Kapitel 45
Ceiron sah mich fassungslos und mit offenem Mund an, weshalb ich mich am liebsten selbst geschlagen hätte.
Dieses rücksichtslose war nicht ich, aber es machte mich nur noch wütend nicht zu wissen, was ich selbst wollte. Ich sah, wie Ceiron's Hände zitterten und es zeigte mir deutlich, wie wütend ich ihn gemacht hatte.
„Es tut mir leid. Ich wollte nicht ...“
„Nein, schon okay. In deiner Welt gibt es solchen Hokuspokus nun mal nicht, natürlich klingt es für dich unrealistisch. Aber ich dachte, du hättest mehr Verständnis dafür, dass meine Welt anders ist, als deine.“
Es war, als wären wir wieder ganz am Anfang, als hätte ich ihn mit meiner Reaktion erneut zu dem kalten Eisklotz gemacht, der er von Anfang an war. Ich wollte ihm zu gerne glauben, wollte, dass das, was er mir erzählte, wahr wäre, aber für mich hörte es sich wie der reinste Zauber an.
Wie konnte ich wissen, ob es wahre Liebe war, wenn alles, was ich zuvor kannte, nur die Mateverbindung war?
„Woher soll ich wissen, wie man liebt? Wie fühlt sich Liebe an?“, fragte ich daher verzweifelt, denn genau das war es, was mir am meisten Angst machte. Ich kannte nur die Gefühle mit der Mateverbindung, aber ich wusste, das war keine Liebe. Es war lediglich eine Verbundenheit.
„Ich schätze, man weiß es einfach und man fühlt es“, antwortete er mir nun wieder ruhiger. Er drehte sich zu mir herum und berührte meine Wange zärtlich. Meine Haut kribbelte unter seinen Berührungen und er grinste mich an, als sich mein verräterisches Herz von seinem Blick beinahe überschlug und er dies hörte.
Ich schloss meine Augen und genoss seine Wärme an meiner Wange, während seine Fingerspitzen sanft diese streichelten, bis er mit seinen Fingern an meinen Lippen ankam und meine Atmung vollkommen aussetzte.
„Lass es mich fühlen“, presste ich atemlos hervor, als ich tief in seine schwarzen Augen sah. Er schien mit sich zu rangen und fast hätte ich einen Rückzieher gemacht, doch da legte er seinen Mund behutsam auf meinen.
In meinem Körper wurde es augenblicklich warm und meine Lippen wurden von einem angenehmen Kribbeln durchzogen. Es fühlte sich nicht so intensiv an, wie der erste Kuss, aber dennoch entfachte dieser Kuss das reinste Feuerwerk in mir.
Meinen Körper lehnte ich weiter an seinen heran. Ich wollte ihm noch näher sein, weshalb ich auch meine Arme von seiner Brust, über die Schultern bis hin zu seinem Hals führte. Seine Hände umfassten meine Taille, wodurch er mich noch enger an sich presste.
Ein leises Seufzen entkam mir, als seine Zunge über meine Unterlippe strich und er zusätzlich noch zärtlich hineinbiss, ehe seine Zunge in meinem Mund glitt. Unsere Zungenspitzen berührten sich sanft und aus dem Feuerwerk in meinem Bauch entstand ein Kribbeln, welches stärker war, als ein Ameisenhaufen es hätte verursachen können. Es erfasste mich in einem Tempo, welches in mir Schwindel hervorrief. Das alles war viel zu viel für mich und doch wollte ich nicht aufhören. Wollte dieses Gefühl nicht verlieren, als würde sich alles um mich herum drehen.
Ceiron vertiefte den Kuss, als seine Zunge fordernder gegen meine drückte und er seine Hände über meinen unteren Rücken bis hin zu meinem Hintern führte. So viele unbekannte Gefühle und Empfindungen durchzogen meinen Körper und obwohl ich nicht wusste, was ich tat, ließ ich mich von ihm führen.
Vor meinem inneren Auge erschienen plötzlich die unterschiedlichsten Bilder von uns beiden. Wie er mich überall berührte und küsste. Seine Zunge übernahm vollends die Kontrolle über meinen Mund. Nahm mich, so wie ich wollte, dass mein Körper von Ceiron genommen würde.
Noch nie zuvor hatte ich solche Empfindungen und ich wollte ihn mit Haut und Haaren und am besten hier und jetzt. Diese Gedanken erschütterten mich, weshalb ich mich atemlos von ihm trennte.
Meine Hände waren noch immer in seinem Nacken und seine lagen brennend auf meinen Hintern. Ich schluckte hart, als ich die Lust in seinen Augen sah und diese ebenso an meinem Unterleib gedrückt spürte. Mein Mund fühlte sich plötzlich ganz trocken an, als ich mir selbst die Frage stellte, was ich hier eigentlich tat.
Das war nicht ich, schoss es mir durch den Kopf, weshalb ich meine Arme hängen ließ und einen Schritt zurücktrat.
Konnte man wegen körperliche Anziehung behaupten, es wäre Liebe? Bestand Liebe aus etwas Körperlichen?
