#42 Lesenacht
Maudado
Langsam lief ich zur Schule, kickte dabei kleine Steinchen vor mich her. Ich fühlte mich mies.
Ich hatte Micha gestern Abend ignoriert. Jeden einzelnen seiner Anrufe hatte ich auf meinem Handy aufblinken sehen, genauso wie ich jedes verdammte mal seinen Klingelton ertragen habe.
Jede einzelne Nachricht hatte ich gelesen und ja, sogar als er geklingelt hab, blieb ich einfach auf meinem Bett sitzen und tat so, als würde es nicht existieren.
Meine Mutter war weg, keine Ahnung wo. Vermutlich doch wieder in einer Bar, es war immerhin Abends ich glaube kaum, dass sie einkaufen geht oder so.
Nachdem jedenfalls das klingeln aufhörte, ging ich schnell zum Fenster und sah Micha weg gehen. Auch er war am Boden zerstört, dass sah man ihm an.
Ich glaubte sogar, dass er weinte. Es sah so aus, als würde er sich über die Augen wischen. Das versetzte mir einen kleinen Stich, auch als ich daran zurück dachte. Ich wollte und konnte ihn so nicht sehen, aber ich war einfach verletzt gewesen.
Ich hatte mich wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt, er hatte mit Manu so angestrengt viel zu tun, ich hätte ihm sowieso nicht helfen können und war nur ein Störfaktor.
Trotzdem bekam ich mittlerweile Zweifel, ob das nicht doch übertrieben war. Er war extra her gekommen, wollte sich persönlich bei mir entschuldigen.
Was wenn er jetzt dachte, ich war eine nachtragende, übertreibende Zicke? Er wollte bestimmt nicht so was als Freund... Ganz sicher nicht...
Erneut musste ich mit den Tränen kämpfen. Gestern hatte ich so viel geweint, irgendwann kam nichts mehr und ich bin mit Kopfschmerzen schlafen gegangen, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte.
Ich war mir sicher gewesen, ich hätte all meine Tränen gestern aufgebraucht doch dem war wohl nicht so.
Ein letztes mal atmete ich durch und betrat dann das Schulgelände. In der Klasse angekommen musste ich feststellen, dass kaum jemand da war, Micha war keiner der Anwesenden.
Ich setzte mich auf meinem Platz neben Max, der zu meinem Unglück schon da war und mir einen gehässigen Blick zuwarf als er mein trauriges Gesicht sah. Sagen tat er jedoch nichts, wofür ich ihm ausnahmsweise mal dankabr war.
Mein Blick klebte an der Tischplatte und insgeheim hoffte ich nun doch irgendwie, dass Micha nicht kommen würde, doch das war auch unsinnig.
Wir mussten das irgendwann nunmal klären und das würde wohl oder übel in der Pause passieren.
Kurz vor Unterrichtsbeginn kam er. Mein Freund, Micha, und oh Gott, ich wäre so gern zu ihm hin gegangen und hätte ihn umarmt, in geküsst doch ich konnte nicht.
Beim genaueren hinsehen konnte man erkennen, dass es ihm gar nicht gut ging. Seine Haare waren nicht so gemacht wie sonst, es war eher kraftlos einfach nur grob durch gekämmt worden und sein Blick war ebenso wie meiner vorhin starr zu Boden gerichtet.
Was hatte ich nur getan....
Nun hoffte ich wirklich, dass wir das in der Pause klären konnten, es tat mir so unnormal weh ihn so zu sehen! Weiter denken konnte ich aber nicht, da schon der Lehrer kam und den Unterricht begann.
Die Doppelstunde zog sich wie Kaugummi, ich hoffte einfach nur, dass sie schnell vergehen würde, was sie natürlich nicht tat.
