Kapitel 7
Niedergeschlagen ging ich zu meinem Motorrad, wo ich auf der Sitzbank meinen Helm erkannte. Diesen hatte ich im Wald liegen lassen und umso erstaunter war ich, dass er nun auf meinem Motorrad lag.
Ich nahm diesen behutsam in meine Hände, wobei ein kleiner Zettel herausfiel und ich diesen von dem Boden aufhob. Zögerlich las ich die Worte, welche in sauberer Schrift auf dem Stück Papier standen.
"Du solltest nicht ohne Helm fahren! C."
Mit meinem Finger fuhr ich die elegant geschwungenen Buchstaben nach, wobei mir bei dem C ein Lächeln auf meinen entstand. Ich konnte seinen Befehlston förmlich heraushören und es machte mich glücklich zu wissen, dass er sich um mich sorgte. Aber es zeigte mir auch ganz deutlich, dass ich ihm nicht egal war, was mein Herz aufgeregt in meiner Brust flattern ließ.
Den Zettel verstaute ich in meiner Jeans, ehe ich beschloss das einzig richtige zu tun. Ich musste den wenigen Einwohnern dieser wunderschönen Stadt helfen, weshalb ich meinen Helm aufsetzte und mich auf mein Motorrad setzte.
Mit normaler Geschwindigkeit fuhr ich die leeren Straßen entlang und begutachtete dabei die friedlich wirkenden Häuser mit ihren Ströhdächern, ehe ich an dem kleinen Revier ankam, welches dem alten Sheriff gehörte. Ich stellte das Motorrad auf dem kleinen Parkplatz ab und betrat das kleine Häuschen, welches fast vollkommen verlassen wirkte. Einzig der Sheriff saß in seinem fast komplett dunklen Büro und erledigte noch seinen Papierkram. Eine kleine Lampe auf dem Schreibtisch gab das einzige Licht in dem Raum, was beinahe schon gruselig wirkte.
Nur zögerlich näherte ich mich ihm, weshalb er seinen Kopf hob und mich erstaunt anschaute. Vermutlich verirrten sich nicht viele hierher. Als ich fast an seinem Schreibtisch ankam, machte sich eine weitere Person erkennbar, welche in der Dunkelheit stand und daher für mich nicht sichtbar war.
"Wir haben bereits alles geklärt, nicht wahr Officer?", sprach Ceiron, als er aus der Dunkelheit heraus trat und woraufhin der Shriff nickte. Ich schaute den großen Schwarzhaarigen vor mir mit zusammengekniffenen Augen an und konnte nicht glauben, dass er wirklich die komplette Wahrheit gesagt hatte.
"Wir werden uns diese Sache mit dem Wolf auf jeden Fall annehmen", sprach nun der Sheriff. Ich nickte zustimmend, aber konnte nicht verhindern meinen fragenden Blick im Raum schweifen zu lassen. "Ich werde noch mit einigen Jägern in Kontakt treten."
Vielleicht war Ceiron doch gar nicht so schlecht, wie er sich immer gab. Immerhin schien es ihn auch nicht egal zu sein, was mit den Menschen geschah.
"Dann werden wir Sie auch nicht weiter aufhalten", nickte Ceiron und schob mich währenddessen an den Schultern aus dem winzigen Büro heraus. Vor der Tür angekommen zappelte ich und befreite mich aus dem lockeren Griff von Ceiron. Mein Körper wollte definitiv etwas anderes, aber mein Kopf sagte mir, dass es absolut nicht gut enden konnte, wenn ich Ceiron noch näher an mich heran ließ. Ich war schon zu gebrochen, als dass ich mich noch auf so jemand vernichtenden, wie Ceiron einlassen konnte.
Ich überlegte, ob ich mich bedanken sollte, entschied mich aber schnell dagegen, weshalb ich nach einem langen Blick in seine schönen dunklen Augen an ihm vorbei ging. Ein leichter Wind umhüllte uns und nahm sofort wieder seinen herrlichen Duft wahr, welcher mich kurz die Augen schließen ließ, als ich mich an meinem Motorrad festhielt.
"Hey!", rief er mir hinterher und ich hörte die Schritte, welche er auf mich zumachte.
"Nein Ceiron. Ich habe echt keine Energie, um mich jetzt noch mit dir herumzuschlagen", entgegnete ich, wobei mir selbst mein wehleidiger Ton in der Stimme auffiel. Dennoch drehte ich mich zu ihm herum. Er hob seinen Arm und fuhr sich mit seiner Hand durch seine schwarzen Haare, welche davon in alle Richtungen standen, ehe er diese wieder glatt strich. Aber nicht dieser Anblick ließ mir das Blut in den Adern gefrieren, sondern dass, was ich auf der Innenseite seines Oberarmes erkannte.
Er hatte dort ein Tattoo, aber nicht irgendeins, sondern einen Wolf und genau das sorgte dafür, dass mein Körper leicht zu zittern begann.
Er wusste all das mit den Wölfen! Mir kam wieder die Begegnung mit den brauen Wolf in den Sinn und wie Ceiron diesen ansah. Waren diese Märchen doch nicht erfunden, in denen es Menschen gab, welche sich in Wölfe verwandelten?
Blödsinn!
Vermutlich war das Tattoo nur ein Symbol für Stärke und Loyalität.
Sein Blick war nicht mehr so feindselig und anscheinend besaß er doch irgendwo tief im Innern so etwas, wie Mitgefühl, da er auf meine stumme Bitte hin nur nickte.
Ich setzte meinen Helm auf und wollte mich auf das Motorrad setzen, wurde von Ceiron jedoch nochmal aufgehalten.
"Was hast du denn jetzt vor?", fragte er mit solch einer Sanftigkeit, dass es mir den Atem raubte. Mein Mund öffnete sich, aber es kam kein einziges Wort heraus, was Ceiron zum Glück nicht sehen konnte unter dem Helm.
"Ich weiß es nicht", flüsterte ich anschließend betroffen. Nach Hause konnte ich nach dem Streit mit meiner Mom nicht und allzu viele Bekanntschaften hatte ich in diesem kleinen Örtchen nicht, weshalb eigentlich nur noch Enya übrig blieb.
"Tue bitte einfach nichts leichtsinniges", sagte Ceiron und ich dachte für eine Milisekunde sogar so etwas, wie ein Seufzen gehört zu haben. Doch das bildete ich mir sicherlich nur ein.
Warum war er auf einmal so mitfühlend?
Ich nickte mit meinem Helm und wollte so schnell wie möglich aus dieser betroffenen Situation heraus. Es machte mir beinahe Angst, dass Ceiron mich nicht mit diesem Hass ansah, wie er es sonst immer tat.
Als ich auf meinen Motorrad saß, drehte ich meinen Kopf nochmal über meine Schulter und schaute zu Ceiron, welcher mich nur ansah. Mein Blick fiel zu seinen schönen, vollen Lippen, welche sich plötzlich zu einem ganz sanften Lächeln verzogen.
Vollkommen hypnotisiert von diesem Anblick, startete ich den Motor und beschloss meiner besten Freundin einen Besuch abzustatten.
Als ich ein letzten sehnsüchtigen Blick zu Ceiron werfen wollte, war dieser nicht mehr da und ich fragte mich, ob ich mir all das nur einbildete?
Konnte man sich so etwas reales überhaupt einbilden? Hatte ich mir das nur gewünscht, dass Ceiron so mit mir reden würde und ich hatte gerade einfach nur ein Selbstgespräch geführt?
Vielleicht träumte ich das alles ja auch nur und ich würde gleich aufwachen...
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