Kapitel 48
Ihre großen, neugierigen Augen lagen auf mir, als Aislinn sich langsam erhob und mich überrumpelt anschaute. Natürlich hatte ich mitbekommen, worüber eben am Lagerfeuer geredet wurde, aber ich fand nicht, dass es der richtige Ort, geschweige denn der richtige Moment für diese Offenbarung war.
Daher entschied ich auch, mich in die Unterhaltung zu drängen und sie von da vorerst wegzuholen. Immerhin hatten wir beide auch noch etwas zu klären und ich hoffte so sehr, dass ich es nicht endgültig verbockt hatte mit meinem dämlichen Verhalten.
Aislinn zögerte einen Moment, als ich ihre Hand in meine nahm, jedoch folgte sie mir dann.
„Wohin gehen wir?“, wollte sie neugierig, wie sie es schon immer war, von mir wissen.
„Nur ein kleines Stück weiter von dem ganzen Trubel weg“, erzählte ich ihr. Doch ganz die Wahrheit war es nicht, denn ich wusste, dass ich etwas gutzumachen hatte.
Deshalb führte ich Aislinn weiter durch das Rudeldorf, bis wir dieses wieder verließen.
„Denkst du nicht, wir sind bereits weit genug entfernt?“, fragte sie misstrauisch. Ich konnte förmlich ihre Besorgnis fühlen und lächelte in mich hinein.
„Wieso, hast du Angst?“
„Sollte ich die denn haben?“, stellte sie mir eine Gegenfrage, was mich den Kopf schütteln ließ.
„Du weißt doch, bellende Hunde beißen nicht“, erwiderte ich mit dunkler Stimme, ehe ich ihre Hand sanft drückte, welche noch immer in meiner lag.
„Witzige Metapher, wenn man bedenkt, dass es genau das ist, was du willst“, murmelte sie und brachte mich damit zum Lachen.
„Aber nicht heute, mo stór.“
„Sehr beruhigend, Ceiron“, entgegnete sie und ich merkte bereits, wie sie leicht genervt wurde. Doch dann kamen wir an mein Ziel an.
Fernab von der Versammlung gab es einen Weg aus Kerzen, der zu einem kleinen, quadratischen Tisch mit zwei Stühlen mitten im Wald führte. Er war gedeckt mit Essen und Trinken und auch eine Kerze flackerte sanft in der Dunkelheit. Um den Tisch herum erleuchteten weitere Windlichter und sorgten für eine romantische Stimmung.
„Du hast heute noch nichts gegessen“, stellte ich, mich zu ihr drehend fest. „Was natürlich auch mein Verschulden war, aber das holen wir jetzt nach.“
Aislinns Augen funkelten in den schönsten Farben, als sie die vielen flackernden Lichter betrachtete und ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz dabei aufgeregte Sprünge machte.
„Das ist wunderschön“, hauchte sie in die Stille hinein.
„Genau wie du“, erwiderte ich, wie in Trance, als ich eine Strähne ihrer Haare hinter ihr Ohr strich. Ich konnte augenblicklich erkennen, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, während sie schüchtern zu mir aufsah.
In dem Moment hätte ich nichts lieber als ihre weichen, vollen Lippen an die meinen gespürt, jedoch fand ich, dass erst alles geklärt sein sollte. Mit meiner Hand griff ich wieder nach ihrer und führte sie den Weg bis zu dem Tisch entlang. Ich zog einen der Stühle vor und deutete Aislinn, dass sie sich setzen soll, was sie auch mit einem schiefen Lächeln tat.
Gegenüber von ihr setzte ich mich auf den zweiten Stuhl und betrachtete ihre wundervolle Haut, welche im Kerzenschein so warm und weich aussah.
„Das ist unglaublich lieb von dir, aber du musst nichts gutmachen. Du musst mir nur erklären, was das sollte“, ergriff sie zuerst das Wort.
