Kapitel 17
„Hey warte! Was hast du vor?", fragte ich, jedoch ließ er mich einfach stehen. War er jetzt völlig übergeschnappt?
„Ceiron!", rief ich ihm nochmals fassungslos hinterher, doch er schien mir einfach nicht zuzuhören, weshalb ich mich bückte und einen Ast aufhob.
Diesen warf ich mit etwas Schwung und Ceiron bekam diesen auch genau an den Kopf, weshalb er sich zu mir drehte und mich fragend aber auch wütend anfunkelte.
„Ich rede mit dir!", rief ich, weshalb er entgeistert seine Brauen hob.
„Ist gerade etwas ungünstig", antwortete er, jedoch konnte ich die Belustigung aus seiner Stimme heraushören, was mein Herz sofort einige Schläge höher schlagen ließ.
„Ist das rührend. Man merkt, warum ihr beiden Seelenverwandte seid", sprach die Verrückte, welche plötzlich zwischen Ceiron und mir schwebte. Der Anblick war für mich noch immer seltsam. Ich meine, sie hing einfach in der Luft.
„Der hat doch nicht mal eine Seele, mit der man verwandt sein könnte", murmelte ich, weshalb Ceiron mich wieder wie ein Auto mit großen Augen ansah.
Wie konnte er das bis zu sich überhaupt hören?
Ceiron murmelte auch etwas, aber für mich war es absolut nicht verständlich aus der Entfernung, jedoch glaubte ich von seinen Lippen so etwas, wie: »Die macht mich fertig«, abzulesen.
Doch bevor wir uns weiter hätten zanken können, nutzte ein Wolf seine Chance und sprang unverhofft zwischen Ceiron und mich, um nach der Verrückten zu schnappen. Ich schrie auf und sprang einige Schritte nach hinten, als der Wolf mit lautem Knurren wieder zum Stehen kam.
Die Blondine wirkte mehr als überrascht und fuchtelte augenblicklich wieder mit ihren Händen, wodurch nochmals ein starker Wind durch den Wald zog und ich mich an einen der Bäume krallte.
„Lillith, wir wollen nur den Kristall, danach lassen wir dich auch in Ruhe", sagte Ceiron, allerdings hörte selbst ich heraus, dass es eine Lüge war, weshalb auch die Verrückte wieder lachte.
„Den musst du mir schon gewaltsam entreißen", sagte sie, ehe sie plötzlich in den Himmel schoss und einfach verschwand.
„Scheiße!", fluchte Ceiron, ehe er den Wolf ansah, welcher augenblicklich auf mich zukam. Seine großen Pfoten setzte er elegant voreinander und nur langsam pirschte er sich an mich heran.
Wie das Raubtier, was es nun mal war.
Ich taumelte rückwärts vor Angst und spürte wie mein Herz mir bis zum Hals schlug.
„Ceiron", quiekte ich und fiel über eine Wurzel. Ceiron rührte sich nicht und schaute mich nur belustigt an, was mir nur wieder seine Arroganz vor Augen hielt.
Na ganz toll. Jetzt wurde ich den Wölfen auch noch zum Fraß vorgeworfen.
„Rea hör auf ihr Angst zu machen", hörte ich Ceiron dann doch sagen, weshalb ich ungläubig zwischen dem Wolf und Ceiron hin und her blickte.
Ich erkannte die blauen Augen von Rea, aber wie zur Hölle war das möglich?
„Rea?", stotterte ich perplex, ehe ich mich vorsichtig von dem Boden erhob und mir den Dreck von der Hose schlug.
„Lass uns zum Haus. Ich erkläre es dir", sprach Ceiron beruhigend, als ich meine großen Augen auf ihn richtete.
„Alles?", fragte ich fordernd, denn das war er mir definitiv schuldig.
„Alles, was du wissen musst", gab er beschwichtigend zu, allerdings wusste ich schon in dem Moment, dass dies sicherlich nicht sehr viel beinhalten würde.
