~Thirty-Five~

Mein Herz hämmerte von innen gegen meine Rippen, sodass es schon fast schmerzte. Die Besorgnis bereitete mit Übelkeit, brachte mich zum Beten, dass ich mich nicht gleich übergeben müsste, und ließ meinen Kopf schmerzen, als würde jemand mit einem Hammer gegen meine Schädeldecke schlagen.
Und die Zeit, die ich im Aufzug verbrachte, wollte nicht vorüber gehen. Jede Millisekunde war wie eine Minute, jede Sekunde war wie eine Stunde, und jede Minute war wie ein ganzer Tag. Als würde ich in einer endlosen Zeitschleife stecken.
Die abstraktesten, die verwirrendsten, die absurdesten Gedanken und Vorahnungen zischten wie in Überlichtgeschwindigkeit an mir vorbei, als würde man in Coruscant die Bahn nehmen, aus dem Fenster schauen und versuchen bei dem schnellen Tempo ein Gebäude zu fokussieren, aber deine Augen streiken.
Nun streikte schon mein Gehirn, so weh tat es. Als wäre es überhitzt und abgestürzt wegen den ganzen Grübeleien, was ich davor nicht für möglich gehalten hätte, aber nun machte mir mein Gehirn mehr als klar, was alles möglich war. In Gedanken sah ich schon Rauchwolken aus meinen Ohren steigen.

Ich erinnerte mich an genau diesen Tag vor sechs Jahren, als es noch keinen Jedi-Orden, noch kein Krieg, noch kein Fox gab.

Es war noch früh, die Sonne schien, ließ die Pfützen des Starkregens in der vergangenen Nacht wie Spiegel wirken, und die ersten Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht, erwärmten es, kitzelten.
Ich öffnete meine Augen, musste kurz mein Gedächtnis auffrischen, wo ich mich befand, was für ein Tag war. Ich war leicht vergesslich.
Es war mein zwölfter Geburtstag.
Und in den Moment sprang die Tür auf.
Mein ein Jahr jüngerer Bruder Thion rannte wild durch den Raum, sprang auf mein Bett und kicherte: „Meine Lieblingsschwester hat heute Geburtstag! Du wirst aber ganz schön alt!"
Er zauberte mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Seine lustige, süße Art, seine strahlenden blauen Augen und sein helles, blondes Haar, ließen mein Herz dahinschmelzen.
Thion kuschelte sich dicht an mich, umarmte mich und flüsterte mit seiner zuckersüßen, kindlichen Stimme: „Alles Gute zum Geburtstag, große Schwester. Ich hab dich lieb."

Eine warme Träne, die mir unbemerkt aus dem Augenwinkel lief, riss mich zurück in diese grausame Realität, aber nicht nur diese Träne.
Sondern auch die Türen des Aufzugs, die sich zischend und laut öffneten.
Der Vorraum vor dem großen Saal des Rates zeichnete sich vor meinen Augen wieder. Er war nicht leer. Meister Kenobi stand vor der Tür zum Rat.
„Crystalia..", sagte er ernst, kam auf mich zu.
„Meister!"
„Es dauert noch ein paar Minuten. Die letzten Besprechungen sind noch am laufen."
„Und ihr seid nicht dabei?"
„Nur bei den Wichtigsten...", meine er kühl und distanziert, schaute mir dabei nicht mal in die Augen, sondern aus dem kleinen Fenster raus in die tiefe, blutrote Abendröte.
Also schwieg ich erstmal. Und schwieg. Und schwieg.

Man wurde aus ihm einfach nicht schlau. Er war auf einmal so kalt, so distanziert, dass ich das Gefühl hatte, er wurde ausgetauscht, als würde ich ihn nicht kennen.
Dort war irgendwas faul...Und dieser Befehl, dass der Rat mich SOFORT sprechen wollte, wer noch seltsamer. Sowas ist mir in meinen gesamten vier Jahren im Tempel nicht passiert.
Dabei ist gar nichts passiert...

Und dann öffneten sich plötzlich die Türen zum Rat.
Mein Herz setzte kurz aus.
Ich hatte zum ersten Mal so eine Angst davor, was gleich passieren würde.

Kenobi schaute mir kurz in die Augen, deutete mit der Hand einzutreten in diesen großen, lichtdurchfluteten Raum mit Sesseln in denen weise, erfahrene Meister saßen. Darunter auch Meister Yoda und Meister Windu, die mich geradewegs anstarrten, als sich die Türen öffneten.