„Du hast so etwas aber verdient und nicht das, was ich vorhin abgezogen habe“, erklärte ich ihr wehmütig.
„Ich möchte deine Gefühle nicht verletzen und doch tue ich das irgendwie ständig“, sagte ich leise, mit einer Traurigkeit eingenommen. „Aber bitte glaube mir, dass es nichts mit dir zu tun hatte oder, dass ich es nicht ebenso wollte und genossen habe, wie du. Ich finde nur, Liebe sollte nicht durch körperliche Nähe oder Verlangen entstehen. Für mich ist das keine Basis.“
Es war nicht mein Plan direkt so etwas Ernstes zu besprechen, aber sie ließ mir keine Wahl. Allerdings je schneller wir das geklärt hätten, umso mehr konnten wir die Zweisamkeit genießen.
Aislinn schaute auf die Teller vor sich, auf denen Obst, Brot und Käse verteilt waren, ehe sie tief Luft holte.
„Ich verstehe, wie du das meinst, aber für mich ist es wichtig. Du gibst mir so viel mit deinen Berührungen. Ceiron, diese körperlichen Gefühle, die du in mir hervorrufst, ich brauche das.“
Sie schien beinahe verzweifelt, als würde sie mich deswegen anflehen. Ich hingegen verstand überhaupt nichts mehr. Warum war ihr das so verdammt wichtig?
Wo ich doch nur wollte, dass sie mich von Herzen liebte und nicht meine Berührungen, schien Aislinn wie besessen darauf zu sein.
„Du sollst dich nicht in meine Liebkosungen verlieben, sondern in mich, so wie ich bin“, versuchte ich einen neuen Versuch, sie davon zu überzeugen, dass wir körperliche Anziehung nicht nötig hatten.
„Aber das habe ich doch bereits“, lächelte sie, als sie meine Hand, welche auf dem Tisch vor mir lag, in ihre nahm. „Jeder Moment, sei er noch so klein, hat keinen Wert, wenn ich ihn nicht mit dir teile.“
Mein Herz in meiner Brust überschlug sich mehrere Male, als ich in ihre wunderschönen Augen sah, welche mich voller Liebe ansahen.
Mein Blick schweifte zu ihren Fingern, welche mit meinen verschränkt waren und ich strich mit meinen Daumen zärtlich über ihren Handrücken. Mir war es kaum möglich einen Satz zu bilden, geschweige denn diesen auch über meine Lippen zu bringen. Ihre Worte überrumpelten mich ziemlich, aber im positiven Sinne.
Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als den süßen Geschmack ihrer Lippen zu schmecken, doch ihre Gesundheit ging mir vor.
„Ich liebe dich mit jeder Faser meines Daseins“, sagte ich und hauchte einen Kuss auf ihre zierliche Hand, ehe ich diese losließ. „Und deswegen möchte ich, dass du bitte etwas isst.“
Sie rollte mit den Augen und schnaubte leise, bevor sie sich doch geschlagen gab und sich etwas von dem Obst nahm, um sich dieses in den Mund zu stecken.
„Kannst du mir im Gegenzug etwas versprechen?“, fragte sie, während ich ihr weiterhin dabei zuschaute, wie sie genüsslich aß. Ich nickte und konnte meine Augen kaum auf etwas anderes konzentrieren, als auf ihre vollen Lippen, welche sich um eine saftige Erdbeere schlossen.
Ich musste meine Gedanken zügeln und das umgehend, bevor ich aufspringe und mich über sie hermachen konnte.
„Lauf nicht mehr weg. Nicht vor mir“, bat sie mich mit ernstem Ton, ehe sie den Rest von der Erdbeere in ihren Mund nahm und ihren Daumen ableckte.
»Diese Lippen ... so fruchtig und voll ...«
„I-ich ...“, stotterte ich unbeholfen, als ich sie mit schief gelegten Kopf ansah. Ich wollte nicht, dass Keylam meine Gedanken kontrollierte, noch weniger wollte ich, dass er auch die Kontrolle über meinen Körper übernahm.
