Kapitel 34
Alles um mich herum war schwarz und nur langsam schien ich zu mir zu kommen. Jedoch blieb ich regungslos liegen, viel zu erschöpft fühlte sich mein Körper, aber auch meine Seele an.
Mein Herz klopfte nur schwach und ich glaubte, dass dies mit all den Rissen kaum noch die Chance hatte, mein Blut zu pumpen. So gerne hätte ich geschrien und wild um mich geschlagen, aber es war nichts mehr da, was mich an diesem Leben noch festhielt.
Nicht einmal Ceiron konnte mir nun noch helfen...
Nur dumpf nahm ich ein Husten wahr. Eine Kälte durchzog meinen Körper, als ich einen leichten Windzug spürte.
"Gar nicht so übel, aber du hättest ruhig noch ein wenig drauflegen können", sagte eine Stimme, die in mir keine guten Erinnerungen weckte. "Da kamen nicht so die Vibes rüber."
"Ich habe das getan, was du wolltest", hustete Kevin. Meine Augen ließ ich weiterhin geschlossen. Ich hatte das Gefühl würde ich diese öffnen, konnte nichts gutes passieren. Ich wollte zwar nicht leben, aber ich wollte auch keine weiteren Qualen mehr durchleiden.
"Was passiert jetzt mit ihr, Lillith? Lebt sie noch?", hörte ich Kevin, ehe ich zwei kalte Finger an meinem Hals spürte und davon kaum merklich zusammenzuckte.
"Sie lebt, aber mehr unfreiwillig", lachte sie so dreckig, wie nur sie es konnte. "Dieser emotionale Schmerz...", seufzte sie, als ich spürte, wie mein Körper sanft in die Luft gehoben wurde.
"Genau richtig für meinen Plan!"
Ich fühlte, wie mein Körper schwebte und bekam nur kurze Zeit später die Sonne in mein Gesicht, was mich trotz geschlossener Augen blendete.
"Warte! Was wird aus uns!", schrie Kevin und ich hätte am liebsten theatralisch gestöhnt. Er war anscheinend wirklich so naiv, ihr zu glauben.
"Es gibt kein uns", lachte die Verrückte, während mein Körper weiter durch die Luft schwebte.
"Du hast gesagt, wenn ich sie zu dir bringe und ihr wehtue, dass wir ein richtiges Paar werden!"
"Achso, ja das. Das war gelogen", antwortete sie ruhig. War er wirklich so doof und glaubte so einer Hexe? Die hatte doch nicht einmal so etwas wie Gefühle!
"Und all die Berührungen! Die Zärtlichkeiten! Das war niemals gelogen, Lillith", schrie Kevin. Ich konnte seine Verzweiflung hören und er konnte einem schon beinahe leidtun.
"Sei still", meinte Lillith nüchtern, ehe ich ein lautes Krachen hörte und meinen Kopf überstreckte, um mit einem Auge zu sehen, wie sie den Felsen zum Einsturz brachte.
Ein leiser Schrei entwich meiner Kehle, weshalb sie sich zu mir drehte und mich anstrahlte.
"Na sieh an, wer ist denn da wach?", fragte ich und kam auf mich zu, während sie mit ihren Händen wedelte und mich so zu sich herumdrehte.
"Du bist echt widerlich", spuckte ich ihr entgegen, da sie unschuldige Menschen manipulierte und diese mit in ihre Sache zog.
"Dankeschön, Liebes", sagte sie glücklich und brachte meine Hände vor Wut zum zittern.
"Wo ist denn Ceiron überhaupt? Hast du ihn etwa mit deinen Launen vertrieben? Interessiert er sich nun genauso wenig für dich, wie der Rest auf dieser Welt?", fragte sie. Meine Wut verschwand und was übrigblieb war eine Traurigkeit.
Er war nicht hier und er würde wahrscheinlich auch nicht kommen. Als Wolf hätte er mich doch längst gefunden.
"Warum siehst du es nicht einfach ein? Du bist wertlos und nicht mal dein Seelenverwandter hat Interesse daran in deiner Nähe sein zu wollen", lachte sie. Mir stiegen die Tränen in den Augen und ich versuchte mit all meiner Kraft ihre Worte zu verdrängen. Diesen keinen Glauben zu schenken, aber die Tatsache, dass Ceiron wirklich nicht hier war, zeigte mir nur zu deutlich, welchen Stellenwert ich in seinem Leben hatte.
"Das stimmt nicht", brachte ich mit brüchiger Stimme heraus. In meinem Kopf dominierten die bösen Geister, welche sie mir einreden wollten, dass ich wirklich wertlos war.
"Weißt du, Liebes, Ceiron war schon immer ein sehr narzisstischer Jemand. Er interessiert sich nicht für dich oder für sonst wen aus seinem Umfeld."
"Das ist gelogen!", schrie ich und wollte, dass sie diese verpesteten Gedanken aus meinem Kopf löschte.
"Gut, aber wo ist er denn?", fragte sie mit ihrer hässlichen Lache.
"Er sucht mich bestimmt bereits", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. Ich hasste es, dass sie mir diese Zweifeln in meinen Kopf pflanzte.
"Nein, Schätzchen. Das tut er nicht", sagte sie gespielt niedergeschlagen, ehe sie mich auf den Boden ließ. Ich setzte mich auf und sah ihr dabei zu, wie sie sich ebenfalls neben mich in den Sand setzte.
