II.

"Yoooongi!" 

Laut quietschend kam ein kleiner, beflügelter Dämon auf den bis vor kurzem noch schlafenden Jungen auf der Couch zugeflogen. Seine nackten Füße schwebten über dem glühend heißen Boden, welcher an manchen Stellen Risse hatte oder qualmte. 

Die Höhle in welcher er sich gerade befand war ausgestattet mit einem alten Kühlschrank, einem Sofa und einem hölzernen, halb verkohlten Tisch. 

In der Hölle zu leben war halt nicht sehr luxuriös. 

Die meisten Dämonen lebten nicht in der Hölle an sich, sondern in Tartarus, der Stadt, welche sich um diese herum gebildet hatte. Yoongi jedoch hielt nicht viel von anderen Dämonen und bevorzugte es deshalb im Zentrum der Hölle, in dem glühenden Felsen, zu wohnen. Der ältere Dämon seufzte laut und richtete sich verschlafen blinzelnd auf. 

"Was ist?", murrte er laut und verengte zornig die Augen, welche das rote Höllenfeuer in sich spiegelten, wie es bei allen Dämonen der zweiten Klasse der Fall war. Taehyung ließ sich grinsend neben dem Weißhaarigen nieder und flatterte aufgeregt mit seinen Flügeln. "Jemand hat mich beschworen!"

Yoongi rollte leicht mit den dunkelroten Augen und gähnte laut. "Aha, schön", war seine knappe Antwort. Wütend verschränkte Taehyung daraufhin die Augen und einige rote Funken sprossen beleidigt aus seinen schwarzen Hörnern wie auch aus seinem sich windenden Teufelsschwanz, welcher um seine Beine schlängelte. 

"Min Yoongi, jetzt tu doch wenigstens interessiert! Für wen hällst du dich eigentlich so mit mir zu reden?", zischte der Blonde zornig. Immerhin war er ein Dämon der ersten Klasse und somit höher gestellt als Yoongi. Entschuldigend hob dieser seine Hände und seufzte tief. 

"Sorry, bin bloß müde", murmelte er ungenau. Sofort lächelte der jüngere Dämon breit, gab dabei seine spitzen Eckzähne preis und kicherte laut. "Natürlich bist du müde, Acedianer", witzelte Taehyung. Yoongi nickte bloß verdrossen. "Entschuldigung, ich werde jetzt besser zuhören, versprochen."

Die Dämonen waren in 7 verschiedene Kategorien eingeteilt. 

Es gab die Acedianer, die Sünde der Faulheit. Die Invidianer, die Sünde des Neids. Die Gulas, die Sünde der Völlerei. Die Ira, die Sünde des Zorns. Die Luxurianer, die Sünde der Wollust. Die Avaritianer, die Sünde der Habgier und zu guter Letzt, die Superbianer, die Sünde des Hochmuts und der Eitelkeit.

Allerdings gehörte Tae keiner Kategorie an, aufgrund seines hohen Standes. Yoongi war ein Acedianer und somit recht faul und ein wenig ignorant, doch Taehyung mochte den griesgrämigen Dämonen trotzdem. 

"Also, ich war gerade mit meinem Nachbar Nathan am Essen, als mein ganzer Körper auf einmal so komisch gekribbelt hat! Und dann habe ich mich einfach plötzlich in Luft aufgelöst, und als ich wieder zu mir kam, stand ich irgendwo auf der Erde in einem Pentagram", Taehyung nahm kurz Luft und deutete auf sein Handgelenk, auf welchem ein rotes Pentagram eingebrannt war. etwas das er seit seiner Geburt hatte, "Und jetzt muss ich diesen Jungen da beschützen!"

Yoongi lehnte sich ein wenig zurück, wobei ihm der Duft nach Asche und Staub in die Nase stieg und nickte leicht. "Wow, unser Prinzchen hat also seinen ersten Deal, hm?", grinsend stupste Yoongi Taehyung in die Seite. Kichernd klatschte dieser in seine Hände und vor Freude schwenkte sein roter Schwanz, mit der dreieckigen Spitze von links nach rechts. 

