jacke vom Boden, um damit dann zügig das Zimmer zu verlassen.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, lehnte ich mich mit meinem Rücken an sie ran und atmete einmal tief ein und aus.

Ich hörte, wie er darüber leicht lachte, was mir auch komischerweise ein Schmunzeln auf meinen Lippen zauberte.

Direkt verblasste dies jedoch, als mir wieder einfiel, worüber ich soeben geschmunzelt hatte.

Alessia, krieg' dich jetzt mal ein !

Ich schaute kurz nach links und rechts und der Drang, einfach mal das ganze Anwesen zu besichtigen, war unnormal groß.

Jedes Mal, da fragte ich mich, was sich in jedem einzelnen Stockwerk wohl befand.

Die Einrichtung, so wie die ganzen verschlossen Türen, machten meine Neugier von Sekunde zu Sekunde größer.

Doch aus Respekt konnte ich mich reinkriegen und hielt mich davon ab, jeden einzelnen Raum zu besichtigen.

Ich lief nach draußen in den Vorderhof, um dort auf Lorenzo zu warten und wenn ich sage, dass ich mich in den großen Vordergarten verliebt hatte, dann war dies auch definitiv keine Lüge.

Da waren Blumen, von denen ich nicht einmal wusste, dass diese existieren.

Und zwischen diesen ganz vielen unterschiedlichen Blumen, konnte ich auch meine Lieblingsart erkennen.

Schnittblumen...

Sie waren so wunderschön und so unterschiedlich besonders.

Ebenso war ein großer Brunnen in der Mitte mit einer Skulptur eines Schwanes, der wiederum so mächtig aber auch so rein aussah.

Als ich mich jedoch weiter in diesen Vorderhof verlieben wollte, spürte ich zwei Armen, die mich umarmten.

,,Wollen wir ?", hörte ich seine Stimme, die ich am liebsten nie wieder mehr hören wollte.

,,Fass' mich bitte nicht an.", sagte ich laut genug und löste mich aus dieser komischen Umarmung.

,,Wie du möchtest, Alessia.", sprach er sanft zu mir und sah dann mich mit einem Lächeln an ,,Es wird sowieso nicht lange dauern, bis du mich darum bittest, dich zu berühren."

Mein Herz hörte auf zuschlagen und ich konnte nicht anders als ihn nur dumm anzusehen, um dann nur lautlos zulachen.

,,Sind alle Männer so ?", fragte ich ihn lachend und als er nur fragend mich ansah, redete ich weiter ,,So komisch ? Ich denke, du bist ein Sonderfall."

Lorenzo kniff für einen kurzen Moment seine Augen zu, als ich sein Lächeln verblassen ließ und genau dies amüsierte mich umso mehr.

,,Wie dem auch sei.", sagte nun er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte ,,Komm' jetzt mit."

Er nahm vorsichtig und bedacht meine Hand und ging mit mir zu eins dieser zehn Wagen, die hier standen.

Oh wow, wie wählerisch er doch ist.
Er nimmt das Auto, indem er mich auch entführt hatte.

Wundervoll !

Es war ein leichtes Problem Anfangs mich mit dem Gedanken abzufinden, dass ich nun mit Lorenzo zu meiner Wohnung fuhr, doch als könnte ich daran etwas ändern.

Wir fuhren nun seit zwanzig Minuten und bislang hatte auch niemand ein einziges Wort ausgesprochen.

Wir hatten eine unangenehme Stille und genau dies verspürte auch der Mann neben mir.

Seitdem ich auch meine Augen in dem Anwesen geöffnet hatte, hatte ich eine Frage, die ich ihm stellen wollte, doch es war eine Frage, ob er mir eine Antwort geben würde.

Ich wollte auch nicht mit ihm sprechen.

Wieso sollte ich auch ?

Er ist komisch.

Ich rede nicht mit komischen Männern, die Lorenzo heißen.

,,Lorenzo, darf ich dich etwas fragen ?", meine innere Stimme verfluchte und lachte mich innerlich gerade aus.

