Kapitel 4

Jungkook's Sicht

Zwei Tage später, machte ich mich am späten Nachmittag wieder auf den Weg zum Café um dort meinen Vater zu treffen. Zum Glück verfolgte mich keiner auf dem Weg dorthin, glaube ich zumindest...

Als ich in dem Café ankam, sah ich meinen Vater schon an einem der Tische. Ich setzte mich also schnell gegenüber von ihm und zwang mir ein Lächeln auf. Als er mich anschaute, blieb sein Blick an meinem Blauen Auge hängen, welches mittlerweile schon gelblich gefärbt war.

"Was ist passiert?" fragte er während sein Blick förmlich an meinem Auge klebte. "Du weißt doch, wie tollpatschig ich manchmal seine kann" meinte ich leicht nervös und versuchte dabei so glaubwürdig wie möglich zu klingen. Mein Vater war nämlich genauso. Er benutzte immer gleich seine Fäuste, wenn er sauer wurde.

Anscheinend glaubte er meiner Aussage, da er ein Nicken von sich gab und mir danach einen Kaffee rüber schob. "Ich muss sagen, dass ich ziemlich überrascht war von dir zu hören" meinte mein Vater schmunzelnd. "Ich habe extra auf den Kalender geguckt um zu gucken, ob irgendwer Geburtstag hat oder es vielleicht Weihnachten" ist er lachte, während ich nur leicht lächelte. Er hatte Recht... Ich habe mich immer von meinem Vater ferngehalten, habe ihn nur angerufen oder gar getroffen, wenn es wirklich nötig war...

"Ähhm ja, also... Kannst du mir vielleicht einen Gefallen tun?" Traute ich mich, nach einer Gefühlten Ewigkeit, die von der unangenehmen Stille geprägt war, endlich zu fragen. Er hob darauf nur eine Augenbraue und schmunzelte "ach wirklich? Sonst muss ich dich immer Stundenlang überreden, damit ich dir überhaupt was zum Geburtstag schenken darf."

"Ich habe im Moment ein paar Probleme und müsste mir Geld leihen und ich weiß nicht, wen ich sonst fragen könnte" gestand ich leise. Mein Vater holte sofort sein Portmonee raus und öffnete es "von wie viel Geld ist die Rede" fragte er locker "also... es sind.. 4 Million" flüsterte ich mit gesenktem Blick.

Meinem Vater entglitten die Gesichtszüge "Jungkook-ah! 4 Millionen! Wie konnte das passieren?!" Fragte er geschockt. "Ist das wichtig? Ich brauche das Geld... ich will gar nicht wissen, was mit mir passiert, wenn ich es nicht bezahle" meinte ich und wieder durchfuhr mich die Angst.

Bis mein Vater schließlich seufzte "ich kann nichts versprechen... aber ich kann es versuchen" ich fühlte mich glücklich und erleichter, als er das sagte "danke!" bedankte ich mich sofort mit einem breiten Grinsen "ich muss jetzt aber auch wieder gehen" meinte ich dann und stand auf ohne meinen Kaffee auch nur berührt zu haben wollte ich gehen, doch mein Vater hielt mich auf.

"Jungkook-ah, hast du nicht was vergessen?" Fragte er und deutete auf seine Wange. Ich beugte mich also langsam zu ihm rüber und küsste ihn leicht auf die Wange "hab dich lieb Daddy" murmelte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen, was ihn zufrieden zum grinsen brachte. Mir gefiel es jedoch noch nie, wenn ich so mit ihm spreche musste. Ich fühlte mich dann immer, wie irgendeine billige Nutte. Schnell verließ ich also das Café, ohne meinen Vater noch einmal anzuschauen.

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Auf dem Weg nachhause hörte ich mal wieder Schritte hinter mir. Als ich mich jedoch umdrehte wollte, um den Typen an zu schreien, sah ich das Gesicht meines Freundes "was machst du hier?" Fragte ich ihn verwundert und erleichtert zugleich "ich bin hier um auf dich aufzupassen. Es ist nicht sicher hier Draußen" meinte er und legte seinen Arm beschützend über meine Schultern.

Wir gingen noch eine Weile ohne etwas zu sagen, bis er mich fragte, was mein Vater gesagt hat. "Ich bin mir nicht ganz sicher. Er meinte, dass er versucht uns zu helfen, aber da es ziemlich viel Geld ist, ist er sich nicht sicher..." sagte ich wahrheitsgemäß, doch trotzdem merkte ich, wie sich Baekhyun's Launen sofort verschlechterte.

