Kapitel 57

Einige Tage vergingen, genau genommen 6 Tage, seit ich mein erstes Mal mit Ceiron hatte.

Seitdem verbringen wir jede mögliche Minute gemeinsam. Das Rudel ist ziemlich genervt von uns, aber das ignorieren wir so gut es geht. Vor allem Rea meckert ständig, dass er alles allein tun müsste, dabei verbrachte Ceiron auch viel im Büro, um Alphadinge zu erledigen.

Diese Zeit war immer die schlimmste Zeit, aber ich kümmerte mich währenddessen ebenso um das Rudel, zumindest immer da, wo Not am Mann war.

Ich hatte derweil meinen Platz im Rudel gefunden und alle akzeptierten mich als Luna, auch wenn ich noch nicht offiziell die Mate von dem Alpha war. Dennoch war es ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden. Vor allem die jüngeren Wölfe wendeten sich häufiger an mich, wenn sie Probleme hatten.

Der Rest des Rudels und hauptsächlich die männlichen Wölfe genossen nur das gute Essen, welches ich täglich kochte.

„Linn, bist du so weit?“, fragte Ceiron, ehe ich den Koffer schloss und er mir diesen abnahm.

„Ja, mehr als bereit“, nickte ich eifrig. Denn es war nun so weit und wir machten uns gemeinsam auf den langen Weg nach Kanada, um dort das Ritual abzuhalten und endlich für immer Seelenverwandte zu sein.

Wir stiegen gemeinsam die Treppe nach unten, wo bereits einige der Wölfe versammelt standen, darunter auch Rea.

„Habt ihr alles?“, fragte dieser, weshalb wir beide nickten.

„Ich werde euch vermissen, obwohl ich eigentlich froh bin, dieses Geturtel nicht mehr ertragen zu müssen“, meinte er frech grinsend und kassierte von Ceiron einen Schlag auf die Schulter.

„Ich werde das Essen vermissen“, sagte Cillian, der mit Abstand der gefräßigste in dem Rudel war. Wir hatten unsere Anfangsprobleme, aber diese lagen bereits hinter uns. Er war impulsiv, aber solange er gut versorgt war, war er ein ganz Lieber.

„Ich habe für 3 Tage vorgekocht. Das findet ihr alles in der Kühltruhe und müsst ihr nur aufwärmen“, sagte ich und wurde von Cillian in eine stürmische Umarmung gezogen.

„Gott, ich liebe dich!“

Ein Knurren ließ Cillian mich sofort loslassen und kopfschüttelnd wendete ich mich Ceiron zu, um ihn tadelnd anzusehen. Er war auch innerhalb des Rudels sehr besitzergreifend, was ich persönlich etwas lächerlich fand.

„Behalte deine Finger bei dir“, sagte er, woraufhin Cillian sich direkt kleiner machte und so signalisierte, dass er unterwürfig war. Zu gerne hätte ich etwas gesagt, aber ich biss mir auf die Zunge. Vor dem Rudel durfte ich Ceiron's Befehle nicht anzweifeln. Es wäre respektlos und das akzeptierte ich auch.

„Wir sehen uns an dem Frachtflughafen“, sagte Rea und verabschiedete sich von uns.

„Ich verstehe noch immer nicht, wieso wir nicht ganz normal mit einem Personenflugzeug fliegen und stattdessen diesen langen Weg mit dem Auto in einem Frachtflugzeug zurücklegen“, meinte ich, als wir bereits im Auto saßen und ich mich anschnallte.

„Weil wir so unauffälliger sind“, erklärte Ceiron. Missmutig schaute ich aus dem Fenster. Dieser Sportwagen war alles, aber nicht unauffällig, mit der leuchtenden mattgrünen Folie.

„Ich meinte auch eher, dass wir nicht offiziell auf Fluglinien stehen und man uns so nicht allzu schnell sehen kann.“

„Die internationale Raumstation kann uns vermutlich sogar von da oben sehe“, hob ich meine Augenbrauen.

„Vermutlich hast du recht, aber dennoch ist es sicherer“, schloss er die Diskussion, ehe er den Motor startete und dieser laut aufbrummte.

Ich machte es mir auf dem Sitz bequem, denn wir hatten eine ziemlich lange Strecke vor uns. Allein die Fahrt bis zu dem Flughafen dauerte über 3 Stunden.

Ich war ziemlich nervös und hatte auch Angst, denn keiner konnte vorhersagen, ob es auch wirklich funktionieren würde.

Was war, wenn wir die Reise ohne Mateverbindung beenden würden?

„Worüber denkst du nach?“, fragte Ceiron, als er meine Hand in seine nahm und diese auf meinen Oberschenkel ablegte.

„Nur über dieses Ritual“, gab ich leise zu.

„Das wird schon alles klappen“, meinte er mit einem Seitenblick zu mir.

„Ich hoffe, du behältst recht“, murmelte ich leise, ehe ich aus dem Fenster schaute und den Wald von Adare an uns vorbeifliegen sah.

„Wenn nicht, überlegen wir uns etwas anderes", sprach Ceiron leise und hauchte einen sanften Kuss auf meine Hand. Diese fast unscheinbare Berührung zog sofort in meinen Unterleib, welcher sehnsuchtsvoll zu kribbeln begann.