,,Frag' einfach.", sagte er emotionslos und da fragte ich mich, ob er vielleicht Stimmungsschwankungen alle Stunden haben könnte.

Wahrscheinlich alle zehn Minuten-

,,Wer bist du ?", wie, wer bist du ?

Oh mein Gott, ich habe mich noch nie so geschämt eine Frage zu stellen.

Ich holte einmal tief Luft, um dann ihn vernünftig zu fragen.

,,Entschuldige, ich meine, du hast jemanden umgebracht, deine Familie und du leben in einem riesigen Anwesen, ihr trägt Waffen bei euch mit und da wollte ich wissen, was ihr genau seid.", erklärte ich ihm und merkte erneut, dass ich zu viel geredet hatte.

Lorenzo, der nur auf die Straße die ganze Zeit blickte, sagte nichts dazu und dies machte mich zappeliger.

,,Lore-", wollte ich wieder leise anfangen, doch er unterbrach mich direkt hasch und zischend, was mich deswegen kurz aufzucken ließ.

,,Es interessiert dich nicht, hast du das verstanden ?", er klang wütend und da fragte ich mich, ob ich vielleicht etwas falsches gesagt hatte.

,,Tut mir leid, war wahrscheinlich unangebracht, dies dich zu fragen.", flüsterte ich leise und klang dieses Mal wirklich anders.

Und das war genau das letzte, was in dieser restlichen Fahrt gesagt wurde, denn mit einem Mal traf wieder die Stille ein.

Nach weiteren zwanzig Minuten stoppte Lorenzo den Wagen und stieg aus, was ich ihm seufzend gleich tat.

Und hier stand ich nun, vor meiner Wohnung, die ich vermutlich nicht mehr so leicht wiedersehen würde.

Wahrscheinlich nie wieder...

Ich ging zur Haustür des Appartements und wollte sie öffnen, wurde jedoch komischerweise von Lorenzo aufgehalten.

Was ist denn jetzt ?

Ich schaute verwirrt zu ihm rüber und hielt in meiner Bewegung einfach inne.

,,Du wirst nur das Nötigste holen und mir dann deinen Schlüssel geben.", sprach er und holte einmal tief Luft, um weiterzureden ,,Und denk' ja nicht einmal daran, abzuhauen."

Mich ließ dies einmal nach Luft schnappen.

,,Danke, dass du mir blind vertraust, D'amico.", sagte ich ironisch und wurde echt so langsam müde von all dem, was ich in den letzen Stunden durchmachen musste.

Doch ich sollte mich glücklich schätzen.

Es gibt durchaus viel schlimmere Schicksalsschläge, als das, was ich gerade durchmachte.

Während wir zusammen das Treppenhaus hochstiegen, nuschelte ich vor mich ganz leise hin.

,,In welchem Monat er wohl sein mag ?", ich flüsterte wirklich so leise, dass ich dachte, dass das wirklich auch nur ich gehört haben müsste.

Aber-

,,Hast du etwas gesagt, Alessia ?"

Ich blieb in diesem Moment kurz stehen und kaute nervös an meinen Lippen, aber musste mich auch zusammenreißen, damit ich nicht laut loslachen müsste.

,,Nein alles gut."

Er atmete kurz tief ein und aus und bat mich einfach stumm weiterzugehen.

Hinter mir hörte ich, wie er leise etwas vor sich hin murmelte, doch ich konnte dies leider nicht verstehen, da er zu undeutlich war.

Vor meiner Wohnungstür blieben wir kurz beide stehen und mit einem lautem Atemzug, welches ich tat, öffnete ich sie und schloss danach für einen kurzen Moment meine Augen.

Unglaubwürdig öffnete ich sie wieder und konnte nicht glauben was ich sah.

Dieses ekliges-

Die meisten Möbel waren weg, die meisten Bilder hingen nicht mehr an der Wand, all meine Erinnerungen waren verschwunden, als hätten sie nie existiert.

