9.
Oscar
Schwer atmend schrecke ich aus meinem Schlaf hoch.
Ein Alptraum.
Ein Flughafen, Menschenmassen...
Oscar. Ruhig bleiben und durchatmen.
Kurz schließe ich die Augen, ehe ich meinen Blick auf mein Handy werfe.
Gerade ist es 7.15, also kann ich noch schön weiterschlafen, denn heute habe ich frei und darf dann auch winemaker das tun, was ich morgens am liebsten mache und das ist nun einmal schlafen.
Allerdings lasse ich meine Augen kurz auf dem Bildschirm hinunter wandern und bleibe bei einer Nachricht auf Instagram stehen.
Hey Oscar.
Ich...ich bräuchte noch einmal ein offenes Ohr.
Ich würde auch nach London kommen, mit dem Zug ist es ja nicht weit...
Es wäre auf jeden Fall toll, aber ich kann auch verstehen, wenn du keine Zeit hast
- L
Sofort geht bei mir eine Alarmglocke los und die Müdigkeit, die gerade noch auf mir lag, scheint sie verflogen.
Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, klicke ich dir Nachricht an.
Ich habe immer ein offenes Ohr für dich, bist du denn schon auf dem Weg?
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten.
Ja, der Zug ging um 6.44, ich konnte nicht da bleiben.
Das hört sich ganz und gar nicht gut an.
Mein Herzschlag verschnellert sich ein wenig, denn wenn es nicht absolut ernst wäre, dann würde er nicht im Zug sitzen.
Okay, ich bin für dich da. Wann kommst du an?
„Gegen 8"
Darauf schicke ich nur noch einen Daumen hoch und schwinge mich dann aus dem Bett.
Der Jüngere fährt nicht ohne Grund mitten in der Nacht nach London.
Etwas muss passiert sein, aber was?
Gestern war doch noch alles in bester Ordnung?
Sofort gehe ich ins Bad, werfe mich in ein dickeres T-Shirt und eine lockere Stoffhose, ehe ich die Haare kämme.
Gott sei Dank habe ich direkt geduscht, als ich gestern angekommen bin.
Nach London Marylebone ist es von mir auch eine zwanzig minütige Fahrt, sodass ich gegen 7.40 spätestens in der Bahn sitzen muss, am besten eine früher.
Ich fühle mich wie in meinem Tunneln, in den ich immer Falle, wenn ich kurz vor einem Rennen bin.
Nur noch intensiver.
Die Menschen um mich herum nehme ich fast nicht wahr, dabei ist die Straßenbahn rappelvoll, da ich mitten im Berufsverkehr gelandet bin.
In der Bahn muss ich sogar stehen, allerdings sind die Menschen wohl zu müde oder zu alt, um mich zu kennen, sodass ich es ohne jegliche Zeitverzögerungen zu dem Gleis schaffe, an dem der Zug aus Oxford ankommen sollte.
Die Morgensonne ist mittlerweile komplett aufgegangen und scheint munter vom Himmel.
Ein schöner Tag kündigt sich wohl an, jedoch kann ich gerade nicht darüber nachdenken.
Der Zug ist noch nicht in Sicht, also lehne ich mich an eine der hohen und kalten Steinsäulen, Schaue, ob ich noch eine Nachricht bekommen habe, aber nein...
Ein Piepen lässt mich wieder vom Handy aufschauen, ehe auch schon einen Durchsage ertönt.
„zurücktreten auf Gleiß 5, der Zug aus Oxford trifft ein"
Wieder beschleunigt sich mein Herzklopfen, wobei ich nicht einmal genau sagen kann, wieso.
Sobald der Zug in meinem Schiftend auftaucht, beginnen meine Hände zu schwitzen.
Irgendwie bin ich aufgeregt.
Mit einem Quietschen kommt der Zug zum Stehen und viele Menschen eilen hinaus, doch meine Augen finden direkt die Person, die ich suche.
Blasses Gesicht, hängende Schultern...
Das Shirt muss außerdem auch wahllos angezogen worden sein, denn es erscheint mir viel zu kalt für diese Uhrzeit.
Schnell schreite ich auf den Jüngeren zu, der mich jedoch noch nicht bemerkt hat.
Erst, als er seinen Blick vorsichtig von dem grauen Steinboden hebt, erkennt er mich und rennt fast auf mich zu.
Wie von selbst schlingen sich meine Arme um ihn, während er auch sofort in diese flüchtet.
Tränen rennen über seine Wangen und generell scheint der gebürtige Brite komplett fertig zu sein.
Sanft streiche ich ihm über den Rücken, sodass ich immer und immer wieder deutlich das Beben spüre, das durch seinen Körper geht.
Jedoch steigt auch mit jeder Sekunde, die er Jüngere nichts sagt, immer mehr meine Besorgnis.
So, wie er weint, kann das ja nur absolut schlimm sein.
„Hey, Luke, was ist denn passiert?",erkundige ich mich dann doch nach einer Weile, denn der Brite ist ruhiger geworden und scheint nicht mehr zu weinen.
„Sag...sagen wir es mal so...Ich...ich ha..ha..habe Meine Lektion auch bekommen",schnieft der Hitech-Pilot leise.
Verwirrt runzle ich die Stirn.
Wie meint er das?
„Naja, du meintest gestern, dass du durch Robert eine Lektion gelernt hast, die ich durch Nelly auch gelernt habe. Nelly ist meine Freundin gewesen.",kommt es leise über seine Lippen und sofort steigt Mitleid in mir auf.
Ja, Luke meinte gestern, dass es nicht so gut lief, aber dass es so schlecht ist...