Kurz zögernd machte ich endlich den ersten Schritt, meine Beine zitterten und ich wunderte mich, dass ich überhaupt noch die Koordination besaß, einen Fuß vor den anderen zu setzten.
Die Blicke brannten schmerzhaft in meine Haut ein, als ich endlich in diesem riesigen Raum drin war, aber so unwohl hatte ich mich noch nie gefühlt. Ich hatte kein Problem vor vielen Leuten zu stehen, aber in dem Moment war es ganz anders. Meine Gesichtsfarbe nahm wahrscheinlich einen rosafarbenen Ton an, aber noch nicht so, dass meine Wangen glühten.
In der Mitte auf dem großen Mosaik des Bodens blieb ich stehen, sah kurz raus in den blutroten Himmel. Ich glaubte zwar nicht an Aberglauben, aber die Farbe des Himmels bedeutete wahrscheinlich kein gutes Zeichen, so sehr ich auch nicht versuchte daran zu denken.

„Padawan Riou.", ertönte plötzlich die kaltherzige, laute Stimme von Meister Windu, die in dem großen Raum angsteinflößend hallte.
Im Augenwinkel sah ich, dass Meister Kenobi Platz nahm, mich aber keineswegs aus den Augen ließ, was dieses Gefühl des Drucks und des Unwohlseins nicht gerade linderte.

Sofort wandte ich meinen Blick vom Himmel zu dem Jedi-Meister vor mir, der aufrecht und selbstbewusst in seinem Sessel saß.
„Ja, Meister Windu?"
„Schön, dass du da bist." Keine Emotionen. Als würde er ironisch meinen.
Doch ich schwieg, ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Mein Gehirn war schon lange abgestürzt.
„Der Rat gratuliert dir zu deinem 18. Geburtstag."
„Danke."

Eine Zeit lang blieb es still. Ich konnte sogar schon fast den Atem aller dort sitzenden hören, die wie Statuen dasaßen und sich nur gelegentlich bewegten oder aufrichteten.
Doch dann räusperte Meister Yoda sich.
„Riou...stark geworden du bist. Stark in der Macht...doch dennoch Furcht ich in dir spüre."
„Ich bin sehr aufgeregt, Meister."
„Hm...das ich in dir spüre..."
Er schloss seine faltigen Augenlider.
„Furcht..."

Er versucht doch nicht...
Das darf er nicht! Er darf nicht meinen Geist lesen, als wäre es nur ein Buch!

„Panik.."

Das ging mir zu weit. Ich sah ihn unauffällig an, aber entwich aus der Realität tief in meinen Geist in der Macht, baute meine antrainierte Mauer auf. Yodas Versuche prallten ab. Immer und immer wieder prallten sie mit so einer Wucht drauf ein, als würde man dort gewaltige Granaten drauf werfen, fast schon wie Explosionen.
Es war sinnlos für ihn. Das wusste ich genau. Yoda würde meine Mauer nicht überwinden können.
Und dann hörten seine Versuche auf.

„Hm..trainiert du hast."
„I-Ich weiß nicht genau, was ihr meint.."
„In dich schauen, du mich nicht lässt. Warum dies, Padawan?"
„Ich finde es unangenehm. Als würde jemand meinen Geist aufreißen, wie wenn man einen Körper mit einem Messer aufschneidet. Es schmerzt."
„Standhalten du dem Schmerz musst."
„Meister, ich verstehe nicht, warum ihr in meinen Geist schaut. Es wären nur unnötige Schmerzen."
„Hmm..Crystalia Riou."
„Ja, Meister?"

„Die Zeit gekommen ist, die Wahrheit zu sagen."

Wahrheit? Welche Wahrheit?"

Doch in dem Moment öffneten sich die Türen schlagartig.

Es war Fox.

Was zum Teufel machte er hier?

Doch er war nicht alleine. Er wurde von Meister Skywalker begleitet, der ihm auf die Mitte zu mir hinwies. Sein Helm fehlte, seine Haare wieder zerzaust, sein Blick steif, verärgert, dunkel, seine Miene hart wie Stein.
Es stimmte irgendwas nicht...

Ich sah Fox direkt in die Augen und mit nur einem Blick wusste ich alles. Ich blickte hinter Meister Kenobi, hinter die eigenartigen Dinge, hinter die steifen Blicke des Rates.

Sie wussten Bescheid.