Auch wenn ich immer hier alleine wohnte, waren hier meine ganzen Erinnerungen, die ich doch nicht einfach so wegwerfen konnte.

Ich bekam Tränen, doch konnte sie noch rechtzeitig weg blinzeln.

,,Hier haben wir doch eine unserer ersten schönen Erinnerung gesammelt.", lachte dieser Mann hinter mir, der mit mir eine Erinnerung wohl gesammelt hatte, aber definitiv keine schöne ,,Findest du nicht ?", nein finde ich ich nicht ,,Das meiste haben unsere Leute schon weggebracht, aber-", als er sah, dass ich mich kaum bewegte, fasste er mich sanft an meinen Schultern an, was mich kurz zu meiner Schulter blicken ließ ,,Wir haben nichts in den Müll geworfen, sondern das meiste gespendet.", nun kam er mir auch etwas näher ,,Dein Zimmer haben wir jedoch nicht betreten, da es zu deiner eigenen Privatsphäre gehört und wir es nicht betreten wollten."

Wenn er wirklich dachte, dass es mir hier um die ganzen Möbel ging, dann müsste es sich einmal dringend Hilfe suchen gehen.

Die Bilder, sie waren mir gerade am Wichtigsten.

Ich fing an, ironisch zulachen und drehte mich dann zu ihm um.

,,Ab dem Zeitpunkt an, wo du mich mit meiner Angst hier aufgefunden hattest, hattest du sie schon längst zerstört.", teilte ich ihm klar und deutlich mit ,,Also rede bitte nicht davon, dass du die Privatsphäre von mir respektierst.", kurz schaute ich mich wieder um und sah, dann wieder zu Lorenzo ,,Das alles zeigt mir doch schon, wie sehr du es liebst, meine Privatsphäre, so wie meine Erinnerungen zu zerstören."

Und mit diesem letzten Satz drehte ich mich wieder um und lief direkt in mein Zimmer und musste einmal aufseufzen, als ich das ganze Chaos von letztens noch sah.

»Dein Zimmer haben wir nicht betreten«, das ich nicht lache.

Als hätte es dann was an dieser Situation geändert.

Lorenzo folgte mir nur stumm und analysierte wahrscheinlich jede einzelne Bewegung von mir, die ich tat.

Es war mir egal, was er gerade in diesem Moment von mir dachte, doch er sollte es akzeptieren, was andere von ihm halten würden, wenn er sowas schon tat.

Meine große Reisetasche, in der mehr als gedacht reinpassen würde, holte ich traurig aus meinem Schrank heraus und fing an, einzelne Sachen schon einmal einzupacken.

Und ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich nicht kurz davor war, Tränen zu vergießen.

Ich verlasse einfach gerade mein Leben...

Es vergingen einige Minuten in denen ich stumm meine Sache einpackte und Lorenzo sich einfach auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte und irgendwas mit seinem Handy machte.

Doch dies kümmerte mich gerade am wenigstens.

Ich war gerade dabei einfach meine Wohnung mit vielen Erinnerungen zu verlassen.

Obwohl mich das meiste ja schon verlassen hatte...

Das letzte mal schaute ich nochmal nach, ob ich auch alles, was ich benötigte, eingepackt hatte, da ich ein zweites Mal nicht wieder zurückkommen würde.

Und mit einem traurigen Atemzug verschloss ich die Tasche und blickte stumm darauf.

Ich wusste, wie sich ein Abschied anfühlte, aber dass ich noch eins fühlen würde, war mir nie bewusst.

Kurz schaute ich zu Lorenzo rüber, dann zur Tasche und dann nach draußen zum Balkon.

Ich bräuchte kurz Zeit für mich.

Meine Beine führten mich zum Balkon und ich öffnete die weiße Tür, um mich mit der Dunkelheit stumm zu unterhalten.

Lorenzo schaute mich zuerst komisch an, doch als er merkte, dass ich so oder so ihm nicht entkommen konnte, schaute er wieder auf sein Handy drauf.