„Du fühlst es auch“, hauchte Ceiron mit sanfter Stimme, als er den Schritt, welchen ich zurückwich, wieder zu mir aufholte. „Aislinn, ich verstehe, dass für dich dieses Ritual Hokuspokus ist, aber welche Wahl haben wir, wenn wir es nicht wenigstens versuchen?“
Ich wusste, ich war bereits zu tief in der Sache involviert. Ceiron bedeutete mir mehr, als ich mir eingestehen wollte. Mir blieben genau zwei Optionen: Bleiben und mit ihm herausfinden, ob dieses Ritual echt war, oder gehen und riskieren, dass er eine andere Mate fand.
„Okay, aber gib mir etwas Zeit“, antwortete ich, noch immer unsicher, ob es die richtige Entscheidung war.
„Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt“, sagte Ceiron und wich nun als Erstes von mir zurück. Seine Hand ließ er verzweifelt über sein Gesicht streichen und ich wusste, dass es ihn vermutlich alle Anstrengung kostete, so viel Verständnis für mich aufzubringen.
Er setzte sich auf die Decke und schaute nachdenklich in den Wald. „Ich möchte dich weder unter Druck setzen, noch zu etwas drängen. Allerdings weiß ich nicht, wie es sich verhält, wenn man keine Mate hat. Wie lange es dauert, bis ich eine neue Mate bekomme.“
Diese Ungewissheit schien nicht nur mich zu belasten und ich sah allein in Ceiron's Gesicht, wie sehr ihn dies beschäftigte und auch quälte. Meine Füße trugen mich ebenfalls zu der Decke und ich setzte mich dicht neben Ceiron. Seine Hand, welche auf seinem Bein ruhte, nahm ich in meine und verschränkte unsere Finger miteinander.
„Lass uns nicht mehr darüber reden. Es ist wunderschön hier und wir sollten uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, was morgen ist, sondern den Moment genießen“, meinte ich, woraufhin die kleine Sorgenfalte zwischen Ceiron's Augenbrauen verschwand und auf seinen Lippen ein Lächeln entstand.
„Du hast recht“, hauchte er einen Kuss auf meine Hand.
„Du sagtest, du würdest mir etwas erklären wollen“, fing ich vorsichtig ein anderes Gespräch an.
„Was meinst du?“, fragte Ceiron verwirrt, weshalb ich ihn fragte, warum er öfter so etwas, wie ein Selbstgespräch führte. Er lachte leise, als ich es so betitelte und ließ meine Hand los.
„Genau genommen sind es keine Selbstgespräche. Ich kann seit Kurzem meinen inneren Wolf hören und dieser ist manchmal nicht ganz einfach und oft ziemlich nervig“, erklärte mir Ceiron. Ich verstand nicht mal ansatzweise, wie er dies meinte.
„Wie funktioniert das? Ist er in deinem Kopf?“
„Er ist mein Wolf, also praktisch meine zweite Hälfte und wenn dieser Wolf aufhören würde so zu zicken, dann würdest du sehen, wovon ich rede“, meinte er, wobei er den mittleren Teil mehr in sich hinein zischte.
„Ich werde mich ganz bestimmt nicht entschuldigen!“, sagte er sauer und es kam mir wieder so vor, als würde er durchdrehen. Es war seltsam, weil ich den Wolf nicht hörte und auch nicht sah. Vielleicht hatte Ceiron doch nur eine Schraube locker.
Doch ich erinnerte mich daran an dem Strand so etwas, wie einen Schatten gesehen zu haben. Vielleicht war dies der Wolf, wovon Ceiron sprach.
„Okay, Keylam! Es tut mir leid, dass ich dich als nicht ganz einfach und oft nervig betitelt habe! Kannst du jetzt bitte aufhören, mich so dumm dastehen zu lassen und dich zeigen?“
Ich musste lachen, weil es irgendwie witzig war, wie Ceiron mit sich selbst stritt, aber er tat mir auch etwas leid.
„Keylam also, ja?“, fragte ich und bekam von ihm ein Nicken, ehe ich vor ihn krabbelte und glaubte nun selbst auch den Verstand zu verlieren.
„Ähm ... Hi Keylam. Ich würde mich sehr freuen, dich kennenzulernen und ich bin mir sicher, Ceiron hat es nicht so gemeint“, sprach ich zu dem Wolf, den ich nicht kannte.
„Er meint, ich soll dir sagen, dass ich es sehr wohl so gemeint habe.“ Ceiron verdrehte die Augen und es schien, als wären beide gleich dickköpfig.
„Okay, dann sei halt sauer auf Ceiron, aber ich habe dir doch nichts getan“, klimperte ich mit den Augen, was auch Ceiron zu amüsieren schien.
„Gott ist das absurd!“
Dem konnte ich nicht widersprechen, aber ich war viel zu neugierig, als dass ich mich hätte schämen können.
„Du! Nein!“, sagte Ceiron empört und es störte mich, dass ich nicht hören konnte, was Keylam zu ihm sagte.