Ich wollte doch einfach nur mit Micha reden! Aber das konnte ich nicht.... Noch nicht
»So, ihr macht bitte als Hausaufgabe auf den beiden Seiten die 5 Aufgaben zu der Kurzgeschichte und dann dürft ihr jetzt auch einpacken.«
Endlich! Es hatte schon vor fünf Minuten geklingelt, aber der Lehrer beendet ja bekanntlich den Unterricht...
Ich packte mein Zeug ein und sprang auf um gleich zu Micha zu gehen, doch da sah ich seinen Schwarzen Rucksack schon aus der Tür verschwinden.
Beruhig dich Maurice.. Er wartet bestimmt draußen.. Er will das genauso sehr klären wie du auch! Ganz bestimmt...
Und tatsächlich. Als ich aus der Tür schritt, wurde ich am Arm gepackt und einfach den Gang entlang mit gezogen, in Richtung der Musikräume.
Die schwere Glastür fiel hinter uns zu und wir befanden uns nun in einem leeren, leisen Gang, indem man sich in der Pause eigentlich nicht aufhalten durfte.
Aber das war mir sowie Micha total egal.
»Maurice es tut mir so unendlich Leid, das was gestern passiert ist war überhaupt keine Absicht! Ich weiß nicht mal, wie ich.. « Er stoppte und schluckte. »Wie ich dich vergessen konnte für diese Augenblicke... Ich Liebe dich, das tu ich wirklich!«
Er hatte mich während seiner kleinen 'Rede' an sich gezogen und seine Hände an meine Hüfte gelegt. Er hatte glasige Augen, mit denen er zu mir hinab sah.
Auch mir schienen gleich die Tränen zu kommen.
»Ich will dich nicht verlieren, erst recht nicht durch meine Dummheit! Das könnte ich nicht verkraften.. Genauso wie ich diesen Streit nicht verkraften kann. Du darfst so wütend auf mich sein wie du willst, aber bitte ignoriere mich nicht mehr und bitte, ich bitte dich darum, bitte verlass mich nicht...«
Nun liefen ihm die Tränen aus den Augen und mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Ich legte meine rechte Hand an seine Wange und strich ihm die Tränen ganz sanft weg.
»Das werde ich niemals...« Hauchte ich Tonlos. »Mir tut es auch Leid.. Es war so kindisch dich zu ignorieren, ich meine du bist sogar zu mir nach Hause gekommen! Und ich hab es einfach ignoriert... Was musst du denn-«
Weiter konnte ich nicht reden. Denn Micha's weichen Lippen lagen auf meinen. Kurz brauchte ich einen Moment um das zu realisieren, doch dann erwiderte ich den Kuss.
Es fühlte sich so toll an, alles kribbelte und mir wurde warm, so sehr hatte ich mich danach gesehnt.
Bald darauf löste er sich wieder und legte seine Stirn an meine. »Psht.. Du musst dich für nichts entschuldigen, okay? Es war meine Schuld, du warst einfach verletzt.«
Ich wusste daraufhin nichts mehr zu sagen, ich wollte so sehr etwas dazu sagen doch es kam einfach nichts aus mir heraus.
»Mauri? Ich weiß, du hast mir verziehen... Aber willst du mich trotzdem als Art "Entschuldigungsgeschenk" auf den Weihnachtsmarkt begleiten? Der startet hier schon total früh und.. Naja, am Wochenende hast du bestimmt Zeit?«
Er nahm wieder etwas Abstand von mir und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
Ich sah ihn überrascht an. Weihnachtsmarkt? Wir beide? Am Wochenende? »Sehr gerne!« Vorfreude kam auf, das würde wundervoll werden!
Ich zog ihn direkt wieder in meine Arme. Er bemühte sich so sehr... und ich habe gestern noch so viele Vorwürfe ihm gegenüber gemacht! Ich idiot...
Und da haben sie es doch noch geschafft! Weihnachtsmarkt also :3
Ich finds nice, wie ich es einfach nicht schaffe, um Punkt halb oder zur vollen Stunde zu updaten...xD
Aber gut.. Immerhin kommts! xD
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