Wieso nur ich ?

Meine Hände umfassten das Geländer, meine braunen Augen schloss ich und ich atmete die frische und kalte Luft einmal ein.

Ich liebte die Nacht, auch wenn sie leider in unserer Zeit als gefährlich erscheinen mag.

Man fühlt sich tagsüber gefangen, doch sobald die Nacht einbrach, merkte man, dass man lebte.

Jedes Mal, wenn ich Angst hatte oder merkte, wie ich mich Stück für Stück selber verlor, schaute ich in den Nachthimmel zu den Sternen und dachte an das, was eine Studentin an meinem Collage damals zu mir gesagt hatte.

Wir hatten nie richtigen Kontakt, da es nie dazu kam, nur ab und zu führte es zu einem Gespräch, wie zu diesem einen, den wir zusammen unter den Sternenhimmel hatten.

Wir waren gerade dabei, etwas für das Studium zu machen, doch mehrmals erwischte ich sie, wie sie sich leicht und schnell ablenken ließ und immer wieder zum Nachthimmel, der voller Sterne war, hochschaute.

Ich hatte nichts dagegen und fragte sie deswegen, wieso sie so oft zu den Sternen hochschaute und das einzige was sie mir sagte, war, dass sie, sobald ihr Blick zu den Sternen fiel, sich befreit und akzeptiert fühlte.

Das Projekt wurde zu Vergesslichkeit und wir redeten über die Sterne.

Für viele wäre es ein Gespräch ohne Bedeutung doch für mich und Anastasia Evans war es ein Gespräch mit vielen Emotionen.

Das Gespräch nahm eine tiefgründige Wendung und wir erzählten uns Sachen, bei denen es schwer war, mit jemanden darüber zureden, doch dieses Mal fiel es uns beiden leichter, viel leichter als gedacht.

Als sie meine Trauer und meinen Schmerz verstand, sagte sie mir, dass trotz allem meine Eltern da wären.

Viel weiter weg für mich, doch für meinem Herzen sehr nah.

Sie teilte mir mit, dass sie einfach in den klaren und leuchtenden Nachthimmel hochsah, ihre Augen schloss und sich vorstellte, wie jemand zu ihr herabsah.

Es war vielleicht kein Heilmittel für sie und für mich, doch es wurde sowas wie ein Medikament, was unseren Schmerz etwas linderte.

Dieses Gespräch tat nicht nur mir, sondern auch ihr unfassbar gut, doch leider gab es keine weitere tiefgründige Gespräche zwischen uns beiden.

Wir sahen uns seltener oder fast nie mehr.

Das einzige was uns verbündete, waren die Sterne und die Bedeutung für uns beide.

Anastasia war auch lieber eine Person, die ihre Zeit alleine genoss.

Sie war wie ich, sichtbar für jeden, doch fremd zugleich.

Viele Leute machten sich manchmal über sie und den anderen lustig, auch über mich.

Aber, was soll man denn sagen ?

Es waren nicht die Menschen, die blind waren, sondern die Herze.

Jeder begeht Sünden, wir tun dies, als würde diese niemand sehen, doch was wir ebenso nicht wissen, war, dass sie sogar verziehen werden, als hätte man diese Sünden nie von dieser Person gesehen.

Ich habe auch einige Sünden, das hat jeder, doch man sollte sich bewusst sein, dass man diese nicht nochmal begehen sollte.

Denn dies wäre noch schlimmer.

Würde ich Anastasia nochmal sehen, würde ich ihr sagen, dass sie eine wunderbare Person sei, die sich niemals unterkriegen lassen sollte.

Aber wann habe ich denn diese Möglichkeit ?

Wahrscheinlich nie wieder...

Eines Tages, vielleicht bald, man weiß es nicht, könnten sich unsere Wege aus Zufall wieder kreuzen.

Und dann würde ich ihr auch meinen Dank ausrichten, denn durch ihr konnte ich einsehen, dass Sterne nicht einfach nur oben im Nachthimmel als ,,Schmück" dort oben leuchteten.

