19.


Luke

Die Tatsachen auszusprechen macht es nicht wirklich besser, sondern eher schlimmer. 
Ich bin der Grund, dass mein Vater wahrscheinlich noch immer im Krankenhaus liegt.
Ich, einzig und allein ich.

Dabei wollte ich doch nicht einmal etwas schlimmes...
„Luke, sage sowas nicht",zieht Oscar mich fest an sich, doch ich kann nur den Kopf schütteln.

„Es ist wahr, ich habe ihn abgelenkt und dadurch ist der Wagen von der Strecke abgekommen. Es ist meine Schuld, einzig und allein.",zittert meine Stimme, sowie auch mein Körper immer noch sehr gefährlich.

„Willst du vielleicht erzählen, was genau passiert ist? Du muss natürlich nicht, wenn du nicht willst, aber vielleicht hilft es.",streicht Oscar mir nun behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und mustert mich mit einer Besorgnis in den Augen, bei der ich fast wieder in Tränen ausgebrochen wäre.

„Gebe...gebe mir bitte noch einen Moment?",schniefe ich leise.
„Immer Luke. Ich bin für dich da",werde ich wieder feta in die Arme genommen.

Oscars Umarmungen sind einfach toll und am liebsten würde ich für immer in Oscars Armen liegen bleiben.
Als ich gemerkt habe, dass ich mir seine Anwesenheit nicht einbilde, habe ich ihn sofort reingelassen, denn ich habe ihn vermisst.

Zwar war er nur in Amerika, aber trotzdem habe ich ihn so vermisst.
Alles in mir wollte zu ihm und in seine Arme, wie in Belgien.

Es war einfach toll und vielleicht hatte Paul doch recht...ganz eventuell habe ich mich in Oscar  verliebt, aber da kann ich gerade nicht drüber nachdenken.

Ich bin einfach nur mehr als froh, dass er da ist und mich hält.
Er ist der Einzige, den ich sehe;wollen würde, in so einer Situation und das nicht, weil er mich schon einmal so am Boden gesehen hat...Ich habe einfach das Gefühl, dass er mich am besten versteht.

Sebas und Pepe haben es zwar auch schon versucht, jedoch...ich weiß auch nicht...
Und meiner Mutter kann ich gerade am allerwenigsten gegenübertreten...immerhin bin ich der Grund, dass der Mann, den sie liebt, vermutlich noch im Krankenhaus liegt.

„Wie...wie kommst du so schnell hierher?",erkundige ich mich bei Oscar, der wieder damit begonnen hat, sanft über meinen Rücken zu streichen.
„Sebas hat mich angerufen und eine Stunde später saßen wir im Flieger. Luke, ehrlich...wenn jemand mich anruft und mir sagen würde,dass du einen Unfall hattest... Ich wusste, was zutun ist.",spricht er leise zu mir, was mein Herz ein paar Takte höher schlagen lässt.

Oscar ist sofort hierher...
Das hat doch auch etwas zu bedeuten oder?

„Kannst du hierbleiben?",frage ich leise, was kindisch klingt, aber Oscar bei mir zu haben bringt mich echt runter.
„So lange du willst...und wenn deine Mum es erlaubt.",lächelt Oscar ehrlich, während ich schnell nicke.

„Das wird sie. Vorausgesetzt, sie wird nicht sauer sein, wenn ich ihr erzähle, was passiert ist.",Murmel ich leise,"Ich wollte einfach nur den Weg navigieren, aber die Sonne stand so tief und man konnte alles so schlecht erkennen. Weil er fast falsch abgebogen ist, habe ich geschrieen und dann ist er voll in die Eisen und Zack, da war dann der Baum. Hätte ich nicht angefangen, zu diskutieren, dann wäre das alles nie passiert",kullern mir die Tränen sofort wieder die Wangen herunter.

Sofort legt sich ein warmes Paar Hände auf meine Wangen, die die Tränen sofort wieder verschwinden lassen.
„Luke, wenn dann war es einzig und allein die tiefer stehende Sonne, die deinen Vater geblendet hat. Du bist nicht schuld und das werden die anderen auch so sehen. Hast du den Leuten im Krankenhaus denn erzählt, was genau passiert ist?",streicht Oscar mir mitfühlend über die Wangen.

„Natürlich. Ich kann sie je nicht einfach anlügen, denn sonst würden sie ja nicht richtig behandeln.",Murmel ich weiter und schaue nach unten, schaffe es nicht, Oscars Blick stand zuhalten.
Es ist mir so unglaublich peinlich und es tut mir so leid.

„Dann werden sie deiner Mutter schon lange erzählt haben, was passiert ist. Sie werden sie ja wohl nicht im Dunklen tappen lassen, was deinen Vater betrifft, wenn ich ehrlich bin...",erklärt Oscar mir sanft, was jedoch trotzdem Panik in mir aufsteigen lässt.

Das hatte ich gar nicht bedacht.
Was mag meine Mum nun bloß von mir denken?

„Ich...ich...dann...",finde ich die Worte nicht, um das auszudrücken, was mir auf der Zunge brennt , doch Oscar scheint zu verstehen, denn er zieht mich sanft an mich und bietet mir durch die Umarmung erneut Schutz.

„Sie weiß es, ja und hat sie dich darauf angesprochen? Hat sie dich dafür verantwortlich gemacht?",stellt Oscar nur noch rein rhetorische Fragen.