Er war ja so aufgeregt! 

"Jap, der Deal war, ich beschütze ihn bis zu seinem Tod, dafür bekomme ich nicht nur seine Seele, sondern auch die seiner Kinder!", quietschte Tae froh. 

Yoongi lachte rau und klopfte dem um Welten jüngeren Dämonen auf die Schulter. "Gut gemacht, Tae", stimmte er zu und dessen pechschwarze Augen funkelten vor Freude.

"Oh, Dad und Pa werden so stolz auf mich sein! Endlich habe ich meinen ersten Auftrag!", der Blonde sprang auf und grinste seinen Freund breit an. 

"Ich komme dich gleich wieder besuchen, Yoongi! Man sieht sich!", und schon breitete Taehyung seine lederartigen Schwingen aus und flatterte fröhlich aus der Hölle hinaus, wobei er immer wieder empor schießenden Flammen ausweichen musste. 

Seufzend sah Yoongi dem blonden Dämon hinterher. Taehyung war das Kind des Teufels höchstpersönlich und somit erwartete man Großes von ihm. Doch bisher... War er eine milde Enttäuschung gewesen.

Natürlich nicht in den Augen seiner beiden Väter, welche ihn abgöttisch -ha, was eine Ironie- liebten, aber in den Augen des Volkes. Der verdammten Seelen und der Dämonen. 

Und um ehrlich zu sein, Yoongi machte sich ein wenig Sorgen um den jungen Prinzen der Hölle.

***

Breit grinsend schoss Taehyung in die Höhe und verließ den Mittelpunkt der Hölle, durch ein großes Loch. 

Man musste sich das Ganze so vorstellen. Die Hölle an sich, wo der Thron des Teufels war und die verdammten Seelen sich aufhielten, war eigentlich wie ein Vulkan. Es war ein riesengroßer Berg, aus welchem Flammen schossen und der Boden brodelte und in diesem Vulkan, war das Zentrum der Hölle. 

Doch nach Jahrtausenden in welchen der Teufel mit seinen Anhängern im Vulkan gelebt hatte, hatte man irgendwann angefangen auch auf dem Vulkan und rundherum Häuser zu bauen und zu leben. 

Und so entstand mit der Zeit Tartarus, die Stadt, welche sich rund um die Hölle ausbreitete. Und in eben dieser Stadt wohnte auch Taehyung, mit seinen Eltern. Der Hauptsitz des Teufels befand sich zwar immer noch in der Mitte des Vulkans, tief in dessen Inneren, doch die Familie Taehyungs hatte sich zudem ein kleines Appartement in Tartarus gekauft, wo sie nun lebten.

Grinsend flog Tae über die verschnörkelten Wege Tartarus. Die Straßen schienen zu brodeln vor Hitze, die Luft stand und die Bäume waren allesamt aschschwarz. 

Doch dem Dämonen gefiel seine Heimat. Er mochte das entfernte Zischen von Feuer, die Schreie der verdammten Seelen und der Geruch nach brennendem Fleisch. All dies war sein Zuhause. 

Vor sich hin summend schwang er die Flügel und flog die Straße entlang. Einige andere Dämonen huschten geschäftig durch die Gegend, telefonierten mit irgendwem, oder trafen sich zum Kaffee trinken. Niemand schenkte dem blonden Wesen große Aufmerksamkeit. 

Erst wenn er bereits an den Leuten vorbei geflogen war, bemerkten diese den dreieckigen Teufelsschwanz, welcher nur die Familie des Teufels persönlich hatte und verbeugten sich dämlich.

Nach einiger Zeit kam Taehyung vor einem hohen, sehr modern aussehenden Gebäude zum Stehen. Das Appartement schraubte sich etliche Etagen in die Höhe und verschwand irgendwo im pechschwarzen Himmel. 