Dennoch ließ ich es zu, dass Ceiron meine Hand nahm und mich an dieser durch den Wald führte. Alleine diese Berührung schaffte es mein Inneres in Ekstase zu versetzen. Ich hatte so viele Empfindungen und mir fiel es schwer mich daran zu erinnern immer einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Die Wölfe verschwanden in eine andere Richtung. Nur die leisen Schritte von Ceiron und mir waren zu hören, so wie mein Atem, welcher sich von Sekunde zu Sekunde verschnellerte.
Je näher ich meinen Antworten kam, umso unsicherer wurde ich. Wollte ich wirklich in all das eingeweiht werden?
Kurze Zeit später erkannte ich das Haus, welches noch immer so beschädigt dastand. Ceiron führte mich wortlos hinein und ging mit in das Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch setzte. Ich blieb einfach so vor ihm stehen, denn so hatte ich immerhin noch eine kleine Chance zu flüchten, falls dies notwendig sein würde.
Er sah mich abwartend an und auch ich sah ihn nur schüchtern entgegen. Wie sollte man so ein Gespräch auch anfangen?
„Hast du keine Fragen?", harkte er nach, wobei auf seine Lippen ein kleines Schmunzeln entstand, welches er versuchte zu verbergen.
„Doch schon, irgendwie", flüsterte ich unbeholfen. Die Art und Weise, wie Ceiron mich ansah, machte mich zunehmend nervöser. Sein Blick sorgte für eine Gänsehaut, welche sich vom Nacken bis über meine Arme zog.
Er sah mich an, als wäre ich etwas Besonderes, aber auch als wollte er sich jeden Moment auf mich stürzen. Ich wusste nicht, wie ich diesen Blick sonst hätte umschreiben können.
„Also Wölfe?", fragte ich mit zittriger Stimme und hätte mich für diese dämliche Frage selbst ohrfeigen können.
Natürlich Aislinn! Kaninchen waren es definitiv nicht im Wald ...
Ceiron schaute mich nur mit erhobenen Augenbrauen an, als wartete er, ob noch etwas hinterherkam.
„Bist du auch ... also ein", stotterte ich wieder nicht sonderlich attraktiv vor mich her. Allerdings noch bevor ich hätte den Satz beenden können, erfüllte lautes Lachen das Haus und Rea und ein anderer kamen nur mit Shorts bekleidet hinein. Ich schaute eilig weg. So viel nackte Haut war mir eindeutig zu unangenehm.
„Ein Wolf? Momentan verhält er sich eher wie ein Welpe", lachte Rea und bekam von Ceiron ein bedrohliches Knurren. Dieses Geräusch aus seiner Kehle versetzte mich augenblicklich in Angst und ich schreckte einige Schritte zurück.
In welchen falschen Film befand ich mich hier eigentlich?
„Ich heiße Cillian", sagte der mir bis dahin Unbekannte. Ich erinnerte mich an den Abend mit meinem Motorrad und erinnerte mich auch daran, dass einer der Jungs sagte, dass Cillian mein Motorrad nahm und dieses zu Schrott gefahren hatte.
„Der Cillian?", zischte ich, weshalb dieser sich verlegen den Nacken kratzte.
„Ja sorry wegen deines Bikes", sagte er und hielt mir seine Hand entschuldigend hin, welche ich aber geflissentlich ignorierte.
„Tut mir wirklich leid. Ich bin oftmals etwas hitzig", sagte er noch, allerdings ging mir seine Entschuldigung recht herzlich am Hintern vorbei.
Dieses Kind war bereits in den Brunnen gefallen und qualvoll ertrunken. Daran konnte nun niemand etwas ändern, aber ich wusste bereits in dem Moment, dass ich ihn nie mögen würde.
„Okay, nur so für mein Verständnis, ihr seid also wirklich Wölfe?", fragte ich nochmals das unübersehbare, weshalb jetzt alle drei nickten.
„Und was war das für eine Geistesgestörte im Wald?", fragte ich weiter.