Nachfragen, was genau vorgefallen ist, will ich auch nicht, denn das soll er von sich aus erzählen. Ich will ihn ja auch zu nichts zwingen.
„Oh, das tut mir sehr leid. Das hast du nicht verdient",murmele ich genauso leise.
„Es Ist nun einmal so...nur konnte ich nicht alleine damit um. Ich musste mit jemandem reden und alle anderen sind noch in Österreich. Es tut mir leid, dass du dir extra die Mühe machen musstest, um mich hier aufzusammeln, aber danke, dass du gekommen bist",hebt Luke seinen Kopf und schaut mich aus rot unterlegten blauen Augen dankbar an.
„Das ist selbstverständlich und ich stehe ja auch zu meinen Worten. Ich habe ein offenes Ohr für dich, also alles gut. Ich bin aus freien Stücken hier"
Ein leise und gedämpftes Lachen kommt über Luke's Lippen, was ihn selbst überrascht dreinschauen lässt.
„Wollen wir dann? Ich kann mir vorstellen, dass du zu einem Kaffee nicht nein sagen würdest?",biete ich ihm an.
„Du...Du willst auch noch mit mir Kaffee trinken gehen?",werden die blauen Augen ganz groß,"Ich bin doch gerade nur ein Trauerkloß, mit dem man nichts anfangen kann."
Komisch...diese Worte habe ich doch schon einmal gehört.
Schnell schüttle ich den Gedanken ab und wende mich wieder Luke zu.
„Natürlich. Du sollst ja auch nicht umsonst hierher gefahren sein. Ich lade dich ein, komm".
Ich versuche es mit einem aufmunternden Lächeln, was aber nur so semi gelingt, denn Luke wirkt noch immer sehr niedergeschlagen.
„Willst du hier in der Stadt oder lieber näher an meiner Wohnung?",frage ich weiter.
„Du kennst dich hier besser aus, also überlasse ich die Entscheidung dir",meint Luke leise, während ich den Weg zurück zur Straßenbahn einschlage.
Bei mir in der Gegend gibt es wirklich viele Cafés, die leckeres Frühstück anbieten und genau das sollten wir uns holen, denn Luke sieht so aus, als würde er das gebrauchen können und auch ich verspüre...ein Hungergefühl?
Glücklich gluckse ich auf.
Das erste Mal verspüre ich dieses Gefühl seid....seid dem Mittwoch in Spanien.
„Wow, du wohnst echt schön",staunt Luke, als wir in dem Viertel, in dem ich lebe, wieder aussteigen.
Der Kopf des Jüngeren dreht sich neugierig hin und her, scheint alles aufzufangen, was er sehen kann.
„Danke. Mir gefällt es auch. Außerdem gibt es hier viele Restaurants und Cafés. Dir zeige ich jetzt eins von meinen Lieblingen.",erkläre ich meinen Plan.
„Ich habe aber nicht wirklich Appetit",gibt Luke zu und sofort ist die Traurigkeit wieder da.
„Das Gefühl kenne ich, aber vielleicht schaffen wir ja eine Portion, wenn wir sie teilen?",versuche ich es doch.
Kurz scheint der Jüngere nachzudenken, nickt dann aber, was mich erleichtert aufseufzen lässt.
„Dann mal los. Ich hoffe, du magst Pancakes"
„Der Name „Pancake-heaven" ist echt nicht untertrieben.",murmelt Luke, als er sich einen weiteren Bissen des mit Sirup begossenen Pancake in den Mund schiebt.
Ich bin dieses Mal meinen Schokoladenpancakes untreu geworden und habe die Version mit vielen Früchten bestellt, die Luke zu schmecken scheint, was die Hauptsache ist.
Der Brite wirkt schon wieder ein wenig fröhlicher, zumindest, wenn ich ihm etwas über London erzählt habe, doch wenn man ganz genau hinschaut, dann erkennt man Schmerz in seinen Augen, der mir gar nicht gefällt und nur zu gern wüsste ich den Grund, allerdings wird Luke schon von selbst damit herausrücken.
Im Moment rührt der Jüngere gedankenverloren in seinem Latte Macchiato herum, sodass der Milchschaum schon die Farbe des Kaffees angenommen hat.
Er scheint nachzudenken, wirkt aber nicht mehr so hektisch wie sonst schon.
Das ist gut oder?
Eine Weile sitzen wir noch herum, ehe ich mich aufmache und für uns bezahle.
„Und, was steht jetzt an?",Will ich Luke ein paar Freiheiten geben.
„Könnten wir vielleicht zu dir? Ich würde gerne reden, aber in der Öffentlichkeit fühle ich mich einfach nur wohl genug. Also nur, wenn es keine Umstände macht",werden die Wangen des Briten leicht rot.
„Auf keinen Fall. Es ist vielleicht nur ein wenig...unaufgeräumt, aber ich kann dir versichern, dass nichts zu leben begonnen hat",versuche ich einen kleinen Scherz.
„Dann ist gut",scheint der Witz anzukommen, denn Luke beginnt schief zu grinsen,"Dann würde ich sagen, dir nach Oscar"
Munter laufen wir also los, während die warme Sonne auf uns hinunter scheint.
🩷
Und da haben wir auch Mister X Identität entlarvt 🤭
Aber ich denke, dass ihr nach dem letzten Kapitel alle raushattet, dass es Luke ist🙈
Was haltet ihr von der Kombination?🩷
Ich hoffe auf jeden Fall, dass es euch gefallen hat wünsche euch einen schönen Start in die Woche 🩷
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