Dieser Blick brachte die Blase der Anspannung, des Schmerzes, des Unwissens zum platzen.

Und als würde die Blase über mir schweben und mein Leben, mein Leben mit Fox und die ganze Welt beinhaltete, brach die Welt auf einen Schlag über mich zusammen.

„W-Was...", stotterte ich, spürte, wie mir schon Tränen in die Augen stiegen.

Fox stellte sich neben mir hin, sehr nah sogar, sodass sich unsere Schultern schon fast berührten, und hatte die Hände hinter seinem Rücken verschränkt...

Sie hatten ihm doch wohl nicht...

Doch als ich genauer hinsah, entdeckte ich Metall an seinen Handgelenken.

Sie hatten ihm auch noch Handschellen angelegt.
Als würde er direkt danach ins Gefängnis wandern, aber nicht in seine Kammer, sondern in eine Zelle.

„Commander Fox.", ertönte wieder die hallende, hörbar verärgerte Stimme von Meister Windu, die mir Gänsehaut bereitete.
„Es tut uns leid, dass sie unter solchen Umständen herkommen mussten."
Fox lachte nur abwertend.
„Als würdet ihr diese Entschuldigung ernst meinen!"
Doch Meister Windu antwortete nicht mehr, sondern zog die Augen zu finsteren Schlitzen zusammen.

„Eine schöne Kette hast du, Padawan Riou.", wandte er sich schließlich an mich und ich konnte neben mir Fox wütendes, drohendes Knurren hören.
„Danke. Ich habe sie von Lia bekommen."
Da war sie. Die erste Lüge.

„Ein nettes Geschenk. Ein außergewöhnliches Geschenk. Und das noch von einem Klon!"

BITTE WAS?!
Wie konnte sie das nur herausfinden?
Der Nebel war an dem Morgen so dicht, dass man uns nicht sehen konnte!
Oder hatte ich mich getäuscht?

„Bevor irgendwelche Lügen wieder kommen: Es ist die Zeit gekommen, die Wahrheit zu sagen! Wie wäre es, wenn du uns von eurem kleinen Geheimnis erzählst?"

Das wars. Ich bin raus.

Eine Träne lief mir über die Wange. Ich wischte sie lautlos weg.

„Von eurer Romanze wir wissen.", setzte Yoda noch dran.
Deutlicher hätte es nicht werden können.

„Wir sind enttäuscht von dir, Crystalia Riou. Aus dir hätte viel werden können, aber du hast dich gegen den Orden gewandt, gegen die Republik, hast überall nur Lügen hinterlassen. Und nicht nur von dir, sondern von Ihnen auch, Commander Fox. Ihnen ist es zwar nicht sonderlich verboten zu lieben, aber dass sie eine Romanze mit einem Jedi eingehen, widerspricht allem. Es ist nicht nur unakzeptabel, sondern unverschämt."
Fox lachte aber wieder auf.
„Ihr Jedis habt doch von sowas keine Ahnung!"
„Halten sie ihr Mundwerk in Zaum, Commander!", rief Meister Windu nur noch mehr verärgerter.

Danke, Fox. Das hat uns auch viel gebracht!

Doch eine Entschuldigung kam nicht von Fox zurück. Anders kannte man es aber auch nicht von ihm.

„Gibt es noch etwas zu sagen, bevor der Rat weiter entscheidet?"

„Ja!", meinte ich laut, erwachte aus meiner Angst.
Nun sah auch Fox mich an.

„Es ist ungerecht. Ungerecht, dass wir die einzigen Wesen sind, die nicht lieben dürfen, dabei bestehen wir doch nur aus Liebe!"
„Du hast dich damals auf den Orden eingelassen, Padawan!"
„Weil ich nirgendwo anders hinkonnte! Was hätte ich machen sollen?! Was hättet ihr mit mir gemacht? Mich in die Unterwelt geschickt wahrscheinlich und mich einfach wie Abfall weggeworfen!"
„Es gab noch viele andere Möglichkeiten, Riou."
„Ach, und was? Aber um jetzt auf den Punkt zu kommen: Auch wenn zwischen Commander Fox und mir eine Bindung besteht, ist sie keineswegs gefährlich! Er ist den gesamten Tag im Justiz- Hauptgefangenenlager und ich auf Missionen oder im Tempel! Es besteht keinerlei Gefahr, also hört auf euch in das Leben anderer einzumischen!"
„Das reicht. Skywalker, bring die beiden kurz raus."