Diese Ruhe gefiel mir absolut nicht!
"Hat Ceiron dir jemals erzählt, woher er mich kennt?", fragte sie und schaute auf das offene Meer vor uns. Ich schüttelte nur leicht meinen Kopf, noch immer verwirrt, warum sie überhaupt mit mir hier saß.
"Wir kennen uns bereits von kleinauf. Er war mein bester Freund und irgendwann meine erste Liebe", fing sie an zu erzählen, wobei auf ihren Lippen ein Lächeln entstand, welches anders als sonst war.
Wehmütig...
"Wir waren in schweren Zeiten füreinander da. In Zeiten, wo er so zerbrochen war..."
Ich erinnerte mich an die Worte von ihm, wie er seine Eltern verlor und von seiner Tante.
"Ich war es, die für ihn da war, wenn er von seiner Tante nach draußen in den Garten gesperrt wurde, weil sie meinte, Hunde gehören nicht ins Haus. Ich war es, die für ihn da war, wenn er von seinen Cousins verprügelt wurde, oder wenn er von all dieser Verzweiflung sich zudröhnte, bis er seine Seele auskotzte", erzählte sie.
Unweigerlich lief ein kleiner Film in meinem Kopf ab von Ceiron, wie er sich durch die Hölle namens Leben kämpfte. Es tat mir unendlich leid, was er durchmachen musste, obwohl er nur den Tod seiner Eltern verarbeiten wollte.
Dahingegen hatte ich fast ein schönes Leben.
"Bis dieses Gen ausbrach und ihn mir wegnahm", zischte Lillith neben mir. "Er war wie ausgewechselt und stieß mich von sich. Für ihn gab es nur noch sich selbst!"
"Warum erzählst du mir das alles?", fragte ich verwirrt. Wollte sie jetzt etwa Freundschaft mit mir schließen?
"Weil du verstehen sollst, dass Ceiron auch dich eines Tages fallen lassen wird", meinte sie kühl. Dabei wusste sie gar nicht, dass er mich nicht mal an sich heran ließ. Zumindest nur für wenige Augenblicke, ehe er mich immer und immer wieder von sich stieß.
"Bist du deshalb so...?", fragte ich, jedoch fiel mir nicht das richtige Wort ein. Immerhin wollte ich sie nicht verärgern, jetzt wo sie einigermaßen ruhig war und mich nicht in der Luft wirbelte.
"Nichts kann ein gebrochenes Herz heilen, aber Macht verleiht einen das Gefühl von Zufriedenheit", meinte sie, jedoch verstand ich es nicht.
Sie holte etwas hervor und hielt es mir vor Augen. Es war ein roter Kristall, in dem so etwas wie eine kleine Flamme loderte.
"Oh mein Gott", hauchte ich, als ich erkannte, dass das der Halo-Kristall für das Element Feuer war.
"Ceiron ist ein Dummkopf", lachte sie. "Ich kenne ihn besser, als jeden anderen auf diesen Planeten. Ich wusste, wenn er bemerken würde, dass ich einen habe, ich nicht die Chance bekommen würde die restlichen Vier zu klaue. Daher habe ich alle in meinem Besitz und die Originalen gegen Fälschungen ausgetauscht", teilte sie mir lachend mit.
Was ich nur nicht verstand war, warum sie diese nicht alle für sich nutzte. Ich schaute länger als gewollt auf diesen Kristall und verspürte das Gefühl von dieser Macht Besitz zu nehmen. Etwas in mir schrie danach, an Stärke zu gewinnen.
"Du willst ihn", sagte Lillith, ehe sie die Hand weiter zu mir ausstreckte und ihn mir reichte.
"Warum sollte ich dir trauen?"
"Weil wir beide gar nicht so verschieden sind", meinte sie. Jedoch stand ich eilig auf. Ich wollte das alles nicht hören, wollte mir keine weiteren Flausen in den Kopf setzen lassen. Sie hatte keine Ahnung, was ich wollte und was nicht!
"Doch das sind wir! Ich will keine Macht", entgegnete ich wütend. Doch bevor ich genügend Abstand nehmen konnte, schwebte ich mal wieder in der Luft.
"Du bist so naiv! Er liebt dich nicht! Wäre er kein Wolf und hättet ihr keine Matebindung, wärst du ihm scheißegal! Wo ist er denn jetzt?", schrie sie wütend.
"Es ist egal, was wäre wenn! Ich weiß, wie er für mich fühlt, denn ich spüre das!", schrie ich zurück. In dem Moment konnte ich ihn fühlen. Konnte wahrnehmen, dass er in meiner unmittelbaren Nähe war. Ein warmes Gefühl in meinem Bauch entstand und ich konnte auch die Sorge fühlen, die mir zeigte, dass ich ihm ebenso wichtig war.
Lillith schien zu verstehen, wovon ich sprach, da sie sich plötzlich umschaute. Aber weder sie, noch ich konnten Ceiron sehen.
Was tat er denn?
"Wenn das so ist...", sagte sie, ehe sie mich ganz nah an sich heranschweben ließ. "... Sorge ich für dein Wohlergehen."
Bevor ich hätte verstehen können was geschah, drückte diese Verrückte mir den feuerroten Kristall gegen die Brust, bevor ich Ceiron's Stimme wahrnahm und eine unbeschreibliche Hitze in mir loderte.
"Nein!"
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