Kapitel 68
Ich fühlte mich miserabel mit dem hohen Fieber. Mal war mir kalt, dann wieder so warm, dass ich mir am liebsten die Kleider vom Leib gerissen hätte.
Zudem konnte ich Teile meiner Beine nicht fühlen und meine Füße nicht spüren, was mich sehr belastete. Ajdan sagte, dass es keine komplette Lähmung war und es mit großer Wahrscheinlichkeit therapierbar wäre, sodass ich nicht als Pflegefall endete.
Dennoch war es ein unbeschreiblich mieses Gefühl so wehrlos zu sein, aber dass Ceiron sich um mich kümmerte, machte das Ganze etwas erträglicher. Er nahm Sachen aus dem Rucksack und hatte auch meine kleine Waschtasche dabei, ehe er dies in das anliegende Badezimmer brachte und mit einem Lächeln auf mich zukam.
Ich schob die Decke von meinem Körper und versuchte mich aufzusetzen, jedoch erwies es sich als viel zu schwer, wenn man den Großteil seiner Beine nicht spürte.
„Warte.“ Ceiron trat augenblicklich zu mir und schob seine Arme unter meinem Körper, um mich dann behutsam aus dem Bett zu heben.
Er trug mich in das Badezimmer und schaute mich fragend an.
„Zuerst Haare oder erst frische Sachen?“, fragte er und wirkte vollkommen überfordert, was mich sanft schmunzeln ließ.
„Zuerst Haare“, erwiderte ich leise, woraufhin er mich behutsam auf einen weichen Badeteppich, vor der Wanne absetzte. Er nahm den Duschkopf von der Vorrichtung und stellte sich neben mich, um die Temperatur des Wassers einzustellen.
„Leg deinen Kopf auf den Rand ab“, forderte er mich auf. Ich tat, was er sagte und behutsam schob er meine Haare über den Wannenrand, um gleich darauf das angenehm warme Wasser mit dem Duschkopf über meinen Kopf zu verteilen. Ich schloss genüsslich meine Augen, während Ceiron immer wieder zärtlich durch meine Haare strich, bis diese komplett nass waren.
Er nahm das Shampoo und massierte dies in meine Haare und auf meiner Kopfhaut, was mich leise seufzen ließ. Ganz sorgsam wusch er meine Haare bis in die Spitzen und spülte sie dann mit dem Wasser aus. Er wiederholte dies noch einmal und ich gab mich ganzheitlich seinen Berührungen hin und genoss es.
Nachdem meine Haare sauber waren, nahm Ceiron ein Handtuch und ich hob meinen Kopf von dem Rand, damit er das Handtuch um meinen Kopf wickeln konnte.
„Erste Hürde geschafft“, meinte er mit sich selbst zufrieden, ehe er mich wieder hochhob und auf einen Stuhl setzte.
Die Heizung hinter mir bollerte und strahlte eine angenehme Wärme ab, dennoch bekam ich eine Gänsehaut, als Ceiron mir behutsam mein kaputtes T-Shirt auszog. Er stellte auch am Waschbecken warmes Wasser an und begann mit einem Waschlappen sanft meine dreckige Haut zu reinigen.
Ich sah den Wehmut in seinen Augen und konnte auch seine Wut fühlen, als seine Augen über meinen lädierten Oberkörper schweiften.
„Es tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte“, meinte er leise, als er den warmen Waschlappen über meinen Arm auf und ab strich.
„Das muss es nicht. Immerhin ist es jetzt vorbei“, versuchte ich es schönzureden. Ceiron trocknete mich auch wieder ab und ich zog mir eilig den BH aus, um dann das schwarze T-Shirt von ihm anzuziehen, welches er mir entgegenhielt.
„Du musst erst gesund sein, ehe ich die Vorwürfe gegen mich selber fallen lassen kann“, meinte Ceiron leise. Ich spürte, wie sehr ihn das bedrückte und es ihn selbst quälte, weshalb ich meine Hand behutsam ausstreckte und diese auf seine Wange platzierte.
„Wir sollten dich schnell wieder in das Bett bekommen“, hauchte er und umfasste meine Taille, um mich auf meine Beine zu ziehen. Es war seltsam, dass diese mich anscheinend halbwegs halten konnten, obwohl ich den Großteil der Beine nicht spüren konnte.
Ich hielt mich dennoch an Ceiron’s Schulter fest und stützte mein Gewicht auf seinen Körper, während er behutsam meine Hose öffnete und mir diese zuerst von dem Hintern und dann von den Beinen strich. Auch mein Slip fiel dabei zu Boden, ehe Ceiron die frischen Sachen nahm und mir behutsam in den Slip und auch in die große Jogginghose von ihm half.
Ich spürte nach den wenigen Anstrengungen, wie erschöpft ich war und wie meine Augen immer schwerer wurden. Das Fieber schien auch zu steigen, denn mein Kopf fühlte sich an, als gehörte er gar nicht mehr zu meinem Körper.
Ceiron stützte mich weiterhin, während er das Handtuch von meinen Haaren nahm. Ich bekam es nur noch am Rande mit, als wäre ich eine stille Beobachterin. Fasziniert sah ich Ceiron zu, wie er meine nassen Haare etwas aufschüttelte. Es fühlte sich so unfassbar schön an, wenn er mit seinem Finger durch meine Haare strich, weshalb ich meine Augen schloss und es genoss.