"Er bekommt das Geld doch in Null Komma nichts zusammen! Wir haben einen Tag! Einen Tag Jungkook!" Ich versuchte seinen Arm von meinen Schultern zu bekommen, als er das bemerkte hielt er mich jedoch nur noch doller fest. "Ich kann nicht glauben, dass ich dir vertraut habe. Jetzt haben wir nur noch mehr Zeit verschwendet" murmelte er zu sich selbst und atmete tief durch.

"Yah! Du tust mir weh" schrie ich, als sein Griff noch fester wurde. Ich schubste ihn von mir weg und zum Glück löste sich so sein Arm von meiner Schulter. "Du solltest lieber dankbar sein, dass ich meinen Vater gefragt habe. Weißt du eigentlich wie schwer das für mich war? Vor allem wegen unserm Verhältnis zueinander!"

"Ich! Ich! Ich! Immer geht es nur um dich. Nervt dich das nicht langsam selbst?" Ich wollte an ihm vorbeigehen, rein in unsere Wohnung, doch er schubste mich sofort wieder zurück, weswegen ich stolpern musste. Bevor ich jedoch mein Gleichgewicht verlor, hielt er mich an meinen Armen fest.

Er zog mich unsanft zu sich und küsste mich. Er drang einfach mit seiner Zunge in meinen Mund ein, doch ich erwiderte nicht. Ich wollte nicht! Ich wollte einfach nur noch ins Bett! Da ich keinen anderen Ausweg sah und einfach nicht von ihm los kam, biss ich ihm auf seine Zunge, weswegen er mich sofort losließ. Ich weiß, ich hätte das nicht machen sollen, aber ich konnte nicht anders.

Doch dann überkam mich meine ganze Wut und ich tat etwas, was ich hätte lieber nicht tun sollen. Ich schlug ihn... ins Gesicht... hart...

Er hatte seinen Kopf gesenkt, doch ich sah trotzdem, dass er grinste. Gerade als mein schlechtes Gewissen mich dazu überredet hatte, sich zu entschuldigen, schlug er mich.

Er schlug mich so dolle, dass ich auf den Boden fiel und man es wahrscheinlich noch 3 Straßen weiter hören konnte. "Komm wieder ins Haus, wenn du gelernt hast dich zu benehme. Und keinen Moment früher!" Sagte er mit bedrohlicher Stimme, bevor er ins Haus verschwand.

Und ich? Ich saß auf dem kalten feuchten Boden und hielt meine schmerzende Wange. Und ich wollte mich sogar noch entschuldigen! Ich habe mich wirklich schlecht gefühlt! Und er? Geht es ihm genauso? Ich will das nicht mehr!

Ich will wegrennen.
Ich will vor Baekhyun wegrennen.
Ich will vor seinen Schulden wegrennen
Aber ich kann nicht! Ich kann es einfach nicht!

"Lauf" sagte mir plötzlich eine Stimme, erst dachte ich sie wäre nur in meinem Kopf, bis ich sah, dass Yoongi vor mir stand. Als ich dies bemerkte, schüttelte ich einfach nur meinen Kopf und schaute weg. Aus dem Augenwinkel sah ich jedoch, wie er sich zu mir setzte. "Du hast da Blut" meinte er und deutete auf meinen Mundwinkel. Ich wischte es schnell weg und schaute erneut auf den Boden.

"Warum lässt du das mit dir machen?" Fragte er mit einer sanften und ruhigen Stimme. Sie war anders sanft und ruhig als die von Jin, es war eher so, als würde es ihn gar nicht wirklich interessieren. Aber gleichzeitig klang er auch wieder besorgt und neugierig. Es verwirrt mich einfach alles nur noch mehr!

"Ich liebe ihn" meinte ich dann jedoch traurig und schaute mir die Lichter der Laternen an. "Er wird dich irgendwann noch töten" sagte Yoongi so ruhig, als würde er mir gerade sage, wie das Wetter Morgen wird.

"Alles was passieren muss, ist dass er dich an der falschen stelle schlägt oder du falsch fällst und schon ist es vorbei. Das zwischen euch ist keine Liebe mehr. Glaub mir, dass was ich gerade gesehen habe, kann man nicht Liebe nennen"

Ich musste seufzen. Ich kann nicht glauben, dass ich gerade mit einem Fremden über meine Gefühle und meine Beziehung rede. "Ich kann ihn nicht verlassen. Ich bin alles was er hat" verteidigte ich unsere Lage. "Vielleicht soll es so sein. Vielleicht muss er alleine sein, um zu sehen, was er falsch gemacht hat" sagte Yoongi, doch ich wollte ihm nicht glauben. Der Teil meines Herzens, der so sehr an Baekhyun hängt, konnte ihm einfach nicht glauben.