„Lillith. Sie ist schon seit geraumer Zeit unsere Feindin. Sie will die Halo-Kristalle an sich nehmen, um dann alle 5 Elemente zu beherrschen", klärte Ceiron mich auf. „Den ersten Halo-Kristall hat sie bereits, wie du sicherlich gesehen hast."
„Was hat sie mit denen vor, wenn sie alle hat?", harkte ich nach, weshalb Ceiron einen bedrückten Gesichtsausdruck auflegte.
„Eine berechtige Frage, aber die kann ich dir nicht beantworten", gab er wahrheitsgemäß zu.
„Und was hat das Ganze mit mir zu tun?"
„Sie weiß, dass du seine Schwäche bist", antwortete mir Rea mit einem Nicken zu Ceiron und einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen, weshalb Ceiron ihn wieder böse anfunkelte. Ich wusste nicht, was Rea damit meinte, aber was ich wusste war, dass Ceiron anscheinend etwas dagegen hatte, dass ich es erfuhr.
Als die Worte mein Gehirn erreichten, musste ich auflachen.
„Seine Schwäche?", wiederholte ich noch immer lachend.
„Das eigentliche Problem ist, wir müssen sie aufhalten und da du nur ein Mensch bist, stehst du mir dezent im Weg", sagte Ceiron, was mir sofort wieder einen Stich versetzte.
Wieso musste er seine Abneigung mir gegenüber so offen zeigen? Konnte er nicht einfach mal versuchen, mir kein schlechtes Gefühl zu geben?
„Glaube mir, ich hatte nicht vor, dir im Weg zu stehen!", zischte ich, bereits wieder sauer über sein dummes Verhalten. Als wäre ich freiwillig in dieser ganzen Sache verwickelt gewesen!
„Aber dennoch tust du es", sagte er ebenso sauer.
Rea neben uns seufzte und verdrehte genervt seine Augen.
„Ihr seid schlimmer, als ein altes Ehepaar", sagte er, ehe er Cillian auf die Schulter klopfte und diesem deutete, dass sie gehen sollten, damit Ceiron und ich das unter uns klären konnten.
Ich sah den beiden sehnsüchtig hinterher. Wie konnten sie mich nur mit dem arroganten Monster alleine lassen?
Nur vorsichtig drehte ich mich wieder zu Ceiron herum, welcher mich nochmals mit diesem seltsamen Blick musterte.
„Haben wir denn alles geklärt?", fragte er ausdruckslos und schaffte es, dass mir die Kinnlade herunterklappte.
„Nein! Absolut gar nichts ist geklärt", sagte ich aufgebracht, da er mich anscheinend so schnell, wie möglich wieder loswerden wollte.
„Hör mal, du weißt bereits viel zu viel. Sieh es einfach als Schutz für dich. Je weniger du weißt, umso besser für dich", meinte er. Allerdings sah ich das ganz anders.
„Und was mache ich, wenn mich wieder diese Durchgeknallte angreift mit ihrem ...", sagte ich aufgebracht und fuchtelte dabei wild mit den Händen. „... Luftdings".
Ceiron seufzte und fuhr sich mit seinen Händen verzweifelt über das Gesicht.
„Dir passiert nichts. In der Hinsicht musst du mir einfach vertrauen", sagte er nun mit sanfterer Stimme.
„Dir vertrauen?", fragte ich ungläubig. Wie sollte ich ihm denn vertrauen, wenn er mir nicht einmal die ganze Wahrheit sagen konnte?
Er sah mich nachdenklich an, so als überlegte er, ob er mir nicht doch noch etwas zu sagen hatte, jedoch löste er viel zu schnell seinen Blick von meinen.
„Glaub mir, du bist überall sicher, solange du dich von hier fernhältst", sagte Ceiron wieder so kühl, dass mir das Blut in den Adern gefror.
„Und ganz besonders von mir", fügte er hinzu, ehe er an mir vorbeiging und mich einfach in dem riesigen Wohnzimmer stehen ließ.
Wieder einmal ...
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