Ceiron kämmte mir die Haare und ich gab mich dem guten Gefühl einfach hin. Immer mehr driftete ich ab und schwankte, wie eine Betrunkene hin und her, bis ich vollends die Kontrolle über den Rest meines Körpers verlor und nach vorn fiel.
***
Nichts ahnend zog ich den Kamm immer wieder durch ihre vollen, schwarzen Haare, bis sie plötzlich drohte nach vorn überzukippen. Als hätte ich einen sechsten Sinn, schlang ich meine Arme um ihren kraftlosen Körper und zog Aislinn nah an meine Brust.
„Linn“, sprach ich sanft, doch erhielt keinerlei Reaktion von ihr. Ihr Körper glühte, wahrscheinlich mehr, als mein eigener, weshalb ich unter ihre Beine fasste, um sie behutsam in das Bett zu tragen. Ich wusste, dass das Fieber stieg und sie ihre Ruhe brauchte.
Als Aislinn wieder in dem Bett lag, zog ich ihr auch die Decke bis unter das Kinn und ließ mich danach ebenso erschöpft in den hellen Sessel in der Ecke fallen.
Ich konnte nichts tun, außer zu warten, bis ihr Körper sich erholt hatte.
Und so saß ich einfach stumm da, beobachtete regungslos meine Mate, wie ihr Brustkorb sich regelmäßig hob und wieder sank und lauschte ihrem Herzschlag.
Ich vergaß jegliches Zeitgefühl. Ob ich nur Minuten, Stunden oder gar Tage so da saß, konnte ich kaum noch beurteilen. Alles, woran ich dachte, war Aislinn, welche so schnell, wie möglich wieder gesund werden sollte.
Ajdan kam auch nur selten, um nach Aislinn zu sehen, jedoch veränderte sich ihr Zustand kaum. Dies war auf eine Art gut, denn es ging ihr immerhin nicht schlechter, aber es war auch nicht gut, da sie gefühlt kaum Fortschritte machte.
Das Fieber ließ nicht nach und ich spürte, wie ihr Körper immer schwächer wurde. Ihr Herz schlug beinahe qualvoll in ihrer Brust und je mehr Zeit verging, umso unruhiger wurde ich.
„Kannst du nicht irgendwas dagegen tun?“, fragte ich eines Abends verzweifelt Ajdan.
„Du weißt, dass sie die Verwandlung ganz allein durchstehen muss“, sagte Ajdan und natürlich wusste ich, wie recht er hatte. „Wenn ich ihr fiebersenkende Mittel gebe, bringt das überhaupt nichts, da diese von der Hitze einfach unwirksam werden.“
„Dann sage mir wenigstens, dass ihr Herz es übersteht!“, forderte ich.
„Ceiron“, seufzte er und brachte damit meine Wut in vollen Umfang zum Vorschein. Mit bebenden Körper lief ich vor die Praxis, um unter dem sternenklaren Himmel tief durchzuatmen.
Ich hatte das Gefühl, die Phasen einer Trauer zu durchleben, obwohl Aislinn nicht gestorben war. Zuerst wollte ich es nicht wahrhaben und nun entstand diese Wut in mir, dass ich nichts tun konnte. Ich konnte nur stumm daneben sitzen und hoffen, dass alles gut werden würde.
„Cei, wie geht es ihr?“
Rea stand plötzlich neben mir. Im Gegensatz zu meiner Mate, war er bereits vollständig genesen und natürlich fragten alle aus dem Rudel immer wieder nach Aislinn.
„Das Fieber sinkt nicht und es schwächt ihr Herz“, antwortete ich voller Verzweiflung. Mir war es egal, ob mich mein Beta für schwach hielt, weil ich wie ein Häufchen Elend vor ihm stand. Allmählich war meine Geduld am Ende und ich konnte die Fassade von dem starken Alpha nicht länger aufrechterhalten.
„Sie schafft das. Sie ist die größte Kämpferin, die ich kenne“, versuchte er mich mit einem Schlag auf die Schulter aufzubauen.
„Und wenn nicht? Was ist, wenn sie den Kampf bereits verloren hat? Ich bin so dumm! Wieso habe ich sie auch markiert?“
Ich fing an, mir die Schuld für alles zu geben. Denn ohne diese Markierung müsste ihr Körper nicht mit solch einer Doppelbelastung kämpfen.
„Nein, Ceiron! Ohne diese Markierung wäre sie vielleicht bereits gar nicht mehr am Leben! Hör auf, die Fehler bei dir zu suchen.“
„Warst du bei Cian?“, änderte ich das Thema. Als mein Beta kümmerte er sich um das Rudel und darunter auch um die Kristalle.
„Ja, die Kristalle sind alle unversehrt. Aber meinst du nicht, wir könnten einen anderen Hüter bestimmen, als Keylam?“
„Wieso?“, hakte ich nach, als ich mich an die Brüstung der Veranda lehnte.
„Eure Wege trennen sich dann. Als Hüter der Elemente kann er nicht auch der Hüter deiner Seele sein“, meinte Rea und brachte damit ein gutes und auch wichtiges Thema auf.
„Ehrlich gesagt, hatte ich überlegt selbst die Elemente zu hüten“, gestand ich und bekam von Rea nur einen überraschten Blick.
„Das ist eine riesige Verantwortung!“
„Ich weiß. Aber wir haben gesehen, was passiert, wenn wir sie nicht beschützen. Sowas darf kein zweites Mal geschehen!“
Rea wollte gerade etwas erwidern, als ich von drinnen ein lautes Krachen hörte und ein unsagbarer Schmerz durch meinen Körper zog.
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