Ich stellte mich langsam wieder hin, wobei Yoongi mich genau beobachtete. "Ich muss wieder rein gehen" murmelte ich, was Yoongi seine Kopf schütteln ließ "du bist verrückt!" Ich ließ mich jedoch nicht beirren und machte mich auf den weg nach drinnen. Als ich Yoongi ein letztes mal ansah, sah ich, dass er auch aufgestanden war und sein Handy raus geholt hat. Dann verschwand er wieder, genauso wie ich.

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Drinnen angekommen legte ich mich aufs Sofa und rollte mich dort zusammen, da ich nicht zu Baekhyun ins Schlafzimmer wollte. Ich versuchte zu schlafen, was ich zum Glück auch schaffte, jedoch war es ein ziemlich leichter und unruhiger Schlaf.

Irgendwann mitten in der Nacht wurde ich wach. Es war nicht nur Draußen dunkel, sondern auch in unserm Wohnzimmer. Erst war ich leicht verwirrt, doch dann hörte ich, warum ich überhaupt wach geworden war. Es lag an einem lauten Knall, der immer wieder ertönte.

Ich hörte, dass das Knallen von der Tür kam. Es musste wohl jemand ständig dagegen klopfen. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun, weswegen ich vom Sofa aufsprang und sofort hell wach war.

Kurz darauf kam Baekhyun aus dem Schlafzimmer gestürmt. Er kam schnell auf mich zu und zog mich an meinen Armen zu sich. Als ich gegenüber von ihm stand, strich er mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht und lächelte mich etwas traurig an. Er kam mir mit seinem Gesicht langsam näher, bevor seine Lippen meine ganz sanft berührten.

Es war ein wundervoller Kuss. Ich spürte tausende Gefühle die er dort reinsteckte. Dieser kleine vorsichtige Kuss, ließ mich so wertvoll und geliebt fühlen, wie ich mich die letzten Monate noch nie Gefühlt habe. Der Teil in meinem Herz, der nur für Baekhyun schlägt, rastete bei diesem, ziemlich unbedeutend aussehenden Kuss, komplett aus. Mich beunruhigte nur der Fakt, dass es sich irgendwie, wie ein Abschiedskuss anfühlte...

Ich wünschte mir, dass dieser wunderbare Kuss niemals endet, doch ein erneutes lautes Klopfen, brachte Baekhyun dazu, sich von mir zu lösen.

"Versteck dich unter dem Bett und komm erst wieder raus, wenn ich dich hole" flüsterte und er und gab mir einen letzten Kuss auf die Stirn, bevor er mich in Richtung Schlafzimmer schubste. Ich fragte nicht weiter nach, sondern ging einfach langsam in Richtung Schlafzimmer, als ich mich ein letztes mal umdrehte, sah ich wie Baekhyun eine Pistole aus einem der Küchenschränke holte.

"Geh! Jetzt!" sagte er, was mich sofort ins Schlafzimmer laufen ließ. Als ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich, wie die Haustür aufgebrochen wurde. Eine Stimme, die mir ziemlich bekannt vorkam schrie: "Die Zeit ist abgelaufen!"

Ich quetschte mich so schnell ich konnte unter das Bett, so nah an die Wand wie es nur ging. Das einzige, was ich sah, war das Licht, welches unter der Schlafzimmertür hervorkam. Ich hörte mein Herz schlagen, ich hörte es nicht nur, ich fühlte es in meinem ganzen Körper.

Im Wohnzimmer wurde es komplett still, was mich nur noch nervöser werden ließ. Doch diese unbehagliche Still wurde schnell gebrochen, als Baekhyun begann rum zu schreien. Ich bekam nur noch Angst und machte mich noch kleiner.

Ist das Taehyung?
Was wird jetzt wohl passieren?
Werden sie mich finden?
Werden sie Baekhyun etwas antun?
Worüber reden sie?
So viele Fragen waren in meinem Kopf, doch ich wusste zu keiner eine Antwort.

Plötzlich hörte ich Schritte, die sich dem Schlafzimmer näherten...

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