Hier in der Hölle gab es weder Mond noch Sonne. 

Nur Schwärze.

 Breit lächelnd öffnete Taehyung die Tür und kam in einer großen, hell beleuchteten Lobby zum Halt. Zufrieden flatterte er auf die Rezeption zu und streckte bereits sein Handgelenk mit dem roten Pentagram aus. 

"Zimmer 666 auf der Etage 13, Kim Taehyung von Morgenstern", zwitscherte er fröhlich. Die Medusa, welche hinter dem Tresen arbeitete nickte leicht und schob sich ihre Brille höher auf ihr Gesicht. 

"Sie sind drei Minuten zu spät, Mr. Kim, ihr Vater hat sie pünktlich zum Abendessen erwartet", murmelte die Frau und die Schlangen um ihren Kopf herum zischten laut auf. Schulterzuckend grinste der Blonde sie an. "Tja, was soll man machen." 

Die Medusa, welche Janice hieß, streckte ihre Hand seufzend aus und überreichte dem Jungen seinen Zimmerschlüssel, welchen er immer hier abgeben musste. "Haben sie noch einen schönen Abend, Mr. Kim.", wünschte sie gelangweilt. "Ihnen auch Janice!", und schon sauste der fliegende Blonde die Treppen hoch.

Als er schließlich nur einige Minuten später im 13 Stockwerk ankam, schmerzten seine beiden Flügel ein wenig und er atmete kurz tief durch. 

Natürlich hätte er auch den Aufzug nehmen und seinen dunklen Schwingen eine Auszeit gönnen können, doch Taehyung mochte keine engen Räume. Schon gar nicht, wenn sie sich bewegten. 

Grinsend steckte er den Schlüssel in die Tür und riss diese auf. "DAD! PA!", brüllte der Blonde laut und strich sich die Asche von seinem nackten Oberkörper. Wie immer trug der Prinz nur abgerissene, kurze Jeanshosen, immerhin waren es in der Hölle um die 40°, niemand wäre verrückt genug bei der Hitze einen Pullover anzuziehen. 

"Ich bin in der Küche, kleine Fledermaus!", rief sein Pa von einem anderen Raum aus. Lächelnd machte sich Taehyung auf den Weg in die Küche. Das Appartement hatte eine ganze Seite, auf welcher nur eine riesen Fensterwand war, sodass man auf ganz Tartarus runter blicken konnte. Vor diesem Fenster befand sich das Wohnzimmer und links daneben die offene Küche, welche an das Wohnzimmer angrenzte.

Freudig setzte sich Tae auf einen der hohen Küchenhocker, welche um die Kücheninsel standen und grinste seinen Pa breit an, welcher gerade am Kochen war. "Wo ist Dad?", hibbelig schwenkte er seine Füße nach vorne und dann wieder nach hinten. 

Der blonde Mann, welcher gerade dabei war Gemüse zu schnipseln blickte lächelnd über seine Schulter zu seinem Sohn und deutete nach links, in einen Flur hinein, wo sich vier Türen befanden. Die Tür zum Badezimmer, dann das Zimmer des Teufels und seines Manns, das Zimmer Taehyungs und das Büro. 

"Im Büro. Gehst du ihn bitte rufen? Es gibt gleich Essen", hektisch nickte Taehyung und schwang sich wieder vom Stuhl. Wie sonst auch schwang er mit den Flügeln und stieß dabei ungewollt eine Vase um. Seufzend schüttelte der blonde Mann in der Küche den Kopf. 

"Wie oft noch, Taehyung? Flieg nicht in der Küche!", nörgelte sein Vater. Entschuldigend lächelnd setzte Tae seine Füße auf dem Boden ab und stolperte praktisch den Flur entlang, da er nicht wirklich gut gehen konnte.