Denn mein erstes Mal blieb auch mein letztes Mal, da Ceiron es zu riskant fand. An dem darauffolgenden Tag strich Ceiron über meine Hüfte, welche er mit seiner Hand fest umschlossen hatte und sah mich entschuldigend an. Erst da realisierte ich, dass es mir dort wehtat, weshalb ich dann den riesigen blauen Fleck begutachtete.

Ich hatte versucht ihn zu beruhigen, aber er blieb bei seiner Meinung, dass wir erst wieder miteinander schlafen, sobald er mich auch markieren kann.

Natürlich verstand ich ihn, aber er konnte es mir doch nicht antun, erst Blut zu lecken und dann in der Luft hängenzulassen!

Allerdings hatten wir auch noch ganz andere Sorgen. Denn Lillith war immer noch da draußen, mit den Kristallen. Ceiron beschloss, alle aus dem Rudel wieder nach Hause zu holen. Sehr zum Leidwesen von Rea, welcher bereits vollkommen paranoid deswegen war.

Aber es brachte nichts, wenn die Wölfe sie jagten und verfolgten, denn sie hatte ohnehin nur ein Ziel.

Mich.

Und sie würde früher oder später kommen, aber dann wäre das gesamte Rudel darauf vorbereitet.

Natürlich ließ es mich nicht komplett kalt und ich lebte eher in Angst, dass jeden Moment etwas geschehen konnte, aber ich wusste, dass Ceiron es nicht zulassen würde. Immerhin war dies auch der Grund, warum so reisten.

Denn wie Ceiron sagte, sind wir so auf keinen offiziellen Listen und konnten von Lillith nicht so schnell gefunden werden.

Mein Blick schweifte zu Ceiron, welcher konzentriert auf die Straße schaute, während er das Auto mit einer Hand lenkte. Das Tacho zeigte mir eine Zahl an, welche ich lieber nicht gesehen hätte und erst da bemerkte ich auch, wie schnell wir eigentlich unterwegs waren.

„Meinst du nicht, du solltest etwas langsamer fahren?“, fragte ich, als das Tacho bereits 250 km/h anzeigte und ich nervös die anderen Autos betrachtete, an denen wir vorbeirauschten.

„Nein, wir müssen rechtzeitig ankommen. Der Vollmond ist bereits morgen“, sagte Ceiron.

„Der bringt uns aber nichts, wenn wir nie ankommen“, murrte ich und bekam von ihm nur einen genervten Blick von der Seite.

„Ich habe bessere Reflexe als jeder Mensch, also entspann dich.“

Sicher, dann entspanne ich mich eben, während Ceiron uns geradewegs ins Jenseits fährt ...

Den Rest der Fahrt schloss ich meine Augen, aber schlafen konnte ich nicht. Viel zu sehr kreisten meine Gedanken um alles.

Von meiner Mom hatte ich seit dem Streit auch nichts mehr gehört. Was hätte sie auch noch sagen sollen, nachdem ich alles erfahren hatte?

Aber dass es sie doch so wenig interessierte, schmerzte mehr, als es vermutlich sollte, aber sie war meine Mutter. Sie war die Person, die sich 18 Jahre lang um mich sorgte, daher war es wahrscheinlich normal, dass mir der Verlust meiner letzten nahestehenden Person wehtat.

„Wir sind da“, riss Ceiron mich aus meinen Gedanken, weshalb ich meine Augen öffnete und das riesige Flugzeug betrachtete, welches direkt vor uns stand.

Es war ein riesiges Frachtflugzeug, welches eher aussah, als würde es für das Militär fliegen, anstatt Wölfe, die unentdeckt bleiben wollten.

Die Ladefläche stand offen und Ceiron fuhr langsam aber sicher darauf zu. Ich lehnte mich vor und begutachtete die Tonnen von Stahl, in denen wir direkt hineinfuhren.

In meinem Bauch machte sich Angst breit, denn in einem Flugzeug, in einem Auto war wirklich nicht normal. Ceiron fuhr das Auto bis zur Mitte des Flugzeugs, stellte dann den Motor ab und zog die Handbremse.

Ich war so konzentriert auf all das, dass ich mich zu Tode erschreckte, als jemand plötzlich meine Tür aufriss. Ich schrie laut und war darauf, vorbereitet denjenigen kräftig zu schlagen, als Rea's Stimme ertönte.

„Mensch, wo bleibt ihr denn? Seit ihr mit Schrittgeschwindigkeit gefahren?“

Ich hielt meine Hand an mein rasendes Herz und atmete erleichtert aus.

„Erschrecke mich noch einmal so und ich haue dich wirklich!“, drohte ich ihm.

„Ich kann nichts dafür, dass du so schreckhaft bist“, hob er abwehrend seine Hände.

„Wir müssen das Auto noch befestigen, dann können wir los“, meinte Ceiron und stieg dann aus dem Auto aus. Rea und Ceiron befestigten mehrere Spanngurte um das Auto, damit dieses, falls es zu Turbulenzen kommen sollte, nicht in dem Laderaum wegrollte.

Das machte die Sache natürlich direkt angenehmer.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top