Stumm schüttle ich meinen Kopf.
Er hat ja recht.
„Dann rede am besten mit ihr, sie macht sich doch auch nur Sorgen um dich. Ihr fällt es auch nicht leicht, dass du dich einfach so hier einschließt und dich abschottest.",drückt Oscar mich wieder ein Stück von sich weg.

„Ich weiß Oscar...Aber ich kann das gerade einfach noch nicht",Murmel ich betreten und wage es noch immer nicht, dem Australier in die Augen zu schauen, einfach aus Angst, doch etwas Negatives in ihnen zu finden.

„Lasse dir alle Zeit der Welt, die du brauchst. Wichtig ist, dass du im Nachhinein erklärst, was los war, damit alle es besser verstehen können. Pepe und Sebas sind ebenfalls hier, sind extrem nach London gefahren, um Logan und mich abzuholen...Bleibe ruhig, aber rede, wenn du dich im Stande dazu fühlst"

„Das werde ich, ich verspreche es dir, aber...ich denke, dass ich einfach noch einen Moment brauche, um...Ich weiß nicht...alles sacken zu lassen? Ich kann es selbst nicht beschreiben",hebe ich nun doch, wenn auch zögerlich, meinen Blick und sofort schubsen warme, braune Augen mich aufmunternd an.

„Okay, soll ich sonst nach unten gehen und eben bescheid sagen, dass alles okay ist?",bietet Oscar an und auch wenn ich ihn nur ungern gehen lasse, willige ich ein.

Immerhin sollte ich sie wirklich nicht im Dunkeln tappen lassen, denn sie machen sich ja auch nur Sorgen.
„Aber nur, wenn du danach wieder kommst",lege ich noch meinen Kopf schief, als Oscar schon halb aus der Tür raus ist.
„Ich dachte, dass wäre klar",huschst ein warmes Lächeln über Oscars Lippen, was sich einen Bruchteil einer Sekunde später auch auf meinem abbildet.

Wie macht Oscar das bloß?
Es ist manchmal wirklich bewundernswert, wie der Ältere es schafft, meine Stimmung sofort zu heben, egal, wie schlecht es mir geht.

Sobald die Tür ins schnellste fällt, falle ich auch zurück in die weichen Kissen und schließe sofort meine Augen.
Dass Oscar hier ist, hilft mir ungemein, denn ich hätte mir das sonst so schnell nicht eingestanden, denke ich.

Auch wurde ich noch einmal felsenfest davon überzeugt, dass ich mich verliebt habe, aber wie kann man sich auch nicht verlieben?
Oscar ist so perfekt...Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll.

Von Kopf bis Fuß und von innen nach außen ist er all das, was ich dachte, in Nelly gefunden zu haben.
Alles fühlt sind so leicht an und ihn in meiner Nähe zu haben, ist einfach das Tollste im Moment.

Da stellt sich nur noch die Frage, ob er genauso empfindet, wobei er eigentlich nicht einfach so aus Amerika hierher fliegt, nur, weil ich einen Unfall hatte...

Logisch und einfach erdacht, würde alles darauf hindeuten, dass er sich Gefühle für mich hat, aber man kann ja nie ganz wissen...
„Wissen wirst du es nur, wenn du ihn fragst",erinnert mich eine Stimme in meinem Kopf.

Sofort seufze ich genervt auf, wobei sie ja eigentlich recht hat...
Aber das kann noch ein Weilchen warten, denn erst einmal sollte ich die Schuldgefühle loswerden.

Selbst mir wurde im Krankenhaus, nein sogar schon an der Unfallstelle gestern erklärt, dass es nicht meine Schuld war, aber so richtig ankommen will das Ganze bei mir auch nicht.

Vermutlich sollte ich wirklich noch einmal richtig darüber reden, denn sonst komme ich über ich über die Sache auch nicht weg.
„Schläfst du?"

Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass Oscar wieder hineingekommen ist.
„Nein",schüttle ich leise meinen Kopf und merke im nächsten Moment, wie Oscar sich neben mich legt und die Decke über uns beide wirft.

„Deine Mum hat mir das bestätigt, was ich vermutet habe. Sie weiß Bescheid und ist nicht sauer auf dich, kann dich auch verstehen, dass du ein wenig Zeit brauchst.",senkt er seine Stimme und zieht mich fest in seine Arme.

„Okay, danke",Murmel ich einfach nur, merke schon, wie ich in Oscars Armen komplett zur Ruhe komme und schläfrig werde.
Das war dann wohl doch ein wenig viel Aufregung in den letzten 48 Stunden.

„Immer gern und jetzt bleibe ich erst einmal bei dir, wenn dir das Recht ist",meint Oscar lachend, während ich mich enger an ihn kuschle.
„Nichts lieber als das"

„Okay, dann soll es so sein",landet eine Hand von Oscar auf meinem Rücken,"Schlaf gut Luke. Bis morgen und ruhe dich aus. Ich bleibe bei dir."

🩷

Und damit einen schönen Start in die neue Woche🩷

Ich gehe mal davon aus, dass ich eure schlimmsten Befürchtungen nicht habe wahr werden lassen, was den Unfall angeht...
Luke selbst kommt hier ja doch schon ein ganzes Stück weiter mit seinen Gefühlen...
Sie es sich entwickelt, das werden die nächsten Kapitel noch zeigen 😉

Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat und ein riesiges Dankeschön für euren Support🩷

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