„Was? Was hat er gesagt?“
„Er möchte, dass ich dich darum bitte mich zu küssen“, teilte er mir mit, während er mit seinem Finger deutete, dass Keylam eine Schraube locker hatte.
„Warum?“, war in dem Moment das einzige, was mir einfiel.
„Er geht mir damit schon seit letzte Nacht auf die Nerven. Das war auch der Grund, warum ich heute Morgen geflüchtet bin. Diese ständigen Gedanken von ihm“, seufzte Ceiron augenrollend.
Ich konnte nachvollziehen, dass es belastend sein musste, immer eine Stimme im Kopf zu haben, die gegen einen anredete, aber ich konnte es Keylam nicht verübeln. Denn ich wollte es ebenso, weshalb ich mich weiter zu Ceiron vorlehnte und ihn sanft küsste.
„Mehr“, hauchte er an meinen Lippen, als ich mich kurze Zeit später von ihm lösen wollte. Seine tiefe Stimme brachte ein Feuer in mir zum Brodeln, weshalb ich mich noch immer vor ihm kniend, auf meine Hände stützte und ihn inniger küsste.
An meinen Armen zog er mich auf seinen Schoß und meine Finger vergrub ich in seinen Haaren, als seine Zunge abermals Besitz von mir nahm.
Seine Hände fühlten sich an, als wären sie überall und eine unbeschreibliche Hitze bildete sich zwischen meinen Beinen. Es war ein seltsames und unbekanntes Gefühl, weshalb ich nach Luft ringend mich von ihm löste.
Seine Lippen fanden meinen Hals, weshalb ich mich enger an ihn presste. Plötzlich ging alles ganz schnell und Ceiron verlagerte sein Gewicht, sodass ich unter ihm lag.
Ich konnte wiederholt Ceiron's Lust spüren, dieses Mal aber direkt an meiner Mitte und es war, als würde mir dies all meine Sinne benebeln, bis er in einem nicht menschlichen Tempo aufsprang.
Ich sah verwirrt zu ihm auf und schämte mich augenblicklich dafür, dass ich mich so habe mitreißen lassen, obwohl ich diejenige war, die um Zeit gebeten hatte.
„Es tut mir leid“, sagte ich, wieder den Tränen nahe. Ich fühlte mich schlecht und wusste nicht, ob ich etwas falsch gemacht hatte. Offensichtlich gefiel es ihm nicht und ich kam mir unendlich dumm vor.
„Es liegt nicht an dir“, sagte er und schien dabei ebenso verwirrt zu sein, wie ich.
„Es liegt nicht an dir, sondern an mir? Ernsthaft Ceiron?“, fragte ich sauer, weil ihm wirklich nichts Besseres einzufallen schien, als diese blöde Ausrede.
„Wir sollten langsam los“, sagte er kühl und schaffte es damit tatsächlich mich noch beschissener zu fühlen.
„Nein! Wenn ich ... etwas falsch gemacht habe, musst du es mir sagen“, forderte ich mit zittriger Stimme.
„Aislinn lass es bitte einfach! Ich sagte doch, es liegt nicht an dir!“, warf er mir wütend entgegen. Sein Körper bebte und ich blieb wie angewurzelt auf der Decke sitzen, während ich ihn blinzelnd ansah.
„Doch es liegt an mir! Bin ich dir zu unerfahren?“, schrie ich, als ich doch aufsprang, um wütend auf ihn zuzugehen. „Oder hast du doch endlich gemerkt, dass ich nicht diejenige bin, die du willst?“
„Weder noch“, knurrte er und schien seine Wut nicht mehr kontrollieren zu können. Seine Hände zitterten, wie verrückt und in seinem Gesicht erkannte ich, wie er mit sich kämpfte.
„Du bist so ein scheiß Heuchler!“, schrie ich, während ich gegen seine harte Brust boxte. Ich schrie auf, als meiner Hand ein unerträglicher Schmerz durchzog und ich diese vor meinem Körper ausschüttelte. Jedoch überwog meine Wut auf ihn, weshalb ich mit meiner anderen Hand ebenfalls ausholte, jedoch wich Ceiron meinen Schlag aus, ehe er sich ohne ein Wort umdrehte und davonlief.
Ich schaute ihm hinterher und sah, wie er sich, während er immer schneller in den Wald lief, in einen Wolf verwandelte. Seine Sachen zerrissen dabei und alles was übrigblieb war eine riesige Staubwolke, welche er mit seinen großen Pfoten hinter sich aufwirbelte.
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Auch hier melde ich mich noch einmal zu Wort. Einige haben es auf meinem Nachrichten-Board bereits gelesen, dass ich vorerst eine Pause einlegen werde.
Es tut mir sehr leid für alle, die mitfiebern und auf Updates warten 🥺 aber zeitlich schaff ich es nicht euch noch regelmäßig Kapitel hochzuladen.
Die Story wird auf jeden Fall beendet und ich hoffe, sobald es weitergeht, seid ihr wieder mit am Start ❤️
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