"Dad?", neugierig öffnete Tae die Tür und steckte seinen Kopf durch den entstandenen Schlitz. Der Teufel höchstpersönlich saß dort vor einem Schreibtisch, mit einer schwarzen Brille auf der Nase auf einem ledernen Drehstuhl. Als sein Sohn ihn rief, blickte der Brünette kurz hoch und lächelte sanft. 

"Hallo, kleiner Schatten", kichernd aufgrund des Kosenamen, welcher er wegen seinen pechschwarzen Augen bekommen hatte, flog Taehyung in den Raum hinein. 

"Pa sagt es gibt Essen. Und ich muss euch etwas super wichtiges erzählen, deshalb musst du jetzt sofort mitkommen!", befahl der Prinz befehlshaberisch und funkelte seinen Vater an. Dieser lehnte sich bloß schmunzelnd in seinem Stuhl nach hinten und nickte sanft. "Natürlich. Dann komm, gehen wir zu deinem Vater."

Als Taehyung in die Küche flog, setzte er seine Füße hastig wieder ab ehe Pa ihn sehen konnte und lächelte verschmitzt. Er kannte natürlich die Regel 'Kein Fliegen im Haus', aber wäre er wirklich der Sohn des Teufels, wenn er sich an Regeln halten würde? Grinsend blickte Pa von der Pfanne auf und betrachtete seinen Mann. 

"Namjoon, du überarbeitest dich schon wieder maßlos!", meckerte der Blonde mit dem Teufel, welcher sich bloß verlegen im Nacken kratzte. "Tut mir leid, Jinnie", grinsend küsste er den Blonden auf die Wange und stibitzte sich derweilen ein Stück gebratener Kartoffel aus der Pfanne. 

"Also", Seokjin fing an das Essen auf drei Teller zu verteilen, "Du hast uns etwas zu erzählen, Taehyung?" Aufgeregt kicherte Tae und nickte hektisch, wobei ihm das blonde Haar ins Gesicht fiel. 

"Ich habe heute meinen ersten Deal abgeschlossen!", posaunte er stolz. Namjon riss die Augen auf. "Deinen was?", flüsterte er. 

"Mein erster Deal!"

Jin fiel fast die Pfanne aus der Hand, als er die schwarzen Augen weitete. Namjoon starrte ihn bloß sprachlos an. "Ich muss so einen Jungen beschützen, er hat mich beschworen, und dafür bekomme ich dann seine Seele und die Seele seiner Kinder!" 

Ein breites Grinsen löste die entsetzten Gesichtsausdrücke seiner Eltern ab. "Ganz im Ernst jetzt?", hakte der Teufel unsicher nach. Der kleine Dämon nickte lachend. 

"Oh, ich bin ja so stolz auf dich, mein kleines Ungeheuer!", quietschte Jin und umarmte fest seinen Sohn, welcher nach 23 Jahren seiner Existenz endlich seinen ersten Deal abgeschlossen hatte. 

Dämonen alterten bloß bis zu ihrem 25 Lebensjahr, von da an behielten sie das gleiche Aussehen und mussten die Ewigkeit in der Hölle verbringen.

"Ich wusste doch, dass du es schaffen wirst, Prinzlein", glücklich küsste Namjoon die Wange seines einzigen Sohnes und drückte ihn zusammen mit seinem Mann fest an sich. "Und wann wird der Deal beginnen?", hakte Jin ganz hibbelig nach und schien fast noch aufgeregter als Taehyung. Dieser grinste sein berühmtes kastenförmiges Grinsen, das absolut zum dahinschmelzen war und stemmte zufrieden zwei Hände in seine schmale Taille. 

"Schon morgen früh!", erzählte er freudig. Namjoon fuhr seinem Kind über das blonde Haar und lächelte stolz den kleinen Dämon an.

"Aus dir wird noch einmal ein echter Teufel, Taehyung!"

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Irgendwie liebe ich es über mythische Themen zu schreiben. Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen! Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

2050 Wörter