„Geht es dir gut? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen?“, fragte Aislinn mich besorgt. Ich wusste die Antwort selbst nicht, denn mein Körper fing einfach an heftig zu Beben und der Schweiß stand mir förmlich auf der Stirn. Mich so dagegen zu wehren, war selbst für mich neu, da ich mir sonst nahm, was ich wollte.
„Fuck“, entkam es mir fast quälend, während ich meine Hände, welche ebenfalls schon ganz schwitzig waren, an meiner Hose abwischte.
„Was? Habe ich etwas Falsches gesagt?“, hakte Aislinn weiter nach.
„Nein. Du solltest nicht immer so an dir zweifeln“, lächelte ich, ehe ich aufstand. „Und zu deiner anderen Frage. Mir geht es hervorragend.“
Ich ging die wenigen Schritte zu ihr, während sie mich fragend beobachtete. Sie sah unschuldig zu mir auf, als ich direkt vor ihr zum Stehen kam. Ich konnte ihren schnellen Herzschlag hören, welcher sich förmlich überschlug und mir zeigte, dass es ihr ähnlich erging, wie mir.
Meine Hand platzierte ich an ihrem Kinn und ihr unschuldiger Blick war es, der das Tier in mir weiter herausforderte.
Ich strich mit meinem Daumen über ihre volle Unterlippe, wodurch Aislinn ihren Mund öffnete und ihr schneller, warmer Atem gegen meine Haut stieß.
„Diese Lippen treiben mich in den Wahnsinn“, hauchte ich leise mit tiefer Stimme, ehe ich mich weiter zu ihr herunterbeugte, bis mein Gesicht unmittelbar vor ihrem war.
„Ceiron.“ Aislinn schloss ihre Augen und legte ihre Hand an meine Wange, ebenso wie meine an ihrer ruhrte. Das Tier, welches ich war, wollte sie spüren und sie besitzen. Doch ich musste diesen Jagdtrieb verdrängen, denn Aislinn war keineswegs ein Mädchen, welches ich aufgrund meines Statuses unterwerfen wollte. Zudem hatte ich es nicht einmal nötig, denn sie hatte dieselben Gefühle für mich, wie ich für sie.
Vollkommen in meinen Gedanken versunken, starrte ich in ihre von Lust überzogenen blauen, fast schwarzen Augen, während die Spannung zwischen uns bis unermessliche stieg.
„Küss mich“, hauchte sie wenige Millimeter vor meinem Mund. Ihr Atem versetzte meinen Lippen kleine elektrische Stromschläge, welche entladen werden wollten, wie meine Sehnsucht nach ihr, welche befriedigt werden wollte.
Mit einem letzten Blick in ihre wundervollen Augen, lehnte ich mich weiter zu ihr, bis unsere Lippen sich endlich berührten. Nur zärtlich rieb mein Mund gegen ihrem, wodurch diesem ein Kribbeln durchzog, als hätte die Spannung sich in fließenden Storm verwandelt.
Vollkommen unerwartet umfasste Aislinn meinen Nacken und presste sich hart an mich, weshalb ich ihren Körper mit meinen Armen umgriff. Ihre Beine schlang sie um meine Hüfte und überfordert von diesen ganzen Impulsen fegte ich mit einem Arm den Tisch frei, um Aislinn auf diesen zu setzen.
Ihrem Mund entkam ein leises, überraschtes Geräusch, als ich mein Becken fest an ihren Unterleib drückte. Es fiel mir unfassbar schwer, nicht wie ein wildes Tier über sie herzufallen.
Sie löste ihre Lippen von meinen und sah mich mit einem mir unerklärlichen Blick an, ehe sie ihren Mund leicht öffnete und sie folgende Worte laut aussprach:
„Schlaf mit mir.“
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