Sie waren da, um unsere Finsternis zu erhellen.

Um uns zu zeigen, dass wir mit unserem Schmerzen nie alleine waren.

Das es dort oben jemanden gab, der auf uns acht gibt.

Das wir geliebt werden, auch wenn wir denken, dass wir dies nicht verdient haben könnten.

Doch schlussendlich stehen wir alle am Ende des Tages da und blicken unbewusst in den Himmel und fangen an, unsere Gedanken zu sortieren.

Man war nie alleine...

Plötzlich, so unerwartet, spürte ich die Präsenz von Lorenzo neben mir, was mich langsam wieder meine Augen öffnen ließ.

,,Du hast eine echt schöne Aussicht auf die Stadt.", sprach er nun ganz leise und ruhig zu mir, als er merkte, dass ich mit meinen Gedanken komplett woanders war.

,,Danke.", antwortete ich ihm in einem leisen Ton, doch schaute ihn nicht an.

Ich wollte dieses Mal wirklich diese Stille nicht unterbrechen, da sie mich gut fühlen ließ, weswegen wir beide anfingen, zu schweigen.

Wir schwiegen, doch unsere Herze sprachen für uns.

Manchmal, da war selbst das Herz am lautesten von allem.

Ich spürte, dass ihn auch etwas bedrückte, doch ich würde nicht nachfragen.

Alles hat eine Zeit, weshalb man nicht verlangen sollte, dass alles auf einmal zu einem kommt.

Doch auch mein Herz bedrückte vieles und ich konnte das meiste nur durch seine Antwort stillen.

Lorenzos Blick fiel auf die Stadt, doch ich drehte mich langsam zu ihm um und fing an, auf den Boden zuschauen.

,,Ich werde niemals mein altes Leben zurückbekommen, nicht wahr ?"

Ich kannte die Antwort, jedoch wollte ich sie von seinem Mund hören.

Ich wollte das Gegenteil zuhören bekommen, doch die Wahrscheinlichkeit war sehr gering.

Auch der braune große Mann neben mir drehte sich zu mir um und schaute mir dann stumm in die Augen.

Wir verblieben einige Minuten lang so, indem wir uns beide nur stumm anschauten und ich voller Sehnsucht nach mein altes Leben bettelte.

Die Stille umschlang uns beide und unsere Augen sprachen für uns beide.

Meine Seele bettelte nach Freiheit und seine nach Vergebung.

Wir wollten dies so stark und so schnell, doch wer sind wir, die nach etwas verlangen, ohne zu wissen, ob dies der richtige Weg für uns wäre ?

Um Vergebung bat jeder, doch wieviele schätzten dies dann ?

Viele baten um Freiheit, doch wieviele bereuten danach ihre Entscheidung ?

Es wäre für jeden am besten auf das, was Gott für uns am Richtigsten hält, zu vertrauen.

Lorenzo wollte mir anscheinend antworten, da ich wirklich seine Antwort zu meiner Frage wissen wollte, aber dieser wurde, bevor er überhaupt nur ein Wort sagen konnte, unterbrochen.

Ich zuckte zusammen und schaute ängstlich zu dem Fensterglas der Tür seitlich hinter uns und konnte sehen, dass jemand wohl auf einen von uns gezielt haben müsste.

Lorenzo sah mich an und wollte anscheinend mir sagen, dass alles gut werden würde, doch wieder wurde er unterbrochen.

Viele würden sagen, dass dies ein Zufall sein müsste, dass er unterbrochen wurde und mir so keine Antwort geben konnte.

Doch Zufälle passieren und gibt es nicht, sondern es sind die Schicksale, die von Gott seit Anfang bestimmt waren.

• Alessias Denkweise ist so schön

• Denkt ihr, dass Lorenzo sie um Vergebung bittet oder doch wen anderes ?

• Anastasia Evans ist von der Story
,,The Application"

• Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen

• Würde mich über einen Vote und einen Kommentar sehr freuen

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top