Mein Meister zögerte kurz, warf Meister Windu sogar einen bösen Blick zu, aber deutete mir auf die Tür zu, und führte Fox dann an den Handgelenken zur Tür raus.

Draußen konnte ich meine Tränen endgültig nicht mehr aufhalten.
Sie liefen mir einfach wie in Strömen über die Wangen, als sie die Türen schlossen.

„Crystalia...", meinte Fox leise, wollte gerade eine Hand ausstrecken, doch seine Handgelenke waren zusammengesperrt.
Er knurrte laut, versuchte sich daraus zu befreien, aber es half alles nichts.
Dabei wollte ich einfach nur in seine Arme, wollte seine Worte hören, bevor wir beide für immer voneinander getrennt werden würden.
Sein verzweifelter, mitleidender Blick erreichte mich und ich wusste, wie sehr er sich genauso wünschte, mich in die Arme zu nehmen.

Meister Skywalker stand neben uns, beobachtete uns nachdenklich, aber als ich ihn ansah, reagierte er endlich und erwachte aus seiner Starre.
Die Schlüssel in der Hand, lief er zu Fox, drehte ihn um und schloss die Handschellen auf. Und sobald sie auf waren, schleuderte Fox sie mit voller Wucht in die Ecke auf den Boden, und nahm mich fest in den Arm.
„Fox...", schluchzte ich und vergrub mein Gesicht an seiner Brust, versuchte mich vor dem Rat, vor der Entscheidung, eher vor der gesamten Realität zu verstecken.
„Ich weiß, Crys. Sie können uns nicht trennen. Das dürfen sie nicht."
„Du weißt, das können sie."
„Nicht mit mir. Nicht mit uns."

„Sie werden euch nicht trennen.", sagte Meister Skywalker, der sich zum Fenster gedreht hatte, um uns etwas Privatsphäre zu geben. Sein Ton war der einzige, der nicht kalt und distanziert war. Er war einfühlsam.
„Man hat es an Windus Gesichtsausdruck gesehen. Er weiß, dass es sinnlos und dumm wäre, euch zu trennen, Sie, Commander Fox, vor ein Kriegsgericht zu stellen, und dich, Crystalia, rauszuwerfen. Zwischen euch besteht keine Gefahr, im Gegensatz zu anderen...Der Rat ist ungerecht, Ja...ich hatte auch schon Probleme mit ihm, aber er wird das nicht tun. Er kann, wird aber nicht. Das verspreche ich dir, Crystalia."
„Danke, dass wenigstens ihr mich nicht verabscheut.", antwortete ich, meine Stimme durch Fox' Brust gedämpft.
„Das würde ich nie tun, Crys. Ich kann dich, euch beide, verstehen."
Es wurde wieder still. Aber es war keine unangenehme Stille, sondern jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Die Stille zwischen uns und der Tür, die noch zu war, war viel unangenehmer.
Fox' Hand strich mir währenddessen über den Rücken, dann durch die Haare und dann über die Wange, ehe er mein Kopf kurz anhob und mich mit seinen funkelnden goldbraunen Augen ansah.
„Es wird alles gut, meine Kleine."
Ich schenkte ihm ein Lächeln, legte meine Arme um seinen Nacken und lehnte meine Stirn an seine.
„Ich liebe dich so sehr."
„Ich dich auch, meine Kleine. Ich dich auch..."

Ich weiß nicht, wie lange wir dort draußen standen und warteten, aber es kam mir verdammt lange vor. Immer wieder hörte man von drinnen laute Stimmen, unverständliche Rufe oder auch einfach nur Stille.

Doch irgendwann öffneten sich die Türen.

Alle Augen waren auf mich und Fox gerichtet, sahen uns an, wie Fox mich noch in den Armen hielt, seinen Kopf auf meinem gelegt hatte, eine Hand an meinen Hinterkopf.
Mit noch leichten Tränen in den Augen sah ich in diese kalten, aber nun verwunderten oder überraschten Gesichter. Gemurmel ertönte.
Fox löste sich von mir, schlang den Arm aber um meine Taille und zog mich mit sich in den Raum, in den ich am liebsten nie wieder gehen wollte, der knallrot von der blutroten Sonne beleuchtet wurde. So rot wie Blut.
Aber dann ertönte Meister Windus bald alles entscheidende Stimme im Raum.

„Der Rat hat sich entschieden."

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Mal ein nicht so langes Kapitel, aber ich hoffe, dass es euch gefallen hat!❤️

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